15. September 2024

Scandor von Ursula Poznanski

Ursula Poznanski: Scandor, Loewe Verlag, 14. August 2024

Die Wahrheit kann dich reich machen. Die Lüge lässt deine schlimmsten Albträume wahr werden.

Es ist eine Challenge der besonderen Art, auf die Philipp und Tessa sich einlassen: Hundert Menschen treten an, um einen einzigartigen, unfehlbaren Lügendetektor zu testen: Scandor. Er begleitet die Kandidaten rund um die Uhr, wittert jede Ausflucht, jede Schwindelei. Wer lügt, fliegt aus dem Rennen und muss sich seinen tiefsten Ängsten stellen. Die Person hingegen, die am Ende übrigbleibt, erhält ein Preisgeld von fünf Millionen Euro. Doch nicht alle spielen fair. Und es gibt jemanden, der sich auf die Suche nach einer ganz besonderen Wahrheit gemacht hat … (Quelle: Loewe Verlag)

Titel: Scandor Autorin: Ursula Poznanski Verlag: Loewe Seitenzahl: 448
Genre:
Jugendthriller Alter: 14+ Erste Aufl.: 14. August 2024 Ausgaben: Broschiert, E-Book, Hörbuch ISBN:‎ 978-3743216594 (BR) Sonstiges:

Über die Autorin von Scandor

Ursula Poznanski, geboren in Wien, studierte sich einmal quer durch das Angebot der dortigen Universität, bevor sie nach zehn Jahren die Hoffnung auf einen Abschluss begrub und sich als Medienjournalistin dem Ernst des Lebens stellte. Nach der Geburt ihres Sohnes begann sie Kinderbücher zu schreiben. Ihr Jugendbuchdebüt Erebos erhielt zahlreiche Auszeichnungen (u. a. den Deutschen Jugendliteraturpreis) und machte die Autorin international bekannt.

Ursula Poznanskis Bücher sind regelmäßig auf den oberen Plätzen der Spiegel-Bestsellerliste zu finden und werden in den Feuilletons namhafter Zeitungen und auf den Kulturseiten im Netz besprochen. Inzwischen ist sie eine der erfolgreichsten Jugendbuchautorinnen im deutschsprachigen Raum und schreibt zudem Thriller-Bestseller für Erwachsene. Sie lebt mit ihrer Familie im Süden von Wien. Jedes Jahr im Sommer erfreut sie ihre Leser mit einem neuen Jugendthriller. Scandor ist ihr der vierzehnte und erschien im August 2024.

Bücher nahe am Puls der Zeit

Es ist wieder August und das bedeutet, der neue Jugendthriller von Ursula Poznanski kam in die Buchhandlungen. Wie jedes Jahr freute ich mich sehr darauf, denn ich habe sie seit Erebos (2011) alle gelesen. Mir gefällt an den Büchern besonders gut, dass Ursula Poznanski sehr oft aktuelle gesellschaftliche Themen in ihnen aufgreift, die auch jugendliche Leserinnen und Leser interessieren, und diese durchaus kritisch betrachtet. So gab es als Themen neben süchtig machenden Online-Spielen (Erebos) auch schon Drohnen (Elanus), den Klimawandel (Cryptos), Verschwörungstheorien (Shelter), Live-Rollenspiele (Saeculum) und noch einige mehr. Nicht immer fand ich die Umsetzungen besonders gelungen, jedoch geben Poznanskis Bücher am Ende immer auch Impulse zum Nachdenken. Man darf diese Dinge also kritisch sehen. Die aktuelle Thematik der künstlichen Intelligenz (AI) verarbeitet die Autorin spannend in ihrem aktuellen Thriller für Erwachsene: Die Burg

Wie oft am Tag lügen wir?

Ursula Poznanskis Jugendthriller im Jahr 2024 trägt den Namen Scandor. Er beschäftigt sich mit den kleinen und großen Unwahrheiten, die wir alle fast täglich nutzen, um uns das Leben zu erleichtern. Wir gehen mit ihnen Streit aus dem Weg, nutzen sie aus Höflichkeit, um andere nicht zu verletzen und manchmal auch, um uns damit einen Vorteil zu erkaufen oder unsere eigenen Fehler nicht zugeben zu müssen. Lügen gehören für uns zum Alltag und ganz oft denken wir nicht mal mehr darüber nach. Scandor ist ein nahezu unfehlbarer Lügendetektor, der so entwickelt ist, dass er jede kleine Unwahrheit eines Menschen sofort erkennt und mitteilen kann. Um seine Leistungsfähigkeit zu testen, veranstalten die Entwickler von Scandor einen Wettstreit. Darin treten 100 auserwählte Kandidaten gegeneinander an, in dem sie Scandor ihre Aussagen im Alltag prüfen lässt. Die kleinste ausgesprochene Unwahrheit für zum Ausscheiden aus dem Spiel. Und wer zum Schluss alleine siegreich ist, gewinnt 5 Millionen Euro Preisgeld. Einfach sagst du? Nein, unwahrscheinlich schwierig. Die ganze Sache hat nämlich noch einen schrecklichen Haken für alle, die verloren haben … aber ich will hier nicht zu viel verraten.

Charaktere unter Dauerbelastung

Die Ausarbeitung der Hauptcharaktere fand ich angemessen gut. Zum einen ist das Philipp, ein ruhiger, sympathischer Schüler von 17 Jahren. Zum anderen ist es ein quirliges Mädchen namens Tessa im gleichen Alter. Beide haben mit ihrer Familie so ihre Probleme und versuchen deshalb auf eigenen Füßen zu stehen. Neben den Eltern gibt es dann noch Tessas schrecklichen Onkel Henrik, welcher der ganzen Familie das Leben schwer macht. Zudem sind da noch einige weitere Nebencharaktere, die natürlich auch eine Rolle spielen und ihren Teil zum Spannungsbogen beitragen. Insgesamt ist die Anzahl jedoch überschaubar. Ich hasse es, wenn ich mitten im Buch ständig überlegen muss, wer denn nun dieser und jener nochmal war.

Das Buch spielt sehr stark mit Emotionen. Die Autorin schafft es sehr gut, den ansteigenden psychischen und physischen Druck auf die Teilnehmer des Wettstreits zu beschreiben. Während ich Scandor gelesen habe, fühlte ich mich ein wenig an Erebos erinnert. Denn auch in Poznanskis neuem Thriller war so eine permanente unterschwellige Bedrohung spürbar, die man nur schwer greifen konnte. Nebencharaktere, die sich sonderbar verhalten, was man auch nicht einordnen konnte. Wem können die Protagonisten im Spiel vertrauen, wem nicht? Wer verfolgt eigene Interessen und wenn ja, welche sind es wohl? Schon während der Lektüre gibt die Handlung genug Raum für eigene Spekulationen. Und wie so oft verfolgen heimliche Drahtzieher hinter den Kulissen ganz eigene Pläne mit dem Wettstreit.

Im Laufe der Handlung erfährt man nach und nach noch so einige Dinge über Philipp und Tessa, insbesondere ihre Vergangenheit. Und natürlich entwickelt sich die Geschichte mit der Zeit in eine Richtung, die man anfangs keinesfalls vermutet hätte. Ich konnte von der ersten bis zur letzten Seite tief in die Geschichte eintauchen und das Buch kaum beiseitelegen. Den Schluss fand ich ebenso recht gut gelungen, da er alle Fragen klärte und auch stimmig war. Auch diesbezüglich hat Ursula Poznanski alles richtig gemacht.

Mein Fazit zu Scandor

5 von 5 Sterne „Ein Buch, spannend von der ersten bis zur letzten Seite.“

Ich konnte Ursula Poznanskis Jugendthriller Scandor insgesamt überzeugen. Die Autorin schaffte eine gute Atmosphäre aufzubauen, die mich als Leser über längere Zeit wirklich fesseln konnte. Zuletzt hatte ich das bei Poznanskis prämierten Debütroman Erebos vor einigen Jahren. Ich liebe es, wenn eine Geschichte voller Rätsel und Geheimnisse steckt und man lange nicht weiß, wie man eigentlich dran ist. Die Charaktere fand ich sympathisch und die Handlung hatte einen ordentlichen Spannungsbogen. Insgesamt ein tolles Buch und mir eine Leseempfehlung wert.

Jay

2 Gedanken zu “Scandor von Ursula Poznanski

  1. Schönen guten Morgen!

    Ich mag die Jugendthriller der Autorin auch sehr gerne – eben auch weil sie immer aktuelle Themen mit einbaut (deshalb mag ich auch die Bücher von Eschbach so gerne 🙂 ), nur oft gelingt das Ende nicht mehr so, das wirkt auf mich meistens etwas konfus ^^ Shelter hatte mir ja leider nicht so gefallen, deshalb hab ich eine Weile Abstand genommen.
    Bei Scandor reizt mich das Thema allerdings sehr und es scheint ihr ja super gelungen zu sein, die Spannung aufrecht zu erhalten, was ich in ihren Büchern sehr mag, denn das kann sie! Ich denke, dass ich das auf jeden Fall lesen werde!

    Liebste Grüße, Aleshanee

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert