Alles fängt, wie es diese Dinge manchmal tun, mit einem toten Mann an. Er war ein Nachbar. Keiner, den Abby gut kannte, aber trotzdem. Wenn man eine Leiche findet, obwohl man nur mal eben herüberkam, um eine Dose Tomaten zu borgen, dann kann das schon einen kleinen Schock auslösen. Zumindest sollte es das.
Und nun wird Abby das Gefühl nicht los, dass nichts so passiert wäre, was gleich darauf passierte, wenn sie nicht in Simons Wohnung gegangen wäre und sie stattdessen ihren normalen Mittwochabend verbracht hätte. Und sie hätte niemals Melody Black kennengelernt…
Wild und witzig, ätzend und wahr. The Mirror World of Melody Black handelt von der feinen Grenze zwischen Normalität und Anomalie – und wie das Leben sehr schnell außer Kontrolle geraten kann…
(Übersetzung Klappentext)
Titel: Libellen im Kopf (The Mirror World of Melody Black) Autor: Gavin Extence Verlag: Limes Verlag (Hodder & Stoughton) Seitenzahl: 352 (304) Genre: Roman Alter: 16+ Erste Aufl.: 14. November 2016 (12.03.2015) Ausgaben: Hardcover, Taschenbuch, E-Book, Hörbuch (ENG) ISBN: 978-3809026341 (Dt. HC), 978-1444765915 (ENG HC)
Über das Buch und den Autor
The Mirror World of Melody Black ist der lang erwartete zweite Roman des englischen Autors Gavin Extence. Das Buch erschien am 12. März 2015 beim englischen Verlag Hodder & Stoughton und umfasst 290 Seiten. Das Buch erschien am 14.11.2016 in der deutschen Übersetzung mit dem Titel Libellen im Kopf. Bekannt wurde der Autor vor allem durch seinen viel beachteten und ausgezeichneten Debütroman Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat, der am 03. März 2014 in Deutschland beim Limes Verlag erschien und den ich hier nur empfehlen kann. Gavin Extence lebt in Sheffield mit seiner Frau, zwei Kindern und einer Katze.
Meine Meinung
Als ich im März 2014 Das unerhörte Leben des Alex Woods las, war ich schlichtweg fasziniert vom witzigen, treffenden, abwechslungsreichen und klaren Schreibstil des Autors Gavin Extence. Das Buch mit seinen schrägen, aber tiefgängigen Charakteren und seiner fesselnden aber auch nachdenklich stimmenden Handlung hat mich wirklich begeistert. Es war mir also von Anfang an klar, dass ich auch die weiteren Bücher des Autors lesen wollte.
Als The Mirror World of Melody Black im März 2015 schließlich auf den Markt kam, war ich wahrscheinlich einer der Ersten, die das Buch bestellt haben und als es ankam, war ich schon vom Cover schwer begeistert. Ich liebe das Design mit den verschiedenen Blautönen. Inzwischen bin ich auch dazu gekommen das Buch zu lesen und muss leider sagen, dass es meine hochgesteckten Erwartungen nicht erfüllen konnte.
Abby ist die Erzählerin der Geschichte. Sie ist eine freischaffende Journalistin Ende zwanzig und lebt mit ihrem Freund Beck in einer Doppelhaushälfte. Eines Abends möchte sie sich von ihrem Nachbarn Simon (er wohnt in der anderen Hälfte des Hauses) eine Dose Tomaten borgen und findet diesen tot in seinem Wohnzimmersessel. Daraufhin muss Abby erst mal in Simons Küche eine seiner Zigaretten rauchen, die dieser ja nicht mehr benötigte…
Simon ist zwar eines natürlichen Todes gestorben, jedoch löst die Entdeckung der Leiche bei Abby die Symptome eine Krankheit aus, die man als „bipolare Störung“ bezeichnet. Zunächst machen sich nur Schlafstörungen bemerkbar, später dann extreme Stimmungsschwankungen zwischen Euphorie und Depressionen bis hin zu Suizidgedanken, was gelegentlich zu interessanten Episoden in der Handlung führte. Zumindest war es vom Autor wohl so gedacht. Mein großes Problem war jedoch, dass ich schon von Beginn an keinen richtigen Draht zu Abby finden konnte. Sie war mir ziemlich unsympathisch, weshalb ich auch kaum einen Grund fand ihren Handlungen etwas Amüsantes abzugewinnen, geschweige denn für ihre Situation sowas wie Anteilnahme aufzubringen. Eigentlich war ich ihr gegenüber völlig emotions- und teilnahmslos. Daher galt mein Interesse weniger Abbys Schicksal und dem Verlauf ihrer Krankheit, sondern eher ihrem Umgang mit den Menschen in ihrem Umfeld und deren Reaktion auf Abbys Eskapaden. Damit lässt sich auch erklären, weshalb ich das Buch relativ zügig lesen konnte, denn es war schon abwechslungsreich. Zumindest in dieser Hinsicht konnte mich Gavin Extence fesseln. Nennenswerte Längen waren zum Glück auch keine vorhanden.
Die anderen Charaktere des Buches spielen mehr oder minder nur Nebenrollen, was aufgrund der eingeschränkten Erzählperspektive aus Abbys Sicht stimmig ist. Natürlich ist dadurch auch die Wahrnehmung des Lesers stark eingeschränkt. Das wäre im Prinzip kein Problem, hätte Gavin Extence mehr Wert auf die Beschreibung der Nebencharaktere gelegt, wie es bei Alex Woods der Fall war. Das ist in meinen Augen aber lange nicht so gut gelungen, wie in seinem Debütroman, weshalb ich die Nebencharaktere etwas blass fand. Abgesehen vielleicht von Melody Black, die erst relativ spät im Buch ihren ersten Auftritt hat.
In seinen Anmerkungen am Ende des Buches beschreibt Gavin Extence, dass er selbst Betroffener ist und persönliche Erfahrungen mit Depressionen und Stimmungsschwankungen gemacht hat.
Er schildert dazu auch ein Beispiel und dass er bis heute noch ein Medikament gegen gelegentliche depressive Stimmungen nimmt. Dass seine persönlichen Erfahrungen in das Buch mit einflossen und Abbys Geschichte dadurch einiges an Glaubwürdigkeit gewinnen konnte, spricht für das Buch. Ihr Verhalten wird dadurch nachvollziehbarer.
Mein Fazit
Ich hatte große Erwartungen an das Buch, die leider nicht erfüllt wurden. Es gelang mir nicht zu der Hauptperson Abby eine Beziehung aufzubauen, wodurch sehr viel von der emotionsgeladenen Atmosphäre verloren ging, die mich in Das unerhörte Leben des Alex Woods so sehr begeisterte. Ich fand es nicht einmal amüsant. Ich will hier nicht gerade behaupten, dass The Mirror World of Melody Black (Libellen im Kopf) ein schlechtes Buch ist, es konnte mich nur nicht so einfangen, wie es der Autor vermutlich beabsichtigte und wie ich es mir gewünscht hätte. Vielleicht ist es eines dieser Bücher, die man entweder liebt oder gar nicht mag. In nächster Zeit würde ich es jedoch nicht nochmal lesen. Wem Gavin Extences Debütroman gefallen hat, der sollte es aber mit Melody Black und Abby versuchen und darf gerne hier ein Statement loswerden. Ich würde mich über weitere Leseeindrücke hier im Kommentarbereich sehr freuen.
Ich habe das Buch auf Englisch gelesen. Es ist gut verständlich, enthält aber im Text relativ viele Wörter, die nicht gängig sind. Weniger sichere Englischkundige sollten vielleicht ein Wörterbuch bereithalten, um den einen oder anderen Begriff nachschlagen zu können.