3. Dezember 2024

Kellerkind von Nicole Neubauer

Er sagt, er kann sich an nichts erinnern. Doch an seinen Händen klebt Blut…

Nicole Neubauer: Kellerkind
Nicole Neubauer: Kellerkind Dt. Taschenbuchausgabe Blanvalet Verlag (2015)

Während in der Wohnung darunter ihr Blut von der Decke tropft, liegt die erfolgreiche Anwältin Rose Benninghoff mit durchschnittener Kehle in ihrer Münchner Designerwohnung. Im Keller des Hauses kauert der vierzehnjährige Oliver Baptiste, sein Körper mit Blutergüssen übersät, seine Hände sind blutverschmiert. Er kann sich an nichts erinnern. In einem klirrend kalten Jahrhundertwinter nimmt der Münchner Hauptkommissar Waechter mit seinem Team von der Mordkommission die Jagd nach dem Mörder auf.

Blanvalet Verlag, Kellerkind

Doch bald verschwimmen die Grenzen zwischen Tätern und Opfern immer mehr, und die Ermittler stoßen auf ein altes Verbrechen, das nie gesühnt wurde, und das seine Schatten bis in die Gegenwart wirft …

Titel: Kellerkind Autor: Nicole Neubauer Verlag: Blanvalet Reihe: Kommissar Waechter, #1 Seitenzahl: 416 Genre: Krimi Alter: 16+ Erste Aufl.: 19. Januar 2015 Ausgaben: Taschenbuch, E-Book, Hörbuch ISBN: 978-3442383375 (TB) Folgeband: Moorfeuer (Kommissar Waechter #2)

Über das Buch und die Autorin von Kellerkind

Quelle: Blanvalet Verlag (c) Susanne Krauss, Autorin von Kellerkind
Quelle: Blanvalet Verlag
(c) Susanne Krauss

Nicole Neubauer wurde 1972 in Ingolstadt geboren und studierte englische Literaturwissenschaften und Jura in München und London. Nach zehn Jahren in einer Wirtschaftskanzlei arbeitet sie freiberuflich als Autorin, Rechtsanwältin und Lektorin. Sie ist Mitglied der „Mörderischen Schwestern e. V.“, einem Verein, der sich der Förderung der von Frauen geschriebenen deutschen Krimiliteratur verschrieben hat, sowie der „Autorinnenvereinigung e. V.“. Nicole Neubauer lebt mit ihrer Familie in München im Herzen Schwabings.
Kellerkind ist Nicole Neubauers Romandebüt, das am 19. Januar 2015 bei Blanvalet erschien und als Taschenbuch, E-Book und Hörbuchfassung erhältlich ist. Die Taschenbuchausgabe umfasst 416 Seiten (inklusive einem Nachwort) und die ganze Handlung des Romans ist in 10 Kapitel unterteilt.

Meine Meinung zu Kellerkind

Ich bin ja immer auf der Suche nach neuen, mir noch unbekannten Autorinnen und Autoren, die ich noch nicht kenne. Insbesondere mag ich auch Debütromane und lasse mich gerne überraschen. Das ist für mich so ein bisschen wie eine Schatzsuche und bei Kellerkind hat sich für mich die Suche gelohnt.
Ich muss zugeben, dass es mir anfangs etwas schwerfiel mit dem Ermittlerteam um den Hauptkommissar Waechter warmzuwerden und befürchtete schon, dass Kellerkind auf dem traurigen Stapel der Bücher enden könnte, die zwar tolle Ideen vorweisen, aber farblose und wenig überzeugende Charaktere. Zum Glück sollte ich mich irren. Nicole Neubauer hat es vortrefflich verstanden ihren Protagonisten im Laufe der Handlung immer mehr Leben einzuhauchen und sie mit ihren Ecken und Kanten darzustellen. Je mehr man in die Geschichte eintauchte, umso mehr konnte sie mich fesseln.
Die Autorin wechselt geschickt zwischen den verschiedenen Perspektiven ihrer Hauptpersonen und während die Ermittler der Mordkommission alle Anstrengungen unternehmen hinter die Zusammenhänge des Mordfalls zu kommen, tappt man als Leser ebenso im Dunkeln wie sie. Niemals gibt Nicole Neubauer sie zu viel preis, sondern gerade genug, um den Spekulationen über die wahren Hintergründe der Ereignisse neuen Zündstoff zu geben.
Welche Rolle spielt zum Beispiel der 14-jährige Oliver Baptiste, der mit blutverschmierten Händen und zahlreichen Verletzungen am ganzen Körper im Keller des Tathauses aufgefunden wurde? Ist er Täter oder Opfer? Was weiß sein Vater, der erfolgreiche Unternehmer Laurent Baptiste, der sich immer wieder schützend vor seinen Sohn stellt und der einige Monate vorher mit dem Opfer liiert war? Welches Geheimnis umgibt die ermordete Anwältin Rose Benninghoff, die alle paar Jahre in einer anderen Großstadt ihr Leben neu beginnt, rastlos und unnahbar, sodass selbst ihre Arbeitskollegen kaum etwas von ihr wissen? Fragen über Fragen, aus denen die Autorin eine überaus abwechslungsreiche und komplexe Handlung entwickelt.
Immer wieder spielen in der Geschichte auch private Probleme der Ermittler eine Rolle, was in meinen Augen positiv zu ihrer Charakterentwicklung und Plausibilität beiträgt. Vor allem Waechters Kollege Hannes Brandl kämpft sowohl an beruflichen, als auch an familiären Fronten und kommen dabei mehr und mehr an seine psychischen und physischen Grenzen. Doch auch der allein lebende Waechter und die resolute Kollegin Elli Schuster gewährt Einblicke in ihr Privatleben.

Nahezu jeder Perspektivenwechsel wirft für den Leser neue Fragen auf und ließ mich immer wieder rätseln. Doch auch wenn der Leser etwas mehr weiß, als Waechter und seine Kollegen, so bleibt es dennoch schwierig den Fall einfach zu lösen, denn die Möglichkeiten sind so zahlreich, wie die Verletzungen an Olivers geschundenem Körper. Nicht selten verfolgt man als Leser die falsche Fährte und alle Spekulationen über die wahren Ereignisse fallen zusammen wie ein Kartenhaus. Erst gegen Ende des Buches erschließen sich für den Leser, Waechter und seine Kollegen die tatsächlichen Zusammenhänge und das ganze schreckliche Ausmaß der Tragödie. Nicht mit einem Paukenschlag, sondern Teil für Teil setzt Nicole Neubauer das Puzzle zusammen, verknüpft die vielen kleinen Indizien zu einem großen Bild und öffnet dem Leser die Augen. Das Ergebnis ist so glaubwürdig, dass man sich als Leser fragen könnte, warum man da eigentlich nicht gleich drauf gekommen ist.
Das Ende wirkt nicht erzwungen, sondern gut vorbereitet und mit jeder Menge Nervenkitzel, wie es sich für einen guten Abschluss gehört. Es ist quasi unmöglich das Buch vor der letzten Seite aus der Hand zu legen.

Mein Fazit zu Kellerkind

4,5 von 5 Sternen "Komplex, fesselnd und mit interessanten Charakteren."
4,5 von 5 Sternen
„Komplex, fesselnd und mit interessanten Charakteren.“

Auch wenn es anfangs etwas dauert, bis man zum Ermittlerteam einen Bezug herstellen kann, so entwickelt sich der Roman danach Seite für Seite zu einem Pageturner erster Güte, der mich zwei volle Tage nicht mehr losließ. Mit einer gut durchdachten und abwechslungsreichen Handlung, sowie interessanten Charakteren kann Nicole Neubauer erfolgreich punkten und den Leser in den Bann ziehen. Ich freue mich schon jetzt auf weitere Romane aus ihrer Feder und vielleicht auf ein Wiedersehen mit Hauptkommissar Waechter und seinem Team.

Jay

2 Gedanken zu “Kellerkind von Nicole Neubauer

  1. ARGH! Ich bin im letzten Monat so gefloppt mit Thrillern, dass ich jetzt wirklich gerade wieder auf der Suche nach etwas Gutem bin… und das klingt wirklich nach einem Buch, das mich interessieren könnte. Wie blutig und grausam wird es denn? Ich habe im Moment die Nase voll von diesem Gemetzel, das Thrillerautoren derzeit so inflationär veranstalten…

    1. Nicht übermäßig blutig und grausam, sondern in meinen Augen genau das richtige Maß um die Spannung aufrecht zu erhalten. Nicole Neubauers Debütroman ist definitiv einen Blick wert. Ich bin mir ziemlich sicher, der Roman könnte dir gefallen, Mareike. 🙂

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