Stell dir vor, sie kidnappen dein Kind, um es zurückzubekommen, musst auch du ein Kind entführen… Was als ganz normaler Tag begann, wird zum Albtraum für die alleinerziehende Rachel, als ihre 13-jährige Tochter auf dem Weg zur Schule verschwindet. Die einzige Spur: Das Handy des Mädchens wird an der Bushaltestelle gefunden. Tatsächlich erhält Rachel kurz darauf einen Anruf von der Entführerin. Die Frau am Hörer – ebenfalls Mutter eines entführten Kindes –, gibt sich als Kylies Kidnapperin zu erkennen. Sie ist Teil des perfiden Netzwerks »The Chain«. Und sie hat Rachel auserwählt, die Kette der Kindes-Entführungen weiterzuführen: Wenn Rachel ihr Kind lebend wiedersehen will, muss sie nicht nur binnen weniger Stunden das Lösegeld auftreiben – sie muss ihrerseits ein Kind entführen und dessen Eltern dazu bringen, dasselbe zu tun. Die Kette muss weitergehen … (Klappentext)
Titel: The Chain Autor: Adrian McKinty Genre: Thriller Verlag: Knaur Seitenzahl: 352 Alter: 16+ Erste engl. Aufl.: 09. Juli 2019 Ausgaben: Broschiert, E-Book, Hörbuch ISBN: 978-3426524855 (TB)
Über den Autor von The Chain
Adrian McKinty wuchs im nordirischen Carrickfergus auf und studierte Jura an der Warwick University sowie Philosophie in Oxford. In den neunziger Jahren wanderte er nach New York City aus. Dort hielt er sich mit allen möglichen legalen bzw. illegalen Gelegenheitsjob bis 2001 über Wasser. Dann zog er nach Denver, Colorado, um dort als Highschool-Lehrer Englisch zu unterrichten. 2008 packte ihn erneut das Fernweh und er siedelte mit Frau und Kindern um nach Melbourne, Australien. Seine zahlreichen Kriminalromane sind preisgekrönt. In Deutschland wurde McKinty bekannt mit seinem katholischen Bullen Sean Duffy, der im Belfast der düsteren achtziger Jahre ermittelt. (Quelle: Amazon.de)
Meine Meinung zu The Chain
Ich bin auf The Chain im Juni 2019 aufmerksam geworden, weil es vor dem Erscheinungstermin in vielen Onlineshops als extrem spannender Thriller beworben wurde. Eine Reihe von Kindsentführungen, die wie ein Kettenbrief aufgebaut ist und Eltern dazu zwingt ein anderes Kind zu entführen, um ihr eigenes wiederzubekommen? Das klingt einmal nach einer neuen Idee. Auch hatte ich bis dahin noch kein Buch von Adrian McKinty gelesen, obwohl er wohl recht viele Bücher geschrieben und einige Auszeichnungen dafür erhalten hat.
Ich habe mir also The Chain besorgt und natürlich auch gleich auf Englisch gelesen. Schon nach wenigen Seiten war ich tief in der Handlung und habe das Buch mehr oder weniger in einem Zug durchgelesen. Die Thematik der Geschichte schreit ja förmlich nach Emotionen, denn die Entführung ihres Kindes gehört für Eltern wohl zu den schlimmsten Albträumen. McKinty spielt auch sehr mit den Emotionen der Betroffenen. Nicht nur, dass die Eltern sich um ihr eigenes Kind sorgen, sie müssen auch die Entführung eines anderen Kindes genau planen und durchführen, was sie zusätzlich seelisch stark belastet. Können sie einem anderen Kind und dessen Eltern das überhaupt antun? Haben sie genug Nerven die Entführung durchzuziehen? Was passiert, wenn etwas schief geht? Der Autor greift diese Gefühle auf und versucht sie in einem fesselnden Thriller zu verpacken. Im Buch wechselt die Perspektive mehrmals zwischen den Eltern, den Kindern und den „Betreibern“ der „Chain“, welche die Taten koordinieren, Druck aufbauen und abkassieren. Dadurch wird die Handlung abwechslungsreicher und man erfährt auch manches über die Hintergründe der Kette beziehungsweise die Vorgeschichte der Betreiber.
Jetzt jedoch zur Kritik. Leider bleiben die Charaktere zum größten Teil recht oberflächlich und eindimensional. Hier hätte der Autor durchaus noch mehr tun können, um die Personen greifbarer zu machen, auch wenn es dann einige Seiten mehr geworden wären. Hinzu kommen leider eine Reihe von Klischees, die bedient werden, die jedoch völlig unnötig sind.
So gut und genial die Idee der Entführungskette auch ist, bleiben auch nach dem Lesen doch Kritik und Zweifel hängen. Kann so ein System, aufgebaut auf Erpressung, wirklich über mehrere Jahre reibungslos funktionieren? Die Hintermänner üben großen Druck aus und sind bestens über das Verhalten der Eltern informiert. Es ist schwer vorstellbar, dass man diese Vielzahl an Opfern (Eltern wie auch die Kinder) über längere Zeit steuern kann, ohne dass irgendwo etwas durchsickert und es zu Ermittlungen kommt. Der Autor deutet zwar an, dass das System irgendwann unsteuerbar und zusammenbrechen wird, allerdings bezweifle ich, dass dies so lange Bestand haben kann, wie im Buch beschrieben.
Mein Fazit
Die Idee hinter dem Buch The Chain ist gut, aber leider wurde sie an vielen Stellen nur halbherzig umgesetzt. Die Handlung und Personen verloren mit Fortschreiten der Geschichte an Glaubwürdigkeit. Charaktere waren oft zu wenig beschrieben und eindimensional, als dass man sich sonderlich in sie hineinversetzen konnte. Der Schreibstil ist flüssig und spannend. Irgendwie hatte ich mir aber mehr erwartet. Ein eher durchschnittlicher Thriller mit einigem Potential nach oben.
Ich habe das Buch auf Englisch gelesen. Die Sprache war gut verständlich.