Wer meinem Blog schon seit längerem folgt, dem sich vielleicht meine ständigen Sprünge durch die verschiedenen Genres aufgefallen. Ich habe mein Blog nie auf irgendeine Richtung festgelegt, sondern mir bewusst offengehalten, worüber ich schreibe. Also findet man Horrorromane neben Science-Fiction, Dark Fantasy neben Kinderbüchern, Jugendromane neben Dystopien (oder auch dystopische Jugendromane). Mir gefällt das sehr gut so, denn ich bin ein Impulsiv-Leser. Obwohl ich natürlich meine Lieblingsgenres habe, entscheide ich immer spontan, welches Buch aus welchem Genre ich als Nächstes lesen möchte.
Heute Fantasy, morgen Horror, übermorgen Kinderbuch – ich lese sehr vielseitig. Meine Lebensgefährtin hingegen ist eine eingefleischte Thriller- und Krimi-Leserin und bleibt fast ausschließlich in diesen Genres. Ebenso verhält es sich mit vielen Buchblogs. Wie bereits oben erwähnt, kann man auf Bücher wie Sterne durchaus eine Rezension zu einem Dark Fantasy Roman neben einem Kinderbuch finden. Doch was ist eigentlich so faszinierend an Kinderbüchern, dass auch Erwachsene sie lesen?
Viel positive Energie
Gerade in der heutigen Zeit, in der die Medien mehr denn je erfüllt sind von Katastrophenmeldungen (Hunger, Kriege, Pandemien, …) tun uns Kinderbücher gut. Wenn ich es mir gemütlich mache, um ein Buch zu lesen, dann will ich in erster Linie abschalten. Ich will dann oft nicht auch noch in meiner Fantasiewelt von Tod, Blut und Elend heimgesucht werden. Kinderbücher sind in meinen Augen in dieser Beziehung weniger nervenaufreibend. Dabei sind viele von ihnen keineswegs unrealistisch geschrieben, nur die Umsetzung ist eine andere. Sie ist kindgerecht und verliert niemals das Gute aus den Augen.
Natürlich kommen schlimme Dinge auch dort vor (Gewalt, Trauer, Verlust, …), aber oft wendet sich am Ende alles zum Besten und es gibt ein Happy End. Man denke in diesem Zusammenhang nur an die Märchen der Gebrüder Grimm (inzwischen immer wieder als nicht mehr zeitgemäß angesehen). Am Ende findet jede schlafende Prinzessin noch ihren Prinzen, und die Bösen ereilt die gerechte Strafe. Kinderbücher – meine heimliche Liebe. Ich mag es, wenn es am Schluss für alle gut ausgeht. Selbst wenn die Protagonisten mit allen nur erdenklichen Widrigkeiten zu kämpfen haben.
Eines der schönsten und ergreifendsten Bücher, das genau dies alles widerspiegelt, ist Die Brüder Löwenherz oder auch Ronja Räubertochter. Beide natürlich von der schwedischen Autorin Astrid Lindgren, die auch Pippi Langstrumpf und noch viele andere schrieb.
Unkompliziert und gut zu verstehen
Da Kinderbücher für eine jüngere Zielgruppe geschrieben wurden, sind sie oft auch herrlich unkompliziert. Wenn ich sie lese, will ich mich nicht erst durch dutzende Charaktere kämpfen und in zig Charakterbeziehungen hineindenken müssen. Ich brauche auch keine komplizierten Handlungsstränge voller Intrigen und Eskapaden die oftmals nur verwirren. Im Moment lese ich Wolfsbruder von Michelle Paver und genieße es. Es ist eine alte Buchreihe, die ab 2004 erschienen ist, und die Handlung ist einfach:
Dunkel sind die Wälder 6.000 Jahre vor unserer Zeit, dunkel und voller Gefahren.
Der 12-jährige Torak erhält von seinem sterbenden Vater den Auftrag, den Berg des Weltgeistes zu suchen. Nur so kann die böse Macht aufgehalten werden, die in den Wäldern für Angst und Schrecken sorgt. Zusammen mit einem Wolfsjungen macht sich Torak auf den Weg durch die geheimnisvolle und gefährliche Wildnis.
Als Leser begleitet man den jungen Torak auf seiner abenteuerlichen Reise durch die Wildnis. Natürlich begegnet er vielen Gefahren und muss auch gelegentlich um sein Leben kämpfen, aber sein Auftrag ist klar: Bekämpfe das Böse, rette die Welt, überlebe! Es macht mir wirklich Spaß, solche Bücher zu lesen. Die Sprache ist unkompliziert und verständlich, und die Grenzen zwischen gut und böse sind oft eindeutig definiert.
Mancher mag jetzt behaupten, es würde Langeweile aufkommen. Mitnichten. Es ist interessant zu lesen, wie Torak die vielen brenzligen Situationen meistert und wie er an seiner Aufgabe wächst. Die sich langsam entwickelnde Freundschaft zu seinem Wolfsgefährten und seiner (späteren) Begleiterin macht ebenfalls einen guten Teil der Geschichte aus. Ich hatte keine Mühe mich in Torak hineinzuversetzen und kann auf jeder Seite mit ihm mitfiebern. Und ich weiß schon jetzt: Am Ende wird ganz sicher alles gut ausgehen, weil es Kinder so wollen.
Ein Lerneffekt sollte dabei sein
Im Vergleich zu anderen Genres, erwarte ich von Büchern für Kinder und Jugendliche nicht nur eine unterhaltsame Handlung mit viel Spannung. Idealerweise sollten Kinder aus dem Buch auch etwas für ihr eigenes Leben mitnehmen. Gute Protagonisten sind immer auch Vorbilder und die jungen Leserinnen und Leser sind oft ihre Fans. Das Handeln der Helden im Buch ist beispielhaft für gute Tugenden: Hilfsbereitschaft, Selbstlosigkeit, Toleranz, Kameradschaft, Mut, Einfühlungsvermögen, Nächstenliebe, Bescheidenheit, Aufrichtigkeit, Treue, … die Liste ist sehr lang. Kinder können sich an ihren Buchheldinnen und -helden orientieren und etwas für ihr eigenes Leben lernen.
Das ist für mich wohl auch einer der Hauptgründe, warum ich diese Bücher so gerne lese. Oft sind es junge Protagonisten, damit sich die jungen Leser besser mit ihnen identifizieren können, und diese sind mitunter glaubwürdiger, wenn es um Tugenden geht, wie mancher Erwachsener. Sie sind halt oft so herrlich unkompliziert und direkt und gehen anders an das Leben heran. So mancher Erwachsene können von den Kindern noch etwas lernen.
Zeitlose Literatur
Gute Kinderbücher sind zeitlos. Was damals vor 50 oder 60 Jahren schon junge Leserinnen und Leser begeistern konnte, wird es auch in Zukunft noch tun. Wer kennt nicht die ganzen alten Kinderklassiker, wie Krabat, Pippi Langstrumpf, Das fliegende Klassenzimmer oder Der Räuber Hotzenplotz. Sie haben inzwischen schon Generationen begeistert und werden es sicher auch noch weiterhin tun. Warum? Weil gute Kinderbücher alles Gute beinhalten, was man vom Leben erwartet. Das liegt daran, dass die oben erwähnten Tugenden über tausende Jahre hinweg ihre Gültigkeit behielten und für unser Zusammenleben wichtig waren. Schon die alten Römer und Griechen (und andere) haben sich Sagen und Legenden ihrer großen Helden erzählt. Sie schon immer waren gute und wichtige Vorbilder für die eigenen Kinder. So wie es in der Vergangenheit bereits tolle Autorinnen und Autoren in dem Genre gab, wird es sicher auch in Zukunft weitere geben, die mit ihren Werken die Kinder und Erwachsenen begeistern werden. Ich bin gespannt, was da noch alles nachkommt. Kinderbücher – meine heimliche Liebe!
Welche Kinderbücher habt Ihr als Kinder/Jugendliche gelesen? Haben Euch vielleicht sogar welche geprägt? Welche Bücher meint Ihr, müsste eigentlich jedes Kind einmal gelesen haben? Ich freue mich über Eure Kommentare.