Bleib auf der Straße. Wenn Du auf der Straße bleibst, kriegen sie Dich nicht.
Stephen Chbosky: Der unsichtbare Freund

Die alleinerziehende Kate muss mit ihrem siebenjährigen Sohn Christopher untertauchen. Das abgelegene Örtchen Mill Grove, Pennsylvania, scheint dafür ideal zu sein. Doch dann beginnt Christopher, eine Stimme zu hören. Und merkwürdige Zeichen zu sehen, die ihn in den Wald locken. Sechs Tage lang bleibt er verschwunden. Als er wieder auftaucht, kann er sich an nichts erinnern. Aber plötzlich hat er besondere Fähigkeiten und den Auftrag, ein Baumhaus im Wald zu errichten. Wenn er es nicht schafft, so die Stimme, wird der ganze Ort untergehen. Auf einmal befinden sich Christopher, seine Mutter und alle Einwohner von Mill Grove mitten im Kampf zwischen Gut und Böse. (Quelle: Heyne Verlag)
Titel: Der unsichtbare Freund (Imaginary Friend) Autor: Stephen Chbosky Verlag: Heyne Seitenzahl: 912 Genre: Mystery/Horror Alter: 16+ Erste Auflage: 4. November 2019 (HC) Reihe: – Dt. Ausgaben: Hardcover, Taschenbuch, E-Book, Hörbuch ISBN: 978-3453272439 (HC) Sonstiges: Lesebändchen (HC)
Über den Autor Stephen Chbosky
Der Drehbuchautor und Regiseur Stephen Chbosky (*25. Januar 1970) schrieb in den 90er Jahren seinen Weltbestseller The Perks of Being a Wallflower (dt. Titel: Vielleicht lieber morgen / Das also ist mein Leben) und veröffentlichte das Buch 1999 bei Pocket Books. Es sollte weitere 13 Jahre dauern, bis aus dem Buch auch ein Film wurde, der in Deutschland unter dem Titel Vielleicht lieber morgen in die Kinos kam, u. a. mit Emma Watson in der Hauptrolle. Zwanzig Jahre hat es gedauert bis Stephen Chbosky seinen zweiten großen Roman veröffentlichte. Der unsichtbare Freund heimste viele gute Kritiken ein und erinnert an Romane von Stephen King. Stephen Chbosky ist verheiratet, hat eine Tochter und lebt in den USA.
Der unsichtbare Freund
Bereits seit 2019 befand sich Stephen Chboskys fantastischer Roman Der unsichtbare Freund auf meinem Lesestapel. Auf meiner dreiwöchigen Schulfahrt in die Vereinigten Staaten habe ich mich schließlich darangemacht ihn zu lesen. Ich habe den Roman als E-Book, was mir bei einer Seitenhzahl von über 900 einiges an Gerwicht im Koffer ersparte. Hier also nun meine Eindrücke für Euch.
Ganz im Stil von Stephen King
Wer Stephen Kings Romane mag, der wird wohl auch Chboskys zweiten Roman Der unsichtbare Freund entwas abgewinnen können. Der langsame Spannungsaufbau, die bildhafte Sprache und ein wirklich fesselnder Abschluss erinnern doch recht stark an den Meister des Genres. Allerdings findet Chbosky seinen eigenen Ton und schaffte es, mich von den ersten Seiten an in die Handlung zu ziehen. Protagonist ist der 7-jährige Christopher, der mit seiner Mutter Kate in das kleine Städtchen Mill Grove zieht, um dort ein neues Leben zu beginnen.

Mutter und Sohn haben bereits einiges hinter sich und natürlich wird auch die Vorgeschichte der beiden im weiteren Verlauf der Handlung eine Rolle spielen. Neben den beiden Hauptpersonen hat Mill Grove auch noch eine ganze Reihe weiterer Einwohner mit eigenen Problemen, die sie von der Gemeinschaft im Ort zu verstecken suchen. Das fängt bei einzelnen Kindern in der Schule an, die Christopher das Leben schwer machen und endet bei den Alten in der Stadt, die wehmütig auf die Freuden vergangener Tage zurückblicken, die nie wiederkehren wollen. Mit viel Gefühl baut Stephen Chbosky in der ersten Hälfte seines Buches den Rahmen für die schrecklichen Ereignisse in der zweiten Hälfte. So baut sich beim Lesen langsam Spannung auf und ich wollte einfach wissen, wie die Handlungsstränge später zusammenlaufen.
Das Baumhaus ist der Schlüssel
Mystisch wird es bereits in dem Moment, als Christopher einer Wolke in Form eines lächelnden Gesichts in den Missionswald folgt, einem größeren Wald direkt bei Mill Grove, und dort für ganze sechs Tage verschwindet. Nach seiner Heimkehr ist er nicht mehr ganz er selbst. Er hört immer wieder Stimmen und er hat den Auftrag auf einer Lichtung im Wald ein Baumhaus zu errichten. Er tut es heimlich mit seinen Freunden, denn die Eltern der Kinder haben es ihnen verboten den Wald zu betreten. Das Baumhaus wird zu einem wichtigen Ort in der Geschichte, und als die Kinder dann noch das Skelett eines Jungen auf der Lichtung ausgraben, wird es gar völlig unheimlich. Stephen Chbosky verwendet oft eine sehr bildhafte Sprache, was mir gut gefallen hat. Zu keiner Zeit hat die Spannungskurve für mich nachgelassen, allerdings gibt es für mich auch den einen oder anderen Kritikpunkt.
Der Kampf zwischen Gut und Böse
Die Handlung im Buch Der unsichtbare Freund, deren Spannung sich über mehrere Kapitel so langsam aufbaut, mündet in nichts weniger als einen Kampf zwischen Gut und Böse. Kenner des Genres kennen das bereits aus Klassikern wie Stephen Kings ES oder The Stand. Dieser Kampf, der mit ersten Unruhen in Mill Grove beginnt, nimmt nahezu die komplette zweite Hälfte des Buches ein. Für manche Leser ist das bereits ein Kritikpunkt, da Chbosky sehr ausführlich schreibt (jedoch nicht langweilig) und in diesen Kampf eine Vielzahl von Charakteren mit einbezieht. Ich fand das in Ordnung, glaube jedoch, dass man an der einen oder anderen Stelle einen Twist hätte weglassen können. Die Handlung wurde, gerade in der zweiten Hälfte, recht in die Länge gezogen. Ein weiterer Kritikpunkt ist für mich das Alter der Kinder. Christopher und seine Freunde handeln im Buch unwahrscheinlich mutig, obwohl sie erst 7 Jahre alt sind. Wenn man über die Dinge liest, die von den Kindern verlangt und durchgemacht werden, dann ist es für mich nur schwer vorstellbar, dass 7-jährige Kinder das bewerkstelligen können. Das ist nur so eine Einschätzug von mir. Es wird in der zweiten Hälfte des Buches recht gefährlich und blutig. Es ist zudem schwer vorstellbar, dass ein Kind nach solchen Ereignissen ohne schwere psychische Schäden davonkommt. Der Kampf gegen das Böse ist ein regelrechter Albtraum. Davon abgesehen hat Stephen Chbosky jedoch richtig gute Arbeit geleistet. Zum Ende des Buches will ich hier nicht schreiben, um nicht zu viel Spannung zu nehmen.
Mein Fazit zu Der unsichtbare Freund

„Spannend mit einigen Überraschungen.“
Insgesamt hat mir Chboskys Roman recht gut gefallen. Er war spannend zu lesen und auch die Charaktere waren durchweg gut ausgearbeitet und greifbar. Die Handlung hat so einige überraschende Twists, was zur Spannung und Abwechslung beiträgt. In der zweiten Hälfte hätte man wohl etwas kürzen können und in einem Epilog am Schluss lässt der Autor auch keine offenen Enden. Insgesamt kann ich das Buch allen empfehlen, die Bücher im Stile von Stephen King schätzen.
Jay