2. Dezember 2024

Elternabend von Sebastian Fitzek

Stell dir vor, du musst eine halbe Ewigkeit auf einem Elternabend verbringen. Dabei hast du gar kein Kind!

Sebastian Fitzek: Elternabend
Sebastian Fitzek: Elternabend, Droemer Verlag, 2023

Sascha Nebel hat sich zur falschen Zeit am falschen Ort das falsche Auto für einen Diebstahl ausgesucht. Kaum, dass er hinter dem Steuer eines Geländewagens Platz genommen hat, zieht eine Horde demonstrierender Klimaaktivisten durch die Straße. Allen voran eine junge Frau, die den SUV mit einer Baseballkeule demoliert. Als die Polizei auf der Bildfläche erscheint, ergreifen Sascha und die Unbekannte die Flucht und platzen in den Elternabend einer 5. Klasse. Um die Nacht nicht in Polizeigewahrsam zu verbringen, bleibt ihnen keine andere Wahl: Sie müssen in die Rolle von Christin und Lutz Schmolke schlüpfen, den Eltern des 11-jährigen Hector, die bislang jede Schulveranstaltung versäumten.

Zwei wildfremde Menschen, zwischen denen kaum größeres Streitpotential herrschen könnte, geben sich als Vater und Mutter eines ihnen völlig unbekannten Kindes aus. Dabei ist die Tatsache, dass Hector der größte Rüpel der Schule ist, sehr schnell ihr kleinstes Problem … (Quelle: sebastianfitzek.de)

Titel: Elternabend Autor: Sebastian Fitzek Verlag: Droemer Knaur Seitenzahl: 336
Genre: humorvoller Roman Alter: 16+ Erste Auflage: 26. April 2023 Reihe:
Ausgaben: Taschenbuch, Hörbuch, E-Book, CD ISBN: 978-3426284131 (TB) Sonstiges:

Über Sebastian Fitzek

Sebastian Fitzek wurde am 13. Oktober 1971 in Berlin geboren, wo er auch heute noch lebt. Von seiner Frau Sandra trennte er sich 2019. Sebastian Fitzek hat aus dieser ersten Ehe zwei Söhne und eine Tochter. Im Oktober 2022 heiratete er seine neue Lebensgefährtin Linda und im Januar 2023 wurde sein dritter Sohn Oskar geboren. Sebastian Fitzeks Bücher wurden in Millionenauflage gedruckt und in zwei Dutzend Sprachen übersetzt. Er ist wohl der erfolgreichste deutsche Thriller-Autor mit einer weltweiten Fangemeinde.

Meine Meinung zu Elternabend von Sebastian Fitzek

Nun, ich bin ja jetzt nicht der größte Fitzek-Fan unter der Sonne. Nicht, weil mir seine Bücher nicht zusagen, ich lese einfach nur echt wenige Thriller. Das ist eher das Genre meiner Lebensgefährtin, die schon einiges von Fitzek gelesen hat. Ich habe den Autor auf der Leipziger Buchmesse 2018 persönlich treffen dürfen und er ist wirklich ein äußerst sympathischer Zeitgenosse. Hin und wieder lese ich dann doch einmal ein Buch von ihm, wenn mir der Sinn nach einem Thriller steht.

Als ich dieses Jahr auf der LBM unterwegs war, wollte ich mir eigentlich eine Unterschrift in seinem neuen Buch Elternabend von ihm holen – keine Chance. Die Signierschlange wand sich dreimal durch die ganze Halle. Wenn man nur einen Tag auf der Messe hat, dann möchte ich mich eher nicht stundenlang in eine Schlange stellen. Es war zudem auch gar nicht sicher, dass es letztendlich mit der Unterschrift auch klappt. Egal, ich hatte Elternabend vor Ort gekauft und es ist genau das richtige Buch, für einen Lehrer wie mich. Ich habe es gelesen und hier ist nun mein Eindruck für Euch.

Elternabend – Kein Thriller (auch wenn der Titel nach Horror klingt)

Sebastian Fitzek ist für seine spannenden Psychothriller bekannt. Was will man also von ihm anderes erwarten, wenn nicht einen spannenden Psychothriller? Auf dem Frontcover des Buches steht es jedoch geschrieben: „Kein Thriller“, vermutlich, um die Leserschaft nicht zu enttäuschen, die einen solchen erwartet. Es ist tatsächlich kein Thriller, aber deshalb nicht weniger spannend zu lesen. Fitzek schreibt mit viel Humor und Feingefühl eine Geschichte, in der der Elternabend eines Gymnasiums eine zentrale Rolle spielt. Schon der Einstieg in das Buch hält einige wirklich amüsante Szenen bereit, die einem wirklich zum Lachen bringen können. Die Klimabewegung hat hierbei ebenfalls einen Anteil, soviel sei gesagt.

Wenn man das Buch irgendwann gelesen hat (keine Angst, das geht schnell), dann stellt man fest, dass alles durchdacht ist. Fitzek schreibt zwar keinen Thriller, aber in der Handlung von Elternabend ist alles mit allem verwoben. Scheibchenweise kommen mit der Zeit die Aha-Erlebnisse, wenn der Autor die Zusammenhänge der Ereignisse offenlegt. Also nicht wundern, wenn die eine oder andere Situation etwas abgedreht herüberkommt, alles hat seinen Grund (irgendwie). Elternabend ist ein Buch voller Humor, jedoch nicht platt und oberflächlich.

Charaktere aus dem Leben

In Elternabend gibt es eine Vielzahl von Charakteren, vorwiegend Eltern, die Sebastian Fitzek hervorragend karikiert. Seine Analyse verschiedener Typen von Eltern sind auf den Punkt. Er spricht wohl hier aus eigener Erfahrung und ja, ich kann als Lehrer so manches bestätigen, was er beschreibt. Sein Buch brachte mich nicht deswegen zum Lachen, weil er einen Gag an den anderen reiht. Vielmehr ist es die Erkenntnis, dass es oft tatsächlich so ist. Die Elterntypen, die Fitzek beschreibt, kommen so tatsächlich in freier Wildbahn vor. Was könnte also witziger sein, als die Geschichten, die das Leben schreibt?
Dem Elternabend selbst wohnt eine interessante Gruppendynamik inne, bei der es schon zur Sache geht. Doch der Elternabend an sich, ist nur ein relativ kleiner Ausschnitt der Ereignisse drumherum.

Doch neben den verschiedenen Elternvertretern gibt es noch eine ganze Reihe anderer Charaktere. Polizisten, Möchtegern-Mafiabosse, Busfahrerinnen und fremdgehende Ehemänner und -frauen. Sie alle lässt Fitzek interagieren und strickt damit eine Geschichte, die spannend und abwechslungsreich ist. Humorvoll und bisweilen auch ein wenig düster.

Nicht nur ein humorvolles Buch

Wer Elternabend liest, wird nicht nur gut unterhalten. Sebastian Fitzek gibt seinem Nicht-Thriller Elternabend auch eine ernste Komponente mit auf den Weg. Erst im Laufe der Handlung wird klar, dass Suizid in der Handlung ein wesentliches Thema ist. Der Autor geht damit professionell um und mir hat das sehr gut gefallen. Die Problematik wird von ihm nicht oberflächlich abgehandelt. Vielmehr versucht Sebastian Fitzek Verständnis für die Beweggründe zu wecken. Er versucht das Thema aus der Sicht der Psychologie zu beleuchten und es gelingt ihm. Es reicht eben nicht einfach zu sagen „Warum willst du dir das Leben nehmen, es ist doch so schön?“. Viele Menschen wissen kaum, was bei Suizidgedanken in den Betroffenen vorgeht, warum sie keinen anderen Ausweg wissen. Vor diesem Hintergrund ist Elternabend auch und besonders ein Aufruf an die Leserinnen und Leser, genauer hinzuschauen. Professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen wäre besser, als sich selbst als Therapeut zu betätigen. Oder wie Fitzek in einem Vergleich schrieb:

Wenn ich mit Blinddarmdurchbruch zu dir käme, würdest du die 112 rufen und mich nicht bitten, mich mal auf den Küchentisch zu legen, damit du mich mit deinem Brotmesser operieren kannst.

Sebastian Fitzek: Elternabend, Seite 294

Mein Fazit zu Elternabend von Sebastian Fitzek

Für mich hat das Buch alles erfüllt, was ich mir erwartet hatte und noch mehr. Elternabend ist ein Buch mit viel Humor, der auf den Punkt gebracht wird. Gleichzeitig hat das Buch aber auch Tiefgang und ist an den richtigen Stellen emotional.

Das Buch ist natürlich nicht nur für Lehrkräfte eine lesenswerte Lektüre, sondern auch für Eltern, die den Schulalltag durch ihre Kinder mitbekommen. Es ist auch ein Appell, sich selbst und manche Dinge nicht unbedingt immer gleich allzu ernst zu nehmen. Lesenswert!

Jay

2 Gedanken zu “Elternabend von Sebastian Fitzek

  1. Hallo Jay!

    Ich hab von Fitzek ja schon einige Thriller gelesen und manche gefallen mir sehr, manche wirkten auf mich aber auch arg konstruiert. Deshalb freut es mich dass du das hier als „durchdacht“ beschreibst 🙂
    Ich hätte es mir eigentlich gar nicht näher angesehen, denn meine Kinder sind (zum Glück xD) aus dem Alter der Elternabende raus.
    Da ich das Buch jetzt aber geschenkt bekommen habe bin ich doch neugierig geworden und bin jetzt echt gespannt, was mich hier erwartet. Mit „Humor“ in Büchern ist es immer etwas schwierig bei mir, mal sehen, ob es mich auch so überzeugen kann!

    Danke für deinen Einblick!

    Liebste Grüße, Aleshanee

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