Als bekennender Fan der englischen Kultur und Sprache lese ich recht viele Bücher englischsprachiger Autoren im englischen Original. Dass ich englische Originalausgaben meist den deutschen Übersetzungen vorziehe, hat verschiedene Gründe:
➡ Bei Übersetzungen ins Deutsche gehen oft Nuancen der Sprache verloren. Im schlimmsten Fall schafft es der oder die Übersetzerin nicht die Atmosphäre des Buches einzufangen, was das Lesen zu keinem Vergnügen macht. Gerne bleibe ich deshalb beim unveränderten Originaltext des Autors.
➡ Viele gute englische Bücher gibt es auch gar nicht in einer Übersetzung. Ich will aber meinen Lesestoff nicht davon abhängig machen, was deutsche Verlage für würdig erachten zu publizieren. Vor allem unter den Werken relativ unbekannter Autoren kann man bisweilen einige tolle Bücher finden.
➡ Die englischen Ausgaben sind oft wesentlich günstiger zu bekommen, als die deutschen Übersetzungen. Nicht selten werden dicke englische Werke bei der Übersetzung in zwei Bände aufgeteilt und separat verkauft, was vergleichsweise teuer werden kann.
➡ Ich kann die Fortsetzungen von englischen Reihen mit der Erstveröffentlichung lesen und muss nicht erst Monate auf eine Übersetzung warten.
➡ Der rezeptive Wortschatz (Wörter, die man im Textzusammenhang versteht, ohne sie vorher bewusst gelernt zu haben) wird beträchtlich erweitert, je mehr man in einer Fremdsprache liest. Das Textverständnis wird dabei geschult.
➡ Ich finde es einfach viel cooler einen Text im Original zu lesen, so wie ihn der Autor verfasst hat.
Englische Originalausgaben zu lesen hat also für mich viele Vorteile, weshalb sich ein nicht unerheblicher Teil meiner Rezensionen hier im Blog auf diese Ausgaben bezieht, ganz unabhängig von einer deutschen Übersetzung.
Als Englischlehrer (ja, ich oute mich!) möchte ich zudem alle Leser ermutigen selbst zur Originalausgabe zu greifen und es einfach einmal zu versuchen.
Naturgemäß kann das Sprachniveau in Büchern sehr stark schwanken. Lange, verschachtelte Sätze, komplizierte grammatikalische Wendungen und nicht zuletzt ein nicht so gängiger Wortschatz haben Einfluss auf das Textverständnis und reduzieren dadurch oft den Lesespaß.
Aus diesem Grund werde ich bei meinen gelesenen englischen Büchern ab sofort auch eine Einschätzung des Sprachniveaus treffen und in der Rezension mit angeben. Diese unterteilt sich wie folgt:
Sprachniveau 1 von 4 (Einsteiger)
Ein Buch auf relativ niedrigem sprachlichem Niveau, das lediglich grundllegende Sprachkenntnisse erfordert. Ein gängiger Grundwortschatz und einfache grammatische Konstruktionen machen das Lesen vergleichsweise unproblematisch. Meist sind es Kinderbücher für Muttersprachler bis zu 10 Jahren. Diese Bücher sind daher sehr gut geeignet für den Einstieg.
Level A1 (Einsteiger) nach dem Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Fremdsprachen.
Sprachniveau 2 von 4 (Einsteiger)
Ein Buch auf gemäßigtem sprachlichem Niveau, das fortgeschrittene Sprachkenntnisse erfordert. Meist sind es Kinder- und Jugendbücher mit erweitertem Wortschatz und gängigen grammatikalischen Konstruktionen. Geeignet sind sie für Schüler etwa ab dem 3./4. Englisch-Lernjahr bzw. ältere Leser, die ihre Kenntnisse auffrischen wollen.
Level A2 (Grundlegende Kenntnisse) bis Level B1 (Fortgeschrittene Sprachverwendung) nach dem Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Fremdsprachen.
Sprachniveau 3 von 4 (Fortgeschrittene)
Ein Buch auf höherem sprachlichen Niveau, das fortgeschrittene Sprachkenntnisse erfordert. Meist sind es Jugendbücher und Bücher für (junge) Erwachsene. Es kommen gehäuft weniger bekannte Wörter vor, die dann zum besseren Verständnis nachgeschlagen werden müssen. Satzkonstruktionen und Perspektivenwechsel können etwas komplizierter sein.
Level B2 (Fortgeschrittene Sprachverwendung) bis Level C1 (Fachkundige Sprachkenntnisse) nach dem Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Fremdsprachen.
Sprachniveau 4 von 4 (sehr hoch)
Ein Buch auf relativ hohem sprachlichen Niveau, das fortgeschrittene Sprachkenntnisse erfordert. Meist sind es Klassiker (z. B. Dramen von Shakespeare, etc.) mit oft wenig bekannten oder älteren Wörtern, die im alltäglichen Sprachgebrauch nicht (mehr) verwendet werden. Ein gutes Wörterbuch ist hier häufig ein notwendiges Hilfsmittel.
Level C1 (Fachkundige Sprachkenntnisse) bis Level C2 (Annähernd muttersprachliche Kenntnisse) nach dem Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Fremdsprachen.
Ich muss hinzufügen, dass meine Einschätzung, wie bei den Sternen, auch hier nur subjektiv sein kann und es natürlich auch immer vom individuellen Kenntnisstand des jeweiligen Lesers abhängt, wie man mit dem Text zurechtkommt. Ein Buch, das der eine noch als einfach empfindet, kann für andere Leser schon zur großen Herausforderung werden. Die Übergänge sind daher fließend.
Nun findet man in den Kategorien rechts unter der Kategorie „Englisch“ die jeweiligen Stufen als Unterteilung. Die Level des „Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für Fremdsprachen“ sind ebenfalls mit angegeben (siehe auch oben). Damit fällt es ab sofort leichter, nach geeigneten Büchern auf einem bestimmten Sprachlevel zu suchen.
Aller Anfang ist schwer (Tipps)
Wer seit langem wieder mit einer englischen Lektüre beginnen möchte, sollte sich darauf einlassen. Auf den ersten Seiten wird es sicherlich noch schleppend gehen bis man in die Handlung findet. Später wird es dann immer leichter. Versprochen. Hier noch ein paar Tipps:
➡ Beginne mit einer Lektüre auf niedrigerem sprachlichen Niveau, um Frust zu vermeiden.
➡ Vielleicht hat man ja ein Lieblingsbuch bereits (öfter?) auf Deutsch gelesen. Zum Einstieg eignet sich dann auch die englische Ausgabe, weil vieles schon bekannt ist.
➡ Nicht zwanghaft jedes unbekannte Wort im Wörterbuch nachschlagen. Häufige Zwangspausen verderben einem schnell den Spaß an der Lektüre, wenn man zum Beispiel für zwei Seiten eine ganze Stunde benötigt. Versuche den Text eines Abschnitts als Ganzes zu verstehen und ihm dabei die wesentlichen Informationen zu entnehmen (reading-for-gist).
➡ Lies zügig aber nicht zu schnell. Versuche unbekannte Wörter im Textzusammenhang zu interpretieren. Nur wenn der Sinn eines Satzes/Wortes absolut nicht klar werden will, sollten die Wörter nachgeschlagen werden.
➡ Wer sich wichtige Wörter notiert und sie nachträglich lernt, kann seinen Wortschatz beträchtlich erweitern.
Nun wünsche ich noch viel Spaß mit einer englischen Lektüre.
Kommentare zu den Büchern und euren Leseerfahrungen sind jederzeit erwünscht.
Hallo Jay,
ich bin Dank Sandra von Booknapping auf Deinen Blog aufmerksam geworden, bzw. wurde mir Dein Blog heiß empfohlen als ich mich beschwerte, dass es zu wenig Blogs gibt, welche sich im Genre High Fantasy/Sword & Sorcery bewegen (mit Romantacy und YA kann ich persönlich nämlich so gar nix anfangen).
Ich habe mich jetzt etwas durch Deinen Blog gestöbert und bin nun Sandra zu großem und ewigem Dank verpflichtet, denn ich bin begeistert! („Die Getreuen und die Gefallenen“-Reihe wanderte sogleich auf meine WL).
Des Weiteren finde ich es toll, dass Du so manche englischsprachigen Bücher in das gängige Sprachniveau einteilst, denn ich müsste dringendst meine Englischkenntisse verbessern.
Der Grund ist, dass viele Werke nicht ins Deutsche übersetzt werden, warum auch immer. Dies betrifft vor allem auch das Genre Phantastik, ein weiteres Genre dem ich verfallen bin. Außerdem sind diese billiger und man sehe sich doch einfach mal die Buchcover der englischsprachigen und dann die der übersetzten Ausgaben an. Ja, ich bin eine Coverkäuferin *g*.
Und bevor ich jetzt noch mehr quatsche und vom 100. ins 1000. komme, möchte ich Dir ein großes Kompliment für Deinen Blog aussprechen und habe Dich auch sogleich abonniert.
Liebe Grüße aus Wien
Conny
Hallo Conny,
vielen Dank für deinen Beitrag. Schön, dass du zu meinem Blog gefunden hast und das es dir gefällt. Ich bin jetzt auch nicht der Romantasy-Leser. Allerdings machen die Bücher einen recht großen Teil der Fantasy aus. Mein Schwerpunkt liegt auf der High Fantasy und auf Bücher, bei denen es „richtig zur Sache geht“ mit Kämpfen, Magie und richtig üblen Kreaturen.
Die Bücher von John Gwynne kann ich dir alle empfehlen. Fang mit „Macht“ an. Die Reihe wird mit jedem Buch besser. John Gwynnes Bücher sind auch auf Englisch ganz gut verständlich, ich bin jedoch mit Deutsch recht gut gefahren. Ich bin sicher, du wirst nicht enttäuscht werden. Scheue dich auch nicht, deine Eindrücke von den Büchern in den Kommentar zu schreiben. Vielleicht entsteht eine Diskussion. Buchempfehlungen sind auch immer gerne gesehen.
Ich werde in diesem Jahr noch einige gute Fantasy-Bücher lesen, die schon lange auf meinem SuB liegen. Muss ein bisschen was aufholen.
Viele Grüße aus Nordbayern
Jay
Lieber Jay,
Ich bin per Zufall auf deiner Seite gelandet.
Wie schön sie doch ist! Ich habe ein Jahr in Australien gelebt und lese deshalb immer wieder gerne Bücher in Englisch, am liebsten Sci-Fi.
Ich schaue sicher noch öfters hier vorbei! Thank you!
Alles Gute
Mara Jade
Hallo Mara Jade,
freut mich, dass dir die Seite gefällt. Ich bemühe mich hin und wieder auch Sci-Fi-Romane auf Englisch zu lesen. Stöbern lohnt sich in jedem Fall.
Viele Grüße
Jay
Hallo Jay,
ich bin eigentlich über das Dystopie-Diagramm auf deinen Blog gestoßen und habe dann den tollen Beitrag über englische Literatur gefunden.
Seitdem ich aus der Schule bin, habe ich große Schwierigkeiten, mein Englisch-Level zu halten und war bisher doch recht zaghaft, was den Griff zur englischen Literatur angeht. Unter anderem genau aus dem beschriebenen Grund, dass man nicht weiß, ob es einfach oder schwer zu verstehende Literatur ist. Daher werde ich hier sicherlich mal den einen oder anderen Tipp suchen.
Ein ganz tolles Angebot!
Viele Grüße
Moony
http://www.moonysblog.wordpress.com
Vielen Dank, Moony. 🙂
Hallo Jay,
ich bin auf deiner Seite gelandet, weil ich auf der Suche danach bin, wie ich englische Kinder- und Jugendbücher bzgl. des Sprachniveaus einstufen kann, wenn das nicht bereits freundlicherweise vom Verlag vorgenommen wurde, wie bei deutschen Schul-Ausgaben englischer Werke.
Deine Einstufung der Bücher ist toll, doch vielleicht könntest Du eine Einteilung nach diesen Niveaus ergänzen. „Welche Bücher des Level 2 von 4 (Einsteiger) wurden bewertet?“
Als Verantwortliche einer Schulbibliothek begegne ich Schülerinnen, die für den Unterricht ein Buch in Englisch gelesen haben sollen, wobei z.B. die Vorgabe „mindestens europ. Referenzniveau B1“ gegeben wird. Da wäre eine solche Suche hilfreich, um in Frage kommende Bücher durchstöbern zu können.
Leider gehörten die beliebten Kinder- und Jugendbuchreihen „Warriors“ von Hunter und „House of Night“ von Cast (noch) nicht zu deinem Repertoire… 😉
Beste Grüße und weiter so!
Bettina
Hallo Bettina,
danke für dein Feedback und ich greife die Anregung gerne auf. Ab demnächst wird es unter den Kategorien (rechts) auch eine Einstufung des Sprachniveaus geben, damit man gezielt nach geeigneten englischen Büchern suchen kann. Es gilt jedoch zu beachten, dass die Einstufung nur subjektiv von mir vorgenommen wird und sich nicht nach dem europäischen Referenzrahmen richtet. Ich werde jedoch versuchen meiner 4-stufigen Einteilung ein entsprechendes Äquivalent im Referenzrahmen gegenüber zu stellen. Bis alle Bücher entsprechend markiert sind, damit sie in der richtigen Kategorie rechts erscheinen, kann es jedoch noch ein wenig dauern, denn es ist ein bisschen Arbeit das zu tun.
Viele Grüße
Jay
Hallo Jay,
super, danke für die prompte Reaktion und das daraus resultierende neue Angebot. Ich behalte Deine Seite im Auge und werde sie an suchende Schülerinnen weiterempfehlen.
LG
Bettina
Hallo Bettina,
es ist vollbracht. Man findet jetzt bei den Kategorien auf der rechten Seite unter dem Punkt „Englisch“ die jeweiligen Einstufungen als Unterpunkte. Ich denke, das könnte recht gut helfen. Freue mich über jedes Feedback dazu.
Viele Grüße
Jay
Lieber Jay,
ich habe zufällig diese Seite entdeckt, weil ich zu einem meiner Lieblingsautoren, John Boyne, recherchiert habe. Dabei habe ich entdeckt, dass im Oktober 2015 sein neues (Jugend-) Buch „The Boy at the Top of the Mountain“ erschienen ist. Schade, dass es noch keine deutsche Übersetzung gibt – aber vielleicht auch gut! Ich bin nämlich schrecklich neugierig darauf und denke, ich werde es auf Englisch zu lesen versuchen. Ich liebe die Sprache, bin aber nicht mehr so firm darin, obwohl ich oft in Schottland oder Irland Urlaub mache. Da es aber ein Jugendbuch ist, werde ich mich mal trauen – es kann nur bereichernd sein. Und in meinem Sommerurlaub in Schottland habe ich ja die Muße, in Ruhe auch etwas langsamer zu lesen.
Ich finde es jedenfalls sehr erfreulich, wie du deine Leser dazu ermutigst, Bücher im englischen Original zu lesen, und ihnen Mut machst! Und dass du Englischlehrer bist, ist doch kein „negatives“ Merkmal („Ich oute mich“) – im Gegenteil, zumal ich selbst Lehrer bin und zu viele Englischlehrer kennengelernt habe, die selbst kaum englischsprachige Bücher lesen oder nur die schulischen Pflichtlektüren – die nicht immer die besten sind – „abarbeiten“.
Herzliche Grüße und danke für deine Ermutigung!
Andreas
Hallo Andreas,
vielen Dank für deinen Beitrag und viel Spaß mit John Boynes neuem Buch. Es ist wirklich gut geworden und man kann es auf Englisch durchaus auch recht gut lesen. Du kannst ja mal schreiben, wie du es so empfunden hast, wenn du durch bist. Es lohnt sich in jedem Fall. 🙂
Viele Grüße
Jay
Hallo Jay,
was du über englische Bücher schreibst, kann ich sehr gut nachvollziehen. Ich lese auch gern mal das englsiche Original, und gerade der Kostenfaktor spielt bei kleinem Budget eine nicht unerhebliche Rolle.
Außerdem hat mit englische Literatur damals in der Schule tatsächlich mal geholfen, meine Note zu verbessern. Ich hatte ein vier in Englisch, und war so gefrustet, dass ich über die Sommerferien die Harry Potter Bände 4-6 auf englisch gelesen habe. Danach hatte ich direkt eine 2 und konnte mich immer mehr für Englisch begeistern. Außerdem erlebt man die Bücher auch nochmal ganz anders, was vor allem bei der Atmosphäre und beim Humor wirklich ins Gewicht fällt.
Liebe Grüße
Jana
Hallo Jana,
ja, das war auch meine Feststellung. Englische Bücher zu lesen kann für das Sprachenlernen sehr motivierend sein. 🙂
Jay
Lieber Jay, hiermit verleihe ich dir den „Liebster Award“: https://buecherinmeinerhand.blogspot.ch/2014/05/liebster-award.html
Liebe Grüsse