Du bist nicht da, um vollkommen zu sein. Das ist niemand von uns.
Du bist da, um zu leben.Matt Haig: Die Unmöglichkeit des Lebens, Seite 327
Als Grace, eine pensionierte Mathematiklehrerin, von einer fast vergessenen Freundin ein heruntergekommenes Häuschen auf einer Mittelmeerinsel erbt, siegt ihre Neugier. Ohne Rückflugticket, Reiseführer oder einen Plan fliegt sie nach Ibiza. Zwischen den rauen Hügellandschaften und goldenen Stränden der Insel macht Grace sich auf die Suche nach Antworten über das Leben ihrer Freundin – und das Rätsel ihres Todes. Was sie dabei entdeckt, ist merkwürdiger, als sie es sich je hätte träumen lassen. Eine Wahrheit, die unmöglicher kaum sein könnte. Doch um sich auf sie einlassen zu können, muss Grace sich erst ihrer eigenen Vergangenheit stellen.
(Quelle: Droemer Verlag)
Eine Geschichte voller Wunder und wilder Abenteuer. Ein Roman über Hoffnung und die lebensverändernde Kraft eines Neuanfangs.
Titel: Die Unmöglichkeit des Lebens (The Life Impossible) Autor: Matt Haig Verlag: Droemer Seitenzahl: 416 Genre: Roman Alter: 16+ Erste Auflage: 29. August 2024 Reihe: – Dt. Ausgaben: Hardcover, E-Book, Hörbuch ISBN: 978-3426282762 (HC) Sonstiges: Ibiza-Karte auf den Vorsatzblättern
Über den Autor Matt Haig
Matt Haig wurde durch seine beiden Bestsellerromane Die Radleys (2010) und Ich und die Menschen (2013) bekannt. Er wurde 1975 in Sheffield, Yorkshire (England) geboren und wohnte seitdem in Nottinghamshire, Ibiza und London. In Hull studierte er Englisch und Geschichte und machte seinen Master in Leeds. Heute lebt er in New York, zusammen mit seiner Frau, der Schriftstellerin Andrea Semple, und ihren beiden Kindern Lucas und Pearl. Seine Bücher wurden in über 30 Sprachen übersetzt.
Die Unmöglichkeit des Lebens
Ich habe ja bereits das eine oder andere Buch von Matt Haig gelesen. Zum Beispiel war es erst kürzlich Die Radleys, was eines seiner ersten Werke war. Richtig super fand ich Ein Junge namens Weihnacht und auch Ich und die Menschen, kann in mir positive Erinnerungen wecken. Entsprechend hohe Erwartungen hatte ich an Matt Haigs neues Buch Die Unmöglichkeit des Lebens. Immerhin sind bereits vier Jahre vergangen, seit 2020 Die Mitternachtsbibliothek erschien.
Der Klappentext verspricht schon einmal recht viel. Von einer Reise ohne Rückflugticket ist hier die Rede. Von einem rätselhaften Tod einer „fast vergessenen Freundin“ und von Ereignissen der Vergangenheit, welche die Protagonistin wohl sehr belasten. Insgesamt sind es viele gute Ansätze, die eine unterhaltsame Geschichte versprechen. Beginnen wir mit der Protagonistin Grace.
Interessante Protagonisten
Grace hat ihr Leben gelebt. Als pensionierte Mathematiklehrerin hat sie keinen so rechten Antrieb noch irgendetwas zu unternehmen, zumal sie auch keine nahmen Verwandten mehr hat. Und hier beginnt auch schon die tragische Hintergrundgeschichte, zu der ich nicht mehr schreiben möchte, um nicht zu spoilern. Nur so viel, dass Grace eigentlich vom Leben nicht mehr viel erwartet und in den Tag hineinlebt. Obwohl es ihr finanziell nicht schlecht geht, zeigt sie keine Intention ihr Schneckenhaus zu verlassen, in das sie sich über die Zeit hinweg zurückgezogen hat. Ihr Leben ändert sich jedoch schnell, als eine Freundin aus vergangener Zeit ihr ein Haus auf Ibiza vererbt und sich Grace tatsächlich auf den Weg macht, um dort zu leben.
Mir hat gut gefallen, wie Matt Haig seine Charaktere (nicht nur Grace) im Laufe der Geschichte ausgestaltet. Graces betrübtes Leben ist hier ebenso nachvollziehbar, wie der Wandel, der sich im Laufe der Geschichte einstellt. Matt Haig schreibt großartig und auch wenn es eigentlich nur eine Handvoll Personen ist, welche die Handlung bestimmen, ist jede einzelne beim Lesen lebendig geworden. Von dieser Seite gesehen, hat Matt Haig wieder bewiesen, dass er Geschichten erzählen kann.
Eine nicht ganz so vorhersehbare Handlung
Dass die Handlung mit der Zeit immer mehr ins Unfassbare abgleitet, lässt sich auch beim Lesen des Klappentextes schon erahnen. Es werden „merkwürdige“ Entdeckungen gemacht. Auch hier will ich nicht zu viel verraten, aber es wird bisweilen schon recht philosophisch. Das äußert sich vor allen Dingen in den Dialogen zwischen Grace und Alberto Ribas, einem etwas wunderlichen Alt-Hippie und Tauchlehrer, in dem jedoch weitaus mehr steckt, als es zunächst den Anschein hat. Mir hat Alberto sehr gut gefallen, zumal er Graces wichtigster Verbündeter auf der Suche nach Antworten ist.
Bei dieser Suche geht es nicht nur darum, die Umstände des Todes von Graces Freundin zu klären, sondern vielmehr geht es um Grace selbst. Ich schrieb ja bereits zu Beginn, dass Grace mit sich und ihrem Leben nicht mehr zufrieden war. Auf Ibiza und mit Albertos Hilfe begibt sie sich immer mehr auf eine Suche nach sich selbst und ihrem Leben, wie es sein sollte.
Bisweilen philosophisch und in jedem Fall tiefgründig
Nicht so sehr gefallen haben mir manche allzu philosophische Passagen über den Sinn des Lebens und die Aufgabe des Menschen über die Dauer seines kurzen Lebens. Manchmal war mir das zu langatmig und ich musste mich streckenweise durch die (zum Glück recht kurzen) Kapitel quälen. Dennoch war die Spannung hoch genug, dass ich schon wissen wollte, wie es am Schluss endet. Die Unmöglichkeit des Lebens ist in meinen Augen jetzt kein Buch, dass man als leichte Lektüre am Abend lesen könnte, will man umfassend verstehen, was der Autor aussagen möchte. Streckenweise muss man sich schon etwas hineindenken und vielleicht auch manchen Satz ein zweites Mal lesen. Im Gegenzug gibt der Text jedoch einige Denkanstöße, eine ganze Reihe zitier-würdiger Aussagen und vielleicht auch Wegweiser für das eigene Leben. Das Buch ist zudem eine Aufforderung, die Vergangenheit ruhen zu lassen und seine Zeit nicht zu vergeuden, indem man Dingen nachhängt, die man eh nicht mehr ändern kann. Man sollte sich auch selbst verzeihen können, um wieder die Zuversicht zu bekommen, dass irgendwann doch alles gut werden wird. Für Grace geht es positiv aus, soviel kann ich sicherlich verraten. Aber es ist ein langer Weg bis zu der Erkenntnis: „Du bist da, um zu leben.“
Mein Fazit zu Die Unmöglichkeit des Lebens
Matt Haig leistete gute Arbeit, indem er ein Buch schrieb, welches mehr zu bieten hat, als eine spannende Geschichte und Lebensgefühl auf Ibiza. Insgesamt hat es ganz gut gefallen, auch wenn die Spannungskurve zwischendurch gelegentlich nach unten ging, wenn die Ausführungen zu langatmig wurden. Im Gegenzug glänzt Haigs neuestes Werk mit einer „Message“ für alle, deren Leben im Moment vielleicht an einem Tiefpunkt ist. Die Handlung entwickelt sich ziemlich unerwartet in eine Richtung, die vielleicht nicht von allen Lesern zusagt, doch betrachtet man Matt Haigs zentrale Aussagen, passt es eigentlich ganz gut, wie er es geschrieben hat. Lest es und bildet Euch selbst eine Meinung. Ich bin gespannt auf Eure Kommentare zum Buch.
Hey Jay,
freut mich, dass dich das Buch trotz des kleinen Unfalls noch überzeugen konnte. Ich habe dem Buch einen halben Stern weniger gegeben als du, komme aber zu einem recht ähnlichen Fazit. Ich mochte die Message und Graces Entwicklung sehr und finde, der Autor erzählt hier wieder eine lesenswerte Geschichte. Allerdings driftete das Buch für meinen Geschmack doch ab und zu zu sehr ins Kitschige und hatte besonders im Mittelteil ein paar Längen, die es für mich leider nicht zum Highlight machten.
Meine Rezension
Liebe Grüße
Sophia
Hallo Sophia,
der kleine Unfall hat zum Glück nichts mit dem Inhalt des Buches zu tun. Aber ich hatte mir von Matt Haig etwas mehr erwartet. Er bleibt für mich immer noch einer der besten Autoren für ansprechende Bücher.
Deinen Link habe ich aktualisiert.
Liebe Grüße
Jay
Schönen guten Morgen!
Das ging ja jetzt fix nach den Radleys und es freut mich, dass dich das neue Buch begeistern konnte, auch wenn es für dich teilweise Längen hatte. Gerade die philosophischen Punkte mag ich ja oft besonders gerne, wenn sie in Büchern auftauchen und Matt Haig hat da eine sehr ähnliche Sicht der Dinge wie ich. Deshalb könnte ich mir gut vorstellen, dass diese mich nicht so sehr aufhalten.
Das werde ich mir auf jeden Fall auf der Wunschliste festhalten – vielen Dank für deinen Einblick!
Liebste Grüße, Aleshanee
Hallo Aleshanee,
sehr gerne. Ich mag Matt Haigs Bücher wirklich sehr gerne und ich freue mich auch schon auf „Die Mitternachtsbibliothek“, die ich tatsächlich auch noch nicht gelesen habe. Ich bin prinzipiell auch nicht gegen philosophische Gedanken und Ausführungen und bewundere es, wenn Autoren das schlüssig hinbekommen. Ich fand es nur bei Matt Haig ein bisschen zu, wie will ich sagen… abstrakt manchmal und vielleicht ein wenig breit getreten. Vielleicht lag es aber auch nur daran, dass ich abends gelesen habe und mein Gehirn nach einem langen Arbeitstag auch nicht mehr so aufnahmefähig war. 🙂
Liebe Grüße
Jay