Ein schwerer Motorradunfall katapultiert den siebzehnjährigen Timo aus seinem normalen Leben und fesselt ihn für Monate ans Krankenbett. Auf dem Markwaldhof, einem Rehabilitationszentrum, soll er sich von seinen Knochenbrüchen und dem Schädelhirntrauma erholen. Aber schnell stellt Timo fest, dass sich merkwürdige Dinge im Haus abspielen: Der Junge, mit dem er sich das Zimmer teilt, gilt als Wachkomapatient und hoffnungsloser Fall, doch nachts läuft er herum, spricht und droht Timo damit, ihn zu töten, falls er anderen davon erzählt.
Eine Sorge, die unbegründet ist, denn Timos Sprachzentrum ist schwer beeinträchtigt, seine Feinmotorik erlaubt ihm noch nicht niederzuschreiben, was er erlebt. Und allmählich entdeckt er an sich selbst Fähigkeiten, die neu sind. Er kann Dinge, die er nicht können dürfte. Weiß von Sachen, die er nicht wissen sollte … (Quelle: Loewe Verlag)
Titel: Thalamus Autorin: Ursula Poznanski Verlag: Loewe Verlag, Bamberg Seitenzahl: 448 Genre: Jugendbuch Alter: 14-17 Erste Aufl.: 13. August 2018 Ausgaben: Broschiert, E-Book, Hörbuch ISBN: 978-3785586143 (Broschiert)
Über die Autorin von Thalamus
Ursula Poznanski, geboren in Wien, studierte sich einmal quer durch das Angebot der dortigen Universität, bevor sie nach zehn Jahren die Hoffnung auf einen Abschluss begrub und sich als Medienjournalistin dem Ernst des Lebens stellte. Nach der Geburt ihres Sohnes begann sie Kinderbücher zu schreiben. Ihr Jugendbuchdebüt Erebos erhielt zahlreiche Auszeichnungen (u. a. den Deutschen Jugendliteraturpreis) und machte die Autorin international bekannt. Inzwischen ist sie eine der erfolgreichsten Jugendbuchautorinnen im deutschsprachigen Raum und schreibt zudem Thriller-Bestseller im Erwachsenenbuch. Sie lebt mit ihrer Familie im Süden von Wien. (Quelle: Klappentext Elanus)
Meine Meinung zu Thalamus
Thalamus ist Ursula Poznanskis sechster abgeschlossener Jugendthriller. Inzwischen kann man bereits davon ausgehen, dass jedes Jahr im August ein neuer Jugendroman von ihr erscheint. Wie auch schon bei den Vorgängern gelingt es ihr wortgewandt der Einstieg in die Handlung. Eben mal kurz anlesen heißt dann gleich die ersten sechs Kapitel zu verschlingen. Der Ort der Handlung ist ein typisches Beispiel für einen (Psycho-)Thriller, eine Reha-Klinik inmitten der Botanik, quasi fernab jeglicher Zivilisation. Was kommt einem da nicht alles in den Sinn: lange dunkle Gänge, flackernde Deckenleuchten für die stimmungsvolle Atmosphäre, verzweifelte Schreie von Patienten, der Geruch nach Desinfektionsmitteln,… kurz, der Stoff, aus dem Spannung gemacht wird. Schon in Ursula Poznanskis Erwachsenenthriller Stimmen konnte man etwas von dieser bedrückenden Stimmung spüren. Leider nicht so sehr in Thalamus, denn es wäre in dieser Hinsicht noch einiges mehr möglich gewesen (OK, abgesehen vielleicht von den verzweifelten Schreien der Patienten, die es in Thalamus so nicht gab).
Die Idee hinter dem Buch fand ich sehr gut. Einmal mehr bedient sich die Autorin bei der Wissenschaft und wählt aktuelle technische Entwicklungen, um daraus eine spannende Geschichte zu schreiben. In ihrem Buch Elanus ging es um Drohnen, diesmal liegt ihr Fokus auf neuere Erkenntnisse der Medizin. Mehr zu verraten wäre jedoch ein allzu großer Spoiler an dieser Stelle. Das Thema hat mich jedenfalls von Anfang an fasziniert und ich hatte auch kein Problem damit, das Buch innerhalb von drei Tagen zu lesen. Vielleicht war mir beim Lesen mein medizinisches Wissen von Nachteil, denn ich ahnte irgendwann schon, wohin die Reise geht. Ich denke aber, dass es für die meisten Leser des Buches eine interessante Überraschung werden könnte, denn die Autorin zögert die Lösung recht weit hinaus, um die Spannung hoch zu halten.
Die Charaktere im Buch haben mir gut gefallen. Die Hauptperson ist der 17-jährige Timo, der nach einem schweren Verkehrsunfall im Rehazentrum Markwaldhof landet, wo an seiner baldigen Genesung gearbeitet werden soll. Schon am ersten Tag lernt er den gleichaltrigen Carl (mit „C“) kennen und findet in ihm einen Freund. Neben Timo hat mir Carl als Person am besten gefallen, was wohl an seiner ungezwungenen Art liegt, mit der eigenen Situation in der Klinik umzugehen. Er ist meist gut drauf und versucht auch vom ersten Tag an Timo das Gefühl zu geben, nicht alleine mit seinen Problemen zu sein. Doch auch die anderen jugendlichen Patienten spielen immer wieder eine Rolle und Ursula Poznanski bemüht sich sehr, ihnen allen zumindest eine kleine Hintergrundgeschichte mit auf den Weg zu geben. Je weiter die Handlung fortschreitet, umso mehr wird klar, dass im Markwaldhof nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Ursula Poznanski versucht Schritt für Schritt Spannung aufzubauen, allerdings konnte sie mich persönlich nicht immer greifen. Wie bereits erwähnt, hätte ich mir gewünscht, es wäre streckenweise noch etwas unheimlicher gewesen. In manchen ihrer anderen Jugendromane ist ihr das besser gelungen.
Vom Schreibstil her liest sich Thalamus flüssig. Die Sprache ist dem Alter der Zielgruppe angemessen und auch in die Charaktere kann man sich ziemlich schnell einfinden. Gut gelungen fand ich den Schluss der Geschichte. Die Spannung steigt hier nochmal an und es kommt zur Auflösung aller rätselhaften Ereignisse im Buch. Manches fand ich dabei zwar nahe am Rand der Glaubwürdigkeit, allerdings konnte ich mit der Lösung gut leben und sie wirkte auch nicht so sehr an den Haaren herbeigezogen. Ursula Poznanski schreibt auch in ihrem Nachwort, dass die Medizin in ihrem Buch bereits weiter ist, als es aktuell der Fall ist.
Mein Fazit
Mit ihrem neuesten Jugendthriller Thalamus begibt sich Poznanski in die Welt der Medizin und erschuf einen Thriller, der durchaus lesenswert ist, allerdings hätte ich mir in manchen Situationen noch etwas mehr bedrohliche Atmosphäre gewünscht. Die Charaktere sind glaubwürdig und auch sympathisch, die Handlung voller Rätsel, wie man es von der Autorin gewohnt ist. Thalamus ist in meinen Augen nicht der beste Jugendthriller aus Ursula Poznanskis Feder, er muss sich aber gewiss nicht verstecken. Richtig passend und gut gelungen finde ich auch das Cover. Da hat sich der Verlag wirklich viel Mühe gegeben.