Vierzig Jahre sind vergangen, seit die Gesellschaft, so wie wir sie kennen, aufgehört hat zu existieren. In einem unerbittlichen Kampf um die immer knapper werdenden Ressourcen der Erde, hat sich die Menschenheit in langen Auseinandersetzungen aufgerieben. Zurück blieb das Ödland, eine karge, unwirtliche und lebensfeindliche Landschaft mit unzähligen Ruinenstädten. Die letzten überlebenden Menschen stellen sich weiterhin dem harten Kampf um Wasser, Nahrungsmittel und knappe Alltagsgüter. Immer auf der Hut vor marodierenden Banden, die das Ödland durchstreifen, halten sie sich an geheimen Orten versteckt oder zogen sich in schwer befestigte Enklaven zurück, um sich besser verteidigen zu können. Außerhalb dieser geschützten Bereiche ist das Ödland zu einem lebensgefährlichen Ort geworden, der allzu leichtsinnigen Reisenden den schnellen Tod bringt.
Das Findelkind Mega hält sich mit einigen Wissenschaftlern seit einigen Jahren in einem Keller unterhalb einer Universität versteckt. Doch die Existenz der kleinen Gemeinschaft ist bedroht, wenn es ihnen nicht gelingt wichtige lebenserhaltende Anlagen instant zu halten. Mega, die dem Keller ohnehin entfliehen und die Außenwelt kennenlernen möchte, macht sich alleine auf, das Ödland zu durchqueren, auf der Suche nach Ersatzteilen und Antworten auf die brennenden Fragen nach ihrer eigenen Herkunft…
Titel: Ödland – Der Keller Autor: Christoph Zachariae Verlag: Lucid Dreams Reihe: Ödland, #1 Seitenzahl: 240 Genre: Dystopie Alter: 16+ Erste Aufl.: 17. Juli 2015 (TB) Ausgaben: Taschenbuch, E-Book ISBN: 978-3000501104 (TB)
Über das Buch und den Autor
Christoph Zachariae ist kein unbeschriebenes Blatt, hat er doch bereits mehrere Drehbücher geschrieben und auch einige Kurzgeschichten veröffentlicht. Mit Ödland – Der Keller veröffentlichte er seinen ersten größeren Roman, den ersten Teil einer vierteiligen Reihe mit Endzeit-Flair. Das Buch ist derzeit nur als ebook für den Kindle erhältlich. Freunde von Printausgaben müssen sich also gedulden.
Das E-Book hat einen Umfang von 240 Seiten und ist in 30 Kapitel unterteilt. Es ist, wie gesagt, der erste Teil einer Reihe, bestehend aus vier Büchern. Die Fortsetzung trägt den Titel Ödland – Das Versteck im Moor, das ebenfalls bereits erschienen ist.
Meine Meinung
Bücher mit Endzeitszenarien und Dystopien haben mich schon immer gereizt. Die Vorstellung vom Überlebenskampf der Menschen zwischen den Trümmern ihrer einstigen Zivilisation, finde ich irgendwo spannend. Das liegt vor allem daran, dass in diesen Geschichten die für uns oft alltäglichen Dinge plötzlich einen ganz anderen Stellenwert einnehmen. Sauberes Wasser, Nahrungsmittel, Kleidung oder nur ein Stück duftende Seife, das ist für uns oft selbstverständlich, aber in einer verlorenen, feindseligen Welt sind sie ein Grund zu töten.
Ich bin mit großen Erwartungen an Ödland – Der Keller herangegangen. Allein schon das Cover macht große Lust in die Geschichte einzutauchen. Die 19-jährige Mega blickt über eine Trümmerstadt hinweg, der Himmel ist aschgrau und im Hintergrund geht die Sonne auf, die man sonst nur selten sieht. Ja, in das Cover könnte man sich verlieben.
Die sehr kurzen und einfache Sätze und der allwissende Erzähler erinnerten mich anfangs vom Schreibstil her etwas an Die Straße (The Road) von Cormac Mccarthy. Eigentlich ist das ein guter Start, aber in diesem Fall konnte ich mich nicht sonderlich mit dem Erzählstil anfreunden. Er wirkte auf mich zu einfach und mitunter abgehackt, wie wenn ein Schüler seinen ersten Aufsatz schreibt. Ich fand das als Leser überaus anstrengend.
Die Hand mit dem Messer nach vorn gestreckt bewegte er sich mit weichen Knien zur Hausecke. Die Reste einer abgerissenen Markise flatterten über seinem Kopf im Wind. Die aufgedruckten Schriftzüge abgeblättert, nicht mehr zu entziffern. Werbung. Die Feldbanner des Untergangs. Sie wehten noch immer. Vorsichtig näherte er sich der Hausecke und spähte auf die andere Seite.
Christoph Zachariae: Ödland – Der Keller
Zum Glück wurde das mit der Zeit aber besser und die Geschichte war um einiges flüssiger zu lesen.
Mir fiel es zudem sehr schwer zu den Personen im Buch eine Bindung aufzubauen. Das lag unter anderem auch am ungewöhnlichen Umgang untereinander, denn obwohl die Menschen schon seit Jahren in dem Keller hausen, reden sie sich immer noch sehr formell mit „Herr“, „Frau“ und „Professor“ an. Auch Mega spricht immer nur von den „Wissenschaftlern“ bzw. von Herr oder Frau Dr. Soundso. Man sollte meinen, dass man nach all den leidvollen Erfahrungen, jahrelangen Entbehrungen und dem ständigen, ausweglosen Zusammenleben im Keller irgendwann zum zwanglosen Du wechselt.
Auch manche Verhaltensweisen einzelner Charaktere konnte ich nicht ganz nachvollziehen. Vor allem Mega mit ihren roten Haaren hätte ich mehr Temperament zugetraut, aber ich kann mir vorstellen, dass sie sich im weiteren Verlauf der Handlung entsprechend weiterentwickelt.
Erst ab dem Zeitpunkt, als Mega den Keller verlässt, konnte ich mich so langsam mit ihr anfreunden und ihr etwas mehr Sympathie abgewinnen. Das lag sicherlich daran, dass man nur sehr wenig über die Charaktere erfährt und deren Hintergründe weitgehend unbekannt bleiben. Ich finde daher die Ich-Perspektive mit gelegentlichen Perspektivenwechseln weitaus interessanter, da man viel bessere und tiefgehendere Einblicke in die Gefühlswelt der Charaktere bekommt. Über weite Teile waren sie mir eigentlich egal, was eigentlich schlecht ist und nicht sonderlich spannungsfördernd.
Was mich jedoch am meisten aus dem Konzept gebracht hat, das war der immense Einsatz von Hi-Tec-Gerätschaften, die irgendwie so gar nicht in ein mangelbehaftetes Endzeitszenario passten. Damit meine ich jetzt nicht Megas geniales Gefährt, mit dem sie auf den Autobahnen dem Sonnenuntergang entgegen gleitet, sondern eher, was darin alles an hochwertiger Technik verbaut ist. Wer mehr wissen will, liest einfach den Spoiler.
Mir war das bei Weitem zu viel, zumal es im Keller noch ganz andere Dinge gibt, die ich jetzt nicht aufzählen möchte. Verwirrt hat mich in dem Zusammenhang auch, dass man im einen Teil des Kellers Unmengen an Strom verbraucht, um alle Gerätschaften am Laufen zu halten, während man sich und den Kindern im Wohnbereich kaum eine Glühbirne gönnt und stattdessen lieber im Dunkeln sitzt und kalt duscht. Insgesamt fand ich den übermäßigen Einsatz von Hi-Tec-Geräten ziemlich störend. Wäre Mega ohne sie ins gefährliche Ödland aufgebrochen, noch mehr auf sich allein gestellt, ich hätte das ein ganzes Stück glaubhafter und spannender gefunden.
Natürlich gibt es auch eine ganze Reihe positiver Eindrücke von Ödland – Der Keller. Ich fand sehr gut, wie anschaulich Christoph Zachariae das Ödland beschreibt. Man kann sich die unwirtliche Gegend ziemlich gut vorstellen und in die Welt eintauchen. Wenn auch der Anfang des Buches in meinen Augen etwas zäh war, insbesondere die Abschnitte im Keller, konnte der Roman im letzten Drittel doch unheimlich an Boden gutmachen. Die Handlung war abwechslungsreich, voller Action und Spannung und auch Mega hat sich charakterlich ein ganzes Stück weiterentwickelt. Einige brutale Abschnitte machten den harten Kampf der Menschen im Ödland, wo das eigene Überleben an erster Stelle steht und das Recht des Stärkeren gilt, überaus deutlich. Töte, oder du wirst getötet. Lebe, aber fühle dich niemals sicher dabei.
Fazit
Ödland – Der Keller ist ein durchaus lesenswerter erster Roman dieser Endzeitreihe. Zwar gab es einige Punkte, die mir nicht so gut gefallen haben (Einsatz von zu viel Technik), andererseits aber konnte das Buch vor allem im letzten Drittel richtig punkten. Ich sehe daher die ersten Kapitel als eine Hinführung zu einer großartigen Handlung, die sich hoffentlicht in Ödland – Das Versteck im Moor fortsetzen wird. Besonders Megas positive Entwicklung zu einer selbstbewussteren jungen Frau und ihr starker Wille auch in den widrigsten Situationen am Leben zu bleiben, hat mir gut gefallen und ich bin gespannt, wie es im nächsten Buch weitergehen wird.
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