Lucien de Fontein ist kein normaler Junge, denn er lebt am Königshof des geheimnisvollen und, wie man sagt, auch verrückten Königs des Königreichs Landfall. Lucien ist ein „Orfano“, ein Waisenkind, das dort im Haushalt einer adeligen Familie aufwächst. Schon immer haben die Orfanos am Hof aus Tradition eine besondere Stellung, denn sie sind anders. Häufig körperlich entstellt, aber dennoch von vielen geachtet und auch gefürchtet. Lucien ist ein begnadeter Schwertkämpfer, aber er ist einsam und deformiert. Mitschüler meiden ihn und der Schwertmeister hasst ihn. Nur der Majordomo, der Sprecher des zurückgezogen lebenden Königs scheint ihn zu schützen und mit ihm sein eigenes Spiel zu spielen. Eines Nachts beobachtet Lucien die Entführung einer jungen Frau und wie man sie schließlich in ein unheimliches Gebäude für Geisteskranke außerhalb des Palasts einsperrt. Schon bald soll sich herausstellen, dass das Schicksal der Frauen dort eng mit seinem eigenen verknüpft ist und Lucien muss auf der Suche nach der Geschichte seiner eigenen Herkunft mehr riskieren, als ihm lieb ist… (The Boy with the Porcelain Blade)
Titel: The Boy With The Porcelain Blade Autor: Den Patrick Verlag: Gollancz Reihe: Erebus Sequence, #1 Seitenzahl: 336 Genre: Fantasy Alter: 16+ Erste Aufl.: 20. März 2014 Ausgaben: Hardcover, Taschenbuch, E-Book, Hörbuch ISBN: 978-0575133839 (HC), 978-0575134027 (TB) Folgeband: The Boy Who Wept Blood
Über das Buch und den Autor von The Boy with the Porcelain Blade
Der englische Autor Den Patrick wurde am 20. April 1975 in Dorset geboren und hat bereits mehrere Bücher veröffentlicht. Sein Roman The Boy with the Porcelain Blade ist der erste Band eines Dreiteilers mit dem Reihentitel The Erebus Sequence und ist im März 2014 bei Gollancz erschienen. Die Hardcoverausgabe hat 336 Seiten. Der zweite Band der Trilogie trägt den Titel The Boy Who Wept Blood und der dritte Teil The Girl on the Liar’s Throne. Die Bücher wurden bisher noch nicht ins Deutsche übersetzt.
Meine Meinung zu The Boy with the Porcelain Blade
Ich habe Den Patrick im Sommer 2014 auf einem Fantasy-Autorentreffen in London getroffen und mir bei der Gelegenheit gleich sein damals aktuelles Buch für meine Sammlung mitgenommen. Seither lag es auf meinem SuB bis ich jetzt endlich so weit war es auch zu lesen.
Gefallen hat es mir recht gut. Den Patrick siedelt die Handlung in einer Fantasiewelt an, die sehr an die Zeit der Renaissance erinnert. Durch das Buch zieht sich eine dunkle Atmosphäre die durch die häufige Verwendung italienischer Wörter noch zusätzlich an Flair gewinnt. Die Geschichte könnte also durchaus in Italien irgendwann im 16. Jahrhundert spielen. Verschiedene einflussreiche Häuser teilen sich die Macht im Lande und werden angeführt von einem König, den seit vielen Jahren niemand mehr von Angesicht zu Angesicht gesehen hat, der jedoch durch seinen Sprecher, den Majordomo, immer noch uneingeschränkt regiert. Was Patricks Buch von den üblichen Mittelalter-Romanen unterscheidet, sind die Orfanos, Findelkinder mit körperlichen Deformierungen und Mutationen, die jedoch innerhalb der Häuser ein hohes Ansehen genießen. Warum das so ist, klärt sich erst im Laufe der Handlung. Ich fand die Idee jedenfalls sehr spannend, denn Den Patricks Protagonist, Lucien de Fontein, ist ein solcher Orfano. Er muss sich innerhalb der Gesellschaft der Häuser, trotz seines bevorzugten Status, immer wieder behaupten und hat gegen allerlei Widrigkeiten anzukämpfen. Nicht nur, dass er sich regelmäßig einsam fühlt, er hat auch Feinde, die ihn lieber heute als morgen aus der Stadt jagen würden. Der Autor hat es sehr gut verstanden Luciens Persönlichkeit und Situation zu beschreiben und es fiel mir nicht schwer schnell eine Beziehung zu ihm aufzubauen und seine Geschichte zu verfolgen. Apropos Geschichte: Den Patrick beschreibt sie in zwei Handlungssträngen. Der eine beginnt in der Jetztzeit und beschreibt die Ereignisse und Luciens Erfahrungen im Alter von 16 Jahren. Der zweite Handlungsstrang ist ein Rückblick auf Luciens Kindheit ab einem Alter von 8 Jahren. In jedem neuen Abschnitt dieses Rückblicks ist Lucien ein Jahr älter, wodurch sich der zweite Handlungsstrang der Vergangenheit relativ zügig der gegenwärtigen Handlung annähert und dabei viele offene Fragen klärt. Ich fand dies sehr gut gelöst, zumal die aktuellen Ereignisse immer wieder auch mit vergangenen verknüpft sind und man so einen guten Überblick über Luciens Weg durch die Jahre bekommt und erfährt, warum er jetzt so handelt, wie er es tut. Auch wird man durch den kapitelweisen Wechsel nicht von allzu vielen Hintergrundinformationen erschlagen.
Lucien ist eine sehr interessante Persönlichkeit. Er leidet unter seiner Deformierung und er sucht immer wieder Liebe und Zuneigung. Interessant sind auch seine sich entwickelnden Beziehungen zum einen zu seinem Kindermädchen und zum anderen zu den anderen Orfanos. Ein wenig verwirrend fand ich jedoch diesen Spagat zwischen der Bevorzugung, die den Orfanos einerseits zuteilwurde und andererseits die Abscheu, die ihnen immer wieder entgegengebracht wird. Man mag sie und man mag sie nicht. Ich fand’s daher schwierig manche Situationen einzuordnen, aber vielleicht bringen ja die folgenden beiden Teile der Reihe etwas mehr Aufklärung. Gut fand ich, dass sehr viele Fragen im Buch geklärt wurden und auch, dass viele Dinge so nicht vorhersehbar waren. Mit der Lösung mancher Rätsel wagt sich der Autor bisweilen in Bereiche vor, die für „normale“ Fantasy nicht unbedingt typisch sind. Man wird als Leser in manchen Punkten sicherlich überrascht sein.
Mein Fazit
Insgesamt muss ich sagen, dass mir The Boy with the Porcelain Blade recht gut gefallen hat. Die Handlung ist interessant, abwechslungsreich und nicht immer vorauszusehen. Lucien fand ich gut gezeichnet, ebenso wie die meisten anderen Charaktere im Buch. Bei manchen hätte ich mir vielleicht etwas mehr Hintergrundinformationen und Tiefe gewünscht. Bisweilen waren bestimmte Personen etwas flach und farblos und nicht dazu angetan mich zu begeistern. Ein herber Kritikpunkt: Keinesfalls die E-Book-Version kaufen! Darin fehlen ganze Sätze und Abschnitte aus dem gedruckten Buch! Ansonsten ist Den Patricks Roman durchaus zu empfehlen und mir eine gute Sternebewertung wert. Schade, dass es die anderen beiden Teile nur noch als Taschenbuch gibt.
Ich habe das Buch im englischen Original gelesen. Eine deutsche Übersetzung gibt es bis jetzt noch nicht. Wer es liest, sollte vielleicht auch ein Wörterbuch für Italienisch mit parat haben, da doch relativ viele Ausdrücke daraus verwendet werden. Es geht aber auch ohne, denn man kann vieles erschließen.