Seitdem die Lehrerin Janine Hartschorn bei der Geburt ihres Babys beinahe selbst ums Leben gekommen war, geschehen in ihrer kleinen Stadt in Massachusetts seltsame Dinge. Janine wird immer wieder von schrecklichen Albträumen geplagt, in welchen Charon der Fährmann sie heimsucht, eine düstere Gestalt aus der griechischen Mythologie, der mit seinem Boot die Seelen der Verstorbenen über den Fluss Styx ins Reich der Toten geleitet. Immer mehr machen ihr die Träume und der Verlust ihres kleinen Sohnes zu schaffen und drohen sie in einen Strudel der Verzweiflung hinabzuziehen. Doch auch die Menschen in ihrem Umfeld, die ihr helfen wollen, ihr Ex-Freund und Lehrerkollege David und ihre beste Freundin Annette, bekommen die seltsamen Ereignisse zu spüren. Bekannte, die ihnen nahe stehen, sterben auf schreckliche Weise und lange verdrängte Schatten der Vergangenheit bahnen sich nach vielen Jahren ihren Weg an die Oberfläche. Schon bald werden sie zur realen Bedrohung, als klar wird, dass Charon der Fährmann seine Macht in die Welt der Menschen ausdehnen möchte. Ziel seines Verlangens ist Janine… (Der Fährmann)
Titel: Der Fährmann (The Ferryman) Autor: Christopher Golden Verlag: Buchheim Seitenzahl: 372 Genre: Fantasy Alter: 16+ Erste Aufl.: 20. März 2017 Ausgaben: Hardcover, E-Book ISBN: 978-3946330011 (HC)
Über das Buch und den Autor von Der Fährmann
Der amerikanische Autor Christopher Golden wurde am 15. Juli 1967 in US-Bundesstaat Massachusetts geboren, wo er auch aufwuchs und noch heute mit seiner Familie lebt. Er schrieb eine Vielzahl von erfolgreichen Romanen für Jugendliche und Erwachsene, vor allem in den Genres Horror und Fantasy, sowie Comics, Computerspiele und Drehbücher für Filme, wie zum Beispiel Hellboy.
Sein Horrorroman The Ferryman erschien bereits im Juni 2003 und wurde erst 2017 vom Grimma Buchheim Verlag in Deutschland veröffentlicht. Die deutsche Hardcoverausgabe hat 372 Seiten und ist in 18 Kapitel (plus Prolog und Epilog) unterteilt. Im Buch befinden sich zudem eine ganze Reihe von Illustrationen des bekannten Zeichners John Howe, der auch für das Buch Der Herr der Ringe illustrierte.
Meine Meinung zu Der Fährmann
Ich habe mir Der Fährmann auf der Leipziger Buchmesse 2017 gegönnt, nachdem man mir sagte, das Buch hätte eine gute, spannende Handlung. Nun, ich hatte vorher zwar schon von Christopher Golden gehört, jedoch noch kein Buch von ihm gelesen. Das mystische Cover und vor allem die Illustrationen von John Howe (ich mag illustrierte Bücher sehr gerne) haben dann ihr Weiteres dazu getan. Seither lag das Buch ein paar Monate auf meinem SuB, bis ich nun, nach überwundener Leseflaute, endlich dazu gekommen bin es auch zu lesen. Das Buch ist wirklich sehenswert, mit seinem Cover und dem schwarz gefärbten Schnittkanten. Leider konnte mich der Inhalt nicht ganz so zufriedenstellen, wie ich es eigentlich erwartet hatte. Ich bin ständig auf der Suche nach guten Horrorromanen, die es schaffen mich durch eine intensive, spannungsgeladene Atmosphäre nachts wach zu halten. Bei diesem Buch bin ich am helllichten Nachmittag manchmal fast eingeschlafen, so langsam plätscherte die Handlung dahin. Sicher, hin und wieder passierten schon gelegentlich mysteriöse Dinge, jedoch konnten mir die keine Gänsehaut entlocken.
Die ersten 250 der nur 364 Seiten drehten sich mehr oder weniger fast nur um die Beziehungskisten der Protagonisten, die zwar wichtig für das Verständnis der Hintergrundgeschichte und der Charakterbeziehungen untereinander waren und sicher auch dazu beitragen sollte, dass sie dem Leser sympathischer werden, allerdings waren mir die Dialoge viel zu breit ausgelegt, zu seitenfüllend. Allzu oft habe ich mir gewünscht, dass endlich mal wieder was passieren möge, da es sich schließlich um einen Horrorroman handeln soll. Leider konnte aber Christopher Golden in meinen Augen die Spannungskurve nicht stetig anwachsen lassen. Wirklich gut wurde es eigentlich erst auf den letzten 100 Seiten (oder so), als sich so manche Hintergründe aufklärten und es so langsam auf den großen Showdown zuging. Leider waren auch die Intentionen des Fährmanns und die Zusammenhänge schon zu früh zu offensichtlich, sodass mich die Aufklärung seiner Beweggründe nicht sonderlich überraschen konnten. Es gab für mich kein Aha-Erlebnis. Schade, denn man hätte aus der Geschichte und den sicherlich guten Ideen in meinen Augen so einiges mehr machen können. Hinzu kam, dass mir die Charaktere auch nicht so recht ans Herz wachsen wollten, obwohl sie Lehrer sind, wie ich. Gut, mir waren die Protagonisten nicht völlig egal, aber wären sie gestorben, dann wäre ich deswegen weder in Tränen ausgebrochen noch in eine minutenlange Schockstarre verfallen. Solange es ein Autor nicht schafft, ein festes Band zwischen den Lesern und den Charakteren im Buch zu knüpfen, solange wird sich in diesem Genre auch nie eine hinreichende Spannung aufbauen können. Warum soll ich mitfiebern, wenn mir die Personen eigentlich egal sind? Schade, denn ich hatte hohe Erwartungen an einen so bekannten und gefeierten Autor.
Allerdings will ich Der Fährmann jetzt nicht ganz und gar schlechtreden. Man kann das Buch durchaus lesen und genießen. Es konnte nur lediglich meine eigenen Erwartungen nicht so recht erfüllen. Immerhin habe ich es relativ schnell fertig gelesen, wohl auch, um eine erneute drohende Leseflaute zu vermeiden. Goldens Buch lässt mich daher eher mit gemischten Eindrücken zurück. Wer auf Beziehungskisten steht (bevorzugt trifft das wohl eher auf die weibliche Leserschaft zu) mag in dem Buch durchaus eine gute Lektüre finden. Ich selbst hätte mir die Schwerpunkte für den Spannungsbogen eher anders gewünscht. Der Horror kam mir zu kurz. Auch der Schreibstil war nicht sonderlich unterhaltsam, einnehmend oder kreativ. Inwieweit das an der Übersetzung durch Bernhard Kleinschmidt liegt, kann ich nicht beurteilen, denn ich habe die englische Ausgabe nicht gelesen, um Vergleichen zu können. Ich denke jedoch nicht, dass es allzu sehr ins Gewicht fällt.
Mein Fazit
Insgesamt konnte mich mein erster Roman von Christopher Golden nicht allzu sehr vom Hocker reißen. Ich musste mich zwar nicht durch quälen, allerdings hätte ich mir von einem Roman aus dem Horrorgenre etwas mehr (schaurige) Atmosphäre und Gänsehaut gewünscht. Richtig spannend wurde es für mich eigentlich erst im letzten Viertel des Buches zum großen Showdown zwischen Gut und Böse. Dennoch denke ich, dass insbesondere Leserinnen an der Handlung Gefallen finden könnten, da es sehr stark um Liebe und Beziehungen geht, was, zumindest in dem Umfang, nicht so recht mein Fall ist.
Hallo Jay,
das stimmt, dass es kein spannender Horror-Schocker ist und auch gar nicht sein will. Ich fand die Geschichte zwar gut (erzählt), aber auch nicht wirklich überragend.
Viele Grüße
Der Büchernarr Frank
Hallo Frank,
vielen Dank fü deinen Kommentar. Ich habe dein Blog besucht und auch deine lesenswerte Rezension gelesen. Du hast sicherlich recht, wenn du sagst, dass es sich bei diesem Buch nicht um eine klassische Horrorgeschichte handelt, sie jedoch Tiefgang hat und auch der eine oder andere philosophische Aspekt in die Geschichte mit hineinspielt. Ich denke mein Hauptproblem war einfach, dass ich mit völlig anderen Erwartungen an das Buch herangegangen bin. Ich bin jetzt kein Leser, der möglichst viel Blut und Leichen in einer Horrorgeschichte braucht. Guter Horror kommt auch ohne das alles aus und kann sehr subtil sein. Stephen King zeigt das immer wieder, indem er eine beklemmende Atmosphäre aufbaut und sich der Horror zum Großteil im Kopf der Leser abspielt, selbst, wenn er nicht konkret ausformuliert wurde. Das habe ich ein wenig vermisst, diese Spannung, dass gleich etwas Schlimmes passieren würde. Hin und wieder ist das im Buch auch angeklungen (man denke nur an die Babyschreie und die dunkle Scheune, die Mrs. Vale…), aber leider wuden solche spannenden Momente allzu schnell wieder beendet. Das war wohl der Hauptgrund, warum mich das Buch enttäuscht hat. Horror, wie es auf dem Buchrücken steht, ist daher wohl auch der falsche Begriffe. Es ist eher ein Thriller mit mystischen/mythologischen/fantastischen Elementen, der zwar Spannung erzeugen kann, mich aber nicht unter die Bettdecke zwingt. 🙂
Viele Grüße
Jay