Warum schiebt die alte Frau einen leeren Rollstuhl durch die Stadt? Was passiert, wenn ein Theater gebeten wird ein eigenartiges Stück aufzuführen? Warum wurde der Kronprinz in einer Reiskiste gefangengehalten? Was haben blinkende Lichter im nächtlichen Wald mit dem Fall eines verschwundenen Kindes zu tun? Welches dunkle Geheimnis umgibt die finnische Metalband Thunderbird?
Über das Buch
Das Buch Boundaries and Other Horror Stories from Finland beinhaltet zehn Horrorgeschichten einer neuen Generation finnischer Horrorautoren und erscheint zum ersten Mal in englischer Sprache. Diese Sammlung birgt die einmalige Chance verschiedene Themen und erschreckende Wendungen des finnischen Horrors zu entdecken – für alle, die es wagen sie zu lesen. (Klappentext)
Boundaries hat einen Umfang von 200 Seiten. Neben den Kurzgeschichten gibt es em Ende auch noch eine Kurzbeschreibung zu den einzelnen Autorinnen und Autoren. Eine der Autorinnen, Anu Korpinen, hat auch das coole Cover des Buchs gestaltet. Erhältlich ist Boundaries über die Self-Publishing-Plattform www.lulu.com. Bei Amazon habe ich es nicht gefunden.
Meine Meinung
Einige von euch haben sicher meine Erlebnisse auf dem 74. SF-Worldcon in Helsinki mitverfolgt. Der Vorteil einer solchen Versammlung ist nicht nur, dass man bekannte Autorinnen und Autoren trifft und sich über Neuigkeiten in der SF-Literatur austauschen kann, man hat auch die Chance Autoren des jeweiligen Landes kennenzulernen, in dem der Worldcon stattfindet. Finnland mit seinen düsteren Wäldern, den langen und kurzen Nächten und seiner Mystik (man denke nur an die von der finnisch-schwedischen Schriftstellerin Tove Jansson erfundenen Trolle, die als Mumins weltbekannt wurden) ist geradezu prädestiniert für düstere Geschichten, die man sich nachts am Lagerfeuer erzählen kann. Klar, dass ich mir finnischen Horror genauer ansehen wollte, wenn ich schon mal in Helsinki bin. Auf dem Worldcon gab es auch das eine oder andere Buch zum Thema. Leider werden nur relativ wenige Bücher finnischer Autoren ins Englische oder gar ins Deutsche übersetzt, sodass die Auswahl begrenzt ist. Boundaries ist eine Sammlung von Kurzgeschichten, die dem Horrorleser die Möglichkeit gibt verschiedene finnische Autorinnen und Autoren kennenzulernen. Die im Inhaltsverzeichnis genannten Namen sagen mir alle überhaupt nichts, was jedoch nichts heißen mag. Die Geschichten selbst sind gut geschrieben und die meisten konnten mich so sehr fesseln, dass sogar die Wartezeit in der Signierschlange von George R. R. Martin wie im Fluge verging. Überraschenderweise spielen die Geschichten nicht alle in Finnland. Der Schauplatz der Geschichte The Statement of Staff Sergeant Chambers spielt zum Beispiel in der Normandie zur Zeit des Zweiten Weltkriegs, The Rice Chest in Seoul (Süd Korea) vermutlich gegen Ende des 19. Jahrhunderts, und The Mask of the Pale Witch in New York City. Andere wiederum haben als Schauplatz Finnland, zum Beispiel die Stadt Helsinki, in der ein altes Mütterchen seit ewiger Zeit schon einen leeren Rollstuhl durch die Straßen schiebt. Zur Geschichte gibt es im Buch sogar eine Karte der Stadt, auf der die Handlungsorte eingezeichnet sind.
Obwohl es relativ schwer ist mir mit Horrorgeschichten eine Gänsehaut zu geben, haben mich die Geschichten trotzdem gut unterhalten und ein paar von ihnen konnten mich richtig fesseln. Persönlich hatte ich erwartet, dass fast alle der Geschichten wirklich in Finnland spielen und man dadurch vielleicht noch etwas mehr von den finnischen Mythen und Legenden erfährt. Der Untertitel „… from Finland“ hat das eigentlich impliziert. Großes Potenzial wäre da sicherlich vorhanden. Letztendlich hat der Wechsel der Schauplätze die Sammlung jedoch bereichert.
Mein Fazit
Sicher haben mich nicht alle zehn Geschichten dieser Sammlung vom Hocker gehauen, was ich jedoch auch ehrlich gesagt nicht erwartet hatte. Viele von ihnen waren jedoch wirklich gut und spannend geschrieben, was mir einen guten Eindruck von und einen guten Überblick über einige finnische Autoren des Genres verschafft hat. Wer gerne Horrorgeschichten liest und auch den Finnen eine Chance geben möchte, dem sei das Buch von mir empfohlen. Allein schon das Cover macht was her.
Ich habe das Buch auf Englisch gelesen. Die Sprache ist für fortgeschrittene Leser gut verständlich. Bei manchen Geschichten rate ich weniger erfahrenen Lesern zu einem Wörterbuch.