3. Dezember 2024

Reread-Favoriten?

Reread-Favoriten

In den letzten paar Wochen hatte ich einen ziemlich großen Zulauf an neuen Büchern für meinen SuB. Ich möchte sie alle möglichst bald lesen, aber ich mache mir dabei nichts vor: Es benötigt Zeit. Der deutsche Philosoph und Lehrer Arthur Schopenhauer soll in diesem Zusammenhang einen netten Satz gesagt haben.

Es wäre gut, Bücher zu kaufen, wenn man die Zeit, sie zu lesen, mitkaufen könnte.

Arthur Schopenhauer

Mehr Zeit zum Lesen für all die Bücher, die man sich ständig anschafft. Welcher Bücherfreund wünscht sich das eigentlich nicht? Die Regale sind voller ungelesenem Lesestoff und dennoch kommen immer wieder neue Bücher dazu. Ich habe mal ausgerechnet: Würde ich ab sofort keine Bücher mehr kaufen, dann würde mich mein SuB (= Stapel ungelesener Bücher) so zwischen 10 und 15 Jahre lang mit genug Literatur versorgen. Aber so sind wir Leseratten halt.

Von Leseratten und anderen Bücherwürmern

Apropos Leseratte. Dieser Begriff geht wohl auf das Ende des 19. Jahrhunderts zurück und wurde für diese Zeit erstmals belegt. Es bezeichnet „Menschen, die wahl- und kritiklos jedwede Art von Büchern verschlingen“. Gierig wie Ratten eben. Nach dieser Definition sind heutzutage die meisten Vielleser meiner Meinung nach keine Leseratten mehr.

Noch im 19. Jahrhundert waren die Auflagen von Büchern gering. Sie waren aufwändiger in der Herstellung, entsprechend teurer und wertvoll. Zudem war die Auswahl seinerzeit einigermaßen überschaubar. Heutzutage können wir uns vor Lesestoff nicht mehr retten. In meinem neulich veröffentlichten Beitrag Jugendschutz bei Büchern hatte ich bereits erwähnt, dass täglich (!) etwa 4.900 Neuerscheinungen auf den Markt kommen. Das sind 1,8 Millionen neue Werke pro Jahr. Wir können es uns als Leserinnen und Leser schlichtweg überhaupt nicht (mehr) leisten, kritik- und wahllos zu lesen.

Würde ich nur alle Bücher lesen wollen, die mir im Moment gefallen (unabhängig davon, ob ich sie überhaupt besitze), dann müsste ich wohl weit über 100 Jahre alt werden (und könnte nebenbei kaum was anderes tun). Der Begriff „Leseratte“ ist offenkundig nicht mehr ganz passend. Im Hinblick auf die weit verbreitete Leidenschaft Bücher zu kaufen und diese auf dem wachsenden SuB zu horten, wäre der Begriff „Lesehamster“ sicher treffender. Ich werde mir gleich mal das Urheberrecht dafür sichern…

Rereads müssen sein

Trotz dieser ganzen Bücherflut gibt es jedoch Lesehamster, die bestimmte Lieblingsbücher mehrmals lesen. Das sind dann Reread-Favoriten. Komisch eigentlich, denn sie wissen ja schon, was drin steht. Wozu also ein Buch nochmal komplett neu lesen? Ganz einfach: weil’s gar so schön war!
Kennt Ihr nicht auch dieses Gefühl von Traurigkeit, wenn man nach vielen tollen Stunden ein Buch oder eine Reihe beendet und man gerne noch weiterlesen möchte. Wenn man sich von geliebten Charakteren verabschieden muss? Ich habe von Bekannten gehört, das Lesen eines tollen Buchs wäre oft ein zweischneidiges Schwert. Man möchte es einerseits regelrecht verschlingen (Tag und Nacht lesen), aber auf der anderen Seite darf es nie zu Ende gehen. Nennen wir das doch einfach mal das „Pageturner-Dilemma“ (Pageturner = ein Buch, das man nicht aus der Hand legen kann). Manche lesen schließlich bewusst langsam, um es länger auskosten zu können – so wie beim Trinken von Whisky, Wein, etc.

Ein Ende macht aber nichts. Man kann ja einfach wieder von vorne anfangen und das Buch nochmal lesen. Dann wird ein Buch vielleicht sogar zu einem Reread-Favoriten. Oder man bekniet den Autor, doch bitte bald eine Fortsetzung in Erwägung zu ziehen. Die heutige Montagsfrage von Sophia vom Blog Wordworld beschäftigt sich also mit dieser Frage.

Welches Buch habt Ihr am häufigsten gelesen und wieso?

Ich für meinen Teil habe eigentlich keinen Reread-Favoriten, den ich immer wieder lese. Ich nehme mir das zwar bei manchen Büchern vor, sie später nochmal zu lesen, aber meisten komme ich gar nicht mehr dazu. Bücher und Reihen von denen ich noch weiß, dass sie mir sehr gut gefallen habe, lese ich manchmal nach vielen Jahren erneut. Oft weiß ich dann nur noch sehr wenig von der Handlung und ich kann sie erneut genießen.

Ein Buch, dass ich tatsächlich mehrmals gelesen habe, war Der Adept des Assassinen von Robin Hobb. Es ist eines meiner Lieblingsbücher, sozusagen einer meiner ganz wenigen Reread-Favoriten. Ebenfalls gut fand ich Die Straße von Cormac McCarthy und auch Die Feinde von Charlie Higson. Ich habe alle Werke mehrfach gelesen, weil sie einerseits tolle Charaktere haben und weil sie oft auch sehr emotional sind. Ich kann mich gut in die Protagonisten hineinversetzen.

Das Problem ist eben auch gerade bei Fantasy, dass es sich meist um Reihen handelt. Mehrere Bücher nochmal zu lesen, ist weitaus zeitaufwändiger, als einen einzelnen Roman. Diese Zeit verwende ich dann lieber für ungelesene Bücher auf meinem zusammengehamsterten SuB, damit ich den noch klein bekomme, bevor ich die 100 Jahre erreiche.

Wie ist das bei Euch? Habt Ihr Reread-Favoriten und welche sind das? Ich freue mich über Eure Kommentare!

Jay

10 Gedanken zu “Reread-Favoriten?

  1. Hallo Jay,

    als Kind bzw. Jugendliche habe ich einige Bücher mehrmals gelesen, weil ich sie so sehr geliebt habe. Diese Bücher stehen noch immer in meinem Regal. 😀

    Als Erwachsene gibt es aber auch Bücher, die ich schon öfter gelesen habe. Das ist vor allem bei Büchern von Stephen King der Fall. Ich liebe seine Bücher und nach ein paar Jahren habe ich mal wieder Lust auf eine Wiederholung.

    Einen Favoriten habe ich darunter nicht, wobei ich „Todesmarsch“ und „Das Mädchen“ schon mehrmals gelesen habe. Bei „Tommyknockers“ ist auch ein Re-Read fällig. Da will ich zum Hörbuch greifen.

    Ich denke da gar nicht so viel darüber nach, sondern lese die Bücher, auf die ich Lust habe. 😀

    Liebe Grüße und schönes Wochenende
    Nicole

    1. Hallo Nicole,
      vielen Dank für Deinen Kommentar. Ja, es gibt tatsächlich auch bei mir ein paar Bücher, die ich als Kind geliebt habe und die mir auch noch als Erwachsener gut gefallen. Irgendwie habe ich jedoch den Eindruck, dass es in meiner Kindheit nicht die Riesenauswahl an spannenden Kinder- und Jugendbüchern gab, die man heute so im Regal findet. Das liegt vermutlich an der Schwierigkeit über einen Verlag publizieren zu müssen. Wenn ich mir in den Buchhandlungen oft die Kinder- und Jugendabteilungen ansehe, dann bin ich immer wieder fasziniert von der großen Auswahl an Serien. Irgendwie gab es das zu meiner Kinderzeit nicht so (TKKG, Die Drei Fragezeichen,…).

      Todesmarsch von Stephen King (Richard Bachman) finde ich eines der besten Bücher seiner früheren Zeit. Doch ebenso, wie bei Dir, lese ich im Prinzip immer auch nur, wozu ich gerade Lust habe.

      Liebe Grüße
      Jay

  2. Schönen guten Morgen!

    Ich hab lange mit re-reads gehadert, eben weil ständig so viele neue Bücher erscheinen und man ja mit seinen vielen angefangenen Reihen weiterkommen möchte.
    Seit 2 Jahren hab ich mir allerdings eine Liste angelegt mit den Büchern, die ich gerne nochmal lesen möchte. Vor allem welche, die schon sehr lange her sind und mir super gefallen haben und ich einfach gerne nochmal eintauchen möchte. Die „arbeite“ ich jetzt nach und nach ab und auch wenn es langsam vorwärts geht, komme ich doch voran. Geplant ist immer 1 re-read pro Monat. Was auch relativ gut funktioniert 🙂
    Mehr als 2 x lese ich ein Buch allerdings wirklich selten, ich glaube, das war nur die Harry Potter Reihe und Momo von Michael Ende.

    Liebste Grüße, Aleshanee

    1. Hallo Aleshanee,
      das mit der Liste ist eine gute Idee, wenn man es durchzieht. Ich habe mir das auch bei Klassikern vorgenommen, die ich gerne einmal lesen möchte (zum Beispiel „Die Drei Musketiere“, „20.000 Meilen unter dem Meer“, u. a.), doch ich bin bisher noch nicht damit gestartet. Es gibt so viele andere Bücher, die warten…

      Liebe Grüße
      Jay

  3. Hallo Jay,

    momentan fällt mir nur „Das Lied von Eis und Feuer“ ein.
    Diese Reihe habe ich mindestens drei Mal gelesen.
    Warum? Die Handlung ist so komplex, dass ich bei jedem Durchgang neue Aha-Momente erlebt habe und wahrscheinlich beim vierten Mal auch weiterhin solche Momente erleben werde.
    Einige Bücher/Reihen habe ich leider beim zweiten Lesedurchgang nicht mehr so toll gefunden, das liegt wohl an der großen zeitlichen Differenz, schließlich ändert sich ja der Geschmack im Laufe des Lebens und das habe ich des öfteren erfahren müssen.
    Gerne würde ich noch einmal Donaldsons „Thomas Covenant Chroniken“ oder „Der Splitter im Auge Gottes“ von Niven/Pournelle lesen aber die Zeit habe ich einfach nicht mehr. Zu viele ungelesene Bücher warten im Regal…

    Viele Grüße

    Wolfram

    1. Hallo Wolfram,
      ja, das mit der Zeit kenne ich. Trotzdem habe ich manchmal einfach Lust eines der älteren Bücher wieder zu lesen und dann mache ich das einfach. Es hilft mir auch aus Leseflauten herauszukommen, weil ich weiß, was mich erwartet. Andererseits gebe ich Dir dennoch recht: Der SuB ist einfach viel zu groß. 🙂

      Viele Grüße
      Jay

  4. Hey Jay,

    für deine ganzen Wortneuschöpfungen solltest du dir echt ein Patent beantragen 😉
    Das Problem mit den Reihen habe ich leider auch. Da ich viel im Fantasy Genre unterwegs bin, sind die allermeisten meiner Lieblingsgeschichten mehrteilig und sehr umfangreich erzählt, wodurch ein Reread gut bedacht und geplant sein will…

    Liebe Grüße
    Sophia

    1. Jawohl! Ich habe, glaube ich, mindestens 3 Jahre gebraucht, bis ich Tad Williams „Der Drachenbeinthron“ und die Folgebände erneut gelesen habe – von der Idee zum Reread bis zur Umsetzung. Die erste Lesung war da schon 20 Jahre her.

      Viele Grüße
      Jay

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