Mein Name ist Griz. Meine Kindheit war anders als deine. Ich hatte keine Freunde, einfach aus dem Grund, dass ich außer meiner Familie kaum jemanden kenne. Überhaupt bin ich in meinem ganzen Leben nur einer Handvoll Menschen begegnet. Zwar sagen meine Eltern, dass die Welt einst bevölkert war, doch jetzt gibt es nur noch uns. Aber wir sind nicht einsam auf unserer entlegenen Insel. Wir haben uns – und unsere Hunde. Aber dann kam der Dieb, und er stahl meinen Hund. Auch wenn es kein Gesetz mehr gibt, das Diebstahl bestraft, werde ich ihn mir zurückholen. Denn was bleibt von unserer Menschlichkeit übrig, wenn wir nicht für jene, die wir lieben, alles, wirklich ALLES tun …
(Quelle: Penhaligon Verlag)
Titel: Ein Junge, sein Hund und das Ende der Welt Autor: C. A. Fletcher Verlag: Penhaligon Seitenzahl: 480 Genre: Dystopie Alter: 14+ Erste Aufl.: 27. April 2020 (25. April 2019) Ausgaben: Hardcover (ENG), Taschenbuch, E-Book, Hörbuch ISBN: 978-3764532321 (TB), 978-0356510910 (ENG HC) Sonstiges: —
Über den Autor von Ein Junge, sein Hund und das Ende der Welt
Charlie Fletcher wurde 1960 in England geboren. Nachdem er an der Universität englische Literatur studiert hatte, begann er seine Karriere in der Filmindustrie zunächst bei der BBC. Er zog später nach Kalifornien und wurde dort Drehbuchautor für verschiedene Filmproduktionsgesellschaften, wie zum Beispiel Paramount und Warner Bros. In Los Angeles heiratete er seine Frau Domenica, die ebenfalls Schottin ist. Sie haben zusammen zwei Kinder und leben heute wieder in Edinburgh (Schottland).
Als Autor bekannt wurde Charlie Fletcher vor allem durch seine Kinderbuch-Trilogie Stoneheart, die zwischen 2006 und 2008 erschien.
Meine Meinung zu Ein Junge, sein Hund und das Ende der Welt
Als ich Ein Junge, sein Hund und das Ende der Welt in der Buchhandlung trotz Maske und beschlagener Brille gefunden habe, wusste ich gleich, dass ich es lesen muss. Ich mag dystopische Romane, die in einer verlassenen Welt spielen. Umso mehr, wenn es sich um ein Buch mit Tiefgang handelt, mit wenig Gewalt und interessanten Protagonisten. Ich denke Charlie Fletcher ist es gelungen ein solches Buch zu schreiben.
Die Handlung lässt den Leser nicht mehr los
Eine Welt (fast) ohne Menschen. Ohne großartige Katastrophenszenarien aufzubauen, löst der Autor das ganz geschickt. Die Menschen sind einfach über das vergangene Jahrhundert hinweg ausgestorben. Unfruchtbarkeit hat verhindert, dass Frauen Babys bekommen konnten und nur ein winziger Bruchteil der Menschheit konnte überhaupt noch Kinder gebären. Über die genauen Gründe dafür werden im Buch nur Vermutungen angestellt. Es könnte kosmische Strahlung gewesen sein, die Umweltverschmutzung, zornige Götter verschiedener Religionen, eine geheimnisvolle Krankheit, die man nie entdeckt hat und noch vielerlei Dinge mehr. Innerhalb nur weniger Seiten findet sich der Leser in einer verlassenen Welt wieder, die er durch die Augen von Griz sieht, einem Jungen, der mit seinen Eltern, ihren Hunden und wenigen Geschwistern auf der kleinen, kargen Insel Mingulay westlich von Schottland lebt, quasi am Ende der Welt, denn westlich der Insel befindet sich nur noch der Atlantik. Menschliche Nachbarn gibt es wenige und die Familie schlägt sich so durch. Griz ist eigentlich glücklich bis zu dem Tag, an dem ein fremder Besucher (andere Menschen zu treffen ist im Buch ein ganz besonderes Ereignis) ihm seine Hündin Jess stiehlt und mit ihr davon segelt. Griz will die geliebte Hündin wiederhaben und es beginnt eine aufregende Verfolgungsjagd, während der Griz, der bis dato seine Insel nur selten verlassen hat, die Wunder einer verlassenen Welt entdeckt und erforscht. So wie sie Charlie Fletcher beschreibt, war sie auch für mich faszinierend.
Griz entdeckt eine verlassene Welt
Griz hat seine Erlebnisse auf der Suche nach seinem Hund in einem Heft niedergeschrieben und es ist das Buch, das der Leser in den Händen hält. Griz beschreibt aus der Ich-Perspektive, was ihm auf seinem langen Weg alles widerfahren ist und sein Buch endet zu einem Zeitpunkt im Jetzt. Die Welt durch die Augen von Griz zu sehen und sie neu zu entdecken macht den großen Reiz des Buches aus. Man ist hautnah an der Person und hat einen tiefen Einblick in seine Gefühle und Gedanken. Dabei spricht Griz den Leser oft auch direkt an, indem er ihn fragt, wie es wohl zu seiner Zeit gewesen ist, als noch Milliarden Menschen auf der Erde lebten. Wie war es gewesen, als auf den breiten Straßen noch viele Autos fuhren oder als fast alle ein rechteckiges, elektronisches Gerät mit sich herumtrug, das man alles fragen konnte, was man wissen wollte und mit dem man mit allen Menschen in Kontakt treten konnte? Als Griz auf seiner Reise zum ersten Mal ein Fußballstadion betritt, ist er schlichtweg überwältigt von der Vorstellung, dass es einmal voller Menschen gewesen sein muss. Nach eigener Aussage hat er in seinem Leben noch nicht genug Leute getroffen, um zwei Fußballmannschaften aufzustellen.
Bei dem Versuch mir vorzustellen, wie viele Leute einmal in diese Arena gepasst hatten – wie das ausgesehen und geklungen haben musste -, bekam ich Kopfweh. Hat Abwesenheit ein Gewicht?
C. A. Fletcher: Ein Junge, sein Hund und das Ende der Welt, Seite 271
Er ist fasziniert von einer Welt, die er nur aus Büchern und von uralten Bildern her kennt, entdeckt sie mit großen Augen und denkt über die Vergangenheit nach, wie sehr sich alles verändert hat und wie einsam die Welt geworden ist. Diese Perspektive nimmt auch der Leser ein und sie ist bisweilen bedrückend. Vieles, was wir in unserer modernen Zeit als selbstverständlich erachten, gibt es für Griz nicht mehr und darüber denkt er häufig nach. Der Junge, sein Hund und das Ende der Welt ist ein Abenteuerroman mit Tiefgang, der mehr ist als einfach nur eine spannende Geschichte. Er hat auch eine gesellschaftskritische Komponente, indem er Griz staunend erkunden lässt, was für uns alltäglich war, für ihn jedoch verloren gegangen ist. Was haben wir unserer Welt nur angetan, dass es so weit kommen musste? Doch Griz ist nicht traurig, denn er ist glücklich in seiner Welt und er nimmt sie so an, wie sie ist. Seine Loyalität gilt seiner Familie und seinen Hunden, dabei lernt er auch auf schmerzliche Weise, dass nicht alle Menschen gut sind und das er sich auch in seiner Welt immer wieder behaupten muss.
Griz trifft auf seiner Reise noch andere Menschen. Ich will über sie jedoch keine weiteren Worte verlieren und überlasse es euch, von ihnen zu lesen.
Zum Schluss will ich nicht allzu viel schreiben. Er ist gut geworden und in einigen Dingen recht überraschend. C. A. Fletcher ist es gelungen mich am Ende nochmal zu begeistern und die Geschichte glaubwürdig abzurunden. Das hat mir gut gefallen.
Mein Fazit zu Ein Junge, sein Hund und das Ende der Welt
Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen. Ebenso, wie der bekannte Roman Die Straße von Cormac McCarthy ist Ein Junge, sein Hund und das Ende der Welt ein Buch, dass man immer wieder in die Hand nehmen und lesen kann, weil es einfach schön und ergreifend geschrieben ist. Ich würde jetzt nicht so weit gehen zu sagen, es könnte das einzige Buch im Jahr sein, dennoch ist es Charlie Fletcher gelungen eine faszinierende Geschichte zu schreiben, die streckenweise sehr emotional ist, die mit sehr wenig Gewalt auskommt und von der man gerne noch ein weiteres Kapitel lesen möchte, bis keines mehr übrig ist. Es ist für jugendliche und erwachsene Leser, die schöne Geschichten mit etwas Tiefgang mögen, gleichermaßen geeignet. Von mir gibt es daher eine eindeutige Leseempfehlung.