Aber in dir schlägt ein starkes Herz. So viel kann ich sehen. Du musst dich entscheiden, ob du es groß und stark machen willst oder vertrocknen lässt.
Luca Di Fulvio: Das Kind, das nachts die Sonne fand
In dem kleinen Fürstentum Saxia in den Ostalpen führt der 10-jährige Marcus als Sohn des Fürsten ein sorgloses Leben in der Burg seines Vaters und fernab von den leibeigenen Bauern, die täglich auf den Feldern schwere Arbeit tun. Als an einem Wintermorgen eine Horde von Räubern mit einer List die Burg überfallen und den Fürsten und alle Burgbewohner töten, kann der 10-jährige Marcus mit Hilfe von Eloisa, der Tochter der Hebamme aus dem Dorf, dem Massaker entkommen. Um Gefahren vom Dorf abzuwenden, beschließt die Hebamme Agnete Marcus‘ wahre Identität vor den anderen Dorfbewohnern zu verheimlichen und ihn als einfachen Jungen auszugeben. Als Leibeigener und unter anderem Namen lernt der verwöhnte Marcus das harte Leben im Dorf kennen. Als aber der grausame Fürst des benachbarten Fürstentums das führerlose Fürstentum Saxia für sich beansprucht, beginnt für die Dorfbewohner eine Zeit des Schreckens und des Leids. Marcus merkt, dass er für sein Leben und das der Dorfbewohner kämpfen muss, wenn er jemals seinen rechtmäßigen Platz in der Burg seines getöteten Vaters einnehmen und seine neue Familie retten will…
Titel: Das Kind, das nachts die Sonne fand Autor: Luca Di Fulvio Verlag: Bastei Lübbe Seitenzahl: 832 Genre: Roman Alter: 16+ Erste Aufl.: 12. März 2015 Ausgaben: Taschenbuch, E-Book, Hörbuch ISBN: 978-3404171804 (TB)
Über das Buch und den Autor
Luca Di Fulvio, geb. 1957, lebt und arbeitet als freier Schriftsteller in Rom. Sein vielseitiges Talent ermöglicht es ihm, mit derselben Leichtigkeit sowohl packende Thriller für Erwachsene als auch fröhliche Geschichten für Kinder zu schreiben (letztere veröffentlicht er unter Pseudonym). Einer seiner vorherigen Thriller, „L’Impagliatore“, wurde unter dem Titel „Occhi di cristallo“ für das italienische Kino verfilmt. Bevor Di Fulvio zum Schreiben kam, hat er in Rom Dramaturgie studiert, und sein Lehrmeister war kein Geringerer als Andrea Camilleri. (Quelle: Buch.de)
Luca die Fulvio dürfte einigen Lesern bereits durch seine beiden erfolgreichen Romane Der Junge, der Träume schenkte und Das Mädchen, das den Himmel berührte bekannt sein. Das Kind, das nachts die Sonne fand ist inzwischen der dritte Roman, der von ihm in einer deutschen Übersetzung erschienen ist. Das Taschenbuch hat 832 Seiten in 79 Kapiteln und ist am 12. März 2015 bei Bastei Lübbe erschienen. Es ist außerdem als E-Book und Hörbuch erhältlich.
Meine Meinung
Der Roman Das Kind, das nachts die Sonne fand ist für mich ein typisches Beispiel für ein Buch, das man schwer einplanen kann. Ich hatte von dem Autor schon vorher gehört und seine Bücher liegen auch schon seit einer Weile auf meinem SuB. Als ich jedoch von dem dritten Buch erfuhr und den Klappentext las, da wusste ich bereits, dass ich es ohne großen Aufschub bald lesen muss. Ich liebe solche Bücher im mittelalterlichen Rahmen und es schien mir eine überaus interessante Geschichte zu sein. Nun, ich habe mir das Buch gleich als E-Book besorgt und mal eben zwischendurch in gut zwei Tagen gelesen…
Über 830 Seiten in zwei Tagen? Kein Problem, wenn der Autor den Leser richtig einzufangen weiß.
Luca Di Fulvio bedient sich einer klaren und schnörkellosen Sprache, die manchmal sehr einfach wirkt. Er schafft es damit dennoch eine große Vielfalt von Stimmungen und Emotionen in seine Geschichten einzuflechten, ohne dass dies künstlich wirkt. Wo andere Autoren mit großer Dramatik, starken Adjektiven und einem ausschweifenden Satzbau die Ereignisse beschreiben, wählt Di Fulvio sehr oft einen recht nüchternen und knappen Stil.
Dann hob er sein Schwert und tötete sie.
Luca Di Fulvio: Das Kind, das nachts die Sonne fand
Punkt. Trotzdem verliert seine Geschichte dadurch nichts an Spannung, ganz im Gegenteil. Es ist dieser klare und einfache Schreibstil, der mich von der ersten bis zur letzten Seite so sehr fesseln konnte, dass die Seiten nur so dahin flogen.
Die Hauptperson des Buches ist natürlich der 10-jährige Marcus, der nicht nur den Tod seiner Familie verarbeiten muss, sondern auch noch das harte Leben im Dorf durchstehen muss, das er vorher so nicht kannte. Hunger, Kälte und die manchmal abweisenden Blicke der Dorfbewohner können einen Zehnjährigen sehr mitnehmen. Mir hat das gut gefallen, weil Di Fulvio die schlimme Lage und Marcus‘ Verzweiflung sehr gut beschreibt. Natürlich wächst Marcus in die neue Situation hinein und es macht richtig Freude, seine positive Entwicklung zu verfolgen. Das Kind, das nachts die Sonne fand ist also auch eine Coming-of-Age-Geschichte in der Hauptpersonen von Kindern zu Erwachsenen heranreifen. Eloisa ist die zweite kindliche Hauptperson, die Tochter der Hebamme Agnete und in Marcus‘ Alter. Sie rettet ihm das Leben und freundet sich schnell mit dem traurigen Jungen an. Eloisa ist, genauso wie Agnete und die meisten anderen Personen im Buch, eine wahre Charakterpersönlichkeit mit vielen Ecken und Kanten, die verschiedene Charaktereigenschaften in sich vereint. Sie kann liebevoll, mitfühlend und witzig sein, aber auch mal aufbrausend, rechthaberisch und nachtragend. Mir hat sehr gut gefallen, dass sie auch immer wieder für Marcus Partei ergreift und ihm hilft.
Fürst Ojsternig und der Hauptmann seiner Truppen sind die Antagonisten und bösen Gegenspieler der Rechtschaffenen im Buch. Ihre Bösartigkeit kann man eindeutig als Sadismus bezeichnen und ich fand, dass der Autor manchmal etwas dick aufgetragen hat bei den beiden. Das führte letztendlich dazu, dass es im Buch schon die eine oder andere brutale Szene gibt, wo dann Unschuldige auf grausame und detailreich beschriebene Weise sterben. Das ist sicherlich nichts für allzu sanfte Gemüter, bleibt aber zum Glück im Rahmen.
Die Handlung des Buches spielt zu Beginn des 15. Jahrhunderts. Als Leser bekommt man ganz nebenbei noch viele Einblicke in das Leben der Menschen in der damaligen Zeit. Luca Di Fulvio konnte das glaubhaft darstellen und viele interessante Informationen in die Geschichte einflechten. Das Ende des Romans war dann auch so, wie man es erwarten konnte. Vielleicht ein bisschen sehr gefühlsbetont, aber nicht so, dass es auf mich kitschig wirkt. Ich habe nicht bereut, die Zeit investiert zu haben.
Mein Fazit
Ein spannendes Buch mit einer abwechslungsreichen Coming-of-Age-Geschichte im mittelalterlichen Rahmen. Die Sprache ist einfach gehalten und birgt dennoch ein hohes Maß an Emotionen und eine tolle Atmosphäre, die den Leser schnell in den Bann ziehen kann. Es ist ein Buch, das sich dadurch schnell lesen lässt und ganz nebenbei noch einige interessante Einblicke in das mittelalterliche Leben gewährt. Weil es mir gut gefallen hat, gibt es auch eine Leseempfehlung.
Wenn der Mensch zu denken beginnt, fängt Gott an zu lachen.
Luca Di Fulvio: Das Kind, das nachts die Sonne fand
Hihi – ich nehme Dich beim Wort 😀
Hallo Jay,
sehr schöne Rezi, danke. Ich sollte endlich mal die beiden Bücher vom SUB holen, die ich bereits hier liegen habe – aber die Zeit, die Zeit….. *schäm*
liebe Grüße
Ja, ich werde die anderen beiden davor auch noch lesen. Allerdings erst nach dem „Drachenbeinthron“, weil sonst wird das nie mehr was. 🙂