25. April 2024

Der Paria von Anthony Ryan

Anthony Ryan: Der Paria, Hobbit Presse/Klett-Cotta, 2023

Ein Verrat trifft den Gesetzlosen Alwyn wie ein Blitz und führt ihn auf einen Pfad voller Blut und Rache. Es dauert nicht lange, da findet er sich als Gefangener und Arbeiter in den Erzminen wieder, wo er unter den verwahrlosten Häftlingen Sihlda kennenlernt, eine Frau, die für diesen Ort seltsam gelehrt ist. Sie bringt Alwyn das Lesen und Schreiben bei.

Und dann begegnet er auch noch Evadine, einer Frau, die aus ganz anderem Holz geschnitzt ist und an deren Seite er in den Kampf gegen dunkle Mächte ziehen wird. Beides wird ihn und womöglich das ganze Reich von Albermaine für immer verändern. (Klappentext, Quelle: Hobbit Presse/Klett-Cotta)

Titel: Der Paria (The Pariah) Autor: Anthony Ryan Verlag: Hobbit Presse/Klett-Cotta (Orbit) Seitenzahl: 720 (576) Genre: Fantasy Alter: 16+ Erste Auflage: 18. Februar 2023 (26. August 2021) Reihe: Der stählerne Bund #1 (Covenant of Steel #1) Ausgaben: Hardcover, E-Book, Hörbuch ISBN: 978-3608980912 (HC) Folgeband: Der Märtyrer (The Martyr) Sonstiges: Personenregister, Karte

Anthony Ryan – der Autor von Der Paria

Anthony Ryan wurde 1970 in Schottland geboren, lebt und arbeitet jedoch schon seit längerer Zeit in London. Er hat einen Abschluss in mittelalterlicher Geschichte. Bevor er sich nach dem Erfolg seines ersten Buches Blood Song entschloss, mit dem Schreiben von Büchern seinen Lebensunterhalt zu verdienen, arbeitete er als britischer Beamter. Neben Geschichte interessiert er sich zudem für Kunst und die Naturwissenschaften. Inzwischen gehört er zu den erfolgreichsten britischen Fantasyautoren und hat seine Rabenschatten-Trilogie im Herbst 2015 abgeschlossen. Eine ganze Reihe weiterer Bücher sollten folgen.

Anthony Ryan, Autor von "Der Paria"

Mit The Pariah erschien am 26. August 2021 der erste Band seines neuen Dreiteilers unter dem Reihentitel Covenant of Steel. Bereits im Februar 2023 kam die deutsche Übersetzung bei Hobbit Presse/Klett-Cotta in die Regale.

Meine Meinung zu Der Paria

Vor fast acht Jahren habe ich bereits die Rabenschatten-Trilogie von Anthony Ryan gelesen. Zwar konnte mich der letzte Band der Trilogie damals nicht mehr überzeugen, jedoch blieb für mich seither unbestritten, dass Anthony Ryan hervorragende Bücher schreiben kann. Auch in seiner neuesten Trilogie, Titel: Der stählerne Bund, konnte er mich mit ideenreichem Worldbuilding und interessanten Charakteren überzeugen.

Überzeugende Charaktere in einer überzeugenden Fantasywelt

Was mir beim Lesen besonders wichtig ist, ist der „Draht“ zu den Protagonisten. Damit meine ich nicht zwangsweise, dass sie meinen Vorstellungen einer heldenhaften Persönlichkeit entsprechen müssen, glaubhaft sollten sie sein. Bereits mit den ersten Zeilen führt Anthony Ryan seinen Protagonisten Alwyn in die Geschicht ein. Alwyn erzählt seine Geschichte aus der Ich-Perspektive. Das erfolgt in einer so bildhaften Sprache, die es mir leicht machte in Ryans Welt hineinzugleiten und sie zu atmen. Ich konnte den Wald fühlen, die Gerüche, die Geräusche und alles, was Alwyn in diesen ersten Momenten der ersten Seiten empfindet.

Ich mag es, wenn sich ein Autor die Zeit nimmt, Kleinigkeiten zu beschreiben, die eine Welt greifbar machen. Anthony Ryan nimmt sich oft diese Zeit. An anderen Stellen der Handlung hingegen, scheut er sich nicht, zeitliche Sprünge zu machen, um die Geschichte voranzubringen. Mir gefällt das sehr gut. Somit umfasst die Handlung des Buches Der Paria mehrere Jahre von Alwyns Leben, ohne dass man beim Lesen das Gefühl hat, man hätte etwas verpasst.

Alwyn selbst ist ein Charakter mit einer interessanten Geschichte, die sich den Lesern im Laufe der Handlung des Buches nach und nach erschließt. Dennoch bleibt seine Herkunft und Familie in weiten Teilen ungeklärt. Als Gesetzloser hat er einen schweren Stand in der Welt und ist nicht gerne gesehen. Entsprechend macht er so einiges mit, kämpft sich aber mit einigem Erfolg durch alle Höhen und Tiefen der Handlung.

Dabei lässt Anthony Ryan auch Alwyns Charakterentwicklung nicht aus den Augen. Vom Gesetzlosen in einer Bande von Gesetzlosen zu einem passablen Kämpfer, dem seine Freunde mit der Zeit immer wichtiger werden. Klar, er hat auch eine Bestimmung, die im Buch angedeutet wird. Allerdings hält der Autor noch einen Großteil davon zurück. Es bleibt abzuwarten, welches große Schicksal Anthony Ryan für Alwyn vorgesehen hat. Und welche Rolle spielt die mysteriöse Sackhexe in dem ganzen Geschehen?

Alwyn ist kein Überflieger. Wie bereits erwähnt, macht er im Buch so einiges mit und bekommt einige Schläge und Tritte mit auf den Weg. Was die Geschichte abwechslungsreich macht, sind deshalb auch die Nebencharaktere. Allen voran Alwyns Freunde, wie die Gesetzlose Toria, die sich Alwyn gegenüber verpflichtet fühlt und daher nicht von seiner Seite weicht. Dumm nur, dass Alwyn sich in manches Abenteuer stürzt und dadurch Toria in manchen Schlamassel mit reinreitet. Anthony Ryan versteht es, seine Charaktere zu entwickeln und auch die Charakterbeziehungen facettenreich auszugestalten. Mir hat das gut gefallen.

Epische Fantasy und jeden Euro wert

Das Buch ist mit über 700 Seiten in der deutschen Übersetzung kein Leichtgewicht. Freunde guter Fantasy hat Der Paria aber einiges zu bieten. Die Geschichte ist episch angelegt, mit einigen Verknüpfungen und Intrigen. Obwohl ich wirklich zügig gelesen habe, war ich dennoch einige Stunden gefesselt und ich habe mich dabei keineswegs gelangweilt. Anthony Ryan schafft es den Spannungsbogen über lange Zeit hochzuhalten, wobei die Geschichte aber nicht auf ein fulminantes Ende hinausläuft. Zumindest nicht in diesem ersten Band. Es geschieht sehr viel, dennoch bin ich mir sicher, dass da später noch einiges kommen wird. Bei umfangreicheren Büchern ist es oft schwer, die Leser über eine längere Zeit bei der Stange zu halten. Idealerweise will man das Buch nicht zur Seite legen, bis es beendet ist. Anthony Ryan ist es gelungen.

Von der Sprache her liest sich Der Paria sehr flüssig. Insbesondere Ryans bisweilen sehr bildhafte Sprache trägt zur Lesefreude bei. Wie bereits erwähnt, konnte ich leicht in die Welt eintauchen. Obwohl einiges an bildhafter Gewalt zu finden ist, empfand ich es nicht als störend. Wie soll man ein Schlachtgetümmel auch anders beschreiben, als mit Schmerzen, Blut, abgetrennte Gliedmaßen, noch mehr Blut und zahlreichen Toten? Für allzu zarte Gemüter könnten manche Passagen vielleicht eine Herausforderung sein. Allerdings wird das erträgliche Maß, zumindest in meinen Augen, nicht überschritten. Hey, nichts geht über eine bildhafte Schlachtenbeschreibung, oder?

Macht Lust auf die Fortsetzung

Der zweite Band der Reihe ist bereits in englischer Sprache erschienen. Mit Spannung warte ich nun auf die deutsche Übersetzung von The Martyr. Nicht, dass ich es nötig hätte, eine Übersetzung abzuwarten… Mal sehe, ob ich es wirklich abwarten kann.

Hobbit Presse/Klett-Cotta liefert mit der Hardcover-Ausgabe von Der Paria die gewohnt gute Qualität ab und auch das Cover der englischen Ausgabe beizubehalten, war eine gute Entscheidung

Mein Fazit zu Der Paria

Mir hat Der Paria sehr gut gefallen und ich freue mich bereits auf die Fortsetzung des Dreiteilers. Anthony Ryan schreibt sehr flüssig und bildhaft. Seine Charaktere sind vielschichtig, haben auch Ecken und Kanten, und sind vor allen Dingen glaubwürdig beschrieben.

Das ist mir sehr wichtig. Die Welt Albermaine ist ideenreich ausgestaltet und man geht gerne mit Alwyn auf Erkundungsreise. Kann die Handlung den Spannungsbogen halten? Definitiv. Man will einfach wissen, was als Nächstes geschieht und wie alles zusammenhängt. Anthony Ryan deckt Stück für Stück seine Welt auf und hält dabei gekonnt seine Leserinnen und Leser bei der Stange. Der Paria ist ein Buch, dass ich Lesern epischer Fantasy ohne Einschränkung empfehlen kann. Kaufen!
Warum keine 5 Sterne? Ich bin überzeugt, dass insgesamt noch mehr geht und dass Anthony Ryan dies auch in den Folgebänden umsetzen wird.

Ich bedanke mich an dieser Stelle herzlich beim Verlag Hobbit Presse/Klett-Cotta für das Rezensionsexemplar von Der Paria.

Jay

5 Gedanken zu “Der Paria von Anthony Ryan

  1. Hallo Jay,

    ich habe gerade den ersten Band fertig gelesen und kann es kaum abwarten wie es weitergeht. Ich hab gesehen das du auch Einschätzungen gibst wie „schwer“ die Bücher auf Englisch zu verstehen sind. Wie schaut es denn bei den beiden Nachfolgern hier aus? Zudem wollte ich wissen ob du zufällig weißt wann die deutschen Übersetzungen erscheinen (grob) ?

    LG

    1. Hallo AlSorna,
      die beiden Folgebände sind bereits auf Englisch erschienen. Band 2 (The Martyr) und Band 3 (The Traitor). Vom Sprachniveau sollten die beiden Teile dem ersten Band ähneln, da es ja der gleiche Autor ist und ich nicht davon ausgehe, dass er schwierigeres Vokabular verwendet. Ich habe die beiden Bücher jedoch noch nicht gelesen.
      Der zweite deutsche Band soll, in Anlehnung an den englischen Titel, „Der Märtyrer“ heißen, der dritte Band (vermute ich) „Der Verräter“. Wann die beiden Bände auf Deutsch erscheinen, lässt sich derzeit noch nicht absehen. Bei Amazon sind sie noch nicht im Vorverkauf gelistet, also gehe ich persönlich man von Frühjahr 2024 aus (Band 2) und Sommer/Herbst 2024 (Band 3). Das ist aber nur meine persönliche Einschätzung.

      Liebe Grüße
      Jay

  2. Schönen guten Morgen!

    Ich hab ja schon seit längerem die Rabenschatten Trilogie auf meiner Wunschliste, kam aber bisher einfach nicht dazu… andere Fantasyreihen hatten jetzt immer den Vorzug und momentan bin ich mit dem Rad der Zeit beschäftigt 🙂

    Zum Paria hab ich schon ein paar Rezensionen gesehen, aber deine ist die erste, die so richtig begeistert klingt. Das hat mich schon etwas verwundert, da er ja bisher schon immer viele guten Meinungen zu seinen Geschichten hatte.

    Ich hoffe, dass ich bald die Rabenschatten anfangen kann um mir selbst ein Bild zu machen.

    Vielen Dank für deine Meinung!

    Liebste Grüße, Aleshanee

    1. Hallo Aleshanee,

      ich denke, dass der erste Band von Ryans neuer Trilogie eine Hinführung zu einem weitaus größeren Ereignis ist. ich will jetzt nicht sagen „Vorgeschichte“, denn dafür passiert doch vergleichsweise viel in dem Buch. Es ist jetzt aber auch keine Story mit vielen großen Überraschungen. Vielmehr plätschert die Handlung mit gelegentlichen kleineren Höhepunkten so dahin und es werden Fragen aufgeworfen, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht geklärt werden. Die großen Zusammenhänge wird es daher wohl erst in den beiden Folgebänden geben. Man sollte also in „Der Paria“ kein Feuerwerk erwarten. Es liest sich gut und flüssig, aber der Autor lässt sich wirklich Zeit, die Handlung aufzubauen.

      Viele Grüße
      Jay

      1. An sich mag ich das ja gerne – wenn erstmal alles ganz neu ist und noch unersichtlich wohin es führt und viele Fragen aufkommen. Ich werde hier aber wohl die Rezensionen zu den Folgebänden abwarten.
        Bzw. hab ich ja eh erstmal noch die andere Trilogie von ihm auf dem Schirm. Die ist sowieso erstmal dran 🙂

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