Maskendeals mit Millionenprovision. Eine Lockdown-Politik, die Hundertausende Mittelständler in die Existenznot zwingt. Alte Menschen, die von Kirche und Gesellschaft beim Sterben allein gelassen werden. Und eine Sprachpolizei, die jedes Augenmaß verloren hat. Nicht erst seit Corona wird deutlich: Die Eliten in Deutschland haben den Draht zu den Bürgern verloren und betreiben eine schamlose Klientelpolitik. In alt bewährter Manier legt Peter Hahne den Finger in die Wunde und entlarvt die in Krisenzeiten besonders augenfällige Heuchelei und Selbstgerechtigkeit in unserem Land: Das Maß ist voll! (Quelle: Quadriga Verlag)
Titel: Das Maß ist voll Autor: Peter Hahne Verlag: Quadriga (Bastei Lübbe) Seitenzahl: 144 Genre: Sachbuch, Politik Alter: 16+ Erste Aufl.: 25. Februar 2022 Reihe: — Ausgaben: Hardcover, E-Book ISBN: 978-3869951201 (Hardcover) Sonstiges: —
Über den Autor von Das Maß ist voll
Peter Hahne, 1952 in Minden geboren, ist vielen noch bekannt als Redakteur und Fernsehmoderator beim ZDF, wo er in den 90er Jahren vor allem für das heute-journal und die Nachrichtensendung heute arbeitete. Bis März 2010 war er zudem stellvertretender Leiter des ZDF-Hauptstadtstudios in Berlin. Des Weiteren schrieb Peter Hahne über 20 Jahre lang als Kolumnist für die Bild am Sonntag. Er ist überzeugter Christ und war von 1992 bis 2009 Mitglied des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Er schrieb mehrere Bücher, die oft auf den Bestsellerlisten landeten und spricht darin kritisch über aktuelle Themen deutscher Politik. Peter Hahne ist ledig und lebt in Berlin. (Quelle: Wikipedia)
Meine Meinung zu Peter Hahnes Buch Das Maß ist voll
Zunächst in eigener Sache
Mit Peter Hahnes neuem Bestseller Das Maß ist voll, rezensiere ich hier im Blog erstmalig ein Sachbuch, das aktuelle politische Themen zum Inhalt hat. Ich habe es bisher weitgehend vermieden, mich hier im Blog politisch zu äußern und mich vorrangig auf Rezensionen von Belletristik beschränkt. Dieser Beitrag ist auch keine persönliche Stellungnahme zu irgendeiner politischen Partei und deren Programm. Es geht mir allein um Peter Hahnes Buch und wie mir es gefallen hat.
In seinem neuen Spiegel-Bestseller beschreibt er in meinen Augen treffend, wie weit sich die Politik inzwischen von den Menschen in unserem Land entfernt hat. Er spricht aus, was sich viele, wie ich denke, nicht (mehr) zu sagen trauen aus Angst unter die Räder des Zeitgeists zu kommen. Ich bin mit Bücher wie Sterne seit fast 8 Jahren auch auf Twitter vertreten und finde die Diskussionskultur in dieser Blase schon beängstigend. Vor allem, wenn es um aktuelle politische Themen geht. Da werden fremde Menschen wegen ihrer abweichenden Meinung aus der sicheren Anonymität heraus aufs übelste beschimpft. Man kann es eigentlich nicht mehr lesen. Und es geschieht sicher nicht nur dort. Wo wird denn inzwischen noch wirklich sachlich diskutiert oder wenigstens zunächst mal akzeptiert, dass es andere Meinungen geben darf?
Inzwischen wird wohl kein anderes Wort so inflationär gebraucht, wie das Wort „Nazi“. Gerade, wenn es um konservative Ansichten geht, die noch vor 20 Jahren in Parteiprogrammen etablierter Volksparteien akzeptiert waren. Weitere abwertende Begriffe kommen hinzu. Man ist pauschal „Impfgegner“ oder gleich ein „Corona-Leugner“, wenn man nur kritisch einen Impfstoff hinterfragt. Man läuft inzwischen Gefahr pauschal „Nazi“, „Schwurbler“ oder „Querdenker“ zu sein, sobald die eigene Meinung mal nicht dem Mainstream oder der eigenen Ansicht entspricht. Das Wort „Querdenker“ war übrigens vor einiger Zeit noch positiv konnotiert. Inzwischen ist es zu einem Schimpfwort mutiert.
Hahne schreibt in seinem Buch von „Medien, die normale Spaziergänger zu Radikalen machen.“ Alles und jeder wid über einen Kamm geschert, die Menschen verunsichert. Dabei sollte es in einer Demokratie eine bunte Meinungsvielfalt und damit verbunden eine respektvolle Diskussionskultur geben, der den Konsens zum Ziel hat. Dies ist nach meinem Empfinden schon lange nicht mehr der Fall – es erschreckt mich und es macht mich traurig.
Nach der Wahl in Frankreich am vergangenen Wochenende hörte man in den Medien, „Macron müsse nun unbedingt daran arbeiten, die gespaltene Gesellschaft seines Landes wieder zusammenzuführen“. Scholz sagt über Deutschland „Unsere Gesellschaft ist nicht gespalten.“ Ich denke ja, das ist sie, zutiefst gespalten und die Politik scheint ihren Beitrag dazu zu leisten. Was unser Land jedoch braucht, ist wieder mehr Toleranz gegenüber anderen Ansichten und eine angemessene Streitkultur, die auf Konsens hinarbeitet und nicht auf Ab- und Ausgrenzung Andersdenkender. Und wir brauchen Politiker, denen man Vertrauen entgegenbringen kann und das eigene Volk nicht immer wieder für dumm verkaufen.
Was könnte Peter Hahnes Buch zur Gesellschaft beitragen?
Hahne prangert in seinem Buch gekonnt Missstände in unserem Land an und legt den Finger in die Wunde. Dabei argumentiert er sachlich und auf den Punkt, was ihn bewegt und wie man die Dinge besser machen könnte. Politik und auch die Medien dürfen einem öffentlichen Diskurs und kritischen Fragen nicht ausweichen. Meinungen müssen diskutiert werden, wie es in Demokratien schon immer der Fall war.
Immer wieder kritisiert Peter Hahne auch das Verhalten von Politikern in Krisenzeiten, das beim Volk nicht immer gut ankommt. Und er hat recht. Politiker, die die Gunst der Stunde nutzen, um sich persönlich ins rechte Licht zu rücken (ohne dabei auf die Menschen einzugehen). Oder um ihr Vermögen zu vermehren (Maskendeal). Oder die sich mit ihrer Meinung wie ein Fähnchen im Wind drehen. Politiker und Medien haben offenbar ihre Glaubwürdigkeit in hohem Maße verloren. Das kommt auch im Untertitel des Buches zum Ausdruck: „In Krisenzeiten hilft keine Volksverdummung“
Der Autor lässt nichts aus und sein Buch liest sich spannend und spricht auch mir in vielen Teilen aus der Seele. Es hat zwar nur 144 Seiten, ist aber in 33 kleinere Kapitel unterteilt, die verschiedene Themen unseres Zusammenlebens beleuchten. Dabei muss man nicht in allen Punkten, die da beschrieben und kritisch hinterfragt werden, der gleichen Meinung sein wie er, aber darum geht es Peter Hahne auch nicht. Vielleicht sollte der Leser einfach wieder etwas mehr „querdenken“ (böses Wort!) und hinterfragen, denn nur so kann Demokratie wirklich funktionieren. Dabei sind es auch nicht nur die großen Themen, die der Autor in seinem Buch aufgreift. Hierzu gehört zum Beispiel das Gendern, auf das der Autor in seinem Buch immer wieder zurückkommt. Dies hat nämlich nicht nur positive Seiten, sondern bringt auch so einige praktische Probleme mit sich.
Auch die kleinen Aufreger verdienen seine Aufmerksamkeit. Dazu gehört zum Beispiel die Ansicht, Märchen wären nicht mehr zeitgemäß, würden Kinder erschrecken und überhaupt sind sie schon lange nicht mehr gendergerecht. Oder Helge Schneiders Problem auf seiner Tournee im Sommer 2021, wo er Coronamaßnahmen anprangert. Oder die Aktion #allesdichtmachen bei der sich zahlreiche Künstler wegen ihrer Corona-kritischen Haltung plötzlich einem Shitstorm der Medien ausgesetzt sahen. Jede einzelne Episode in Das Maß ist voll hat durchaus ihre Berechtigung und ist lesenswert. Ob man die Meinung Hahnes dabei teilt oder nicht, ist dann etwas, was jeder persönlich für sich beantworten muss.
Auch die Kirche bleibt von Kritik nicht verschont
Als überzeugter Christ hat Peter Hahne selbstverständlich auch ein kritisches Auge auf die Kirche. Diese hat in den vergangenen Jahren verstärkt mit Kirchenaustritten zu kämpfen. Dabei spielt jedoch nicht allein das Thema des sexuellen Missbrauchs eine Rolle, das immer wieder durch die Medien geht. Nach Meinung des Autors ist die Kirche dabei, sich selbst abzuschaffen und entbehrlich zu machen. Kritisch hinterfragt er immer wieder das Verhalten der Kirchenoberen und wie diese die eigene Kirche (nicht) sehen. Oder Politiker christlicher Parteien, die sich aus falsch verstandener Toleranz von Aussagen der Bibel distanzieren. Nur nicht anecken. Dass sich leider immer mehr Menschen enttäuscht von der Kirche abwenden, weil man sich von ihr im Stich gelassen fühlt, ist letztendlich die Konsequenz. Mich haben diese Kapitel besonders bewegt, da ich als gläubiger Christ lange in der kirchlichen Jugendarbeit tätig war.
Mein Fazit zu Das Maß ist voll
Ich habe es nicht bereut, die 12,00 Euro für das kleine Sachbuch investiert zu haben. Peter Hahne bringt anschaulich und journalistisch gekonnt die Probleme auf den Punkt. Dabei will er, was ich denke, nicht zwingend die Leserschaft von seiner persönlichen Meinung überzeugen, sondern vielmehr zum kritischen Denken anregen. Man muss nicht von vorneherein alles schlechtreden, was nicht ins eigene Weltbild passt. Vielmehr geht es darum, den eigenen Horizont zu erweitern und Probleme von verschiedenen Seiten zu beleuchten und immer wieder auch zu hinterfragen. Das allein kann unsere zweifelsohne gespaltene Gesellschaft voranbringen. Ich denke, dass dieses Buch von Peter Hahne einen guten Beitrag dazu leisten kann, hin zu einer besseren Diskussionskultur und mehr Toleranz in der Zukunft.
Habt Ihr das Buch bereits gelesen? Würdet Ihr es lesen wollen oder nicht? Hinterlasst mir Eure Meinung in den Kommentaren.
Vielen Dank für die Vorstellung dieses Buches. In letzter Zeit komme ich mir in der Bloggerwelt ziemlich exotisch vor, weil ich bisher dachte, ich sei die Einzige, die ähnliche Themen anspricht (und mittlerweile auf explizite Erläuterungen, dass ich keiner Partei angehöre/n will, verzichte). Ich versuche bereits eine Weile andere Blogger (und damit Leser!) aus ihrer (Wohlfühl-)Blase herauszuholen, sich mal anderen (Lese-)Stoffen zu widmen und eben auch Dinge zu hinterfragen. Mir war in etwa selbst lange nicht klar, warum ich den derzeitigen Zeitgeist ablehne, da er doch genau das sein müsste vordergründig, was ich immer angestrebt habe (z. B. Gleichberechtigung). Zu sehen, dass es anderen genauso geht, war zum einen sehr beruhigend, zum anderen half es auch dabei, sich mehr zu fokussieren und sich ans Thema heranzutasten. Das Buch von Hahne steht auf der WuLi, ich lese demnächst aber erst einmal ein paar andere. Es ist jedoch weiter nach oben gerutscht nach Deiner Rezi.
Hallo Soleil,
ich hinterfrage seit einigen Jahren sehr vieles sehr kritisch, was politische Themen angeht und lasse mich nicht vom Zeitgeist vereinnahmen. Ich denke inzwischen, dass es sich viele Leute recht bequem machen und sich nicht mehr selbst bemühen Dinge zu hinterfragen und sich eine eigene Meinung zu bilden. Was die Masse der Menschen offenbar für gut befindet, muss ja wohl richtig sein. Es gibt aber den bekannten Spruch, der es genau trifft: Man darf die Mehrheit nicht mit der Wahrheit verwechseln.
Ich würde mir wünschen, dass noch mehr Menschen Peter Hahnes neues Buch mal lesen, und zwar ohne Vorurteile und von einer neutralen Position aus, und sich danach eine ehrliche Meinung bilden. Leider ist man in unserem Land inzwischen recht schnell dabei, Menschen in eine bestimmte Ecke zu drängen, sobald sie Probleme offen ansprechen und an politischen Entscheidungen Kritik üben. Das sollte aber in einer Demokratie möglich sein. Hinzu kommt eine miserable Diskussionskultur, die jeglichen Diskurs schon im Keim erstickt, bevor er überhaupt begonnen hat. Das ist inzwischen mein Empfinden.
Viele Grüße
Jay
Hallo Jay,
obwohl ich eigentlich tot sein müsste (lt. Aussage von Lauterbach:“Nach dem Winter sind alle Menschen entweder gespritzt, genesen oder tot“), melde ich mich nun doch zu Worte. Man sieht an solchen Aussagen, welchen Unsinn Politiker, Medien und „Fachleute“ von sich geben.
Ich stimme Dir in Deinen Ansichten voll zu. Besonders schlimm ist die Art Kritiker als Leugner, Nazis, Schwurbler und Querdenker zu titulieren und in eine gewisse Ecke zu drängen.
Bei Demonstrationen laufen nur Rechtsextreme und anderes dunkles Gelichter mit, nach Meinung dieser Aufhetzer gibt es ja keine normalen Menschen mehr.
Das Buch werde ich mir wahrscheinlich nicht zulegen, da mir die Aussagen vermutlich bekannt sein werden…
Viele Grüße
Wolfram
Hallo Wolfram,
danke für Deinen Beitrag. Ganz sicher haben nicht nur wir beide das Empfinden, dass Meinungen in unserem Land nur noch dann gelten, wenn die dem (insbesondere links-grünen) „Mainstream“ entsprechen. Besonders schlimm finde ich die von Dir angesprochenen Pauschalisierungen, mit denen Bürger, die sich erlauben, manche politischen Entscheidungen kritisch zu hinterfragen, in irgendeine Ecke gedrängt werden. Einmal dort angekommen wird ihnen dann im nächsten Atemzug jedwede Berechtigung eine eigene Meinung zu haben einfach abgesprochen. So wird es dann schwer, eine halbwegs vernünftige Diskussion zu führen.
Ich bin ja gerne bereit zu diskutieren und ich lasse mich auch gerne von meinem Gegenüber mit guten Argumenten überzeugen, doch erwarte ich einen zunächst respektvollen Umgang mit den Ansichten des anderen und keine „Totschlagargumente“ und pauschale Abwertung. Und das alles wird von Politik und Medien noch befeuert. Hier kommt mir dann unweigerlich der römische Satz „Teile und herrsche!“ in den Sinn und unser Land ist bereits tief gespalten, denn es gilt bei vielen politischen Themen: Jeder gegen jeden.
Viele Grüße
Jay