Während sie die Stufen zur Bibliothek hinablief, konnte Furia die Geschichten schon riechen: den besten Geruch der Welt.
Furia Salamandra Faerfax lebt in einer Welt der Bücher. Der Landsitz ihrer Familie birgt eine unendliche Bibliothek. In ihren Tiefen ist Furia auf der Suche nach einem ganz besonderen Buch: ihrem Seelenbuch. Mit ihm will sie die Magie und die Macht der Worte entfesseln.
Doch dann wird ihr Bruder entführt, und sie muss um sein Leben kämpfen. Ihr Weg führt sie nach Libropolis, in die Stadt der verschwundenen Buchläden, und an die Grenzen der Nachtrefugien. Sie trifft auf Cat, die Diebin im Exil, und Finnian, den Rebell. Gemeinsam ziehen sie in den Krieg – gegen die Herrscher der Bibliomantik und die Entschreibung aller Bücher. (Quelle: Buch.de)
Titel: Die Seiten der Welt Autor: Kai Meyer Verlag: Fischer FJB Reihe: Die Seiten der Welt, #1 Seitenzahl: 560 Genre: Jugendbuch, Fantasy Alter: 13+ Erste Aufl.: 25. September 2014 Ausgaben: Hardcover, Taschenbuch, E-Book, Hörbuch ISBN: 978-3841421654 (HC) Folgeband: Die Seiten der Welt – Nachtland
Über das Buch Die Seiten der Welt
Die Seiten der Welt von Kai Meyer ist am 22. September 2014 beim Fischer Jugendbuchverlag erschienen und richtet sich vom Inhalt her wohl an die Zielgruppe der jungen Erwachsenen. Meine Einschätzung dazu findet ihr weiter unten. Die Hardcover-Ausgabe hat einen Umfang von 555 Seiten und ist in drei Abschnitte plus einen Epilog („Nachspiel“) gegliedert, die wiederum in insgesamt 62 Kapitel unterteilt sind.
Die Aufmachung des Buches mit einem Schutzumschlag in (fast) Schwarz und Gold ist sehr gut gelungen. Die Vorsatzblätter zeigen gefüllte Bücherregale und es gibt sogar ein Lesezeichen, das als Eintrittskarte im Buch noch eine Rolle spielt. Der Aufwand hat sich gelohnt. Das Buch ist ein Hingucker und verzaubert schon im Regal, allerdings kommt es immer auch auf den Inhalt an.
Meine Meinung zu Die Seiten der Welt
Vor etwas mehr als einem Jahr habe ich mein erstes Buch von Kai Meyer, Phantasmen, gelesen und war ziemlich enttäuscht von der schlechten Umsetzung der Ideen und eigentlich wollte ich so schnell kein Buch mehr von ihm lesen. Nachdem mir aber Die Seiten der Welt auf der Leipziger Buchmesse von verschiedenen Seiten wärmstens empfohlen wurde, habe ich mir das neue Buch des Autors gekauft und gleich signieren lassen. Ein schwaches Buch macht schließlich noch keinen schlechten Autor, dachte ich mir. Nun, Kai Meyer ist sicherlich kein schlechter Autor, denn umsonst hat er nicht national und international großen Erfolg mit seinen Büchern und hätte sicher auch keine Preise dafür erhalten. Leider konnte Die Seiten der Welt, trotz hervorragender Ansätze und Ideen, in einigen Punkten meine Erwartungen nicht so recht erfüllen.
Die Handlung fing zunächst sehr gut an und konnte mich unmittelbar mit vielen tollen Ideen einfangen. Der ganze Beginn hatte schon irgendwie was Magisches an sich und machte Lust auf mehr. Hier ein Beispiel:
Es herrschte Stille wie im Weltraum, und vielleicht war diese Bibliothek genau das: ein ganzes Universum von Welten, die noch entdeckt werden wollten.
Kai Meyer: Die Seiten der Welt, Seite 13
Wow, dachte ich mir. Lass mich diese Welten entdecken, Kai Meyer. Ich bin dabei. (Harry Potter durchschreitet fasziniert die Mauer am Gleis Neundreiviertel…
Diese riesige, unterirdische Bibliothek, die Staub fressenden Origamivögel, der Schimmelrochen, der Buchstabenschwarm Ypsilonzett,… das alles zeugt von einem großen Ideenreichtum, der neue, fantastische Welten lebendig werden lassen könnte. Auch die Bibliomanten mit ihren Fähigkeiten und der ganzen Hintergrundgeschichte, das Buch, mit dem Furia auf so magische Weise mit Severin in Kontakt ist u. v. m, das alles birgt ein unglaubliches Potenzial für den Autor und bietet genug Stoff für eine tolle Handlung – dachte ich. Doch so beeindruckend die Ideen am Anfang auch waren, so weniger spielten sie im Folgenden eine Rolle und die fantastische Atmosphäre der ersten paar Dutzend Seiten löste sich leider mit der Zeit immer mehr in Wohlgefallen auf. (Harry Potter stellt nach Verlassen des Hogwarts-Express fest, dass seine neue Schule eigentlich eine ganz stinknormale ist…)
Vorbei der Zauber. Sicher gibt es hin und wieder auch noch magische Momente, aber die können die Atmosphäre nicht retten, insbesondere weil auch sie oft nicht weiter verfolgt und ausgebaut werden, ihr Potenzial für die Handlung nicht ausgeschöpft. (Harry Potter erhält seinen magischen Tarnumhang, aber er benutzt ihn nicht…)
Warum, Herr Meyer? Warum spielen all die fantastischen Ideen plötzlich keine Rolle mehr? Es hätte wirklich toll werden können.
Bücher sollen in Die Seiten der Welt eine zentrale Stellung einnehmen und Quelle großartiger Magie sein. Für die Seelenbücher trifft das vielleicht zu, ansonsten werden Bücher in der Handlung gerne als Waffen und Transportmittel gebraucht, verbraucht, zerstört. Gerne hätte ich als Leser zu den Seelenbüchern und anderen magischen Besonderheiten etwas mehr erfahren, aber leider bleibt das alles zu oberflächlich. (Harry Potter hat eine blitzförmige Narbe auf der Stirn, doch keiner erfährt warum das so ist…)
Die Stadt Libropolis mit ihren tausenden Buchhandlungen hätte ein spannender, von Magie völlig durchdrungener Ort werden können. Doch leider kommt das Flair dieser besonderen Stadt, die man übrigens nur mit einer magischen Eintrittskarte betreten kann (links, sie liegt dem Buch bei), nicht wirklich bei mir an.
Wäre die Hauptperson Furia über die Dächer von Berlin, Hamburg oder Frankfurt geturnt, es hätte für die Handlung kaum einen Unterschied gemacht. Die spannenden Buchhandlungen betrat sie eh nur recht selten, weil sie ständig von irgendwem weglaufen musste. (Harry Potter hetzt verzweifelt durch die magische Winkelgasse – doch hat keine Zeit sich umzusehen…)
Die „Exlibris“ spielten nur eine Statistenrolle und werden von den Bibliomanten in Ghettos gesteckt und verachtet. Das passt so gar nicht, wie ich finde. Würde mir ein Lieblingscharakter aus einem Buch begegnen, ich wäre wohl eher angetan von ihm.
Irgendwann ist mir dann auch sehr stark die Gewalt aufgefallen, die im Buch immer wieder durch kommt. Da werden Verfolger öfter mal ins Gesicht getreten, vom Dach oder vom Rand einer Schlucht gestoßen, mit allen möglichen Stich- und Schusswaffen niedergestreckt oder harmlose Nebencharaktere der Dramatik wegen kurzerhand erschossen. Manchmal hilft auch Magie…
Es knackte und knirschte, als sein Kopf von einer unsichtbaren Macht zusammengedrückt wurde. Ohne einen weiteren Laut brach er zusammen.
Kai Meyer: Die Seiten der Welt, Seite 486
OK, mag sein, die haben angefangen und sind die Bösen. Allerdings frage ich mich dann doch, an welche Zielgruppe sich dieses Buch eigentlich richten soll? Für ein Kinder- und Jugendbuch dreht sich die Handlung in meinen Augen zu sehr ums Töten, zumal selbst die 15-jährige Protagonistin bisweilen nicht zögert ihre Gegner eiskalt umzulegen, wenn es der Sache dient und ihr 9-jährige Bruder Pip gerettet werden muss. (Wozu braucht Harry Potter einen Zauberstab, wenn doch Hogwarts‘ Waffenkammer viel bessere Mittel gegen die Bösen bereithält…?)
Andererseits ist die Geschichte stellenweise viel zu kindlich und verspielt, um für einen Großteil der erwachsenen Leser wirklich interessant zu sein. Sag ich jetzt mal so.
Klare Ziele der Protagonisten? Dem Klappentext nach geht es Furia vor allem auch um die Befreiung ihres kleinen Bruders, der von den Bösen gefangengenommen wurde. Dazwischen liegen mal eben 300 Seiten Handlung und eine Furia, die von einem Ort zum anderen hetzt, in einer Vielzahl von Nebenhandlungen mitspielt und währenddessen nur recht selten an den kleinen Pip denkt, um den sie angeblich so viel Angst hat.
Überhaupt entwickelt sich Furia, was wohl an ihrem Namen liegt, mit der Zeit immer mehr zur Zicke und verlor bei mir immer mehr an Sympathie.
Der Schluss des Buches war dann irgendwie schon OK, allerdings viel zu nett und weichgespült. Ganz nach dem Motto: Es gab zwar viel Leid und viele Tote, aber jetzt ist alles wieder gut. Lasst uns also frohlocken und in der Sonne tanzen. Das Leben ist schön!
Mein Fazit
Ein Roman der sehr stark und vielversprechend anfing, jedoch mit der Zeit viel seiner magischen Atmosphäre verlor. Der Autor hatte tolle Ideen, deren Potenzial jedoch für die Handlung kaum genutzt wurde. Schade. Zu viele Details blieben auf der Strecke und interessante Aspekte wurden nicht weiter verfolgt und verliefen im Sand. Die Seiten der Welt war daher leider nicht das Buch, das mich in eine faszinierende Welt voller Bücher und Magie entführen konnte. Die Charaktere verhalten sich zudem oft nicht rational und üben viel zu viel körperliche Gewalt aus, als dass man hier noch von einem Jugendbuch sprechen könnte. Für erwachsene Leser enthält die Handlung allerdings zu viel Kindhaftes. Zugutehalten kann ich dem Buch, dass ich es relativ zügig lesen konnte und es für mich keine Längen gab. Jedoch ist das nur ein Teilaspekt der Bewertung.
Oh schade 🙁
Da hab ich soviel tolles über das Buch gehört und war schon am überlegen, es zu kaufen und an meinem nächsten freien Wochenende zu genießen, doch diese Rezension schreckt mich jetzt eher ab.
Ich denke irgendwann werde ich es mir trotzdem Mal zu Gemüte führen, aber ich werde wohl erstmal was anderes lesen.
Leider …. muss ich dir da zustimmen Jay …. Ich habe das Buch auf geheis einer Freundin gekauft weil es angeblich wirklich gut sein soll … zugegeben ich fand es nicht schlecht … aber was mich auch gestört hat war das furia durch ihr seelenbuch eine ganze welt an möglichkeiten zur verfügung stand und es trotzdem immer wieder zur „körperichen“ auseinandersetzung kam. Was in meinen Augen leider viel zu kurz kam war die geschichte um die refugien ich hätte gerne mehr darüber erfahren wie sie entstehen/sich entwickeln usw. Und was mich persönlich brennend interessiert hätte wäre das letzte wort im 77. leeren buch gewesen 😀