3. Dezember 2024

Asynchron von Matthias Grabo (Sci-Fi-Thriller)

Matthias Grabo: Asynchron, Intependently Published, Februar 2021

Einige Jahre in der Zukunft. Als ein seltsames Blitzgewitter über die Stadt hinwegzieht verändert sich das Leben der Menschen drastischer, als man es hätte vermuten können. Nachdem seine Straßenbahn während des Sturms einen schweren Unfall hatte, kommt der junge Künstler Quinn erst nach vielen Stunden wieder zu sich und findet seine Heimatstadt fast völlig verlassen vor. Die Straßen und Plätze sind leer und die Häuser und Geschäfte sind wie ausgestorben. Nur wenige Überlebende der Katastrophe kämpfen am Tag ums Überleben, während die Stadt in der Nacht von geheimnisvollen Kreaturen heimgesucht wird, welche auf die wenigen Lebewesen Jagd machen, die unvorsichtig genug sind sich aus ihren Verstecken zu trauen.

Was ist geschehen? Auf der Suche nach seiner Freundin Eve findet Quinn Hinweise auf die Ursache der Katastrophe, die inzwischen einige Jahre zurückliegt und auf einen verborgenen, sicheren Zufluchtsort für Überlebende. Doch dorthin zu gelangen gestaltet sich schwieriger, als vermutet und bei seiner verzweifelten Suche nach Eve und weitere Antworten trifft Quinn leider nicht nur auf Menschen, die ihm Gutes wollen.

Titel: Asynchron Autor: Matthias Grabo Verlag: Independently published Reihe: Asynchron, #1 Seitenzahl: 355 Genre: Science-Fiction-Thriller Alter: 16+ Erste Aufl.: 25. Februar 2021 Ausgaben: E-Book, Taschenbuch ISBN: 979-8592349096 (TB) Sonstiges:

Über den Autor von Asynchron

Matthias Grabo, Autor von Asynchron; privates Foto

Matthias Grabo, Jahrgang 1985, hat Ökonomie studiert und versuchte sich künstlerisch zunächst als Comiczeichner bevor er für sich beschloss, seine bevorzugt dystopischen Geschichten lieber in Textform zu erzählen, weil das wesentlich schneller geht. Im Februar 2021 erschien dann schließlich sein Debütroman Asynchron im Eigenverlag. Matthias Grabos Schreiben wird nicht nur beeinflusst durch Autoren, wie dem US-amerikanischen Science-Fiction-Autor Philip K. Dick oder dem wohl bekanntesten Autor fantastischer Horrorliteratur H. P. Lovecraft, sondern auch von Wissenschaftlern, welche den Begriff der Realität von einem wissenschaftlichen Standpunkt aus betrachten, wie zum Beispiel von Albert Einstein. Der Autor lebt und schreibt am unteren Niederrhein in Nordrhein-Westfalen. (Autorenfoto: Privat)

Meine Meinung zu Asynchron

Als mich Matthias Grabo Anfang des Jahres per E-Mail anschrieb, um mir seinen Debütroman Asynchron vorzustellen, ging die Anfrage zunächst in den Massen der E-Mails unter. Erst im März dieses Jahres bin ich zeitlich dazu gekommen die zahlreichen Rezensionsangebote abzuarbeiten und auch einige davon anzunehmen, darunter auch Asynchron. Ich mag dystopische Romane und lese sie immer wieder gerne und somit dauerte es auch nicht lange, bis ich das Buch vollständig gelesen hatte. Hier nun meine Rezension für Euch.

Vieles ist nicht neu, aber die Umsetzung stimmt

Wenn man, wie ich, bereits einige dystopische Romane gelesen und viele Filme des Genres gesehen hat, wird man schnell feststellen, dass manche Dinge in Matthias Grabos Asynchron nicht völlig neu sind. Die Welt befindet sich in Endzeitstimmung, die Menschen wurden dahingerafft von Seuchen, Krieg oder unbekannten Phänomenen, die Städte und Landstriche sind verlassen und die letzten Zurückgebliebenen der „Krone der Schöpfung“ befinden sich in einem ständigen Kampf ums Überleben mit- und gegeneinander. Recht und Ordnung sind meist außer Kraft gesetzt und es regiert das Faustrecht des Stärkeren. Jedoch gibt es Hoffnung für die Guten und Verfolgten, denn irgendwo (so sagt man) gibt es einen Ort der Zuflucht, wo man in Frieden (über-)leben kann (so sind die Gerüchte). Man muss diesen Ort nur finden und dabei nach Möglichkeit nicht den Bösen in die Hände fallen.

Viele dieser typisch dystopischen Elemente finden sich auch in Matthias Grabos Buch Asynchron und sind daher den meisten Lesern des Genres nicht wirklich neu. Aber hey, in neun von zehn Thrillern kommen ein Psychopath und jede Menge Leichen vor – das ist eben so und macht einen Thriller aus. Was den dystopischen Roman letztendlich lesenswert macht und ihn von anderen abhebt (oder auch nicht) ist die Art und Weise der stilistischen Umsetzung und auch die eine oder andere gute Idee, die aus dem Rahmen fällt. Matthias Grabo verknüpft die Dystopie mit Science-Fiction und macht sein Buch dadurch interessant. Dabei sind am Ende bei Weitem noch nicht alle Rätsel umfassend gelöst, doch dazu später mehr.

Die Umsetzung der Geschichte hat mir gut gefallen. Wenn ich auch am Anfang etwas gebraucht habe, um in die Geschichte zu kommen, so hat sie mir mit der Zeit dann immer besser gefallen. Der Autor hat es verstanden Spannung aufzubauen und seine Geschichte schlüssig zu erzählen. Ein paar kleine Kritikpunkte gibt es jedoch schon. Zum einen sind dies technische Ungereimtheiten. So kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass nach vielen Jahren der Akku einer Kamera oder die Batterie eines Autos noch genug Strom hat, um es zu starten. Oder auch dass auf einem Universitätscampus noch Bücher herumliegen, denn berücksichtigt man Wind und Wetter über die lange Zeit, dann dürfte davon wohl nicht allzu viel übrig geblieben sein.

Matthias Grabo lässt die Leser seine Geschichte zudem nicht in einer bestimmten Zeit erleben, sondern es gibt zwei Handlungsstränge. Immer wieder wechselt der Autor zwischen den aktuellen Ereignissen in der verwaisten Stadt der Zukunft und den Ereignissen kurz nach dem Blitzgewitter in der Vergangenheit. Dieser Wechsel gibt der Geschichte noch zusätzlich Dynamik und man sieht verschiedene Dinge und Verhaltensweisen von Menschen in einem anderen Licht, wenn man die Ereignisse der Vergangenheit kennt.

Die Charaktere in Asynchron – nicht nur schwarz und weiß

Schon zu Beginn des Buches werden unabhängig voneinander verschiedene Hauptpersonen eingeführt, darunter auch mancher Antagonist, der später zum Problem werden wird. Da wären zunächst der junge Künstler Quinn, seine Freundin Eve und zwei weitere Jugendfreunde Robert und Eric, die dann im Verlauf der Handlung eine wichtigere Rolle spielen werden. Insbesondere Eric ist ein vielschichtiger Charakter, der zwar einen guten Kern hat, oft jedoch zu viel Angst für diesen guten Kern bei unmittelbarer Gefahr einzustehen und sich für andere offen einzusetzen. Weitere Personen kommen im Laufe der Geschichte hinzu und auch die Antagonisten kamen für mich glaubwürdig rüber. Wenn ich mich beim Lesen eines Buches über die Ungerechtigkeit und den Charakter einer Person so richtig aufregen kann, wenn ich emotional gefesselt werde, dann hat mich die Geschichte für sich eingenommen. Hier hat sich für mich gezeigt, dass Matthias Grabo das Potenzial zum Schreiben hat.

Jetzt noch etwas Kritik: Die Handlung schreitet zügig voran und auf den über 350 Seiten passiert so Einiges. Zum einen ist das gut, weil dadurch wenig Längen entstehen, jedoch hätte ich mir bei manchen Passagen etwas mehr emotionale und atmosphärische Ausgestaltung gewünscht. Es gibt da zum Beispiel so eine böse Szene mit einer Kneifzange und einem kleinen Finger, über die der Autor recht knapp hinweg geht, die jedoch für das Opfer recht heftig sein musste. An diesem Beispiel zeigt sich, dass stilistisch betrachtet noch manches an „Luft“ nach oben besteht. Das Buch darf also ruhig noch ein paar Seiten mehr haben, wenn dafür die Atmosphäre noch etwas dichter wird und die Vorstellungskraft der Leserinnen und Leser noch mehr gefüttert wird. Was die Charaktere betrifft, hätte man diese zudem noch etwas detaillierter beschreiben können, sowohl die Äußerlichkeiten, als auch die Emotionen und Gedankengänge der Personen, die im Text leider oft zu kurz kommen. Was geht in einem Menschen vor, der plötzlich durch die verlassenen Straßen seiner ehemals belebten Heimatstadt geht? Was macht er durch, wenn ein enger Freund stirbt?
Somit blieben die Charaktere im Buch für mich leider insgesamt recht eindimensional und oberflächlich, wodurch ich erst nach einiger Zeit einigermaßen einen Draht zu ihnen finden konnte. Denn nur wenn man als Leser einen Charakter mag und kennt, kann man sich auch um dessen Wohl sorgen, was wiederum nicht unwesentlich zur Spannungskurve beiträgt. Wenn ich zu einer Person keine Beziehung (sei es positiv oder negativ) aufbauen kann, dann ist mir auch ziemlich egal, was mit ihr geschieht und ihr dramatischer Tod nötigt mir bestenfalls ein Schulterzucken ab.

Ein Schluss und doch keiner

Mit dem Schluss des Buches wird klar, dass es eine Fortsetzung geben soll und muss. Ich fand gut, dass die Handlung dieses zunächst wirklich abgeschlossen ist. Dennoch bleiben noch genug lose Enden, um die Geschichte in weiteren Teilen weiterspinnen zu können. Man darf gespannt sein, was da noch kommt und wie Matthias Grabo mit jedem weiteren Buch als Schriftsteller wächst. Es sind zwei weitere Bände geplant.

Mein Fazit zu Asynchron

4 von 5 Sternen „Ein solider dystopischer Roman mit Luft nach oben.“

Insgesamt hat mir Asynchron, trotz mancher Kritikpunkte, gut gefallen. Es handelt sich um einen packenden Thriller mit Sci-Fi-Elementen vor dystopischer Kulisse. Das Buch liest sich flüssig und spannend, wenn auch manche Elemente dystopischer Literatur nicht wirklich neu sind und sich oft auch in anderen Büchern und Filmen finden. Die Charaktere hätten etwas besser ausgestaltet werden können, waren jedoch nicht unglaubwürdig und ihr Verhalten meist nachvollziehbar. Trotz dieser Kritikpunkte finde ich Asynchron durchaus lesenswert. Freunde dystopischer Literatur sollten einen Blick wagen. Eine Leseprobe gibt es auf der Webseite des Autors.

Jay

2 Gedanken zu “Asynchron von Matthias Grabo (Sci-Fi-Thriller)

  1. Hallo Jay,

    wenn man sich die Serien The Walking Dead und Fear the Walking Dead anschaut, sieht man auch permanent Autos, die sofort anspringen oder Batterien, welche anscheinend immer voll geladen sind. Mit solchen und vielen anderen Ungereimtheiten muss man leben oder von vorneherein solche Fehler durch Ignorieren bestrafen.

    Viele Grüße

    Wolfram

    1. Hallo Wolfram,

      da hast Du wohl recht. Am besten man denkt nicht allzu lange darüber nach. Ist schon komisch. Auf der einen Seite akzeptiert man die unglaublichsten parapsychologischen Seltsamkeiten in den Büchern, die man mit keinem Maß an gesundem Menschenverstand erklären kann, und auf der anderen Seite stört man sich an solchen Kleinigkeiten, wie eine voll geladene Batterie in einem Auto, dass 10 Jahre lang niemand bewegt hat. Das liegt vielleicht daran, weil man die eine Sache nicht erklären kann und man bei der anderen Sache aus (technischer) Erfahrung weiß, dass es eigentlich nicht funktionieren kann. Ist schon spannend, wenn man darüber nachdenkt.

      Viele Grüße
      Jay

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