Es herrscht Krieg im Norden. Die Nordmänner unter der Führung des Schwarzen Dow haben sich lange erfolgreich gegen die Truppen des Königs der Union behauptet, sich jedoch immer wieder einer alles entscheidenden Schlacht entzogen. Doch der König der Union drängt auf einen baldigen Sieg und es scheint, als würde es schließlich in einem unbedeutenden Tal in der Nähe des Dorfes Osrung zu einem Zusammentreffen der beiden Heere kommen, rund um einen Berg mit einem Kreis aus Felsen auf dem Gipfel, die im Norden nur „Die Helden“ genannt werden. Diese gewaltige Schlacht wird jedoch nicht nur den Krieg entscheiden. Sie ist auch ein Wendepunkt in den Leben vieler Beteiligter auf beiden Seiten und die Möglichkeit auf der blutgetränkten Erde des Tals ewigen Ruhm zu erlangen – oder den Tod. Bremer dan Gorst, der ehemalige und in Ungnade gefallene Leibwächter des Königs, ist auf der Suche nach einem Weg zurück an den Hof. Prinz Calder, der feige Sohn des getöteten Königs der Nordmänner, will zurück auf den vom Scharzen Dow gestohlenen Thron. Und Beck, der Sohn des berühmten Nordmanns Schama Herzlos, wünscht sich nichts sehnlicher, als auf dem Schlachtfeld zum Helden zu werden. Doch schon bald zeigt der Krieg sein wahres, schreckliches Gesicht und die einzigen „Helden“ auf dem Schlachtfeld scheinen die Felsen zu sein…
Titel: Heldenklingen (The Heroes) Autor: Joe Abercrombie Verlag: Heyne (Gollancz) Reihe: Klingenwelt-Romane (First Law World), #5 Seitenzahl: 896 (512) Genre: Dark Fantasy Alter: 16+ Erste Aufl.: 08. August 2011 (27.01.2011) Ausgaben: Hardcover (ENG), Taschenbuch, E-Book, Hörbuch ISBN: 978-0575083837 (ENG HC), 978-3453525238 (TB)
Über das Buch und den Autor
Joe Abercrombie ist inzwischen kein unbekannter Autor mehr, sondern gehört zu den besten englischen Fantasyautoren unserer Zeit. Mit seiner Klingentrilogie schaffte er nicht nur in seinem Heimatland auf die Bestsellerliste, sondern seine Bücher wurden bereits in mehrere Sprachen übersetzt. Heldenklingen erschien erstmalig im Oktober 2010 als Hardcover in England unter dem Titel The Heroes. Die deutsche Übersetzung folgte im August 2011 nach.
Das Buch ist Joe Abercrombies fünftes Werk und nach seiner Klingentrilogie und Racheklingen (engl.: Best Served Cold) das zweite eigenständige Buch, das in seiner First-Law-Fantasywelt spielt. Die deutsche Ausgabe hat einen Umfang von knapp 900 Seiten, bei der englischen ist man mit 512 Seiten dabei. Es ist also kein Buch, das man mal so eben an einem Tag liest. Ich habe für die englische Ausgabe 32 Stunden gebraucht.
Unterteilt ist das Buch in fünf große Abschnitte mit jeweils mehreren Kapiteln, sodass man es auch gut nebenher lesen kann.
Meine Meinung
Ich habe die englische Ausgabe von Heldenklingen schon seit vielen Monaten auf meinem Stapel ungelesener Bücher und nun endlich habe ich mich auch rangewagt. Joe Abercrombies Bücher zu lesen ist immer etwas Größeres (im wahrsten Sinne des Wortes), aber ich muss sagen, auch diesmal hat sich jede einzelne Seite gelohnt. The Heroes ist ein Kriegsroman, der nichts vermissen lässt.
Der Ort des Geschehens ist überschaubar: Ein kleines unbekanntes Tal im Norden des Kontinents. Zudem trifft man im Buch einige „alte Bekannte“ wieder, so zum Beispiel Bremer dan Gorst oder auch den Schwarzen Dow (Black Dow) und Prinz Calder. Sie alle waren mir bereits aus den Büchern der Klingentrilogie bekannt. Besonders gut hat mir gefallen, dass sich der Autor nicht nur auf die Beschreibung von Schlachtenszenen und militärischen Taktiken beschränkt. Klar, sie sind zum Teil sehr gewaltsam und blutig, denn Abercrombie beschönigt (wie immer) nichts, wodurch auch die Fans von Kämpfen auf ihre Kosten kommen. Die handelnden Personen stehen jedoch bei Abercrombie im Mittelpunkt und er führt eine ganze Reihe von Charakteren verschiedener Alterstufen und mit verschiedenen Intentionen ein, um den Leser den Krieg aus den unterschiedlichsten Perspektiven erleben zu lassen. Da wäre zum Beispiel Beck, der Sohn eines berühmten Nordmanns, der seiner Mutter und dem Bruder lebewohl sagt, mit dem Schwert seines toten Vaters in den Krieg zieht, um sich einen Namen zu verdienen und ein Held zu werden. Doch die Grausamkeiten des Krieges, auch wenn sie nur drei Tage andauern, gehen nicht spurlos an ihm vorbei und öffnen ihm die Augen – er ist bei Weitem nicht der einzige, dem es so geht.
Beck hatte auch einmal geglaubt, dass sein Zuhause eine besondere Art der Hölle war. Inzwischen hatte er allerdings eine andere Vorstellung davon, wie die Hölle aussah.
Joe Abercrombie: Heldenklingen
Ich denke Becks Entwicklung hat mich über das ganze Buch hinweg mit am meisten beeindruckt. Joe Abercrombie schafft es überdies immer wieder seine Figuren sehr realitätsnah darzustellen und ihnen Leben einzuhauchen, indem sie ihren Gedanken Ausdruck verleihen.
Joe Abercrombies Beschreibungen sind sehr bildhaft, sodass es einem nicht schwer fällt sich die Personen und Gegebenheiten vorzustellen. Insbesondere im englischen Original versteht er es vortrefflich die Dinge auf den Punkt zu bringen, ohne dabei auch nur im geringsten Langeweile aufkommen zu lassen.
Man muss jedoch dazu sagen, dass manche Sätze, insbesondere manche anzüglichen Gedankengänge, nicht ganz jugendfrei sind.
Trotz seiner blutigen Beschreibungen und obwohl das Hauptthema von Abercrombies Heldenklingen der Krieg ist, sehe ich sein Buch dennoch als einen Roman gegen den Krieg. Die charakterliche Weiterentwicklung einiger Hauptpersonen, die den Krieg in seiner ganzen Härte sehen und verurteilen, wecken in mir diesen Eindruck. Joe Abercrombie verherrlicht den Krieg nicht, sondern stellt die verschiedenen Facetten in ihrer ganzen Grausamkeit dar und beurteilt sie durch die Augen seiner zahlreichen liebenswerten Charaktere. Hinzu kommt, dass auch eingeführte Personen nicht von (tötlichen) Verletzungen verschont bleiben und der Roman dadurch auch nochmal an Spannung gewinnt. Das Joe Abercrombie beide Seiten der Front beleuchtet, es dort jeweils interessante Charaktere gibt und eine Trennlinie zwischen gut und böse nicht eindeutig gezogen werden kann, spricht für den Autor und das Buch. Es wird dem Leser eigentlich unmöglich gemacht, für eine der Seiten, Nordmänner oder Unionstruppen, Partei zu ergreifen. Im Krieg sind alle Verlierer.
Mein Fazit
Heldenklingen (The Heroes) ist ein echter Abercrombie, der mich von der ersten bis zur letzten Seite fesseln und begeistern konnte. Insbesondere die vielen unterschiedlichen und gut ausgearbeiteten Charaktere haben mir sehr gut gefallen. Obwohl die Auseinandersetzung im Buch nur ganze drei Tage dauert, konnte man bei den wichtigen Charakteren charakterliche Veränderungen verfolgen, was der Geschichte einiges an Tiefgang verleiht. Die zahlreichen guten Zitate sprechen außerdem für Joe Abercrombies Talent Geschichten zu erzählen, die nicht nur Spannung bieten, sondern auch zum Nachdenken anregen. Von meiner Seite kann es daher nur eine Leseempfehlung geben.
Ich habe das Buch auf Englisch gelesen. Wortschatz und Schreibstil sind für Fortgeschrittene Leser gut verständlich. Eventuell ein Wörterbuch bereithalten.
Covergalerie
Der limitierte Hardcover von The Heroes wurde von Subterranean Press in einer Auflage von 526 Stück weltweit aufgelegt. 26 Exemplare davon sind in Leder gebunden und haben zusätzlich einen Schuber.