Für die besonderen Kinder wird die Zeit knapp. Nach der schrecklichen Niederlage gegen Caul, seine Wights und die Hollows ist Jacob und Emma als einzigen die Flucht geglückt. Nun sind sie auf sich alleine gestellt, um ihre Freunde aus den Fängen von Caul zu befreien. Nur der sprechende Hund Addison steht ihnen zur Seite und der mysteriöse Sharon, der ihnen anbietet sie in die geheime, längst vergessene Zeitschleife zu führen, in der Miss Peregrine und alle anderen verschleppt wurden. Die Zeit wird jedoch knapp, den Caul plant ein gefährliches Experiment und das Leben der gefangenen Freunde steht auf Messers Schneide. Mit der Hilfe von Sharon dringen Jacob und Emma in die Zeitschleife ein und begeben sich auf eine gewagte Rettungsmission durch eine verwüstete Stadt, die ihnen alles abverlangt. Caul hingegen sieht sich fast am Ziel seiner Pläne, denn er weiß wie er die legendäre „Bücherei der Seelen“ öffnen und nutzen kann. Ein Ort, der ihm nahezu unbegrenzte Macht verleihen wird… (Ransom Riggs: Die Bibliothek der besonderen Kinder)
Titel: Die Bibliothek der besonderen Kinder (Library of Souls) Autor: Ransom Riggs Verlag: Knaur (Quirk Books) Reihe: Die besonderen Kinder (Miss Peregrine’s Peculiar Children) Seitenzahl: 544 (464) Genre: Mystery Alter: 14+ Erste Aufl.: 02. November 2016 (22.09.2015) Ausgaben: Hardcover (ENG), Taschenbuch, E-Book, Hörbuch ISBN: 978-1594747588 (ENG HC), 978-3426520277 (TB) Vorgängerband: Die Stadt der besonderen Kinder Folgeband: Der Atlas der besonderen Kinder
Über das Buch und den Autor von Die Bibliothek der besonderen Kinder
Ransom Riggs ist in Florida aufgewachsen, ist aber jetzt im Land der besonderen Kinder beheimatet – Los Angeles. In seiner Kindheit und Jugend las er beständig Geistergeschichten und britische Comedy, was vermutlich die Bücher erklärt, die er schreibt. Es gibt eine geringe Chance, dass er sich gerade in deinem Haus aufhält und dich von unter dem Bett aus beobachtet… (Übersetzung der Autorenbeschreibung in Library of Souls).
Nach dem großen Erfolg von Die Insel der besonderen Kinder und Die Stadt der besonderen Kinder ist Die Bibliothek der besonderen Kinder (Library of Souls) nun der dritte Roman der Reihe. Der Schluss des Buches lässt vermuten, dass die Buchreihe damit abgeschlossen ist, es sich also um eine Trilogie handelt.
Library of Souls ist am 22. September 2015 bei Quirk Books (Philadelphia, USA) erschienen und hat 464 Seiten in 11 Kapiteln. Außerdem sind im Buch über 50 neue Fotos abgedruckt, welche den Text ergänzen.
Meine Meinung zu Die Bibliothek der besonderen Kinder
Schade, sag ich nur. Nachdem der zweite Band der Reihe deutlich besser, spannender und unterhaltsamer war, als der erste Band, hat in meinen Augen der dritte Teil wieder ziemlich nachgelassen. Zwar waren einige Ideen gut, doch hatte ich den Eindruck, dass sich manche Dinge schlichtweg wiederholen. Während man im Buch 2 auf einer Rettungsmission für Miss Peregrine war, ist es in diesem Buch eben eine Rettungsmission für die besonderen Kinder, also die Freunde von Jacob und Emma. Besonders gut hat mir im Band 2 gefallen, dass die Kinder als Gruppe zusammenarbeiteten, ihre Fähigkeiten für alle einsetzten und gemeinsam auf ein Ziel hinarbeiten mussten. Das hatte der Geschichte sehr viel Abwechslung gegeben und die verschiedenen Charaktere und ihr Zusammenspiel beziehungsweise die Dialoge waren eine große Bereicherung für die Handlung. Leider hat Ransom Riggs die Kinder nahezu völlig aus der Handlung genommen, indem er sie von Caul verschleppen ließ. Der Fokus in Library of Souls liegt also wieder hauptsächlich auf Jacob und Emma, und das war mir persönlich viel zu wenig. Daran konnten auch der sprechende Hund Addison und der geheimnisvolle Sharon nicht viel ändern, zumal bei Letzterem viel Potenzial verschenkt wurde, denn seine Hintergründe bleiben leider weitgehend im Dunkeln und brachten der Handlung keinen zusätzlichen Dreh. Schade eigentlich, denn er ist ansonsten ein interessanter Protagonist.
Jacob entwickelt seine neuen kommunikativen Fähigkeiten weiter, was anfangs zwar schleppend ging, dann jedoch recht plötzlich problemlos funktionierte. Wie es dazu kam? Keine Ahnung. Er konnte es dann eben einfach. OK, ich lasse das mal so stehen. Emma hingegen hat bei mir einige Punkte verloren. Das Mädchen mit ihrem teilweise infantilen Gehabe und dem gelegentlichen Trotz („Sowas mach ich nicht!“), obwohl der überhaupt nicht angebracht war, regte mich bisweilen nur noch auf. Ich möchte nur wissen, wie Jacob es mit ihr aushält? Addison war dagegen einfach nur Addison.
Gut gelungen fand ich die Beschreibungen der vergessenen Zeitschleife und der dort lebenden Menschen. Alles war sehr bedrückend und man konnte die Verzweiflung der Menschen dort regelrecht spüren, die sich in ihr Schicksal ergeben haben und oft ein ödes Dasein fristeten. Hinter jeder Ecke lauerten potenzielle Gefahren und ich bin Emma und Jacob gerne durch die verwinkelten Gassen der lasterhaften Stadt an einem vergifteten Fluss gefolgt. Aber ich will nicht zu viel verraten, denn die Atmosphäre war gut beschrieben. Leider wurden manche guten Ideen vom Autor nicht weiterentwickelt und lagen einfach brach. Ich bin mir sicher, man hätte an einigen Stellen noch viel mehr für die Handlung herausholen können. Stattdessen bewegt sich der Leser von einem Ort zum anderen und was vorher geschah, hatte zu wenig Einfluss auf das Folgende.
Zum Ende hin wurde es dann nochmal richtig spannend und abwechslungsreich. Die Ereignisse überschlagen sich wieder einmal regelrecht, aber dazu will ich hier nicht viel sagen. Lest es selbst.
Was mich jedoch nicht überzeugen konnte, waren die letzten paar Seiten, die wohl den ganzen Dreiteiler abrunden sollten. Ransom Riggs hat hier für meinen Geschmack etwas dick Honig aufgetragen und das Ergebnis war für mich zu unglaubwürdig und überhaupt nicht nachvollziehbar. OK, es ist in erster Linie ein Buch für Jugendliche, aber nach all den Entbehrungen der Charaktere, den vielen Gefahren und Problemen in den drei Büchern, war mir der Schluss zu „glatt“ und positiv. Ich hatte den Eindruck, der Autor wollte wirklich alles irgendwie zum Guten hinbiegen. Etwas mehr (glaubwürdige) Dramatik zum Schluss hätte wohl besser zu den vorherigen Ereignissen gepasst.
Ach ja, die Bilder. Für das Buch wirbt man mit 50 neuen Bildern. Diese ergänzen zwar die Texte, allerdings zeigen sie nicht gerade Besonderheiten oder Aufregendes, wie man es zum Beispiel aus dem ersten Band der Reihe kennt. Es sind oft einfach nur schwarz-weiß Bilder.
Mein Fazit
Die Bibliothek der besonderen Kinder ist eine gute Fortsetzung der Reihe mit recht vielen interessanten Ideen, deren Potenzial leider nicht immer voll genutzt wurde. Ransom Riggs beraubte sich selbst seiner Möglichkeiten, indem er die besonderen Kinder mit ihren fantastischen Fähigkeiten im Buch nur eine Nebenrolle spielen ließ. Der Charme der Gruppe, die (wie in Band 2) gemeinsam ein Ziel verfolgt, fehlte mir gänzlich. Emma war zeitweise einfach nur nervig und das Ende war mir zu weichgespült. Da hatte ich durchaus mehr erwartet. Insgesamt also gute Ansätze, aber diese leider nicht ausreichend entwickelt, als dass ich das Buch nochmal lesen würde.
Ich habe das Buch auf Englisch gelesen. Es war in weiten Teilen gut verständlich. Manchmal gab es jedoch schwierigeres Vokabular. Für manche Leser wäre also ein Wörterbuch in Reichweite sinnvoll. Fortgeschrittene Englischlerner sollten jedoch einigermaßen damit zurechtkommen.