Survival is not sufficient.
Star Trek Voyager
Erster Tag: Die Georgische Grippe explodierte auf der Erde wie eine Neutronenbombe. Den Nachrichten zufolge liegt die Sterblichkeitsrate bei über 99 %.
Zweite Woche: Die Zivilisation ist zerfallen.
Nach zwanzig Jahren: Die “Reisende Symphonie”, eine Gruppe von Schauspielern und Musikanten, zieht durch ihr Gebiet und veranstalten Konzerte und Shakespeareaufführungen in den Siedlungen, die dort entstanden sind. Zwanzig Jahre nach der Pandemie scheint das Leben relativ sicher zu sein. Doch jetzt bedroht eine neue Gefahr die Welt voller Hoffnung, welche die Überlebenden zu errichten versucht haben. (Übersetzung Klappentext)
Titel: Das Licht der letzten Tage (Station Eleven) Autor: Emily St. John Mandel Verlag: Piper (Knopf) Seitenzahl: 416 (352) Genre: Dystopie Alter: 16+ Erste Aufl.: 01. Februar 2017 (09.09.2014) Ausgaben: Hardcover (ENG), Taschenbuch, E-Book, Hörbuch ISBN: 978-0385353304 (ENG HC), 978-3492310239 (TB)
Über das Buch und die Autorin
Emily St. John Mandel wurde in British Columbia (Kanada) geboren und hat vor Station Eleven bereits drei weitere Romane geschrieben. Auch schrieb sie mehrere Beiträge für Anthologien, z. B. The Best American Mystery Stories 2013. Sie lebt mit ihrem Mann in New York City. Station Eleven gibt es als Hardcover mit 384 Seiten und als E-Book. Es ist in mehrere größere Abschnitte und über 80 Kapitel unterteilt. Erschienen ist es beim Verlag Picador. Die deutsche Übersetzung erschien unter dem Titel Das Licht der letzten Tage am 14.09.2015 beim Piper Verlag.
Meine Meinung
Ich bin über das Buch gestolpert, weil sich einer meiner Londoner Buchhändler fast überschlagen hat, als er das Buch anpries. Recherchiert man weiter und glaubt man den Kritiken, dann ist dieses Buch eines der besten Dystopien seit langem. Ich habe es daraufhin bestellt, zumal der Klappentext sich eigentlich ganz gut anhört und ich dachte, dass in dem Buch die postapokalyptische Welt einen entsprechend großen Stellenwert hat, schließlich ist es eine Dystopie und ich liebe Geschichten in solchen Szenarien.
Ganz am Anfang war auch alles noch gut. Eine weltweite Pandemie in Form eines mutierten Schweinegrippevirus rafft 99,9 % der Menscheit innerhalb von nur wenigen Tagen dahin, verlassene Städte, Zusammenbruch der Infrastruktur, Menschenschicksale die berühren,… das ganze Programm schon auf den ersten 30 Seiten. Toll, dachte ich mir, das geht ja gleich mal richtig los. Was danach kommt lag weit (sehr weit) hinter meinen Erwartungen an eine gute Dystopie zurück. Leider.
Die ganze Handlung dreht sich im Prinzip um fünf Personen, deren Vorgeschichten alle mit einer weiteren zentralen Person verbunden sind, dem berühmten Schauspieler Arthur Leander. Dummerweise stirbt Arthur bereits auf den ersten 10 Seiten des Buches und was nun in ständigen Rückblicken etwa gefühlte 80 % des Buches ausmacht sind seine ganze Lebensgeschichte und seine Beziehungen, die mich rein überhaupt nicht interessierten, da alles komplett vor der Katastrophe spielt. Die Autorin erzählt in den Rückblicken v. a. von den Beziehungen der anderen fünf Protagonisten zu Arthur, die zum Teil die Katastrophe überlebten und nun in der entvölkerten Welt leben, aber wen interessiert das schon ihr lieben Leser? Man könnte doch meinen es gäbe wichtigere Dinge nach der Auslöschung der Menschheit, als 20 Jahre lang immer wieder an Arthur zu denken, oder?
Es war mir also egal, ob Arthur auf einer kleinen Insel aufwuchs und wo er lebte und studierte. Es war mir total egal, ob er die Ehefrauen wechselte, wie andere Leute die Socken und er eine nach der anderen betrog. Es war mir schlichtweg egal, ob er lieber in Filmen oder im Theater auftrat und ob er vor hatte irgendwann seinen Lebensabend in Israel zu verbringen. WEIL ES FÜR DIE MENSCHHEIT EINFACH NICHT RELEVANT IST! Er ist vor der Pandemie gestorben und kurz nach ihm fast sieben Milliarden (!) andere Menschen. Also was soll’s?
Genauso wenig interessierten mich die Gefühle seiner drei Ex-Frauen, weil das mit dem Endzeitszenario kaum in Verbindung stand. Die ganze Story ging mir auf Deutsch gesagt sonstwo vorbei.
Im Gegenzug fällt das dystopische Szenario irgendwo hinten runter. Von den Problemen der Menschen im Alltag bekommt man nur am Rande was mit, die Überlebenden haben sich irgendwie mit der Situation arrangiert und das war’s dann. Die ganze Rahmenhandlung wirkte auf mich stellenweise zwar glaubhaft, aber irgendwie weichgespült, d. h. nicht bedrohlich, ja nicht einmal annähernd bedrückend. Friede, Freude, Eierkuchen am Lagerfeuer zwischen den Ruinen. Das Buch hätte in meinen Augen die Pandemie gar nicht gebraucht, weil die Geschichte problemlos auch in einer gut bevölkerten Welt hätte spielen können. Hinzu kommt, dass mich eigentlich keine der handelnden Personen in irgendeiner Form interessierte. Sie waren in meinen Augen farblos, ihre Beziehungen untereinander wenig spektakulär und bestenfalls ein guter Ersatz für Valium bei Schlafstörungen.
Der ganze Roman ist eine Mischung zwischen Erzählung, schwacher Liebesgeschichte und Biografie. Zwischendurch kommen dann schon Stellen im Buch, wo wirklich etwas passiert und man ist voller Erwartung, dass nun endlich etwas passiert. Allerdings hält das nicht lange vor. Ein Spannungsbogen über das ganze Buch hinweg ist nicht zu finden und die ganze Geschichte plätschert nur so dahin. Auch frage ich mich, was denn nun eigentlich diese „neue Gefahr für die Welt“ (s. Klappentext) gewesen sein soll, die alle so furchtbar bedroht? Ich habe zwar eine leise Vermutung,…
Im Internet ist zu lesen:
Thrilling, unique and deeply moving, this is a beautiful novel that asks questions about art and fame and about the relationships that sustain us through anything – even the end of the world.
Station Eleven (Covertext)
„Questions about art and fame“, das trifft es sicherlich. In dystopischer Hinsicht war das Buch jedoch einzigartig enttäuschend. Das liegt wohl daran, dass ich mir anhand des Klappentextes etwas völlig anderes erwartet hatte. Tief bewegend? Naja, ich musste mir ziemlich oft schwarzen Tee in der Küche aufbrühen, damit ich nicht zwischendurch einschlafe. Spannend und mitreißend? Ich habe es zu Ende gelesen, weil ich die Hoffnung auf einen spannenden Schluss bis zur letzten Seite nicht aufgeben wollte. So, jetzt wisst Ihr, was ich über dieses viel gepriesene Werk denke.
Mein Fazit
Mag sein, dass viele Kritiker dieses Buch als ein tolles Werk ansehen und viele Leser davon wirklich begeistert sind. Mich jedoch konnte es absolut nicht vom Hocker reißen und meine Erwartungen an eine Dystopie nicht erfüllen.
Schlichtweg sehe ich die Probleme der Menschen an ganz anderer Stelle, als sie im Buch geschildert werden. Von einem beklemmenden post-apokalyptischen Szenario ist daher nicht allzu viel zu spüren. Die Charaktere sind uninteressant und wirklich spannend ist das Buch in meinen Augen auch nicht. Wer gerne dystopische Romane liest und eine gute Endzeitatmosphäre möchte, sollte z. B. zu Die Straße von Cormac McCarthy greifen oder zu Jesús Carrascos Die Flucht (Out in the Open), denn so wird’s gemacht. Wer gerne über Beziehungskisten liest, dem mag Das Licht der letzten Tage (Station Eleven) vielleicht gefallen, allen anderen empfehle ich die Finger davon zu lassen.
Ich habe das Buch auf Englisch gelesen. Es ist insgesamt gut verständlich, beinhaltet jedoch eine ganze Reihe Vokabeln, die nicht sehr geläufig sind. Manche Satzkonstruktionen sind etwas schwieriger verständlich.