Über Nacht verschwinden auf der ganzen Erde die Menschen spurlos. Nur eine Gruppe junger Erwachsener, die während des Ereignisses zusammen waren, bleiben alleine zurück. Gemeinsam verlassen sie die leere Stadt und versuchen sich als Siedler auf dem Land ein neues Leben aufzubauen. Die Zeiten sind nicht einfach für die kleine Gruppe. Daniel ist einer von ihnen. Mit seinem Pferd Fog durchstreift er als „Finder“ die Dörfer und Städte um für die Siedlergruppe wichtige Alltagsgegenstände zu besorgen und dem Geheimnis der verschwundenen Menschen auf die Spur zu kommen. Das gesamte Ruhrgebiet scheint verlassen zu sein, doch außerhalb der Städte, in den tiefen dunklen Wäldern regt sich schreckliches Leben, das für die Siedlergruppe zur größten Gefahr werden soll…
Titel: Der Finder Autor: Michael Schreckenberg Verlag: Gardez Seitenzahl: 328 Genre: Endzeit Alter: 14+ Erste Aufl.: 15. April 2017 Ausgaben: Taschenbuch, E-Book ISBN: 978-3897962439 (TB) Folgeband: Nomaden
Über den Autor von Der Finder
Michael Schreckenberg wurde am 08. Mai 1971 in Langenfeld geboren. Er studierte in der Universität Wuppertal Geschichte, Philosophie und Politikwissenschaften und arbeitete dann als Journalist und PR-Berater. Im Jahr 2010 erschien sein Debütroman Der Finder. Seither hat er mehrere Romane und Kurzgeschichten veröffentlicht. Zudem schreibt Michael Schreckenberg Songtexte und ist auch als Drehbuchautor für das deutsche Fernsehen tätig. Er lebt heute mit seiner Frau und den drei Kindern in Leverkusen.
Meine Meinung zu Der Finder
Ich weiß nicht mehr, wie ich über den Roman von Michael Schreckenberg gestolpert bin. Ich weiß nur, dass ich solche Bücher liebe, in denen Menschen auf sich alleine gestellt und in entlegenen Gegenden ihr Leben bestreiten müssen. Das fängt schon bei Robinson Crusoe an und endet bei Endzeitromanen in einer entvölkerten Welt. Hier mein Eindruck zum Roman Der Finder für euch.
Die Handlung entwickelt sich langsam und stetig
Alle Menschen verschwinden, einfach so und über Nacht. Übrig bleibt nur eine Gruppe junge Erwachsene, die gemeinsam ihr Abitreffen feierten. Sie beschließen der leeren Stadt den Rücken zu kehren, aufs Land zu ziehen und sich dort als Bauern zukünftig selbst zu versorgen. Michael Schreckenberg lässt seine Geschichte langsam beginnen. Die Überlebenden richten sich in einem großen Bauernhof ein, verteilen die täglichen Aufgaben untereinander und führen das Leben von Siedlern. Vielleicht haben sie die unerklärliche neue Situation etwas zu schnell akzeptiert, denn jeder der Überlebenden hat viele Freunde und auch die ganze Familie verloren. Warum die vielen Menschen über Nacht spurlos verschwunden sind, darüber machen sie sich leider nur wenige Gedanken. Mir waren die Reaktionen eigentlich nicht genug ausgestaltet. Allzu schnell sind die Überlebenden im Siedleralltag angekommen und versuchen sich das neue Leben so angenehm wie nur möglich zu gestalten. Daniel ist eine der Hauptpersonen der Geschichte, der schon bald als „Finder“ mit dem Pferd loszieht, um benötigte Gegenstände in den verlassenen Dörfern und Städten zu finden und zur Gemeinschaft zu bringen. Alles entwickelt sich prima, bis eines Nachts schreckliches Geheule die Siedleridylle stört. Irgendetwas ist da draußen und es scheint sehr böse zu sein.
Nach einem relativ ruhigen Start kommt die Handlung nach dem ersten Drittel des Buches so langsam in Fahrt. Viele Fragen bleiben zunächst ungeklärt und erst gegen Ende des Buches kann der Leser Antworten erwarten. Insgesamt haben mir die Ideen recht gut gefallen, wenn ich mir auch etwas mehr tiefsinnigere Gedanken um das Phänomen des Verschwindens der Menschheit erwartet hätte. Im Gegenzug entwickelt sich die Geschichte jedoch halbwegs spannend und auch an schrecklichen Ereignissen wird nicht gespart. Dabei kommt es hin und wieder auch zu recht blutigen Kämpfen, in denen der Autor schonungslos auch wichtigere Charaktere über die Klinge springen lässt. Gut fand ich zudem die recht detaillierten Beschreibungen der Handlungsorte und auch die bedrückende Atmosphäre der verlassenen Städte und Gebäude. Man merkt schnell, dass Michael Schreckenberg im Bergischen Land wohnt und sich dort gut auskennt.
Die Charaktere bleiben zu großen Teilen farblose Mitläufer
Der größte Fokus der Handlung liegt von Anfang an auf Daniel und seiner Freundin Esther. Ihre Beziehung und Hingabe zueinander nimmt einen wichtigen Stellenwert in der Handlung ein. Esther ist Daniels große Liebe und seine Gedanken schweifen immer wieder zu ihr, wenn er unterwegs ist. Sie sind das zentrale Pärchen der Geschichte, ebenso wie der junge Alex und seine Freundin Lara, die später hinzukommen. Auch andere Charaktere kommen zum Zug, allerdings berichtet nur Daniel aus der Ich-Perspektive, was er auf seinen Ausritten alles erlebt und fühlt. Viele der anderen Personen bleiben hinter Daniel und Esther zurück und nehmen in der Geschichte leider nur Nebenrollen ein. Zu vielen konnte ich daher keinen Draht finden. Man erfährt nur wenig über ihr Aussehen, ihre Gedanken und Gefühle oder deren Hintergrundgeschichte. Etwa 10 Namen, die öfter fallen, konnte ich schließlich einordnen, die anderen blieben irgendwie Schall und Rauch für mich. Michael Schreckenberg bemüht sich sehr um stimmige Beziehungen in seinem Buch, dass dabei einige Personen nicht zum Zuge kommen und nur Namen bleiben, ist deshalb zu verkraften. Stimmig war auch, dass es unter den Siedlern immer wieder auch Kontroversen gab und auch der eine oder andere Streitpunkt ausdiskutiert werden musste. Das machte die Gemeinschaft umso glaubwürdiger und hat mir gut gefallen.
Der Schreibstil ist von Beginn an einnehmend
Mit dem Schreibstil des Autors bin ich von Anfang an gut zurechtgekommen. Michael Schreckenberg schaffte es alles in allem eine stimmige Atmosphäre aufzubauen und Spannung zu entwickeln. Ich wollte unbedingt wissen, wie die Geschichte ausgeht und welche Erklärungen er seinen Lesern zu den Hintergründen geben wird. Zum Schluss des Romans bekam ich dann einige Antworten, die sogar einen philosophischen Aspekt mitbringen und mich als Leser nachdenklich stimmten. Ich will an dieser Stelle nicht zu viel verraten, aber ich war zufrieden mit dem Ausgang der Geschichte, wenn er auch relativ knapp gehalten wurde.
Mein Fazit zu Der Finder
Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen. Ich fand Schreckenbergs Ansatz der plötzlich verschwunden Menschen sehr interessant, wenn auch nicht wirklich neu im Genre. Gut war, dass die Handlung in Deutschland spielt und an Orten, die man zum Teil von eigenen Reisen her kennt. Der Schwerpunkt der Handlung lag leider nur auf einigen wenigen Charakteren, die mich jedoch im Großen und Ganzen überzeugen konnten. Die Handlung entwickelt ihre Spannung langsam aber stetig, was es mir irgendwann schwer machte, das Buch beiseite zu legen. Ich wollte bis zum Schluss wissen, welche Lösungen der Autor für die großen Rätsel in Der Finder präsentieren wird. Alles in allem ein solider Endzeitroman. Ich habe schon wesentlich schlechtere gelesen.
Es gibt zu Der Finder einen Folgeband mit dem Titel Nomaden, der die Erlebnisse einer weiteren Gruppe Überlebender beschreibt und nicht die gleichen Personen wie in Der Finder im Fokus hat.
Hi Jay,
das Buch hört sich spannend an. Das werde ich mir mal merken.
Die Lösung über das Verschwinden der Menschen zu finden, wäre wohl nicht meine Hauptsorge, wenn ich ums Überleben bangen müsste. Aber das kann man schlecht sagen, wenn man nicht in so einer Situation ist. 🙂
Viele Grüße
Rabi
Hi Rabi,
ja, das Buch ist wirklich nicht schlecht geschrieben. Die Personen im Buch machen sich nicht allzu viele Gedanken um das Verschwinden der Menschheit und akzeptieren die neue Situation relativ schnell. Aber natürlich will man als Leser wissen, was letztendlich dahinter steckt. Danke für deinen Beitrag. Wenn du das Buch mal gelesen hast, kannst du gerne deine Meinung hier hinterlassen. Würde mich freuen.
Viele Grüße
Jay