I always felt like you had to be important to have enemies.
Quentin in „Paper Towns“ von John Green
Seit seiner Kindheit ist Quentin mit Margo befreundet und für ihn ist sie das begehrenswerteste Mädchen überhaupt. Doch mit den Jahren wird sein Kontakt zu dem Mädchen aus der Nachbarschaft immer seltener. Die bildhübsche und clevere Margo mit ihren neuen Freundinnen scheint sich von ihm weit entfernt zu haben und wird schließlich unerreichbar für Quentin. Doch eines Nachts klopft Margo überraschend an das Fenster des inzwischen 18-jährigen und bittet ihn um Mithilfe bei ihrem persönlichen Rachefeldzug gegen einige ihrer bisher besten Freunde. Überrascht und verzaubert, dass Margo an ihn denkt und er einige Stunden mit ihr verbringen kann, begleitet Quentin sie trotz anfänglicher Vorbehalte und erlebt dabei die aufregendste Nacht seines Lebens. Seine Freundschaft mit Margo scheint wieder erblüht zu sein. Am darauffolgenden Morgen jedoch ist Margo verschwunden und hinterlässt eine ausgeklügelte Spur winziger Hinweise. Mit Hilfe seiner besten Freunde versucht Quentin Margos Spuren kreuz und quer durch die USA zu folgen, um sie für sich wiederzufinden, doch schon bald regt sich in ihnen der schreckliche Verdacht, dass Margo sich für immer von der Welt verabschiedet haben könnte…
Titel: Margos Spuren (Paper Towns) Autor: John Green Verlag: Hanser, dtv (Bloomsbury) Seitenzahl: 336 (320) Genre: Jugendbuch Alter: 13-16 Erste Aufl.: 08. Februar 2010 (16.10.2008) Ausgaben: Hardcover, Taschenbuch, E-Book, Hörbuch ISBN: 978-3423086448 (TB), 978-1408848180 (ENG TB)
Über den Autor und das Buch
John Green wurde am 24. August 1977 in Indianapolis (USA) geboren. Er wohnte während seiner Kinder- und Jugendzeit in verschiedenen Staaten der USA, darunter Orlando in Florida, dem Hauptschauplatz von Paper Towns, wo er eine Privatschule besuchte. Nach dem Collegeabschluss wollte er zunächst Priester werden und arbeitete als Kaplan für 6 Monate in einem Kinderhospital. Sein Umgang mit den jungen Patienten, die zum Teil an lebensbedrohlichen Krankheiten litten, bewegte ihn jedoch dazu seinen Berufswunsch aufzugeben und Autor zu werden. Vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen schrieb John Green Jahre später seinen Weltbestseller The Fault in Our Stars (dt. Titel: Das Schicksal ist ein mieser Verräter). Er lebte und arbeitete ein Zeit in Chicago, wo er Bücher rezensierte und kritisierte, Radiobeiträge verfasste und nebenbei seinen Debütroman Looking for Alaska (dt. Titel: Eine wie Alaska) schrieb, der 2005 erschien. John Green lebt heute mit seiner Frau Sarah, zwei Kindern und einem Hund wieder in seiner Geburtsstadt Indianapolis.
Paper Towns (dt. Titel: Margos Spuren) ist Greens vierter Roman und erschien 2008 mit gut 300 Seiten beim Speak Verlag. Die deutsche Übersetzung von Sophie Zeitz erschien 2010 als Taschenbuch beim Carl Hanser Verlag und umfasst 336 Seiten. Paper Towns erfuhr als Taschenbuch inzwischen mehrere Neuauflagen mit verschiedenen Covern. Das Buch gewann 2009 den Edgar Alan Poe Award und im Jahr 2010 den Corine – International Book Prize des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels (Bayerischer Landesverband) jeweils als Bester Roman für junge Erwachsene.
Meine Meinung
Paper Towns ist ein Jugendbuch, wie man es sich in dem Alter (empfohlen 14 bis 17) eigentlich nur wünschen kann, denn es beinhaltet in meinen Augen alles, was einen guten Jugendroman ausmacht. Die Geschichte ist aus der Perspektive des Protagonisten Quentin geschrieben und John Green versteht es wirklich mit einer lebendigen Jugendsprache die Gedanken und Gefühle des Jungen glaubhaft zu beschreiben. Auch wenn die Handlungsweisen der Jugendlichen im Buch, sie sind alle um die 18 Jahre und stehen kurz vor dem Schulabschluss, bisweilen etwas pupertär wirken, so sind sie doch irgendwo angemesen und glaubwürdig, getragen von der Euphorie der baldigen Freiheit vom Elternhaus. Das Buch beginnt im Prolog mit einem Ereignis aus Quentins und Margos Kindheit und macht im ersten Kapitel bereits einen Zeitsprung von 9 Jahren. Quentins verändertes Verhältnis zu Margo wird beschrieben und man erkennt, wie sehr der Junge darunter leidet, in ihrem Leben offenbar keine Rolle mehr zu spielen. Seine Person ist gut ausgearbeitet und man erhält zudem recht amüsante Einblicke in das Familienleben (beide Elternteile sind Psychologen und betrachten Quentin quasi als eine Art Meisterstück ihres Schaffens) und in die Sorgen und Nöte von Quentin und der beiden besten Freunde Ben und Radar. Diese Probleme sind zum Teil so witzig beschrieben, dass man bei so manchem Verhalten und Schlagabtausch zwischen ihnen laut auflachen muss. John Green zeichnet seine Charaktere wirklich sehr treffend und ich wurde dadurch immer wieder auch an meine eigene Jugendzeit erinnert, in der sich das Leben prizipiell um die für Jugendliche wichtigsten Dinge drehte: Freunde, Schule, Partys, Computerspiele, die Beziehung zu den eigenen Eltern und um den ersten Kuss bzw. Sex. In Paper Towns gibt John Green kurzweilige Einblicke in was es heißt ein fast erwachsener Tenager zu sein und die Welt in allen Facetten entdecken zu wollen.
Doch obwohl es viele lustige Passagen gibt, die einem oft mehr als nur ein Lächeln abfordern, fehlt es dem Buch nicht an Tragik, denn es dreht sich um die Suche nach Quentins erster und innigster Liebe, dem verschwundenen Mädchen Margo, das ihm zunächst Hoffnung machte und dann plötzlich wieder verließ. Die clever platzierten Spuren, die Margo hinterlässt, verfolgt Quentin mit Hilfe seiner besten Freunde zielstrebig und versucht dabei hinter das Wesen der wahren Margo zu kommen, die er nach langen Jahren endlich wiedergefunden glaubte. Die Frage, warum sie einfach so und ohne Verabschiedung verschwand, zieht sich durch die ganze Geschichte. Weder Quentin noch die Leser haben Gewissheit, ob sie eigentlich gefunden werden will und was sie am Ende ihrer Suche nach Margo erwartet. Die Spannung steigt während Quentin, Ben und Radar die einzelnen Puzzelteile finden und zusammensetzen und gipfelt schließlich in einer halsbrecherischen Autofahrt, die der Geschichte die Krone aufsetzt. Selten habe ich so gelacht.
Doch die Geschichte hat auch einigen Tiefgang und der Autor unterstreicht das, indem er einem bekannten Gedicht (Song of Myself) des amerikanischen Dichters Walt Whitman (1819-1892) eine wichtige Rolle im Buch einräumt. Inhalte des Gedichts werden immer wieder herangezogen, um Quentins und Margos Blick auf das Leben zu erklären. Eine interessante Herangehensweise, wie ich finde, allerdings war mir das dann vor allem auf den letzten Seiten des Buches etwas zu viel Poesie und Philosophie. So intelligent und erwachsen Margo für ihre 18 Jahre auch sein und wirken mag, so glaube ich nicht, dass sie (oder Quentin oder einer seiner Freunde) diesen Grad an Selbsterkenntnis und Lebenserfahrung, den eine tiefgehende Interpretation von Song of Myself abverlangt, in dem hohen Maße mit sich bringt, wie es im Buch beschrieben wird. Ich finde, dass John Green hier etwas zu dick aufgetragen hat und seinen jungen Protagonisten zu viel zutraut.
Fazit
Trotz der kleinen Kritikpunkte finde ich Paper Town bzw. Margos Spuren ein sehr gelungenes Buch, dass nicht nur sehr unterhaltsam sein kann, sondern mit der Suche nach Margo auch einen gehörigen Grad an Spannung aufbaut. Die Charaktere finde ich gut gezeichnet und zu den meisten von ihnen kann man eine gute Bindung aufbauen. Die philosophischen Abschnitte muss man mögen bzw. man muss sich in sie hineindenken können, um die Handlungsweisen und Gedanken der Charaktere bis ins letzte Detail nachvollziehen zu können. Der Geschichte tut dies jedoch keinen Abbruch und ich vergebe daher gerne eine Leseempfehlung für John Greens viertes Werk.
Ich habe das Buch auf Englisch gelesen. Das Sprachniveau empfand ich als nicht allzu einfach, jedoch auch nicht zu hoch. Ich hatte wenige Probleme. Lerner der Sprache sollten jedoch ein Wörterbuch bereithalten, da es einige nicht ganz so gängige Vokabeln im Buch gibt, die zum Verständnis wichtig sind. Insbesondere in Walt Withmans Gedicht.