20. April 2024

Four Dead Queens von Astrid Scholte

Astrid Scholte: Four Dead Queens, Broschierte Ausgabe, Piper, 2020

Das Land Quadara besteht aus vier recht unterschiedlichen Provinzen, die schon seit Jahren von jeweils einer Königin regiert werden. Strenge Gesetze legen fest, was den Königinnen erlaubt ist und was nicht. Doch das Land ist in Gefahr, denn im Palast der vier Herrscherinnen wird eine nach der anderen heimtückisch ermordet.
Die Taschendiebin Keralie begeht einen großen Fehler, als die dem Boten Valin eine Dose mit Erinnerungschips entwendet, hoch entwickelte Speichermedien, in denen die Menschen Erinnerungen an Erlebnisse visuell abspeichern können, um sie für die Zukunft aufzubewahren. Die Chips beinhalten nichts weniger, als die Erinnerungen des Attentäters an die begangenen Königinnen-Morde. Schon bald werden Keralie und Valin zu Gejagten inmitten einer Verschwörung, die dem Frieden des ganzen Landes in Gefahr bringt. (Four Dead Queens)

Titel: Four Dead Queens Autor: Astrid Scholte Verlag: Piper Seitenzahl: 448 Genre: Fantasy Alter: 16+ Erste Aufl.: 02. März 2020 Ausgaben: Broschiert, E-Book ISBN: 978-3492281713 (BR) Sonstiges: Karte

Über die Autorin von Four Dead Queens

Astrid Scholte hat einen Bachelor in Film-, Medien- und Theaterwissenschaften und einen weiteren zum Thema Digitale Medien absolviert. Ihre Faszination für das Phantastische und der Wunsch sich damit zu umgeben, hat dazu geführt, dass sie die letzten 10 Jahre in den Bereichen Animation und visuelle Effekte als Projektmanagerin und Künstlerin bei Film und Fernsehen gearbeitet hat. Sie wirkte unter anderem bei James Camerons „Avatar“, Steven Spielbergs „Die Abenteuer von Tim und Struppi“ und „Happy Feet 2“ von George Miller mit. „Four Dead Queens“ ist ihr erster Roman. Die Autorin lebt in Melbourne. (Quelle: Piper Verlag)

Meine Meinung zu Four Dead Queens

Four Dead Queens hätte in meinen Augen großes Potenzial ein richtig guter Fantasy-Thriller zu sein, wären da nicht einige Dinge, die mir beim Lesen so überhaupt nicht gefallen haben.

Die Struktur der Welt ist sehr kritisch zu betrachten

Astrid Scholte erschuf für ihren Roman die das Land Quadara, das in vier Provinzen aufgeteilt ist, die jeweils von einer Königin regiert werden. Wie das geschehen soll und welche Rechte und Pflichten die Königinnen haben, ist in einem unsinnigen Gesetz geregelt, welches allein schon ein Kritikpunkt ist. Mich hat es zumindest nicht überzeugen können. Irgendwie fand ich ganz Quadara als Land seltsam. So hat jede einzelne der vier Provinzen ihre Aufgabe, so wie die Distrikte in Die Tribute von Panem. Nur ein kleines Beispiel um nicht zu viel zu verraten: In der einen Provinz wird auf mittelalterlichem technischem Niveau (ohne Maschinen, Strom,…) Viehzucht und Ackerbau betrieben, weil die Königin das aus Tradition so möchte, während in einer anderen Provinz bereits Genforschung betrieben und unglaubliche Technologien entwickelt werden. Ein Austausch findet jedoch nicht statt. Die einzelnen Provinzen sind durch Mauern getrennt die „den Frieden bewahren sollen“. Mauern schaffen Frieden – ein sehr interessantes Konzept. Wenn man das System einmal kritisch durchdenkt, dann kann das so höchstens in einer Diktatur funktionieren. Die Königinnen werden jedoch von allen verehrt und es scheint keinen zu stören, dass man sich in der einen Provinz aus Tradition den Rücken bucklig schuften muss, während in der Kunst-und-Kultur-Provinz am laufenden Band berauschende Feste gefeiert werden und in der Forschungsprovinz alles existiert, was den Menschen das Leben erleichtert. Sorry, ein solches Konzept nehme ich der Autorin einfach nicht ab, den das kann auf Dauer nicht funktionieren. Aufstände müssten eigentlich die Folge sein, aber in Quadara akzeptieren die Menschen dankbar und blind diesen Regierungsstil ihrer vier Königinnen und verehren sie innig.

Das Gesetz der Königinnen ist… ziemlich seltsam

Astrid Scholte: Four Dead Queens, Hardcover, 2019

Zentraler Teil des Buches ist das Gesetz der Königinnen. Es wird dem Leser schon auf den ersten Seiten erklärt. Es ist jedoch zum Teil echt seltsam. Die Königinnen-Würde wird übrigens vererbt und das Volk hat keinerlei Einfluss darauf, wer auf dem Thron sitzen darf. OK, akzeptiert, das war im Mittelalter schließlich auch so. Aber nach dem Gesetz besagt auch, dass eine Königin das Gebäude nie mehr verlassen darf, sobald sie einmal den Thron ihrer Provinz bestiegen hat. Sie darf nicht einmal ihre eigene Provinz besuchen, sondern regiert nur noch aus dem Palast. Ziemlich seltsam, wie ich finde. Ich bin ja nun kein Experte, was das Regieren von Ländern betrifft, aber ich könnte mir schon vorstellen, dass es problematisch wäre, wenn sich eine Königin auf Lebenszeit im eigenen Land nicht blicken lässt. Wie soll sie denn wissen, was in ihrer Provinz eigentlich vorgeht, wenn sie es nicht mit eigenen Augen sehen kann? Wie soll sie Probleme erkennen?
Die Königinnen dürfen auch keinen festen Partner haben, geschweige denn eine Liebesbeziehung pflegen, damit sie nicht von ihren Regierungspflichten abgelenkt werden. Ja, ne, ist klar. Es werden lediglich Männer zur Sicherung der Thronfolge benötigt, die dann wieder von der Bildfläche verschwinden dürfen. Die Königinnen leben also zölibatär, abgesehen vom notwendigen Zeugungsakt für die Thronfolge. OK, wenn es eben so ist. Man muss der Autorin jedoch zugutehalten, dass genau dieser Teil des Gesetzes der Grund für einige große Verwicklungen im Buch ist. Andernfalls hätte ich ihr das absolut nicht abgenommen.
Unter einem König zu leben ist übrigens für das Volk „undenkbar“. Klar, Könige bringen nur Krieg und Unfrieden. Da ist das Volk mit vier selbstgerechten Königinnen schon weitaus besser bedient…

Die Charaktere sind zu oberflächlich und unglaubwürdig

Nachdem ich die ersten 100 Seiten von Four Dead Queens gelesen hatte, war ich eigentlich versucht das Buch abzubrechen. Ich bin mit der Taschendiebin Keralie, die Hauptperson im Buch, einfach nicht warm geworden. Sie war mir dermaßen unsympathisch, dass ich mir das nicht länger antun wollte. Bisweilen waren mir Keralies Intentionen auch nicht ganz klar. Einerseits ist sie selbstsüchtig und egoistisch, andererseits bezeichnet sie sich selbst als „kaltschnäutzig“, weil sie schläft, während ein Mörder frei herumläuft. Das passt doch nicht zusammen.

Zu Keralies Ehrenrettung muss ich jedoch erwähnen, dass sie im Laufe des Buches eine positive Entwicklung durchmacht, was sie vor allem zum Schluss des Buches glaubwürdiger erscheinen lässt. Ich konnte dann auch einen Draht zu ihr finden.

Leider sind die Personen im Buch allgemein viel zu oberflächlich ausgestaltet. Das trifft nicht nur auf Keralie zu, sondern auch auf den Boten Valin, Keralies Boss Mackiel und die vier Königinnen. Astrid Scholte hat zwar versucht ihnen allen einen geschichtlichen Hintergrund zu geben, doch fand ich die Personen trotzdem zu blass und unausgewogen. Immer wieder wird mit Klischees gearbeitet, die mühelos den Völkern ganzer Provinzen übergestülpt werden. Zum Beispiel hat Valin als Bote in seinem ganzen Leben noch nie ein Pferd gesehen (er kommt aus der Technologie-Provinz). Na ja, in der Ackerbau-Provinz kennt man schließlich auch keinen Strom…

Der Erzählstil in Four Dead Queens hat sich mit der Zeit gebessert

Nachdem die erste Hälfte des Buches eher mau war und für meine Begriffe nicht so recht Spannung aufbauen konnte, wurde es im zweiten Teil ein ganzes Stück besser. Richtig gut war das Buch für mich allerdings erst im letzten Viertel, als es zur Auflösung der Hintergründe kam und man das Buch nicht mehr beiseitelegen konnte. Leider gibt es in der Handlung auch einige logische Fehler und die Personen handeln nicht immer durchdacht. Gerade von einer Meister-Taschendiebin, die Keralie zu sein behauptet, hätte ich mir hier etwas mehr Intellekt erwartet. Die Geschichte steht und fällt nun einmal mit den Charakteren und ihren Taten.

Mein Fazit zu Four Dead Queens

2.5 von 5 Sternen „Gute Ideen, jedoch mit Schwächen in der Umsetzung.“

Four Dead Queens hat für meine Begriffe schwach angefangen, konnte sich jedoch vor allem zum Schluss hin steigern. Dennoch hatte ich mir wesentlich mehr erwartet. Das Konzept der vier Provinzen von Quadara und das Gesetz der Königinnen fand ich wenig glaubwürdig und untauglich. Vielleicht mögen für manche Leserinnen und Leser die Beziehungen zwischen den Charakteren im Mittelpunkt der Handlung stehen, für mich ist jedoch ein nachvollziehbarer Rahmen mindestens ebenso wichtig. Schade. Das Buch hätte genug Potenzial gehabt wirklich gut zu werden, aber viele Kleinigkeiten und logische Fehler machen es als Gesamtwerk wenig stimmig und unausgegoren. Es soll eigentlich ein Fantasy-Roman sein, doch Fantasy-Elemente fehlen ebenfalls leider in weiten Teilen.

Ich möchte mich an dieser Stelle recht herzlich beim Piper Verlag für das Rezensionsexemplar bedanken.

Jay

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