Das Gefährlichste in einer Welt der Toten sind die Lebendigen.
Tom C. Winter: Welt der Toten
Im obersten Stock, in der Toilette eines Kaufhauses bereitet sich ein Mann auf den Tag vor. Trinkwasser besorgen, dann Batterien für die Taschenlampe. Der Mann heißt Carsten, ist Grundschullehrer und auf der Suche nach seinen letzten Schülern – vielleicht hat einer von ihnen überlebt. Er weiß, wenn er das Gebäude verlässt, werden ihn die Menschen anfallen, denen er begegnet. Die Infizierten. Denn der Großteil der Menschheit ist einer Pandemie zum Opfer gefallen, die alle zu Bestien macht. Bewaffnet mit einer Pistole wagt er sich hinaus auf die Straße und in eine Welt, die lange nicht mehr die ist, die er kannte. Er glaubt das größte Grauen bereits hinter sich zu haben. Doch das ist ein Irrtum…
Titel: Welt der Toten Autor: Tom C. Winter Verlag: Bastei Lübbe Seitenzahl: 320 Genre: Dystopie Alter: 16+ Erste Aufl.: 18. Dezember 2014 Ausgaben: Taschenbuch ISBN: 978-3404170944 (TB)
Über das Buch und den Autor von Welt der Toten
Tom C. Winter, geboren 1978, arbeitet als Diplom-Psychologe und Psychotherapeut in eigener Praxis.
Er behandelt Menschen, die an Depressionen, Traumafolgestörungen und anderen psychischen Krankheiten leiden. Der Vater zweier Töchter schreibt vor allem nachts. Welt der Toten ist sein erster Roman, hat 320 Seiten und ist zudem als E-Book erhältlich.
Meine Meinung zu Welt der Toten
Endzeitromane gehören zu den Büchern, die ich immer wieder lesen kann. Natürlich gibt es auch hier, wie in anderen Genres auch, jede Menge Schrott auf dem Markt. Sinnloses Zombie-Gemetzel ohne jeden Verstand ist so gar nicht mein Ding, denn etwas Tiefgang sollte die Handlung schon mitbringen. Interessante, facettenreiche Charaktere, die sich der Situation angemessen und glaubwürdig verhalten und eine nachvollziehbare Handlung sind dabei das Mindeste, was ich erwarte – nicht nur in diesem Genre. Sehr oft verlasse ich mich deshalb auf die Rezensionen anderer Leser und freue mich, wenn mal wieder ein guter Endzeitthriller oder eine Dystopie meinen Weg kreuzt, die andere gut finden.
Tom C. Winters Welt der Toten ist so ein Roman, über den ich irgendwann in den vergangenen Wochen mal gestolpert bin und den ich gleich für meinen Stapel ungelesener Bücher (SuB) vormerken musste. Gelesen war er schnell und es hat sich auch gelohnt, wie ich finde.
Allein schon die Rahmenhandlung fand ich ansprechend: Ein Grundschullehrer, der auf der Suche nach den Schülern seiner Klasse eine leere, nur noch von Infizierten „bewohnte“ Stadt durchwandert. Man erfährt nicht, um welche Stadt es sich handelt, aber man erfährt durch Rückblicke, wie es so weit kommen konnte. Tom Winter beschreibt glaubhaft die Hintergründe der Pandemie und dass es sich nicht um Zombies im traditionellen Sinn handelt (Tote, die zum Leben erwachen), sondern um Kranke, die sich zombieartig verhalten, die leben und auch sterben können.
Die Geschichte ist abwechslungsreich und spannend, denn auf seiner Suche trifft Carsten, der Lehrer, immer wieder nicht nur auf Gegner, sondern auch auf andere Überlebende, die jeweils eine ganz eigene Vorstellung vom (Über-)Leben in der neuen, gefährlichen Welt haben und Carsten auch zum Nachdenken über seine eigene Situation anregen. Welchen Sinn hat das Leben in der Einsamkeit und umgeben von Feinden noch? Er sieht die Rettung seiner Schüler als seine Mission, etwas, das er tun muss, obwohl die Wahrscheinlichkeit zu scheitern sehr groß ist. Dabei steht immer wieder die Frage im Raum, welche seiner Schüler noch am Leben sind… und nicht infiziert? Die Rückblicke geben auch immer wieder Einblicke in Carstens Leben vor der Pandemie. Dadurch wird Carstens Person greifbarer und seine Gedankenwelt für den Leser verständlicher.
Der Roman hat keine Längen. Immer wieder passiert etwas und gibt der Geschichte manchmal auch eine überraschende Wendung. Gewalt spielt vor allem im Kampf gegen die Infizierten eine Rolle und auch die eine oder andere eklige Szene sorgt für gutes Kopfkino. Das ist wohl auch der Grund, warum das Buch vorsorglich erst ab 18 Jahren empfohlen wird.
Leider gibt es auch kleine Kritikpunkte: So verhält sich Carsten nicht immer der Situation angemessen.
Manchmal nerven auch seine immer wiederkehrenden Selbstzweifel und Gewissensbisse, die manchmal nicht angebracht sind. Ich will hier jetzt nicht weiter ins Detail gehen.
Insgesamt hat mir Welt der Toten jedoch gut gefallen. Es ist ein solider Roman und ein klein wenig im Stil von Cormac McCarthys Die Straße. Das Buch liest sich flüssig und hat ein Ende, das auch ein paar Fragen offen lässt und zum Nachdenken anregt. Theoretisch wäre auch eine Fortsetzung möglich, aber hierüber ist derzeit noch nichts bekannt.
Mein Fazit zu Welt der Toten
Welt der Toten ist ein guter Endzeitthriller, der ein spannendes Leseerlebnis von der ersten bis zur letzten Seite bietet. Die Charaktere sind insgesamt glaubwürdig und auch die Rahmenhandlung und die Atmosphäre passen gut zur Geschichte. Ich kann den Roman empfehlen.