3. Dezember 2024

Priest of Bones von Peter McLean

Peter McLean: Priest of Bones, Taschenbuch, Klett-Cotta, 2020

Der Krieg ist aus, aber die Probleme scheinen erst richtig anzufangen. Der Armeepriester Tomas kehrt mit seinen Soldaten und seiner Stellvertreterin Bloody Anne zurück nach Ellinburg. Aber die Stadt hat sich verändert, sein Imperium besteht nicht mehr. Längst haben andere Kriminelle die Kontrolle über die Gasthäuser, Bordelle und das Glücksspiel übernommen und ein dichtes Netz von Spitzeln geschaffen. Aber Tomas will sich zurückholen, was einst ihm gehörte. Er baut eine Gang auf, die an Gewitztheit und Schlagkraft nicht zu übertreffen ist. Und dann ist da noch Billy the Boy, ein Junge, der von der Göttin berührt ist und über beängstigende magische Fähigkeiten verfügt. (Priest of Bones, Quelle: Klett-Cotta Verlag)

Titel: Priest of Bones Autor: Peter McLean Verlag: Hobbit Presse/Klett-Cotta Reihe: Der Kampf um den Rosenthron, #1 Seitenzahl: 412 Genre: Fantasy Alter: 16+ Erste Aufl.: 22. Februar 2020 Ausgaben: Taschenbuch, E-Book, Hörbuch ISBN: 978-3608964141 (TB) Sonstiges: Namensglossar, Karte Folgeband: Priest of Lies (Der Kampf um den Rosenthron #2)

Über den Autor von Priest of Bones

Peter McLean wurde 1972 in der Nähe von London geboren. Sein Vater arbeitet in einer Bank, seine Mutter unterrichtet Englisch an einer Schule. Schon während seiner Schulzeit verbrachte er die meiste Zeit damit, sich Geschichten auszudenken. Inzwischen arbeitet er seit über 25 Jahren in der IT-Branche, ist mit seiner Frau Diane verheiratet und denkt sich immer noch Geschichten aus. Als Autor schrieb er die Reihe Der Kampf um den Rosenthron, die Reihe The Burned Man und eine ganze Anzahl Bücher für das Rollenspiel Warhammer.

Meine Meinung zu Priest of Bones

Ich bin mit recht großen Erwartungen an Priest of Bones von Peter McLean herangegangen, was zum einen wohl am Cover lag, das mir eigentlich ganz gut gefällt. Zum anderen lag es sicherlich auch am gut geschriebenen Klappentext, denn er versprach eine spannende und irgendwie auch raffinierte Geschichte über den Kampf um die Unterwelt einer Stadt. Starke Charaktere und auch Magie sollte mit dabei sein. Nun, es hat nicht funktioniert.

Spannung in Priest of Bones ? Zu dünn gesät.

Nach dem ersten Kapitel des Buches war ich eigentlich noch ziemlich angetan. Die Charaktere kamen recht gut herüber, die raue Sprache war für die Zeit passend und auch sonst versprach die Lektüre recht gut zu werden. Tomas Piety, ein Ganove, kehrt mit seinem Trupp von Kämpfern aus dem Krieg zurück in seine Heimatstadt und dort hat sich in drei Jahren einiges verändert. Seine „Geschäfte“ (Schutzgelderpressung, Bordells, Spielhöllen,…) hat jemand anderes übernommen und das geht ja nun gar nicht. Grund genug dagegen in den Krieg zu ziehen und Recht und Ordnung (in seinem Sinn) wieder herzustellen. Das Problem war nur, die Handlung war ab diesem Zeitpunkt einfach nur noch langweilig und von zahlreichen Längen durchsetzt. Bei den Kämpfen, die im Prinzip alle nur Massaker sind, geht es vorrangig um die Rückeroberung der „Geschäfte“ und ansonsten hat das Buch nicht sonderlich viel an Spannung zu bieten. Wären die Taten wenigstens mit etwas mehr subtiler Raffinesse ausgeführt worden, wäre zumindest etwas mehr Humor mit dabei gewesen oder etwas, das mir beim Lesen ein heimliches Lächeln ins Gesicht zaubert, weil der Hauptperson oder der Tat ein gewisser Grad an Genialität innewohnt. Absolut nichts davon. Über weite Strecken passiert außer flacher Konversation nicht sonderlich viel. Hin und wieder wird wenig detailreich gekämpft, was oft recht blutig ist und damit hat es sich dann auch. Gibt es doch einmal ein ernsthaftes Problem, dann kann man das meist mit der Schlag-Drauf-Taktik schnell lösen. Oft ist die Handlung zu vorhersehbar und überraschende Wendungen fehlen völlig. Wie soll sich da eigentlich Spannung aufbauen?

Handlung in Priest of Bones ? Mord und Totschlag.

Irgendwann versucht Peter McLean dann seiner Handlung eine politische Rechtfertigung zu geben, was jedoch alles nur noch schlimmer macht, weil diese Aspekte derart an den Haaren herbeigezogen sind, dass kein normal denkender politischer Stratege es so in Erwägung ziehen würde. Es ist einfach unlogisch. Tomas Piety wird irgendwann quasi als ein Retter des Reiches gehandelt, der einen schrecklichen Krieg abwenden soll. Seine Gewaltexzesse werden zu notwendigen Maßnahmen zur Bekämpfung einer fremden Macht hochstilisiert. Meine Fresse, so ein Humbug. Und selbst wenn es glaubwürdig hätte sein können, hat es der Autor komplett nicht verstanden es so zu vermitteln, was wohl in erster Linie am unglaubwürdigen Charakter des Tomas Piety liegt, aber dazu weiter unten mehr.
Wenn man bis dahin noch Hoffnung hatte und es bis zum letzten Viertel des Buches geschafft hat, wird man spätestens auf den letzten Seiten merken, welch hanebüchene Geschichte da zusammengeschustert wurde. Man möchte beim Lesen manchmal nur noch schreiend davonlaufen. Eiigermaßen interessant war für mich eigentlich nur die Handlung um den 12-jährigen Magiebegabten Billy the Boy, dessen Fähigkeiten erkannt werden und die er zum Schluss auch anwenden darf. Das war für meine Begriffe auch der einzige (!) Teil der Handlung, den man mit Fantasy in Verbindung bringen konnte. Den Rest kann man diesbezüglich getrost vergessen.

Charaktere in Priest of Bones ? Zu unglaubwürdig.

Ich konnte zu keinem einzigen der Charaktere einen Draht finden oder auch Sympathie aufbauen. Dabei muss mir ein Charakter nicht zwingend immer sympathisch sein, aber unbedingt glaubwürdig und bis zu einem gewissen Grad tiefgründig. Das waren für mich jedoch kaum einer. Die Charaktere, zu Beginn des Buches noch einigermaßen originell, verloren mit dem Fortschreiten der Geschichte immer mehr ihre Glaubwürdigkeit. Und das traf so ziemlich auf alle Personen zu.

Tomas Piety ist der Protagonist, aus dessen Sicht die ganze Geschichte erzählt wird. Er erzählt ständig etwas von Gerechtigkeit und wie toll er und seine Kumpane eigentlich sind. Erzählt immer wieder davon den Schwachen zu helfen, die Armen zu unterstützen (wenn sie in „seiner“ Straße wohnen) und nur keine Familie hungern zu lassen. Weil er gar so tugendhaft ist, brennt er dann auch im nächsten Kapitel munter und froh ganze Straßenzüge des „Gegners“ nieder (wo hauptsächlich armen Familien wohnen, die kein Schutzgeld an ihn bezahlen), tötet nach eigenem Ermessen Leute und Familienväter, die es wagen ihm in die Quere zu kommen oder ihn zu hintergehen, und ist aber im Gegenzug der mitfühlende, wohlmeinende Priester, der sich ständig um das Wohl seiner eigenen Leute sorgt. Bullshit! Das nehme ich dem Autor überhaupt nicht ab. Entweder ich habe ein selbstgerechtes, egoistisches Arschloch als Protagonisten und lasse ihn auch so handeln, oder ich habe den fürsorglichen Beichtvater, der ständig seine Ideale hochhält. Dieser ständige Wechsel jedoch, mal so und mal so, das ist für mich einfach nur unglaubwürdiger Humbug. Tomas Piety hat auch noch einen Bruder, Jochan, der im Prinzip zu nichts zu gebrauchen ist, ständig nur herumgrölt, säuft und durch die Handlung stolpert. Welche Rolle der Gute eigentlich spielen sollte, ist mir bis jetzt noch nicht ganz klar geworden. Selbstverständlich haben sowohl Tomas als auch Jochan eine äußerst schwere Kindheit hinter sich (Schläge und sexueller Missbrauch durch den Vater… usw.), als ob diese Klischees irgendetwas dazutun würden und Grausamkeiten rechtfertigen können. Aber lassen wir das.

Dann gibt es da noch Bloody Anne. Sie ist Tomas‘ „rechte Hand“ und kann absolut nichts mit Männern anfangen, dafür umso mehr mit Schwertern und Armbrüsten. Sie ist noch ein halbwegs interessanter Charakter, abgesehen von Billy the Boy, dem 12-Jährigen mit seinen besonderen magischen Gaben, die er irgendwann auf Anweisung von Tomas mit Begeisterung auch gegen die Schwachen einsetzt, indem er ihnen grinsend (während sie schlafen) die Bude unter den Hintern abfackelt. Diese überaus „gerechten“ Taten der Protagonisten werden damit gerechtfertigt, das dabei auch ein Knabenpuff in Flammen aufgehen darf (natürlich nicht, ohne zuvor die Jungs zu befreien, denn Tomas ist ja schließlich ein „guter Mensch“ und unschuldige Kinder dürfen nicht zu Schaden kommen). Merkt ihr was? Dutzende (wehrlose) Menschen sterben oder werden obdachlos, Geschäfte und Wohnhäuser werden Opfer des nächtlichen Feuer-Überfalls, aber hey, der Knabenpuff ist schließlich auch abgebrannt und endlich Geschichte. Die Gerechtigkeit hat gesiegt! Tomas Piety betreibt selbst natürlich auch ein Bordell, wird aber als Erzähler nicht müde zu betonen, dass die Frauen dort freiwillig arbeiten und als registrierte Huren stolz auf ihre Arbeit sind. Ganz klar.

Schreibstil? Verbesserungswürdig.

Lasst mich noch ein paar Worte zum Schreibstil verlieren. Anfangs war der für mich noch ganz OK. Ich fand ihn sogar recht gut und flüssig. Mit der Zeit war er jedoch geprägt von ständigen Wiederholungen und einer ziemlich anstößigen Sprache. Normalerweise machen mir derbe Ausdrücke überhaupt nichts aus, wenn sie zur den Personen und der Situation passt. Meist war es jedoch einfach nur schlechter flapsiger, umgangssprachlicher Stil mit Kraftausdrücken um ihrer selbst willen. Ich weiß nicht, ob das am Autor lag oder an der Übersetzung. Es passte einfach nicht immer, nervte mit der Zeit und wurde dann irgendwann zum Stimmungskiller.

Mein Fazit

Konnte die Erwartungen nicht erfüllen.

Hohe Erwartungen, die nicht erfüllt wurden. So lässt sich in wenigen Worten mein Fazit zusammenfassen. Die Handlung ist wenig spannend und voller Längen. Die Charaktere sind nahezu alle unglaubwürdig beschrieben und handeln selten, wie man es erwarten würde. Von Fantasy ist kaum eine Spur, abgesehen von dem bisschen Magie des Charakters Billy the Boy. Der Schreibstil ist recht oft umgangssprachlich, was ziemlich viel Stimmung nimmt. Ich denke, ich werde auch den Folgeband nicht mehr lesen.
Trotz all dieser negativen Aspekte, die natürlich nur meine persönliche Meinung widerspiegeln, gibt es wohl einige sehr positive Rezensionen zu dem Buch, was zeigt, dass auch Bücher Geschmackssache sind.

Einen gänzlich anderen Eindruck von Priest of Bones hat Kristin vom Bücherblog Roman Tipps, den ich hier gerne mit euch teile.

Ich möchte an dieser Stelle dem Klett Verlag für das Rezensionsexemplar recht herzlich danken.

Richtig gute Fantasy? Ich empfehle hier gerne Im Schatten des Kronturms von Michael J. Sullivan (Klett-Verlag) oder auch Die Dunklen Lande von Markus Heitz (Knaur Verlag), für alle, die eine düstere Atmosphäre mögen.

Jay

3 Gedanken zu “Priest of Bones von Peter McLean

  1. Hallooo,

    endlich habe ich Zeit zu kommentieren 🙂
    Zuerst muss ich mal sagen, dass mir dein Blog wirklich gut gefällt! Die Aufmachung ist einfach klasse.

    Deine Rezension zu „Priest of Bones“ habe ich mit meiner verlinkt. Ich würde mich auch über eine Verlinkung freuen 🙂

    Meine Meinung zu dem Buch kennst du ja vielleicht mehr oder weniger. Für mich ist es ja ein Buchhighlight gewesen. Deine Rezension ist wirklich sehr ausführlich und ich kann deinen Frust durchaus verstehen. Ich denke, das, was mir an dem Buch gefallen hat, ist diese düstere und grausame Mittelalter-Atmosphäre, ein Dorf, dass sich gerade von der albtraumhaften Pest erholt, die Beschreibungen des Krieges bzw. welche Gefühle dies hervorruft, die Charaktere mit ihren Schwächen und der ziemlich nüchterne Schreibstil, der gut zu dem Charakter Tomas passt. Aber auch Annes und Tomas‘ Vergangenheit sind schaurige Momente. Ebenso ist es ja ein „hartes“ Zeitalter gewesen, sodass sich die Charaktere mit ihren finsteren Persönlichkeiten ganz gut da einfinden, ebenso auch, da sie anscheinend vom Krieg einigen Wahnsinn mitgenommen haben. Woraus folgt, dass sie ihre eigene Gerechtigkeit haben, die in anderen Augen nicht als Gerechtigkeit gesehen wird…ja sogar Unschuldige als Opfer fordert. Ich fand es ganz spannend Tomas Gedankengänge zu verfolgen. ^^

    Ich wünsche dir noch ein schönes Wochenende!

    Viele Grüße
    Kristin (Roman-Tipps)

    1. Hallo Kristin,

      danke für deinen ausführlichen Kommentar und deine Meinung zu „Priest of Bones“. Es ist immer interessant zu lesen, wie andere ein Buch empfinden. Ich verlinke deinen Beitrag in der Rezension. Wenn dir eine düstere Atmosphäre in Fantasyromanen gefällt, dann empfehle ich dir an dieser Stelle „Die Dunklen Lande“ von Markus Heitz, ein Buch, das mir sehr gut gefallen hat und auch einen geschichtlichen Hintergrund hat.

      Liebe Grüße
      Jay

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