26. April 2024

Kein Wind, kein Antrieb, kein Bock (mehr)

Adrian Selby: Schwarzer Sold, Bastei Lübbe, 2018.

Nicht nur die Seefahrer aus früheren Jahrhunderten kannten das Problem sehr gut. Man will mit dem Segelschiff einen bestimmten Hafen erreichen, aber es weht einfach kein Wind, der das Schiff vorwärtsbringt. Auch bei Bücherfreunden und Viellesern gibt es diese Flauten. Man stürzt sich in ein Buch, merkt aber mit der Zeit, es wird immer zäher und das Interesse schwindet. Irgendwann kann man sich dann gar nicht mehr aufraffen und weiterlesen und hat manchmal auch keinen Antrieb ein neues Buch anzufangen. Man kommt nicht mehr vom Fleck und stürzt in eine Leseflaute, was mir in der Vergangenheit bereits öfter passiert ist.

Nach einigen sehr lesereichen Wochen ist mir das diesmal mit Adrian Selbys Debütroman Schwarzer Sold (engl.: Snakewood) so ergangen. Die Bücher des Fantasy-Autors wurde von einigen englischen Booktubern so sehr gelobt, dass ich mich darauf freute sein erstes Buch zu lesen, dessen Klappentext schon mal recht ansprechend war.

Sie wurden verehrt. Sie wurden gefürchtet. Sie wurden zur Legende: Kailens Zwanzig, die beste und verschworenste Söldnertruppe, die es je gab. Vor Jahren bewahrten sie die alten Königreiche vor dem Untergang, doch dann zerfiel die Gemeinschaft. Heute, fünfzehn Jahre später, scheint jemand eine alte Rechnung zu begleichen. Einer nach dem anderen werden Kailens Männer ermordet, bei den Toten liegt stets ein schwarzer Stein – unter Söldnern das Zeichen für Verrat. Welches dunkle Geheimnis verbirgt sich in der glorreichen Vergangenheit der Truppe? (Quelle: Bastei Lübbe)

Wo lagen die Probleme in Schwarzer Sold?

Die Handlung beginnt bereits mit einer Unzahl von Orten und Personennamen, ohne dass es hierzu eine hinreichende Erklärung gibt. Ich tat mir anfangs sehr schwer mich in der Geschichte zurechtzufinden. Ein langsamerer Aufbau der Handlung und Einführung der wichtigsten Charaktere und Charakterbeziehungen wäre sinnvoll gewesen. Stattdessen tappte ich zunächst wie ein Blinder im Wald in der Handlung herum, nahm zwar die Ereignisse zur Kenntnis, konnte sie jedoch nur schwer in einen Zusammenhang bringen. Die Vielzahl von Namen machte die Sache zudem nicht einfacher. Die Handlung fand ich außerdem nicht immer logisch, sowie den Schreibstil ebenfalls nicht sonderlich mitreißend. Was für mich als Leser jedoch fehlte (und das ist für mich der absolute Killer jeder Lesemotivation), war meine Beziehung zu den Charakteren, die sich auch nach einem Drittel des Buches nicht einmal ansatzweise entwickelt hat. Mir waren die Pro- und Antagonisten völlig egal, sowohl ihre Person, als auch die Dinge, die sie taten. Ich konnte keinerlei emotionale Bindung in irgendeiner Form zu ihnen aufbauen. Wenn einem die Personen in einem Buch nicht interessieren, wie kann dann Interesse an der Handlung entstehen? Wie kann sich da Spannung aufbauen? Es passierte zwar so einiges mit der Zeit, aber die Frage nach dem Warum erschloss sich mir leider nicht. Es gab für mich keinen roten Faden, der zeigte, wo die Handlung eigentlich hinführen soll und ich fand sie zum Teil auch recht konfus und allzu konstruiert. Nichts, aber auch gar nichts konnte mich nach gefühlten 150 Seiten bewegen Schwarzer Sold weiterzulesen. Ich war einfach nur noch frustriert und enttäuscht… und wandte mich anderen Freizeitbeschäftigungen zu, weil ich mich nicht mehr aufraffen konnte ein anderes Buch anzufangen. Inzwischen bin ich wieder so weit, um es mit dem nächsten Buch zu versuchen und ich hoffe, es kann mich wieder mitreißen.

Ich habe von Adrian Selby noch seinen zweiten Roman The Winter Road auf dem Stapel liegen und hoffe, dass es mir besser gefällt. Ich werde dem Autor in jedem Fall nochmal eine Chance geben.

Was steht sonst noch an?

Diese Bücher bekommen in den nächsten Wochen noch eine Rezension. Ich bedanke mich an dieser Stelle schon einmal bei den Verlagen für die Rezensionsexemplare und entschuldige mich für die Verzögerung.

Die Götter müssen sterben von Nora Bendzko (Knaur Verlag)
King of Scars von Leigh Bardugo (Knaur Verlag)
Großvaters Haus von John Athan (Festa Verlag)
Der Uhrmacher in der Filigree Street von Natasha Pulley (Hobbit Presse/Klett-Cotta)

Habt Ihr Schwarzer Sold von Adrian Selby gelesen? Wie waren Eure Eindrücke? Schreibt mir bitte in die Kommentare.

Jay

2 Gedanken zu “Kein Wind, kein Antrieb, kein Bock (mehr)

  1. Hallo Jay,

    leider muss ich Dir in allen Punkten zustimmen. Allerdings ist es mir schleierhaft wie Du es zu 150 Seiten geschaft hast.
    Habe nach ca. 50 Seiten auf das Weiterlesen verzichtet.
    Freue mich jetzt auf die Bücher von Sam Feuerbach!

    LG Nobody

    1. Hallo Nobody,

      ich versuche den Büchern immer länger eine Chance zu geben, aber es hat diesmal nicht geklappt. Ich habe es bis jetzt noch nicht geschafft wieder in einen Leserhythmus zurückzufinden, was mich schon stört. Ich hoffe, es wird jetzt im Herbst wieder besser, wenn die Tage kürzer werden.

      LG
      Jay

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