Das Leben wird nicht leichter in Perdido Beach. Zwar konnte das Problem der knappen Nahrungsmittel einigermaßen erfolgreich gelöst werden, aber immer stärker werdende Spannungen zwischen den Mutanten und ihren Gegnern, der Human Crew um den Jungen Zil, bringen Unsicherheit und Angst. Zil, der alle „Freaks“ am liebsten tot sehen würde, lässt nichts aus, um Sam und seine Freunde in Veruf zu bringen. Zwar wurde in der Stadt ein neuer Rat unter der Führung von Astrid eingesetzt, jedoch fehlt es immer noch an geeigneten Regeln für die Gemeinschaft. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit bis Zil mit Gewalt gegen die Sam und andere Mutanten vorgehen wird.
Orsay, ein Mädchen, das in Visionen die Dinge außerhalb der Kuppel zu sehen glaubt, prophezeit vielen der verzweifelten Kinder und Jugendlichen die Freiheit und die Rückkehr zu ihren Familien und glaubt einen Weg hinaus zu kennen. Viele der älteren Kinder und Jugendlichen sind inzwischen am Ende ihrer körperlichen und seelischen Kräfte und wollen auch die Verantwortung für die Kleinen nicht länger tragen. Sie würden alles tun, um in Freiheit und zu ihren Familien zu kommen, die vermutlich außerhalb der Kuppel auf sie warten. Doch sind Orsays Visionen wirklich wahr oder treibt vielleicht sogar die Gaiaphage hier erneut ein böses Spiel? Für viele könnte der vermeintlich sichere Weg hinaus einen qualvollen Tod bedeuten…
Titel: Gone – Lügen (Lies) Autor: Michael Grant Verlag: Ravensburger (Egmont UK) Reihe: Gone, #3 Seitenzahl: 448 (464) Genre: Jugendbuch, Dystopie Alter: 14+ Erste Aufl.: 01. März 2011 (04.05.2010) Ausgaben: Hardcover, Taschenbuch, E-Book ISBN: 978-3473353330 (Dt. HC), 978-1405277068 (ENG TB)
Über das Buch
Gone (Lügen/Lies) ist der dritte Roman in der Gone-Reihe von Michael Grant. Das Buch hat in der englischen Taschenbuch-Originalausgabe 464 Seiten und ist in England bei Egmont erschienen. Das deutsche Taschenbuch erschien im April 2013 beim Ravensburger Verlag und liegt bei knapp 448 Seiten. Das Buch unterteilt sich in 44 übersichtliche Kapitel und die Handlung erstreckt sich über einen Zeitraum von 66 Stunden und 52 Minuten. Der Countdown ist typisch für die Reihe und endet in einem großen Finale in Kapitel 43.
Meine Meinung
Dieser dritte Teil der Gone-Reihe hat bei mir leider nicht nur positive Eindücke hinterlassen. Wie auch schon in den ersten beiden Bänden hat es Michael Grant sicherlich geschafft einen äußerst spannenden Roman mit einer abwechslungsreichen Handlung hervor zu bringen. Das Buch konnte mich wahrlich fesseln und ich musste es wirklich im Laufe eines Tages lesen, weil ich wissen wollte, wie es aus geht. Zweifellos, Grant versteht es den Leser anzusprechen und in den Bann seiner Geschichte zu ziehen – wenn es nicht seitenweise so dermaßen unerträglich wäre. Kurz gesagt, die Handlung machte mir überhaupt keinen Spaß. Warum? Zu viel Negatives lassen weder die Personen im Buch, noch den Leser einmal zu Atem kommen. Wenn man denkt, es könnte nun eigentlich gar nicht mehr schlimmer kommen, dann holt Grant nochmal aus und belehrt den Leser eines Besseren. Es gibt einen eklatanten Mangel an positiven Dingen, welche die vielen negativen Ereignisse zumindest ein bisschen kompensieren könnten. Emotionen spielen sich zu über 90 % nur im negativen Spektrum ab – leider. Kaum ein Aufatmen, kaum ein freudiges „gut gemacht“. Vielmehr möchte man aufschreien und sagen „Hey, das sind doch noch Kinder. Passiert hier auch mal was positives? Sogar im Herrn der Ringe hatte Frodo mal eine Pause am Lagerfeuer.“
So viel Angst, Schmerz, Verzweiflung, Hass, Leid, Psychoterror und Tod gibt es in diesem Buch, dass man nicht nur einmal daran zweifelt, ob Grant seine Charaktere bzw. generell Kinder überhaupt jemals mochte. Man kennt ja aus den Horrorfilmen diese unbekümmerten, naiven und bemitleidenswerten Nebencharaktere, die der Spannung wegen grausam geopfert werden. Bei Grant hatte ich sehr oft den Eindruck, dass diese Opferrolle auf so ziemlich alle Personen zutrifft, die nicht gerade Hauptcharaktere sind, Alter egal.
Das Buch soll eigentlich ein Jugendbuch sein, jedoch war ich mir bei vielen Passagen gar nicht mehr so sicher. Das Leid und Unglück gut Spannung erzeugen können, dass ist nun mal unbestritten (wer die Nachrichten auf RTL schaut, weiß bescheid), allerdings war es mir in Lies einfach zuviel des Guten Bösen. Wenn Kinder Feuer legen, sich gegenseitig übelst in die Pfanne hauen, zerstören und ermorden, dann ist Kannibalismus noch das geringste Übel…
Gut umgesetzt hat der Autor aber die Spannungen und die Konfrontationen zwischen den Mutanten und der Human Crew. Grant zeigt deutlich auf, wie die Angst vor Dingen, die man nicht begreift, den Menschen in die Radikalität treiben können. Hinzu kommen Neid, Missgunst, eine große Portion Skrupellosigkeit und Mord, schon ist der Weg für eine blutige Auseinandersetzung geebnet. Ja, Zil geht über Leichen. Am liebsten über Leichen von „Freaks“.
Zusätzlich belebt die Prophetin Orsay die Handlung und schürt Unsicherheit zwischen den Verzweifelten. Die Kinder und Jugendlichen glauben, nach Monaten des Schreckens und der Not, nur zu gerne an Orsays Visionen von liebenden Eltern außerhalb der Kuppel. Das Problem ist, dass es nur einen Weg hinaus gibt und der könnte statt Freiheit auch leicht den Tod bedeuten. Man klammert sich an den letzten Strohhalm, was man den Kindern nach Monaten der Not und des Schreckens nicht verübeln kann. Gut eingefädelt, Mr. Grant.
Es werden auch einige neue Personen eingeführt und zahlreiche Perspektivenwechsel halten die Handlung am Laufen und zeigen sie aus verschiedensten Blickwinkeln. Die Spannung hält Grant zudem mit verschiedenen Cliffhangern am Ende der Kapitel. Natürlich immer dann, wenn es gerade wieder super-spannend ist. Auch die altbekannten Charaktere machen eine Wandlung durch, denn die Ereignisse in der FAYZ gehen nicht spurlos an ihnen vorbei. Ich hätte mir in diesem Zusammenhang mehr „positive Emotionalität“ gewünscht. Szenen der Liebe, des Vertrauens und der Aussprache untereinander, damit man die Charaktere zum einen noch besser kennen lernt und zum anderen, wie erwähnt, als Ausgleich für die „dunklen Passagen“.
Die Handlung des Romans ist wieder abgeschlossen, allerdings bleiben dennoch einige Fragen offen, die Grant in den folgenden Büchern wieder aufgreifen wird.
Mein Fazit
Ein spannendes Leseerlebnis bis zum Schluss, allerdings mit dem Gewicht zu sehr auf negative Emotionen und einer zu düsteren Atmosphäre, die den Leser zu schocken vermag. Gone 3 ist aktionsgeladen und definitiv ein Pageturner, mit einer abwechslungsreichen Handlung und interessanten Charakteren. Wer es liest kann jedoch ein paar Stunden Timm Thaler spielen, weil lächeln ist auf kaum einer Seite vorgesehen. Mir war es zu düster und ich fand es schade, dass Michael Grant hier nicht ausgewogener schrieb. Weniger wäre hier manchmal mehr gewesen. Sing ein fröhliches Lied zum Ausgleich zwischendurch. Empfehlen würde ich das Buch daher erst ab einem Alter von wenigsten 14 Jahren. Für Kinder ist es zu krass.