7. Februar 2025

Perfect von Cecelia Ahern

Cecilia Ahern: Perfect, Taschenbuch, Fischer Verlag

Celestine wurde als »fehlerhaft« gebrandmarkt, sie gehört nun zu den Menschen zweiter Klasse. Doch statt sich den strikten Regeln des Systems zu unterwerfen, flieht sie. Denn Celestine ist auch ein Symbol der Hoffnung für alle anderen Fehlerhaften. Gelingt es ihr, den grausamen Richter Crevan zu überführen? Das wäre die Chance auf einen Neuanfang für die Fehlerhaften. Aber gibt es auch für ihre große Liebe eine neue Chance?
Für Celestine geht es um alles – um Gerechtigkeit für sich selbst und alle anderen und um eine lebenswerte Zukunft.
(Quelle: Fischer Verlag)

Titel: Perfect – Willst du die perfekte Welt? Autorin: Cecelia Ahern Verlag: Fischer Verlage Seitenzahl: 480 Reihe: Flawed #2 Genre: Roman Alter: 13+ (all-age) Erste Aufl.: 17. November 2016 Ausgaben: Hardcover, Taschenbuch, E-Book, Hörbuch ISBN:‎ 978-3596033843 (TB) Vorgängerband: Flawed (Flawed #1) Sonstiges:

Kann der zweite Teil die Reihe noch retten?

In meinem ausführlichen Beitrag zum ersten Teil hatte ich bereits beschrieben, warum dieser mich nicht überzeugen konnte. Ich verstehe auch den Hype um die Bücher nicht ganz. Sie sind beide „flawed“ und in meinen Augen weit entfernt von „perfect“. OK, ich erhebe auch nicht den Anspruch, dass die Bücher, die ich lese, immer perfekt sein müssen. Eine solche Einschätzung hängt natürlich auch immer von individuellen Eindrücken und Einschätzungen ab. Es sollte darin jedoch zumindest glaubwürdige Charaktere, eine abwechslungsreiche Handlung und einen gelungenen Spannungsbogen geben. Konnte Perfect diese Anforderungen erfüllen?

Charaktere halbwegs glaubwürdig, aber farblos

Lasst mich mit den Charakteren beginnen. Ich konnte mich in keinen von ihnen in irgendeine Weise hineinversetzen. Celestine, Carrick und Art, die drei Hauptcharaktere, waren für mich durchweg farblos und langweilig. Daran konnten auch irgendwelche Rückblicke in die Kindheit der drei nichts ändern. Die Autorin hat es nicht geschafft, mein Interesse an wenigstens einen von den dreien zu wecken, geschweige denn erreichen, dass ich mitfiebere. Wären sie allesamt gestorben, es wäre mir herzlich egal gewesen. In einem solchen Fall geht leider auch ein Großteil des Spannungsbogens vor die Hunde. Was nutzt eine dramatische Verfolgungsjagd, wenn es einem egal ist, ob die Protagonisten geschnappt werden? Was nutzen schwere Verletzungen zur Steigerung der Dramatik, wenn dem Leser egal ist, ob das Opfer überlebt?

Hinzu kommt die fehlende Charaktertiefe. Alle Protagonisten bleiben mir bei Weitem zu oberflächlich. Wer also Wert auf interessante Charaktere legt, die auch mal über sich hinaus wachsen und etwas Unerwartetes tun, braucht sich hier nicht einzulesen. Celestine ist so vorhersehbar wie das Amen in der Kirche. Ihre Handlungen sind leider zu oft durchschaubar.

Als weiterer Kritikpunkt wäre dann noch die seltsame Beziehung von Celestine zu ihren beiden Freunden Carrick und Art. Er hat mich enttäuscht. Ist er auch enttäuscht von mir? Was wird er denken, wenn ich jetzt mit dem anderen zusammen bin? Aber ich liebe ihn doch noch, oder? Nein, eher doch nicht … aber liebt er vielleicht mich noch? Ich will ihm nicht weh tun, aber merkt er nicht, dass er mir weh tut…? Blablabla…
Insgesamt ist das alles schon ein wenig anstrengend. Gut, wahrscheinlich bin ich aus dem Alter bereits raus (warich da jemals drin), als dass ich das noch verstehen könnte. Vergessen wir’s also.

Handlung in Perfect wenig spektakulär

Ich erwarte eigentlich schon eine gewisse Finesse in der Handlung eines Buches, ganz egal, welchem Genre es angehört. Ein paar überraschende Wendungen, mit denen man nicht rechnet. Irgendetwas, was mich aufregt oder zumindest meinen Puls etwas beschleunigt. In Perfect wartet man darauf vergebens. Die Handlung plätschert so dahin, wie ein fast ausgetrockneter Bach in der Sommerhitze. Die Protagonisten rennen, das ganze Buch hindurch, wie aufgescheuchte Hühner durch die Gegend, und zum Schluss endet alles so völlig unspektakulär, wie man es eigentlich schon 300 Seiten vorher vermutet hatte, dass es enden würde. Kein Paukenschlag, keine Überraschung, nur Bestätigung der eigenen Vermutungen.

Ich hatte bis zum Schluss auf das geniale Ende gehofft. Oder zumindest auf eine aktionsgeladene Auseinandersetzung voller Dramatik und Emotionen. Ich hatte gehofft, dass man mich über 50 Kapitel hinweg an der Nase herumführen würde, weil dann doch alles ganz anders kommt. Denken wir an Katniss Everdeen in Die Tribute von Panem, wie sie zum Schluss droht, sich selbst und den Freund zu vergiften, nur um dem ganzen verrotteten System ein Schnippchen zu schlagen. Celestine ist da wesentlich unkomplizierter (und langweiliger).

Spannungsbogen mit geringer Steigung

Eigentlich sollte die Spannung über den Verlauf der Handlung hinweg langsam und stetig ansteigen, bis zum Schluss im Optimalfall alles in einem fulminanten Showdown endet. Nun, angestiegen ist da nicht sonderlich viel. Ich habe, wie oben bereits erwähnt, das Buch zwar bis zum Schluss gelesen, weil ich unerschütterlich auf einen fulminanten Showdown gehofft hatte (der dann allerdings nicht kam). Cecelia Ahern hat wenig wirklich Neues in das Buch eingebracht, und ich fand die Umsetzung auch nicht sonderlich mitreißend. So ein bisschen wie eine Achterbahn ohne Steigungen, Gefälle und Loopings. Ganz nett zum Mitfahren, aber eben auch nicht aufregend oder gar emotional aufwühlend. Ich glaube, ich muss als nächstes Joe Abercrombie lesen, um wieder richtig auf Touren zu kommen.

Die Quintessenz von Flawed und Perfect

Ich kann Ceclilia Aherns Intention verstehen, die sie dazu ermutigt hat, die beiden Bücher zu schreiben. Sie prangert eine Gesellschaft an, in der es um Perfektionismus geht. Sie klagt eine Gesellschaft an, die Menschen bestraft, die sich nach geltenden Regeln nicht perfekt verhalten. OK, akzeptiert. Es geht um Menschlichkeit und um Unterstützung auch der Schwächeren in der Gesellschaft, die es (aus welchen Gründen auch immer) nicht immer schaffen perfekt zu sein. Es geht um Vergebung für Fehler und um gegenseitige Rücksichtnahme und Akzeptanz auch mit Fehlern. Hey, niemand ist perfekt. Wir machen alle jeden Tag Fehler. Und selbst wenn wir meinen immer perfekt zu sein, sind wir es schon nicht mehr, weil wir uns damit automatisch selbst in die Tasche lügen und uns Gott gleich machen. Nur Gott ist ohne Fehler. Dies alles in ein Buch zu packen und den Lesern vor Augen zu führen ist eine gute Sache. Das Problem ist jedoch, dass es irgendwie völlig überzogen dargestellt wird und wenig glaubhaft ist. Vielleicht wäre hier eine anderer Rahmen besser geeignet gewesen, als diese „perfekte Gesellschaft“ mit ihren hanebüchenen Regeln.

Mein Fazit zu Perfect

Konnte die Erwartungen nicht erfüllen.

Der zweite und letzte Teil der Flawed-Reihe konnte mich ebenso wenig überzeugen, wie schon der erste Teil. Während im ersten Buch wenigstens noch die ungerechte gesellschaftliche Situation zum Nachdenken anregte, so war der zweite Band nur noch eine weitgehend langweilige Aneinanderreihung von Kapiteln. Zumindest empfand ich das so. Die Handlung hat kaum Twists, die Charaktere sind eindimensional/oberflächlich, der Spannungsbogen war nicht sonderlich gespannt und der Schluss war zu erwarten. Wer mag, soll es lesen, aber ich denke, dass es für die Altersgruppen Jugendliche und junge Erwachsene weitaus Besseres auf dem Buchmarkt gibt, als dieser Zweiteiler. Zum Beispiel die Vollendet-Reihe von Neal Shusterman…

Jay

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert