Mexiko: Sonne, Strand, Meer, Sex und … Tequila. Nichts anderes haben sich Jeff und Amy, Eric und Stacy für ihren Urlaub erträumt. Die vier Amerikaner faulenzen am Strand von Cancún, als sich ein junger Deutscher zu ihnen gesellt. Dessen Bruder ist einer Archäologin zu einer Ausgrabungsstätte in das Dickicht des Dschungels gefolgt, hat aber seitdem nichts mehr von sich hören lassen. Die Gruppe beschließt spontan, Matthias in den Urwald zu begleiten. Doch dieser Ausflug wird für die jungen Leute ein Weg in die Hölle …
Titel: Dickicht (The Ruins) Autor: Scott Smith Verlag: Fischer Seitenzahl: 480 (528) Genre: Thriller Alter: 16+ Erste Auflage: März 2007 (18. Juli 2006) Dt. Ausgaben: Hardcover, Taschenbuch, E-Book ISBN: 978-3596176168 (Dt. TB) Sonstiges: Das Buch wurde auch verfilmt.
Spannend, beängstigend, grausam
Das sind wohl drei der besten Begriffe Scott Smiths Thriller Dickicht zu beschreiben. Ein Freund hatte mir das Buch bereits vor vielen Jahren ausgeliehen und gemeint, ich sollte es unbedingt lesen. Leider fand ich damals nicht dir Zeit dazu. In der vergangenen Woche entdeckte ich schließlich ein gebrauchtes, aber gut erhaltenes Exemplar im öffentlichen Bücherschrank. Ich ergriff das Buch und die Gelegenheit, um es jetzt endlich zu lesen. Ich muss wirklich sagen, es hat sich gelohnt. Es gibt bisher tatsächlich nicht allzu viele Thriller, die mich durch ihre düstere Atmosphäre fesseln konnten. Wobei das Buch schon ein wenig dem Genre Horror zuzuordnen ist. Mystisch, packend und ein echter Pageturner. Worum geht es?
Zwei US-amerikanische Pärchen machen sich mit zwei weiteren Freunden, Matthias und Pablo, auf die Suche nach Matthias‘ Bruder. Dieser war einer jungen Archäologin zu einer Ausgrabungsstätte in den Dschungel gefolgt und seither nicht wieder aufgetaucht. Doch im Dickicht des mexikanischen Dschungels lauern so manche Gefahren. Auf ihrer Suche nach den Vermissten begeben sich die jungen Leute in eine Gefahr, die ihre schlimmsten Albträume wahr werden lässt und aus der es kein Entrinnen zu geben scheint.
Charaktere und Beziehungen leider etwas oberflächlich
Die Charaktere in Dickicht sind in meinen Augen jetzt nicht sonderlich vielschichtig, genauso wenig, wie die Charakterbeziehungen zwischen ihnen. Wenn man das Buch so liest, dann fühlt man sich unweigerlich an diese US-amerikanischen Teenager-Horrorstreifen erinnert, die für einige Zeit so populär waren, zum Beispiel die Final-Destination-Reihe oder die Scream-Filme. Die Charaktere im Buch machten auf mich oft einen eher unbeholfenen und bisweilen naiven Eindruck. Immer wieder begehen sie unnötigerweise schwerwiegende Fehler, die sie eigentlich hätten vermeiden können, hätten sie nur etwas mehr mitgedacht. Vor allem die beiden Frauen, Amy und Stacy, handeln immer wieder zu impulsiv, was die Lage der Gruppe nicht verbessert. Die Männer hingegen versuchen die Gruppe irgendwie zusammenzuhalten, allen voran Jeff, der rational denkt und nicht zögert zu handeln. Ich kann und möchte hier jedoch nicht beschreiben, was ihnen widerfährt, weil das einen Großteil der Spannung vorwegnehmen würde.
Natürlich spielen auch die Beziehungen der Charaktere untereinander eine große Rolle. Im Laufe der Handlung kommen einige wenige Details darüber ans Licht. Leider viel zu wenig und so bleiben alle Mitglieder der Gruppe eher oberflächlich. Ich kann so viel sagen, dass sie alle dem Tode ins Auge sehen und sich in einer wirklich ungemütlichen Gesamtsituation befinden. Dieser Rahmen wäre perfekt für tiefgründigere Gespräche untereinander gewesen, zumal genug Zeit dafür zur Verfügung stand. Rückblicke auf ihr Leben, Gedanken über Freunde, Familie, Fehler in der Vergangenheit. All das hätte man hier gut einfließen lassen können, um den Personen mehr Tiefe zu verleihen. Dadurch hätte man insgesamt die Dramatik noch etwas befeuern können. So fiel es mir leider manchmal schwer, mich in die Charaktere hineinzuversetzen und mitzufühlen.
Handlung spannend und überraschend
Obwohl die Ausarbeitung der Charaktere noch etwas besser hätte sein können, ist das Buch dennoch spannend bis zur letzten Seite. Scott Smith hat viele gute Ideen, die er in seinem Roman verbaut. Ich kann hier jetzt schon sagen, es lässt sich im Vorfeld kaum erahnen, was eigentlich auf die Gruppe zukommt. Garantiert ist es eine grauenhafte Geschichte, die man so nicht vermuten könnte, garniert mit einigen Überraschungen. Scott Smith spielt mit dem Unbekannten. Er spielt mit der Vorstellungskraft der Leser und baut dadurch unterschwellig Spannung auf. Es gibt viele Dinge auf unserer Erde, die den „normalen“ Menschen unbekannt sind und was wir nicht kennen, das macht uns oft auch Angst. Hier kommen wir schließlich zu dem Punkt, dass Dickicht auch einige Elemente aus Horror und Mystery mitbringt. Der Thriller hätte auch gut von Stephen King sein können. Ich werde das Buch also NICHT der Schülerbücherei spenden, wie ich es ursprünglich vorhatte. Es ist nichts für junge Leserinnen und Leser. Die Handlung ist mitunter gruselig, blutig und nichts für allzu schwache Nerven.
Das Ende ist genauso, wie der Rest des Buches. Es lässt sich schwer voraussehen, wie es letztendlich ausgeht. Zwischendurch vermeint man den Weg zu erkennen, wie die Charaktere ihrem Schicksal entkommen könnten, allerdings gestaltet sich das dann doch nicht so einfach, wie gedacht. Lass dich einfach überraschen.
Mein Fazit zu Dickicht
Wenn du gerne Thriller mit etwas mehr Blut und Grusel magst, dann kannst du in Dickicht gut abtauchen und für einige Stunden die Zeit vergessen. Es fiel mir schwer, das Buch aus der Hand zu legen. Die Charaktere hätten etwas besser ausgestaltet sein können, ebenso deren Vorgeschichte und die Charakterbeziehungen. Man erfährt leider relativ wenig über sie. Dafür kann das Buch mit einer interessanten Handlung und guten Ideen punkten. Man merkt schon ein bisschen, dass der Autor auch Drehbücher schreibt, denn das Buch wäre definitiv eine gute Vorlage für einen Film. Diesen gibt es tatsächlich auch. Auch wenn Dickicht schon einige Jahre auf dem Buckel hat, Gutes bleibt gut. Für Thriller-Fans gibt es von mir daher eine Leseempfehlung.
Jay