19. März 2024

Die Tochter des Wolfs von Robin Hobb

Robin Hobb: Die Tochter des Wolfs, Penhaligon, 2019

Seit Jahrhunderten kontrollieren die Diener von Clerres die Weißen Propheten und sind durch deren Weissagungen zu großer Macht gelangt. Doch die nächste Weiße Prophetin ist Biene, die Tochter des Assassinen Fitz. Selbst Folter kann ihren Willen nicht brechen, denn sie weiß, dass ihr Vater nichts unversucht lassen wird, um sie zu finden. Und sie hat Recht. Fitz ist bereits auf dem Weg, und nicht einmal Drachen können ihn aufhalten … (Die Tochter des Wolfs, Quelle: Penhaligon)

Titel: Die Tochter des Wolfs (Assassin’s Fate) Autorin: Robin Hobb Verlag: Penhaligon (HarperVoyager) Reihe: Die Tochter des Weitsehers #3, (Fitz And the Fool, #3) Seitenzahl: 1.120 (864) Genre: Fantasy Alter: 14+ Erste Aufl.: 16. Dezember 2019 Ausgaben: Hardcover (ENG), Broschiert, E-Book, Hörbuch ISBN: 978-3764532314 (BR) Sonstiges: Karte der sechs Provinzen und darüber hinaus Vorgängerband: Die Tochter des Propheten

Über das Buch Die Tochter des Wolfs

Robin Hobb: Assassin's Fate (UK-Ausgabe), Harper Voyager, 2019 (Die Tochter des Wolfs)
Assassin’s Fate, UK-Ausgabe

Die englische Originalausgabe des Buches erschien bereits am 04. Mai 2017 unter dem Titel Assassin’s Fate (dt.: Das Schicksal des Assassinen) bei Del Rey (USA) und bei HarperVoyager (UK, Bild rechts). Es ist der letzte Band der dritten Trilogie um Fitz Chivalric Weitseher mit dem Reihentitel Das Kind des Weitsehers (engl.: Fitz And The Fool). Diese dritte Trilogie um den weltbekannten Fantasy-Helden Fitz entstand auf Drängen vieler Fans, die bereits die ersten sechs Bücher der Reihe gelesen hatten und Robin Hobb baten, die Geschichte fortzuführen.

Vorsatzblatt der englischen UK-Ausgabe von Assassin's Fate (Die Tochter des Wolfs)
Vorsatzblatt UK-Ausgabe

Liebhabern schöner englischer Bücher empfehle ich die UK-Version zu erwerben und nicht die US-Version. Die Vorsatzblätter sind in der UK-Version ganz wundervoll illustriert, was der amerikanischen Version leider fehlt.
Das Buch wurde ins Deutsche übersetzt und erschien am 26. August 2019 erstmalig unter dem Titel Die Tochter des Wolfs bei Penhaligon. Übersetzerin ist Maike Claußnitzer. Weitere ausführliche Informationen zu den Trilogien/Büchern und der Autorin im Autorenporträt von Robin Hobb.

Meine Meinung zu Die Tochter des Wolfs

Ein gewaltiges und notwendiges Ende

In meiner Rezension zum ersten Band der Trilogie Die Tochter des Drachen hatte ich ursprünglich geschrieben, dass ich einen weiteren Dreiteiler um Fitz Chivalric Weitseher nicht unbedingt für notwendig hielt. Damals war ich eigentlich mit Robin Hobbs Ende in der vorherigen Trilogie recht zufrieden. Fitz ging es (relativ) gut mit seiner Molly und er lebte glücklich und zufrieden. Wer braucht da noch eine Fortsetzung? Ich hatte Angst, dass sich die Geschichte mit den neuen Büchern totlaufen würde und das Ende nur noch unbefriedigend werden würde. Je mehr ich mich allerdings in die neue Trilogie vertiefte, umso mehr wurde mir klar, wie unzulänglich und wenig befriedigend Robin Hobbs Ende in Beschützer der Drachen eigentlich war. Nicht nur für Fitz Chivalric, sondern auch für den Narren.

Robin Hobb: Assassin's Fate, US-Ausgabe, Del Rey

Meine Meinung zum neuen Dreiteiler änderte sich, spätestens mit dem zweiten Band Die Tochter des Propheten. Was die Autorin Stück für Stück entwickelte, war eine faszinierende Geschichte voller Geheimnisse, Spannung und Emotionen. Inzwischen zähle ich die letzten beiden Bücher dieser Trilogie zu zum Besten, was Robin Hobb jemals geschrieben hat. Ich habe die Bücher mit jeweils über 1.100 Seiten verschlungen. Sie sind ein würdiger Abschluss der ganzen Reihe (einschließlich Die Zauberschiffe und Regenwildnis-Saga), der in meinen Augen nicht hätte besser sein können.

Die Zauberschiffe und die Regenwildnis-Saga liefern viel Hintergrund für Die Tochter des Wolfs

Wer im Vorfeld Die Zauberschiffe und die Regenwildnis-Saga nicht gelesen hat, wird beim Lesen dieses dritten Buches feststellen, dass einige interessante Hintergrundinformationen fehlen. Robin Hobb verknüpft in Die Tochter des Wolfs diese beiden Reihen zum Teil recht eng mit den zentralen neun Büchern der Weitseher-Reihe. Einige Charaktere aus den Zauberschiffen, darunter die Seelenschiffe Paragon und Viviace, spielen in der Handlung eine tragende Rolle, ebenso wie die Händler aus Bingstadt. Weit zurückliegende Ereignisse aus den Zauberschiffen gewinnen plötzlich an Bedeutung und werden ebenfalls Teil der Handlung. Ich habe die Zauberschiffe vor vielen Jahren einmal gelesen, jedoch nicht komplett. Zum Teil half mir dieses Wissen zwar, aber ich konnte durch meine Wissenslücken manche Situationen und Charakterbeziehungen vermutlich nicht so würdigen, wie es hätte sein sollen. Auch die Regenwildnis-Saga trägt einen Teil zur Hintergrundgeschichte bei. Zwar kann man Die Tochter des Wolfs auch lesen, ohne die beiden erwähnten Reihen zu kennen, denn Robin Hobb bemüht sich immer wieder um Erklärungen der Zusammenhänge und um Rückblicke auf die Ereignisse, allerdings hatte ich beim Lesen immer wieder den Eindruck, ich hätte etwas verpasst und mir würde ein Teil der Geschichte fehlen.

Die empfohlene Reihenfolge der Bücher. Das letzte Buch: Die Tochter des Wolfs

Durch diese enge Verknüpfung gibt Robin Hobb nicht nur den neun Weitseher-Büchern, sondern auch den Zauberschiffen und der Regenwildnis-Saga einen würdigen Abschluss.

In der Grafik rechts seht ihr nochmal die zeitliche Reihenfolge der Bücher. In Assassin’s Fate (Die Tochter des Wolfs) laufen schließlich alle Fäden zum große Finale zusammen.

Fortgeführte Dramatik, Spannung und viele Emotionen

Schon im vorherigen Buch Die Tochter des Propheten hat Robin Hobb ziemlich an der Dramatik-Schraube gedreht, den Kämpfe, Flucht und Entbehrungen prägten die Handlungsstränge von Biene und Fitz. Zum Teil ging es ziemlich heftig zur Sache und Robin Hobb scheute sich nicht ihre Charaktere schreckliche Dinge erleben und erleiden zu lassen. Das führte beim Lesen immer wieder auch zu Emotionen, selbst bei mir (und ich bin einiges gewohnt).
Was das betrifft, konnte Robin Hobb in diesem Buch noch einen draufsetzen. Vor allem Biene muss unter ihren Entführern so einiges erleiden, kann jedoch auch selbst ganz schön austeilen, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Das hat mir gut gefallen, denn Biene ist nicht mehr das hilflose kleine Mädchen, das sie anfangs einmal war. Die Autorin lässt sie seelisch erwachsen werden und traut ihr immer mehr zu, was ich ebenfalls gut fand. Fitz, der Narr und ihre Gefährten Funke, Lant und Nim tun ihrerseits ihr Möglichstes, um Biene zu finden und zu beschützen, ebenfalls unter großen Entbehrungen und nicht ohne sich selbst charakterlich zu verändern, denn immer neue Herausforderungen und Gefahren gehen selbst an den Stärksten nicht vorbei und ermuntern die Schwachen über sich selbst hinauszuwachsen. Robin Hobb gelingt es damit die Spannung immer mehr zu steigern, sodass ich das Buch kaum noch weglegen konnte.

Im letzten Fünftel des Buches, als ich dachte, es wäre nun alles vorbei und nichts weiter würde geschehen, holt die Autorin nochmal tief Luft und krönt ihre Geschichte mit einem mehr als würdigen Ende, nämlich dem Schicksal des Assassinen Fitz Chivalric und seines engsten Freundes, dem Narren, wie es im englischen Titel Assassin’s Fate schon angekündigt wurde. Das Ende ist sehr emotional und ich kann mir vorstellen, wie Robin Hobb gelächelt und geweint hat, als sie die letzten 100 bis 200 Seiten ihrer großen Reihe schrieb. Ich hatte auch eine Gänsehaut, als sie bewegende Ereignisse ihrer vorherigen Bücher als Rückblicke gekonnt in die Handlung einflocht, um mir als Leser die ganze Geschichte nochmal Revue passieren zu lassen. Ganz großes Kino, wie ich finde.

Mein Fazit zu Die Tochter des Wolfs

5 von 5 Sterne „Ein würdiger Abschluss der Reihe!“

Robin Hobb hat mit diesem letzten Fitz-Buch nicht nur den Weitseher-Büchern ein hervorragendes Ende mitgegeben, sondern auch ihrer Zauberschiff-Reihe und der Regenwildnis-Saga, indem sie die Handlungen dieser Reihen geschickt in einem Buch zusammenführte und verknüpfte. Das Buch ist aktionsgeladen, spannend bis zur letzten Seite und voller Emotionen, wie kaum ein anderes davor. Es hat mich sehr bewegt und ich wurde zu keinem Zeitpunkt enttäuscht. Die Tochter des Wolfs ist für mich der krönende Abschluss, den diese hervorragenden Fantasybüchern von Robin Hobb wirklich verdient haben. Besser hätte man es kaum schreiben können. Den ganzen Dreiteiler unbedingt lesen!

Covergalerie zu Die Tochter des Wolfs (Assassin’s Fate)

Jay

7 Gedanken zu “Die Tochter des Wolfs von Robin Hobb

  1. Mir ging es anfangs wie Dir, ich konnte mir auch nicht erklären, wozu eine Fortsetzung nun noch nötig sein sollte. Aber im steten Weiterlesen – und mit Band 1 hätte ich fast gebrochen – blieb ich dran und wurde mit einem tollen Ende belohnt. Toll, weil es so emotional und mitreißend war und das wünscht man sich ja doch manchmal von einem Buch, das man so bewegt ist, dass man es kaum zur Seite legen kann. Leider, leider ist die Autorin gar nicht so bekannt, wie sie es verdient hätte, was in anderen Ländern definitv anders ist. Sie ist und bleibt meine Libelingsautorin 🙂 Ich versuche mich seit Jahren an anderen Büchern im Genre, habe aber noch kaum etwas gefunden, das auch nur annähernd an sie herangekommen wäre, wenn es natürlich sehr viele gute Werke gibt. Oder hast Du einen Geheimtipp für mich? 🙂

    1. Hallo Soleil,

      es ist leider wirklich so, dass sie bei uns weniger bekannt ist, aber es wird langsam besser. Dafür zu denken haben wir dem Penhaligon Verlag, der endlich die Bücher neu aufgelegt hat. Was die vorherigen Verlage mit der Serie angestellt haben, glich eher einem Trauerspiel. Robin Hobb hat wirklich alle Aufmerksamkeit verdient, für ihre tollen, unvergleichlichen Schreibstil.
      Falls Du Englisch liest, dann empfehlen sich vielleicht auch die Romane, die sie unter ihrem richtigen Namen Megan Lindholm veröffentlicht hat. Ich habe sie noch nicht gelesen, habe es aber vor.
      Ansonsten kann ich Dir den Drachenbeinthron (und die Folgebände) von Tad Williams nahelegen, falls Du die noch nicht kennst. Richtig gute epische (High) Fantasy. Ebenfalls gut gefallen vom Stil und von den Charakteren, haben mir die Bücher von Michael J. Sullivan. In den Autorenporträts von Tad Williams und Michael J. Sullivan hier im Blog findest Du nähere Infos zu den Büchern.

      Liebe Grüße
      Jay

      1. Stimmt, die Veröffentlichung in den vorherigen Verlagen war nicht gut. Ich sitze immer noch auf zwei Regenwildnis-Übersetzungen (mit durchwachsenen Covern), die dann leider nicht weitergingen.
        Von Megan Lindholm gibt es auch deutsche Übersetzungen und sie stehen alle gelesen hier 😉 Sie sind anders, aber defintiv genauso gut.
        Williams habe ich Band 1 hier, seit Jahren, weil ich es mal abgebrochen habe, aber ich könnte mir vorstellen, dass ich es heute mit anderen Augen lesen würde, darum will ich es noch mal versuchen. Sullivan habe ich quasi inhaliert. Danke also für die Tipps, die haben getroffen 🙂

        1. Hallo Soleil,

          ich habe die Rezensionen in deinem Blog gesehen zu Sullivan. Da warst Du schneller als ich. 🙂
          Der Drachenbeinthron lohnt sich wirklich. Lass Dich nicht davon abschrecken, dass die Geschichte sich anfangs nur langsam entwickelt. Tad Williams lässt sich viel Zeit für den Aufbau seiner Geschichte. Nach den ersten 200 Seiten wird es aber dann richtig gut und ich bin eigentlich fest davon überzeugt, dass es Dir gefallen wird. Ich habe die Bücher der Reihe verschlungen.
          Was mir noch einfällt, wären die Bücher von John Gwynne beginnend mit „Macht“. Ebenfalls epische Fantasy und inzwischen auch ein (kleiner) Geheimtipp. Gwynne ist auch für sehr lange und detailliert beschriebene Schlachtenszenen bekannt, die allerdings nicht langweilig werden. Die Geschichte selbst ist gut durchdacht. Rezensionen gibt es im Blog, das Autorenporträt enthält weitere Infos zu Autor und den (beiden) Reihen.

          Liebe Grüße
          Jay

  2. Ich konsumiere seit Jahren Bücher als Hörbücher, da ich leider Probleme mit dem Lesen habe. So bin ich immer auf der Suche nach Serien, Chroniken, Bücherreihen.
    Ich bin im Moment beim letzten Buch der Weitseher Sage und kämpfe mit mir ob ich es in einem Satz zu Ende verschlingen soll (eigentlich will) oder in Häppchen hinauszögern möchte, dass es einfach nicht zu Ende geht.
    Selten eine so komplexe, wohl durchdachte und fein gesponnene, fesselnde, schöne Fantasie Serie gehört. Ich habe leider die Regenwildnis Trilogie nicht gehört – werde ich evtl. dann doch (in Englisch) lesen müssen. Alle anderen Trilogien, einschließlich der Seelenschiffe, wie gesagt , verschlungen.
    Die Übersetzungen sind fantastisch, der Schreib- und Sprachstil wunderschön. Bei den Fitz Geschichten ist zum großen Teil Fitz der Ich-Erzähler unterbrochen mit Briefen, Berichten und bei der dritten Trilogie mit Bienes Beiträgen.
    Bei den Zauberschiffen oder Seelenschiffen wiederum wechseln immer wieder die Perspektiven. Das fand ich sehr spannend. Eine der Hauptcharaktere (Malta), ich hätte sie manchmal ‚verprügeln‘ wollen, dann aber meine Meinung geändert, als die Geschichte aus ihrer Sicht weitererzählt wurde.
    Da die Zwischen-Trilogien so anders geschrieben sind aber dann doch auch wieder passend zu den Fitz Rahmen-Trilogien sind, wurde es mir nie nie nie langweilig. Und die Bücher sind wahrlich nicht dünn.
    Robin Hobb kann auf 1000 Seiten Spannung von der ersten bis zur letzen Seite halten.
    Mein größtes Problem ist nun, was soll ich danach noch hören/lesen.

    1. Hallo Silke,
      schau mal in meine beiden Beiträge „Die (angeblich) besten 30 Fatasyreihen“ und „Gute Fantasybücher – Eure Lesetipps“. Vielleicht wirst Du dort fündig. Was ich Dir sehr empfehlen kann, wenn Du epische Fantasy mit tollen, vielschichtigen Charakteren magst: „Die Getreuen und die Gefallenen“ von John Gwynne. Sind richtig gut geschrieben. Ebenso die Bücher von Tad Williams, beginnend mit „Der Drachenbeinthron“.

      Liebe Grüße
      Jay

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