Manchmal geht es nicht darum zu gewinnen, sondern darum, wie du verlierst.
John Gwynne – Bosheit (Valour)
Die Verfemten Lande werden durch einen grausamen Krieg erschüttert, denn Hochkönig Natheir durchkreuzt den Kontinent und führt einen heiligen Kreuzzug gegen alle, die sich gegen ihn stellen. Durch seine Allianz mit der manipulativen Königin Rhin von Cambren, gibt es nur noch sehr wenige Königreiche, die sich gegen Nathair behaupten können. Aber Rhin spielt ihr eigenes schmutziges Spiel und hat ein weitaus größeres Ziel vor ihren Augen…
Nachdem ihr Land von Feinden überrannt wurde und ihre Familie in der Not fliehen musste, kämpft die für tot gehaltene Cywen um ihr Leben. Doch jede Hoffnung zu entkommen scheint vergebens, als Nathair und sein geheimnisvoller Ratgeber Calidus herausfinden, wer sie ist, denn Cywen könnte die einzige Chance für sie sein, die größte Bedrohung ihrer Macht zu töten.
Inzwischen flieht der junge Krieger Corban mit seinen Gefährten aus seinem eroberten Heimatland und ist auf dem Weg zu dem einzigen Ort, der ihnen Unterschlupf bieten könnte. Doch auf ihrem Weg müssen sie Cambren durchqueren, feindlichen Kriegerhorden, Giganten und den Woelven der Berge aus dem Weg gehen. Während dieser Zeit kämpft Corban darum der Mann zu werden, an den seine Gefährten glauben – der Leuchtende Stern und Retter der Verfemten Lande.
Die in Kämpfe um Macht und Überleben verwickelte Welt verkennt jedoch die größte aller Bedrohungen. In der Anderwelt versuchen dunkle Mächte die Heerscharen des Gefallenen Asroth in die Welt der Menschen zu bringen, um den Krieg gegen die Getreuen ein für allemal für sich zu entscheiden. (Übersetzung Klappentext Valour)
Titel: Bosheit (Valour) Autor: John Gwynne Verlag: Blanvalet (Tor Books) Reihe: Die Getreuen und die Gefallenen (The Faithful and the Fallen), #2 Seitenzahl: 832 (640) Genre: Fantasy Alter: 16+ Erste Aufl.: 18. September 2017 (27.03.2014) Ausgaben: Hardcover (ENG), Taschenbuch, E-Book, Hörbuch (ENG) ISBN: 978-3734161209 (Dt. TB), 978-0330545761 (ENG TB) Sonstiges: Karte, Personenregister Vorgängerband: Macht (Malice) Folgeband: Jähzorn (Ruin)
Über den Autor von Bosheit
John Gwynne wurde in Singapur geboren und lebt heute mit seiner Frau, vier Kindern und drei Hunden in East Sussex (England). Er hatte viele verschiedene Jobs, u. a. unterrichtete er an der Brighton University, verpackte Seife in einer Seifenfabrik und kellnerte in einem französischen Restaurant. Er gab die Arbeit an der Universität auf, um sich daheim besser um seine behinderte Tochter kümmern zu können. Nebenbei begann er zu schreiben. Valour ist der zweite Roman seiner Reihe Die Getreuen und die Gefallenen, der 2017 unter dem Titel Bosheit ins Deutsche übersetzt wurde.
Valour, der englische Titel von Band 2 der Reihe, bedeutet eigentlich Tapferkeit oder Heldenmut und zudem der Name eines Hundes von John Gwynne. Bosheit hingegen ist die Übersetzung des englischen Titels des ersten Bandes der Reihe (Malice). Einen Überblick über die Cover der Reihe erhaltet ihr ganz unten.
Meine Meinung zu Bosheit
Nachdem mir Macht (Malice) schon richtig gut gefallen hat, bin ich mit hohen Erwartungen an die Fortsetzung herangegangen und wurde in keinster Weise enttäuscht. Bosheit gehört zu den Büchern, die ich ohne weiteres in drei Tagen lesen kann. Trotz stolzer 832 Seiten. Hier meine Eindrücke im Detail.
Der Schreibstil: flüssig, aber zu viele Perspektivenwechsel und Kapitel
John Gwynne hat einen flüssigen Schreibstil mit einer Prise Humor, der seine Leser von Beginn an fesseln kann. Prinzipiell ist daran nichts auszusetzen. Was mich jedoch ein wenig störte, sind die für meine Begriffe zu häufigen Perspektivenwechsel. Jedes Kapitel beschreibt die Erlebnisse einer anderen Person, wie man das schon von anderen Autoren kennt. Das finde ich gut, weil Ereignisse oft parallel laufen und man sie als Leser dadurch andere Blickwinkel einnehmen kann. Nervig wird es allerdings dann, wenn diese Wechsel zu häufig stattfinden. John Gwynne versteht es vortrefflich ein Kapitel mit einem Cliffhanger zu beenden, sodass man unbedingt weiterlesen will. Allerdings wechseln die Handlungsstränge für meine Begriffe so häufig, dass das Buch mit 832 Seiten ganze 120 Kapitel hat, was im Schnitt nicht einmal 7 Seiten pro Kapitel sind. Manchmal sind die Kapitel aber auch wesentlich kürzer. Ich wäre viel lieber länger bei einer Person geblieben, ohne jedes Mal abgewürgt zu werden, wenn die Spannung gerade auf dem Höhepunkt ist. Dadurch wird der Leser zwar bei der Stange gehalten, aber es nervt manchmal auch ganz gewaltig.
Die Handlung: spannend und weitläufig
Zur Handlung lässt sich sagen, dass John Gwynne im zweiten Buch seine Welt noch weiter ausgestaltet und die Protagonisten und Antagonisten wirklich weit herumkommen. Die Karte der Verfemten Lande im Buch erweist sich dabei als äußerst nützlich. Wer die Bücher als E-Book liest, sollte sich die Karte einfach ausdrucken, weil es sonst umständlich werden könnte. Wir Leserinnen und Leser lernen Teile der Karte kennen, die bis dahin neu „unerforscht“ waren und dabei zeigt sich einmal mehr der Ideenreichtum des Autors, der sich wirklich viele Gedanken zu seiner Fantasy-Welt gemacht hat.
Im Vergleich zum Vorgängerband Macht (Malice) hatte ich zudem das Gefühl, dass John Gwynne in der Handlung nochmal kräftig anzieht. Während ich den ersten Band eher als Einführung sehe, wo in erster Linie die wichtigsten Charaktere vorgestellt werden und einiges zur Hintergrundgeschichte des Kontinents, geht es in Bosheit (Valour) schon stärker zur Sache. Die Handlung schreitet zügig voran und auch die zeitlichen Abstände passen. Der Autor macht sinnvolle Zeitsprünge, ohne diese explizit herauszustellen, wodurch die Handlung des Buches zeitlich ein gutes Jahr abdeckt. Politische Intrigen und Verrat spielen eine große Rolle und John Gwynne schafft es das auch emotional zu verkaufen. Auf manche Antagonisten kann man eine ziemliche Wut entwickeln, denn es wird nicht fair gespielt in den Verfemten Landen. Einziger kleiner Kritikpunkt: Manchmal fiel es mir relativ leicht die Handlung vorherzusehen, was sich jedoch wenig auf die Spannung auswirkte.
Einen relativ großen Teil der Handlung machen Kämpfe und Schlachten aus, die bisweilen ziemlich blutig beschrieben werden, was in Ordnung ist. Ziemlich leicht werden im Kampf Köpfe abgeschlagen, was in der Realität allerdings nicht ganz so einfach ist, wie es sich im Text liest. Ebenso soll ja das Verbrennen ganzer Leichenhaufen nicht ganz so problemlos sein, wie in den Büchern immer beschrieben. Über solche kleinen Unstimmigkeiten kann man jedoch hinweglesen und sich einfach vorstellen, es würde irgendwie funktionieren.
Die Charaktere: klammert euch bitte nicht zu fest an sie
Im Großen und Ganzen bleibt der Fokus der Handlung auf den bekannten Charakteren aus dem ersten Teil, auch wenn manche Nebencharaktere von damals nun eine wichtigere Rolle spielen, wie zum Beispiel Rhin, die verschlagene Königin von Cambrien. Es kommen aber auch ein paar neue Gesichter dazu, wie zum Beispiel der Gigantentöter Rath mit seiner Gruppe und die Kriegerin Coralen. Dadurch wächst auch das Personenregister im Buch um ein gutes Stück an. Mir hat gut gefallen, dass John Gwynne seine Charaktere in Bosheit (Valour) konsequent weiterentwickelt und man viele neue Verknüpfungen und Hintergründe erfährt. Dennoch bleiben viele Rätsel offen und man darf gespannt sein, wie sich die Geschichte weiterentwickeln wird. Mir hat gefallen, dass der Autor sich auch nicht scheut manche liebgewonnenen Charaktere über „die Brücke der Schwerter“ gehen zu lassen (= sie zu sterben zu lassen), obwohl ihm noch die Hartherzigkeit eines George R. R. Martin fehlt. Es gibt dahingehend einige recht emotionale Passagen, vor allem zum Schluss des Buches hin.
Der Schluss macht Lust auf mehr
Hier zeigt sich wieder einmal, dass es durchaus sinnvoll sein kann eine Reihe erst zu lesen, wenn alle Bücher erschienen sind. Es würde mich schon sehr belasten, müsste ich monatelang auf die Fortsetzung von Bosheit (Valour) warten. Eine Rezension zu Jähzorn (Ruin) folgt in Kürze.
Meine Fazit zu Bosheit
Bosheit (Valour) ist eine gut gelungenen Fortsetzung zum ersten Teil der Reihe, in der John Gwynne sich nochmal steigern konnte. Eine spannende Handlung ohne große Längen und zahlreiche interessante Charaktere machen das Buch zu einem Pageturner, den man nur schwer beiseitelegen kann und will. Einzig die recht häufigen Wechsel der Handlungsstränge (120 Kapitel für 832 Seiten) sind bisweilen etwas nervig. Ansonsten kann ich das Buch, wie auch schon den Vorgänger, allen Fantasy-Lesern nur wärmstens empfehlen.