15. Oktober 2024

Blutklingen (Red Country) von Joe Abercrombie

Better to have steel to hand and find no trouble than find yourself in trouble with no steel to hand.

Joe Abercrombie – Red Country (Blutklingen)
Blutklingen

Sie brannten ihr Zuhause nieder. Sie entführten ihren Bruder und ihre Schwester. Aber ihre Rache verfolgt sie.
Eigentlich wollte Shy South ihre blutige Vergangenheit hinter sich lassen und mit ihrer kleinen Familie fernab ein ruhiges Leben führen. Doch als sie eines Abends aus der Stadt zu ihrem Hof zurückkehrt, findet sie nur noch eine rauchende Ruine vor. Ihr guter Freund wurde am Baum aufgehängt und ihre beiden jüngeren Geschwister entführt. Shy ist jedoch keine Frau, die viel Zeit damit verbringt Tränen zu vergießen. Sie will ihre Familie zurück und tut, was getan werden muss. Zusammen mit ihrem verängstigten alten Stiefvater Lamb nimmt sie mit einem Ochsengespann die Verfolgung der marodierenden Meute auf. Doch es stellt sich heraus, dass auch Lamb eine blutige Vergangenheit hinter sich hat und in diesen Landen ruht die Vergangenheit nie allzu lange.

Die Spur der Verbrecher führt sie durch eine karge Ödlandschaft voller Eingeborener auf dem Kriegspfad, bis in eine verruchte Goldgräberstadt hoch in den Bergen, wo das Gesetz der Straße gilt. Dort bleibt ihnen keine Wahl, als mit dem berüchtigten Söldnerführer Nicomo Cosca ein Bündnis einzugehen, um Shys Geschwister in den kargen Bergen zu finden… (Blutklingen)

Titel: Blutklingen (Red Country) Autor: Joe Abercrombie Verlag: Heyne (Gollancz) Seitenzahl: 752 (451) Genre: Dark Fantasy Alter: 16+ Erste Aufl.: 09. April 2013 (18.10.2012) Ausgaben: Hardcover (ENG), Taschenbuch, E-Book, Hörbuch ISBN: 978-0316187213 (ENG HC), 978-3453314832 (TB) Sonstiges: Karten

Über das Buch und den Autor von Blutklingen

Joe Abercrombie, Autor von "Blutklingen"
Joe Abercrombie, Autor von „Blutklingen“

Viele Informationen über den Autor Joe Abercrombie findet ihr in seinem Autorenporträt.

Red Country (Blutklingen) ist nach Best Served Cold (Racheklingen) und The Heroes (Heldenklingen) Joe Abercrombies dritter Roman, der eigenständig in der Klingenwelt spielt. Die Erstausgabe erschien am 18. Oktober 2012 als Hardcover beim englischen Verlag Gollancz. Nur ein halbes Jahr später, am 09. April 2013, erschien die deutsche Übersetzung von Kirsten Borchardt mit dem Titel Blutklingen bei Heyne. Die englische Hardcoverausgabe hat 451 Seiten, die deutsche Taschenbuchausgabe 752 Seiten.

Meine Meinung zu Blutklingen

Red Country (Blutklingen), Harcover, Gollancz, 2012
Joe Abercrombie: Red Country Hardcover-Erstausgabe Gollancz (18. Oktober 2012)

Red Country (Blutklingen) ist der letzte der neun bisher erschienenen Romane von Joe Abercrombie, den ich gelesen habe. Obwohl er schon im Herbst 2012 erschienen ist, hat es sich bisher einfach nicht ergeben. Wie auch die vorherigen fünf Bücher spielt die Handlung in der Klingenwelt. Allerdings schlägt Joe Abercrombie hier einen etwas andere Stilrichtung ein. Waren die Handlungsorte vorher kulturell eher mittelalterlich geprägt, so tragen sie in Red Country eindeutig die Züge eines amerikanischen Western des 19. Jahrhunderts. Nur mit dem Unterschied, dass man statt Revolver und Gewehre Schwerter am Gürtel trägt. Handfeuerwaffen waren noch nicht erfunden. Die Handlung ist typisch Abercrombie. Der Hauptperson widerfährt großes Unrecht und sie macht sich auf den Weg, die Dinge auf ihre eigene Art wieder geradezurücken. Der Autor führt jedoch nicht gänzlich neue Personen ein, sondern greift auf Protagonisten zurück, die schon in vorherigen Büchern eine Rolle spielten. Das beste Beispiel hierfür ist der Nordmann Lamb, der seiner Vergangenheit eigentlich den Rücken gekehrt hat, jedoch in den Strudel der Ereignisse mit hinein gezogen wird. :knight:

Die Charaktere sind, wie immer, sehr vielschichtig und Joe Abercrombie gibt sich alle Mühe, sie im Kopf des Lesers lebendig werden zu lassen. Dabei bleiben sie charakterlich auch nicht fixiert, sondern sie entwickeln sich im Laufe der Handlung weiter. Besonders gut gefallen hat mir dabei der Nordmann Temple, der als Ratgeber des Söldnergenerals Nicomo Cosca seine Taten immer mehr hinterfragt und, mehr oder weniger erfolgreich, versucht sein Leben in andere Bahnen zu führen. Auch Shy South ist eine interessante Protagonistin. Sie ist eine starke Persönlichkeit, die weiß, was sie will. Ihre äußerlich zur Schau getragene Härte ist notwendig, um in ihrer rauen Welt zu überleben. Im späteren Verlauf der Handlung zeigt sich jedoch immer mehr ihr weicher Kern, insbesondere wenn es um ihre jüngeren Geschwister geht. Ich mochte Shy sehr gerne und Joe Abercrombie hat mit ihr ganze Arbeit geleistet.

Joe Abercrombie: Red Country (Blutklingen) Limited Edition Hardcover Subterranean Press (2014)
Joe Abercrombie: Red Country
Limited Edition Hardcover
Subterranean Press (2014)

Nicomo Cosca, manchen von euch dürfte der Name noch aus Abercrombies ersten Büchern bekannt sein, gibt diesmal wieder den egoistischen Glücksritter, fernab jeder Moral und immer nur auf Gold und Reichtum fixiert. Als General seiner starken Söldnertruppe tragen er und seine Hauptleute die Verantwortung für eine Vielzahl der Toten. Überhaupt tummeln sich in Red Country so allerlei zwielichtige Gestalten, die alle ihre eigenen Ziele verfolgen und sich dabei auch nicht scheuen über Leichen zu gehen. Was „gut“ ist und was „böse“ liegt dabei jedoch  immer im Auge des Betrachters, denn der Autor gibt regelmäßig Einblicke in die Gefühlswelt der Charaktere, was einem als Leser ermöglicht die Dinge aus ihrer Perspektive zu sehen und ihr Handeln zu beurteilen. Man versteht Abercrombies Stärke ist die detaillierte Beschreibung der (Zwei-)Kämpfe, von denen es im Buch keinen Mangel hat. Etwas zarter besaiteten Gemütern empfehle ich daher beim Lesen die Augen zu schließen, bis der Kampf vorbei ist. Red Country (Blutklingen) ist definitiv ein Buch für ältere Leser.

Der Schreibstil ist sehr flüssig, sodass sich das Buch zügig lesen lässt. An manchen Stellen hätte ich mir jedoch gewünscht, die Handlung würde etwas schneller vorangehen. Für ein Abercrombie-Buch habe ich diesmal recht lange gebraucht, denn irgendwie konnte mich die Handlung nicht durchgehend so sehr fesseln, wie in seinen anderen Büchern. Vieles war schon im Voraus abzusehen und auch große Überraschungen und Wendungen gab es diesmal eher wenige. Dennoch bleibt Red Country ein absolut lesenswertes Buch (für Abercrombie-Fans sowieso), das für kurzweilige Lesestunden sorgen dürfte. Sehr gut gefallen hat mir auch der Schluss, der richtig westerntypisch ausfällt. Schön geschrieben und mit Potenzial zum Nachdenken nach der letzten Seite. :thumbup:

Mein Fazit

4 von 5 Sternen "Gut gelungen." (Blutklingen)
4 von 5 Sternen
„Gut gelungen.“

Auch wenn Red Country für mich einige Schwächen zeigte, so bleibt es dennoch ein toll geschriebenes Buch, das den Leser zur Abwechslung in die Welt des amerikanischen Wilden Westens entführt, zumindest was das Flair der Handlungsorte betrifft. Die Pro- und Antagonisten sind facettenreich ausgearbeitet und es fiel mir als Leser relativ leicht einen Zugang zu ihnen zu finden.

Sprachniveau: 3 von 4 (Fortgeschrittene)
Sprachniveau: 3 von 4 (Fortgeschrittene)

Abercrombies Bücher sind im englischen Original nicht die einfachsten. Erfahrene Englischleser sollten kein Problem damit haben, allen anderen empfehle ich ein Wörterbuch, damit weniger gängige Begriffe nachgeschlagen werden können.

Jay

6 Gedanken zu “Blutklingen (Red Country) von Joe Abercrombie

  1. Hey JayKay,

    in deinem „Über mich“ Teil steht, dass du für Buch-Empfehlungen offen bist.
    Interessierst du dich für Umwelt? Dies ist ein sehr tolles Buch:
    Wertschöpfung statt Verschwendung: Die Zukunft gehört der Kreislaufwirtschaft von Jakob Rutqvist und Philipp Buddemeier erschien 2015. Bin gespannt, was du davon hälst.
    LG

  2. Wusstet ihr eigentlich, dass Joe Abercrombie während der Schulzeit viel Computer spielte und sich mit Kartographie beschäftigte. Interessanterweise studierte er auch Psychologie, also bestimmt ein kluger Mensch und so viel Fantasie.

  3. Joe Abercrombie ist ein genialer Author. Ich habe sein Buch auf englisch gelesen. Da heißt es The Blade itself. Ich lese seine Bücher nur auf englisch 🙂 Wie denn auch sei, mir hat das Buch echt gut gefallen. Kann es nur jedem weiterempfehlen.

    1. Ja, er ist genial. Ich lese seien Bücher auch nur auf Englisch und sie haben einen ganz tollen Stil. Wobei ich sagen muss, dass die deutsche Übersetzerin es sehr gut beherrscht, Abercrombies Schreibstil umzusetzen.

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