3. Dezember 2024

Die Radleys von Matt Haig

Matt Haig: Die Radleys, Taschenbuch, Rowohlt Verlag, 2012

Gestatten: die Radleys. Eine ganz normale Familie …
Bishopthorpe, ein kleines Städtchen im Herzen Englands: Hier leben die Radleys. Vater Peter ist Arzt, Mutter Helen mit Leib und Seele Hausfrau und engagiertes Lesezirkel-Mitglied. Ihre Kinder Rowan und Clara besuchen das örtliche College.

Eine Bilderbuchfamilie, geachtet bei Nachbarn und Freunden. Doch warum muss Rowan selbst im Winter Sonnenschutzfaktor 60 auflegen? Warum ist Clara Veganerin und hat dennoch nicht das Gefühl, sich gesund zu ernähren?

Warum schmilzt der treue Ehemann Peter beim Anblick fremder weiblicher Nacken dahin? Warum verstummen alle Vögel, sobald ein Radley vor die Tür tritt? Und warum ist plötzlich alles voller Blut? (Quelle: Rowohlt Verlag)

Titel: Die Radleys (The Radleys) Autor: Matt Haig Verlag: Rowohlt Taschenbuch Seitenzahl: 432 Genre: Roman Alter: 16+ Erste Auflage: März 2012 (Juni 2010) Reihe:Dt. Ausgaben: Hardcover, Taschenbuch, E-Book, Hörbuch ISBN: 978-3499255274 (Dt. TB) Sonstiges:

Über den Autor Matt Haig

Matt Haig wurde durch seine beiden Bestsellerromane Die Radleys (2010) und Ich und die Menschen (2013) bekannt. Er wurde 1975 in Sheffield, Yorkshire (England) geboren und wohnte seitdem in Nottinghamshire, Ibiza und London. In Hull studierte er Englisch und Geschichte und machte seinen Master in Leeds. Heute lebt er in New York, zusammen mit seiner Frau, der Schriftstellerin Andrea Semple, und ihren beiden Kindern Lucas und Pearl. Seine Bücher wurden in über 30 Sprachen übersetzt.

Die Radleys – eine besondere Familie

Die Radleys leben als Familie in einem kleinen Haus im idyllischen englischen Bishopthorpe. Vater Peter ist im Ort ein geachteter Arzt, seine Frau Hellen kümmert sich um den Haushalt sowie die beiden Kinder Clara und Rowan. So weit, so gut. Alles kein Problem, wäre da nicht die Kleinigkeit mit der gelegentlichen Lust nach Blut, denn die Radleys sind alle Vampire. Das wissen zumindest die Eltern, während sie diese Tatsache seit der Geburt ihrer Kinder vor ihnen verheimlichen. Diese quälen sich stattdessen mit so einigen Wehwehchen, die das Leben als Vampir ohne Blut und im Tageslicht so mit sich bringt. Dass Rowan nachts kaum schlafen kann und tagsüber ständig müde ist, ist dabei noch das kleinste Problem.

Während die Eltern mit ganzen Kräften versuchen, das beschauliche Leben einer normalen menschlichen Familie zu leben, bekommt die Fassade jedoch immer wieder kleine Risse. Besonders Rowan und Clara leiden unter den Blicken und Gängeleien der Gleichaltrigen. Die Eltern versuchen als Blut-Abstinenzler alles zu vermeiden, was für ihr Familienleben zur Gefahr werden könnte. Doch eines Nachts eskaliert eine Situation und Clara tötet einen Jungen, der ihr nachstellt und … saugt ihn aus. Vorbei ist es mit den Täuschungen …

Ich habe Die Radleys im öffentlichen Bücherschrank gefunden, also natürlich nicht die Familie Radley, sondern das gleichnamige Buch von Matt Haig. Ich mag seine Bücher sehr gerne und habe auch schon das eine oder andere von ihm gelesen. Meine persönliche Empfehlung für die Weihnachtszeit in ein paar Monaten ist und bleibt Ein Junge namens Weihnacht. Eine grandios-witzige Erzählung über die Kindheit des späteren Weihnachtsmanns. Doch ich schweife ab. Matt Haig schreibt super und Die Radleys gehört zu seinen ersten Büchern, die ihn richtig bekannt machten.

Was mir gefallen hat und was nicht

Mir hat gut gefallen, wie Matt Haig das Leben der einzelnen Familienmitglieder beschreibt. Interessant ist hierbei, dass der Fokus hier ständig wechselt und immer wieder eine andere Person am Zuge ist. Nachdem es in den ersten Kapiteln ziemlich ruhig losgeht (wir lernen zunächst die Personen und ihre Probleme kennen) steigt die Spannung vor allem ab Claras nächtlicher Bluttat stetig an. Dazu zählen nicht nur die Ermittlungen der Polizei, sondern auch die Tatsache, dass die gutbürgerliche Fassade (nach außen und nach innen) nicht nur beständig bröckelt, sondern zum Schluss regelrecht in sich zusammenbricht. Die Sache ist nämlich die, dass Peter und Helen Radley sich seit Jahren in einer Beziehungskrise befinden, die dann so richtig eskaliert, als Peters Bruder Will, ein praktizierender Vampir, in das Geschehen eingreift. Hierbei zeigt sich dann, wie gut Matt Haig seinen Roman aufgebaut und wie er Charakterbeziehungen ausgestaltet hat, was das Buch kurzweilig werden lässt.

Leider ist das Buch nicht ganz so witzig geschrieben, wie man vielleicht nach dem Lesen des Klappentextes vermuten könnte. Ich hätte mir da tatsächlich etwas mehr Situationskomik erwartet. Die ganze Idee der gutbürgerlich lebenden Vampirsfamilie hätte hierfür sicherlich einen guten Rahmen abgegeben. Natürlich gibt es im Buch den einen oder anderen Abschnitt, der einem ein Lächeln abringt, aber so richtig viel Humor findet man kaum. Vielmehr leben die Charaktere von ihrer Vielschichtigkeit, denn Matt Haig gibt sich wirklich große Mühe, die Personen greifbar zu machen. Emotionen spielen eine wesentliche Rolle. Liebe und Freundschaft finden ihren Einzug und gerade zum Ende hin wird es auch ein wenig romantisch.

Blut und Gewalt

Die Welt der Vampire, die der Autor entwirft, ist durchdacht, bringt jedoch nicht sonderlich viel Neues für die Leserinnen und Leser des Genres. Blut, Knoblauch, Sonnenallergie und eine Gemeinschaft von Vampiren, die vor allem unerkannt lebt. Blut spielt im Buch natürlich eine wesentliche große Rolle, wobei sich Gewalt und auch Ekel weitgehend in Grenzen halten. Obwohl Vampire den Rahmen des Buches geben, so liegt der Fokus der Handlung vor allen Dingen auf den „zwischenmenschlichen“ Beziehungen, auf Geheimnissen aus der Vergangenheit, Lüge und Täuschung. Das bringt auch die eine oder andere Überraschung mit sich. Allerdings muss ich hierzu sagen, dass diese bisweilen zu vorhersehbar sind, ebenso wie die Handlung. Dennoch benötigte ich nicht allzu viel Zeit, das Buch zu lesen und habe mich dabei gut unterhalten. Das Ende von Die Radleys war angemessen, mit einer kleinen Portion Herzschmerz, wie es eben sein sollte.

Mein Fazit zu Die Radleys von Matt Haig

4 von 5 Sternen „Ein etwas anderer Vampirroman.“

Insgesamt hat mir Die Radleys ganz gut gefallen. Es ist ein kurzweiliger Roman über Vampire, der jedoch gerne noch ein bisschen mehr Humor hätte vertragen können, wie man es von Ein Junge namens Weihnacht kennt. Ich weiß, dass Matt Haig diesen Stil in sich hat. Man muss ihm aber an dieser Stelle zugutehalten, dass Die Radleys eines seiner ersten Bücher war und man sich natürlich als Autor auch weiterentwickelt. Toll fand ich die vielschichtigen, gut ausgearbeiteten Charaktere und ihre Beziehungen untereinander.

Jay

6 Gedanken zu “Die Radleys von Matt Haig

  1. Schönen guten Morgen!

    Ich hab ja schon einige Bücher von Matt Haig gelesen und mag die Kinder-Weihnachtsbücher auch sehr gerne 🙂 Aber vor allem seine andere Bücher, in denen er mehr auf die Menschen, ihre Gedanken, Gefühle und Emotionen eingeht. Seine philosophischen Gedanken berühren mich da schon sehr und regen zum Nachdenken an.
    Das hier scheint ja dann eher ein „einfaches“ Werk zu sein? Vampire an sich, darüber lese ich ja recht gerne, aber so große Besonderheiten scheint es nicht zu geben … zumindest lese ich jetzt nichts raus, was mich besonders neugierig macht.

    Vielen Dank jedenfalls für deine Einblicke. Ich werd mir noch überlegen, ob ich es lesen mag.

    Liebste Grüße, Aleshanee

    1. Hallo Aleshanee,
      Du hast recht. Verglichen mit Haigs späteren Werken ist „The Radleys“, was philosophische Gedanken betrifft, eher schwach auf der Brust. Das liegt sicher auch daran, dass es eines der ersten Bücher von Matt Haig ist. Das hat ihn zwar bekannt gemacht, jedoch kam seine Weiterentwicklung als Autor erst im Laufe der Jahre danach. „The Radleys“ ist jetzt kein Matt Haig Buch, dass man zwingend im Regal haben muss, wie viele seiner anderen Werke. Aber vielleicht ergibt sich für dich einmal eine kostengünstige Gelegenheit es zu lesen. Ich habe es aus dem öffentlichen Bücherschrank gezogen und es inzwischen auch wieder dort hingebracht, sonst hätte ich es Dir vielleicht per Post schicken können. Schau mal in Deiner Bücherei. Vielleicht haben die es ja vorrätig. Wie gesagt, es ist ganz nett zu lesen, bleibt aber hinter anderen seiner Werke zurück.

      Liebe Grüße
      Jay

      1. Wenn es mir mal zufällig über den Weg läuft, vielleicht 🙂 Aber es ist jetzt kein Buch, dass ich unbedingt lesen will … da gibt es noch einige andere von Matt Haig, die mich mehr interessieren.

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