Hallo zusammen,
morgen ist es so weit, im Freistaat Bayern startet für hunderttausende Schülerinnen und Schüler das neue Schuljahr. Ebenso geht für uns Lehrkräfte der Unterricht wieder los, nachdem wir einige Wochen Ferien genießen durften. Die haben wir aber auch gebraucht.
Heute war an den meisten Schulen bereits Lehrerkonferenz zur Vorbereitung auf die kommenden Wochen und Monate. Damit dann morgen auch alles glatt läuft am ersten Schultag, denn wir haben auch einige neue Schülerinnen und Schüler, die in die 5. Klasse kommen. Für die ist die neue Schule und der erste Schultag morgen etwas ganz Aufregendes. Neue Schule, neue Lehrkräfte, neue Freunde in den Klassen. Auch ich freue mich, dass es endlich wieder losgeht. Ich gehöre zu den Lehrern, die ihre Schülerinnen und Schüler über eine längere Ferienzeit hinweg auch mal vermissen. Klingt komisch, ist aber so. Idealerweise hat man Spaß im Job, dann geht man auch gerne hin und man kann etwas bewegen und auch die Kinder haben dann ihren Spaß bei der Arbeit und lernen gerne etwas dazu.
Ein guter Lehrer hinterlässt oft bleibende positive Eindrücke, an die man sich auch dann noch erinnert, wenn man schon lange aus der Schule draußen ist. Und genau um diesen bleibenden Eindruck geht es heute in Sophias Montagsfrage, die sie jede Woche in ihrem Blog Wordworld stellt.
Gibt es einzelne Szenen, Sätze oder Ausdrücke aus Büchern, an die Ihr Euch aus irgendeinem Grunde nach Jahren noch erinnert?
Man liest ja so einiges über die Jahre. Ich muss gestehen, dass ich manchmal ziemlich schnell vergesse, was in einzelnen Büchern so alles geschehen ist. Klar, wenn man es dann wieder liest, dann erinnert man sich schnell wieder an die eine oder andere Szene in der Handlung, aber in vielen Fällen kann man sich nach Jahren eben nicht mehr erinnern, was ein Re-Read natürlich wieder reizvoll macht.
Es gibt aber manche Szenen in Büchern, die einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Oft sind es die besonders emotional aufwühlenden Passagen oder Sätze, über die man auch nach dem Lesen länger nachgedacht hatte. Da ich mich gerne im Bereich (Dark) Fantasy bewege, hier nun vier Beispiele aus dem Fantasy-Genre, die mir erhalten geblieben sind:
In George R. R. Martins Buch A Storm of Swords (3. Buch der Reihe A Song of Ice and Fire aka A Game of Thrones) blieb die berüchtigte „Red Wedding“ wahrscheinlich nicht nur mir im Gedächtnis. Diese ziemlich blutige Passage ist übrigens auch das härteste, was George R. R. Martin (nach eigener Aussage) je geschrieben hat.
Joe Abercrombies Bücher sind ebenfalls immer gut für eindrucksvolle Szenen, die einem gut im Gedächtnis bleiben. In seinem Buch The Heroes (dt.: Heldenklingen) geht es in weiten Teilen um Strategie und Kämpfe auf Schlachtfeldern. Es gibt da eine längere Passage, in der mehrere Menschen nacheinander sterben. Ein Bogenschütze tötet mit einem Pfeil einen feindlichen Krieger, wenige Sätze später stirbt ebendieser Bogenschütze durch ein Schwert, wenige Sätze später stirbt der Schwertkämpfer im Kampf mit einem Reiter zu Pferd, der dann wiederum von einem Bogenschützen getötet wird, der wiederum eine Axt… Die Sinnlosigkeit des Krieges.
In Charlie Higsons Buch The Dead (2. Buch der Enemy-Reihe) gibt es eine sehr traurige Szene. Nachdem Ed seinen schwer verletzten Freund Jack nach Hause gebracht hat. Die Passage ist für mich ein anschauliches Beispiel für tiefe Freundschaft zwischen zwei Jugendlichen. So wunderschön geschrieben und gleichzeitig so traurig. Wer Charlie Higsons Enemy-Reihe (noch) nicht kennt, unbedingt lesen. Leider ist nur das erste der sieben Bücher auf Deutsch erschienen (Die Feinde), alle anderen nur in englischer Sprache.
Was wäre diese Auflistung ohne die Bücher von Robin Hobb? In Der Bruder des Wolfs (2. Buch der Weitseher-Reihe) gibt es ganz zum Schluss eine Passage, in der Fitz mit seinem Wolf Nachtauge gedanklich kommuniziert. Ich will nicht mehr sagen als „Komm zu mir.“ Die Passage ist ebenfalls sehr emotional. Wer sie kennt, weiß, welche ich meine, denn ich will hier nicht spoilern. Die ganze Reihe ist absolut lesenswert für jeden Fan guter Nicht-YA-Fantasy.
Und wie ist das bei Euch? Habt Ihr solche Passagen oder Sätze aus Bücher, an die Ihr Euch noch längere Zeit erinnert? Welche haben einen Eindruck hinterlassen? Schreibt mir gerne in die Kommentare.
Jay
Hey Jay,
bei mir hat die „Red Wedding“ auch einen bleibenden Eindruck hinterlassen – allerdings durch die Szene in der Serie, da ich die Bücher (noch) nicht gelesen habe (ich wollte eigentlich auf den letzten Band warten, aber je länger es dauert, desto mehr zweifle ich daran, dass er noch kommt)… Zurück zum Thema. Bei Serien und Filmen habe ich auch häufig Passagen, die in Erinnerung bleiben. Da ich eher ein visueller Mensch bin hierbei sogar vielleicht noch mehr als durch Bücher oder andere Medien.
Liebe Grüße
Sophia
Hallo Sophia,
ja, visuelle Eindrücke werden oft besser behalten, als welche, die man durch Lesen hat. Das kenne ich auch von meinen Schülern. Ist ganz normal. 🙂
Liebe Grüße
Jay
Hallo Jay,
Martin, Abercrombie, Hobb sind auch meine „Lieblingsautoren“, allerdings picke ich mir keine Highlights aus der Gesamtmasse der geschriebenen Wörter/Passagen heraus, sondern jedes Highlight verschiebt die Anzahl positiver Punkte nach oben.
Soll heißen: Ich merke mir keine Einzelheiten, aber das Vorhandensein solcher Highlight-Passagen sorgt dafür, dass ich das gesamte Buch als positiv empfinde.
Bei Martin sind alle Winterfell Bände insgesamt Highlights, garniert mit diversen Highhighlights.
Bei Abercrombie lebt die Geschichte von skurrilen Charakteren, ohne dass es zu Niveauausbrüchen kommt (geht ja auch schlecht bei einem durchgehend hohen Niveau). Alleine Logan und Glokta garantieren dieses hohe Niveau.
Bei Hobbs Weitseher ist ausschlaggebend, dass man mit dem Ich-Erzähler mitfiebern kann (obwohl es unverständlicherweise Leute gibt, die die Ich-Form nicht mögen).
Wie weiter oben beschrieben kann ich einzelne bemerkenswerte Passagen nicht beisteuern, da für mich der Gesamteindruck ausschlagebend ist…
Viele Grüße
Wolfram
Hallo Wolfram,
ich habe den „Logan und Glokta“ ausgebessert, mit Deiner Erlaubnis.
Du hast natürlich recht, dass letztendlich der Gesamteindruck entscheidet, ob man ein Buch gut findet oder nicht. Aber darum sollte es hier auch nicht in erster Linie gehen, sondern um Passagen/Sätze, die so eindrucksvoll waren, dass man sie sich eben gemerkt hat, unabhängig vom Rest des Buches. Und solche Passagen gibt es tatsächlich hin und wieder. Sie sprechen für mich besonders für einen Autor (oder eine Autorin), da sie es schaffte mich emotional so zu berühren, dass ich mir besonders diesen Teil eines Buches innerlich abgespeichert habe und ihn auch nach einigen Jahren noch weiß. In Filmen gibt es das auch udn da merkt man es sich sogar noch eher, da es visuell eben noch einprägsamer ist.
Viele Grüße
Jay