In Stockholm stürzt ein junges Mädchen von ihrem Balkon in den Tod. Zunächst sieht es nach Selbstmord aus, doch dann stellt sich heraus, dass sie in der gleichen Nacht mit einem unbekannten Mann verabredet war, mit dem sie gegen Geld Sex haben sollte. Spuren im Internet deuten darauf hin, dass sie Kontakt zu einem User namens »Der Puppenspieler« hatte, der mit illegalen Aufnahmen von Teenagern in Verbindung steht. Der Polizeibeamte Kevin Jonsson beginnt fieberhaft zu ermitteln. Gleichzeitig verschwinden zwei Jugendliche aus einem Heim bei Uppsala. Und auch sie drohen in die Hände des Unbekannten zu fallen … (Quelle: Goldmann Verlag)
Titel: Puppentod (Gra Melankoli) Autor: Erik Axl Sund (Pseudonym) Verlag: Goldmann Seitenzahl: 480 Genre: Psychothriller Alter: 16+ Erste Aufl.: 9. März 2020 Reihe: Kronoberg, #2 Ausgaben: Taschenbuch, E-Book, Hörbuch ISBN: 978-3442483341 (TB) Vorgängerband: Scherbenseele (Kronoberg, #1) Folgeband: Waldgrab (Kronoberg, #3) Sonstiges:—
Infos zu den Autoren von Puppentod
Das schwedische Autorenduo Jerker Eriksson und Håkan Axlander Sundquist schrieben gemeinsam die preisgekrönte Victoria-Bergman-Trilogie. Unter dem Pseudonym Erik Axl Sund schufen Thriller, die aufgrund ihrer Härte schon seit ihrem Erscheinen im Juli 2014 die Gemüter erregt.
Vom Beruf ist Håkan eigentlich Künstler, genauer gesagt Musiker und Tontechniker. Sein Freund Jerker kommt als Bibliothekar im Gefängnis den bösen Buben ziemlich nahe und er hat zudem eine Elektropunkband mit dem Namen “iloveyoubaby!”, die Håkan produziert. Puppentod ist der fünfte Roman von Erik Axl Sund. Der schwedische Originaltitel lautet Gra Melankoli (Graue Melancholie).
Meine Meinung zu Puppentod
Nach dem der erste Band der Kronoberg-Reihe (Scherbenseele) mich schon nicht so richtig überzeugen konnte, konnte Puppentod mich abermals nicht vom Hocker reißen. Kurze Kapitel mit einem ständigen Wechsel der Handlungsebenen (inklusive Zeitsprünge) und eine Vielzahl von Namen, machen Puppentod zu einem Buch, an dem man dran bleiben muss. Schiebt man eine mehrtägige Lesepause ein, hat man den Faden schnell verloren und braucht ein Stück, um wieder in die Handlung zu kommen.
Prinzipiell haben Erik Axl Sund wieder ganz gute Ideen, allerdings mangelte es für mich an der Umsetzung. Die Handlung fand ich streckenweise einfach nur langweilig und zu verzettelt. Hinzu kommen unnötige Längen, bei denen man sich manchmal schon zwingen muss nicht einfach vor zu blättern.
Dass sich der Text bisweilen in die Länge zieht, liegt an ein paar wesentlichen Dingen. In den Thrillern des Autorenduos muss gefühlt die (meist mit großem Elend behaftete) Vorgeschichte jeder einzelnen Person ausführlich durchgekaut werden. Das ist sicherlich OK bei manchen Hauptcharakteren, aber oft wurde es mir als Leser einfach zu viel. Hinzu kommt, dass es den Autoren in meinem Fall abermals nicht gelungen ist, eine halbwegs gute Leser-Charakterbeziehung aufzubauen. Mir waren alle Charaktere im Buch schlichtweg egal. Den engagierten Psychologen Love Martinsson mal ausgenommen konnte ich zu keinen von ihnen halbwegs einen Draht finden oder kurz gesagt: Mir ging das alles am Allerwertesten vorbei.
Vor allem Sex und Gewalt
Ich werde zum Inhalt des Buches hier nichts schreiben, da mich auch der Inhalt oft nicht mitreißen konnte. Die Handlung ist in manchen Teilen zwar durchaus glaubwürdig und nachvollziehbar, aber eben nur zum Teil. Das trifft vor allem auf die gefährliche Flucht des afrikanischen Mädchens, später im Buch Mercy genannt, nach Europa zu. Die Autoren konnten das Leid und die Strapazen wirklich gut beschreibt. Was mich jedoch gestört hat: Puppentod ist gespickt von seelischer und körperlicher Gewalt und zu bildhaft beschriebenen Sex. Ist das wirklich notwendig?
Mag sein, das die Autoren dadurch versuchten das reale, schwierige Leben der Protagonisten ergreifend darzustellen. Wenn Erik Axl Sund es allerdings nicht auf andere Weise schaffen bei ihren Leserinnen und Lesern Emotionen zu erzeugen, dann genügt mir das alleine nicht. In diesem Fall sollten sie vielleicht mal an einem Schreibwettbewerb für angehende Schriftsteller teilnehmen und ihr Handwerk neu überdenken. Ich habe je nichts gegen Sex und Gewalt per se, wenn es sinnvoll und dosiert eingesetzt wird. In Puppentod hatte ich jedoch wiederholt den Eindruck, es wäre das wichtigste Mittel zur Steigerung der Spannungskurve, weil man sonst den Leser nicht mehr fesseln kann. Manche mögen das anders sehen, ich sehe es so.
Eine weitere These: Vielleicht müssen Erik Axl Sund auch einfach nur ihr Bad-Boy-Image pflegen. Wenn ich mir nämlich das Autorenfoto im Buch so ansehe, dann sind das genau die Sorte Typen, denen man so ganz sicher nicht im Dunkeln begegnen möchte und bei deren Anblick unbescholtene Bürger lieber mal die Straßenseite wechseln. Vor diesem Hintergrund passt der harte Schreibstil dann allerdings schon wieder ganz gut.
Mehr möchte ich zu Puppentod, von dem ich sehr enttäuscht war, nicht schreiben. Bleibt noch mein Fazit.
Mein Fazit zu Puppentod
Zusammenfassend kann ich nur wiederholen, dass mich Puppentod in vielen Punkten nicht überzeugen konnte. Waren die Bücher der Victoria-Bergman-Trilogie noch einigermaßen gut geschrieben, fand ich Scherbenseele und Puppentod nur noch unterdurchschnittlich. Sinnlose Sex- und Gewaltdarstellungen, die weder die Handlung voranbringen, noch hinreichend zum Spannungsbogen beitragen, erwecken wiederholt den Eindruck, Erik Axl Sund müssten ihre schriftstellerisches Defizite dadurch kompensieren. Zahlreiche Handlungs- und Zeitsprünge machen Puppentod auch nicht gerade flüssig lesbar. Der Folgeband Waldgrab war wieder etwas besser. Inzwischen bin ich allerdings der Meinung, dass die Thriller von Erik Axl Sund schlichtweg überbewertet werden. Wer das anders sieht, kann es gerne in die Kommentare schreiben.
Jay
Ich habe nur Waldgrab gelesen und es war einfach nur grottenschlecht. Das einzig positive daran war die Aufmachung des Taschenbuchs: Design, Schriftbild, Papier, Haptik haben mir gut gefallen.
Hallo Pocahontas,
ich empfinde das auch so und kann nicht verstehen, warum um dieses Autorenduo immer noch so ein Hype gemacht wird.
LG
Jay