Genieße den Augenblick, denn er ist dein Leben.
(Unbekannt)

Peter Gross blickt auf eine schwierige Kindheit mit gravierenden Einbrüchen zurück und rekapituliert eine bewegte Berufslaufbahn, die teilweise dieser Kindheit geschuldet ist. Seine Krise und die folgenden Jahre zeigen, dass der Staat lange Zeit nicht auf der Höhe war, wenn es um die Integration von psychisch angeschlagenen Menschen ging, die Hilfe benötigen. Obwohl die Weiterentwicklung der Invalidenversicherung (der Schweiz) ab Januar 2022 maßgebliche Veränderungen brachte, gibt es heute Tausende von Menschen, die unverschuldet in die Armut und die Hoffnungslosigkeit getrieben wurden. Von diesen Menschen spricht niemand. Peter Gross kämpfte sich ins Leben zurück und erzählt heute – stellvertretend für alle vergessenen Betroffenen – seine Geschichte. (Covertext)
Titel: Ohne Sprungtuch Autor: Peter Gross Verlag: Novum Seitenzahl: 114 Genre: Lebenshilfe Alter: 16+ Jahre Erste Auflage: 13. Juni 2023 (TB) Reihe: – Dt. Ausgaben: Hardcover, E-Book ISBN: 978-3991461579 (HC) Sonstiges: –
Über den Autor Peter Gross
Peter Gross, Jahrgang 1966, wuchs in einem 7000-Seelen-Dorf im Kanton Aargau auf. Nach Abschluss der Realschule begann er eine Lehre zum Bäcker und Konditor, die er jedoch wegen einer Mehlallergie abbrechen musste. Er ließ sich zum Postbeamten ausbilden. Es folgten einige berufliche Rückschläge und psychische Probleme. Mehrmals wechselte er den Arbeitsplatz, zeitweise war er nicht voll einsatzfähig und unfreiwillig ohne Job. Inzwischen hat er eine Anstellung in der Logistik eines medizinischen Zentrums gefunden. Peter Gross lebt mit seiner Lebensgefährtin im Kanton Thurgau. In seiner Freizeit spielt er am liebsten Saxophon, fährt E-Bike und wandert. Nach vielen überwundenen Krisen lautet sein Lebensmotto heute: Genieße den Augenblick, denn er ist dein Leben!
Ohne Sprungtuch – eine bewegende Geschichte
Wohl jeder kennt sie, die persönlichen Rückschläge im Leben. Oft kommen sie unerwartet und sind geeignet ein Leben entweder aus der Bahn zu werfen oder zumindest in neue Bahnen zu leiten. Dinge, auf die man vertraut und gebaut hat, ändern sich dabei nicht selten unverschuldet und es ist manchmal schwierig damit umzugehen. Die Art und Weise, wie man damit umgeht, hängt dabei natürlich von der eigenen Person ab. Manche Menschen stecken Rückschläge problemlos weg, andere verfallen in eine Art Schockstarre und haben lange damit zu kämpfen, dass ihr Leben nun anders verläuft oder zumindest nicht mehr ganz so ist, wie es war. Wie wir mit persönlichen Rückschlägen umgehen, wird oft auch von unserer Sozialisation beeinflusst, also zum Beispiel, welche Erfahrungen wir in unserer Kindheit machen durften, wenn es einmal Probleme gab und was wir in jungen Jahren über Methoden der Problembewältigung gelernt haben. Diese Erfahrungen und wie wir in unserer Kindheit geprägt wurden, beeinflussen oft unser ganzes Leben und machen uns zu einem guten Teil zu den Menschen, die wir sind.
Peter Gross hatte eine sehr bewegte Kindheit, die viel mit Angst verbunden war und die sein Leben als Erwachsener maßgeblich beeinflusste. In seinem Buch beschreibt er sehr ergreifend, wie er aufwuchs und unter seinem strengen Vater leiden musste. Als er älter wurde, glaubte er zunächst diese schlimme Zeit hinter sich gelassen zu haben, doch die Prägung in der Kindheit holte ihn ein und brachte seine Leben völlig durcheinander. Lange Zeit kämpfte er, nach einem plötzlichen Jobverlust, mit psychischen Problemen und versuchte verzweifelt wieder auf die Beine zu kommen. Doch bei seinem sozialen Absturz gab es kein Sprungtuch, dass ihn auffing und weich landen ließ. Es folgte eine Odyssee durch diverse staatliche Institutionen, die ihn mehr oder weniger völlig im Stich ließen.
Das kleine Buch, es hat nur 114 Seiten, und die bewegte Geschichte von Peter Gross hat mich von Beginn an in den Bann gezogen. Ich habe das Buch in wenigen Stunden gelesen und bis zur letzten Seite gefesselt. Es zeigte mir, wie schnell eine schlimme Situation einen Menschen aus der Bahn werfen kann und ich fand mich in einigen Passagen auch selbst wieder. Auch ich hatte für ein bis zwei Jahre mit einer wirklich schlimmen Situation zu kämpfen und erinnere mich nur ungern daran. Doch die Hilfe, die mir zu jener Zeit zuteilwurde, blieb Peter Gross versagt. Er kämpfte allein und trotz stark nachlassender Kräfte, für eine Lösung seines Problems und gab dabei glücklicherweise nicht auf. Nicht zuletzt auch durch die bedingungslose Unterstützung seiner Lebensgefährtin, konnte sich am Ende alles zum Guten wenden.
Hilfe für Betroffene – Kritik am System
Peter Gross‘ Buch Ohne Sprungtuch kann Betroffenen Mut machen, die aufgrund psychischer Probleme und massiver Rückschläge im Leben den Boden unter den Füßen verloren haben. Der Autor zeigt die Missstände in schweizerischen Institutionen auf, die eigentlich dazu geschaffen wurden, Menschen in prekären Lebenslagen zur Seite zu stehen. Diese Missstände gibt so oder in ähnlicher Weise vermutlich auch in anderen Ländern, denn letztendlich geht es immer nur ums Geld, das man Betroffenen die Unterstützung verweigert. Dabei wird deren Hilf- und Kraftlosigkeit oft ausgenutzt, da man sich gerade bei psychischen Problemen kaum gegen Willkür wehren kann. Peter Gross klagt in seinem Buch das System an und möchte durch seine Geschichte, die er unverblümt erzählt, nicht nur zum Nachdenken anregen, sondern auch Dinge verändern. Er selbst hat es durch Glück und nicht zuletzt durch seine treue Partnerin geschafft, dem Teufelskreis zu entkommen. Mit seinem Buch verfolgt er die Hoffnung, dass auch andere von seinen Erfahrungen profitieren können.
Mein Fazit zu Ohne Sprungtuch

„Eine bewegende Geschichte, die Betroffenen helfen kann.“
Mir hat das Buch von Anfang bis zum Schluss gut gefallen. Es war spannend und ergreifend und ich konnte mich in manchen Passagen auch selbst wiederfinden. Peter Gross schreibt unverblümt und in einer klaren Sprache, der man gut folgen kann. Lediglich stellenweise war ich etwas verwirrt, was die verwandtschaftlichen Beziehungen betrifft und musste die eine oder andere Passage nochmal lesen, aber es klärte sich mit der Zeit. Zwischendurch gibt es im Text bisweilen Zeitsprünge in die Zukünft und wieder zurück, wenn Peter Gross zur Erklärung einer Situation etwas weiter ausholen muss. Das störte etwas den Lesefluss, war aber trotzdem nicht zu verwirrend. Ohne Sprungtuch hat das Potential Menschen zu helfen, die in schwierigen psychischen Situationen um ihr Leben zu kämpfen haben. Es macht Mut und es verdient Aufmerksamkeit, damit Missstände beseitigt werden können. Klare Leseempfehlung von meiner Seite vor allem für Betroffene.
Ich bedanke mich an dieser Stelle bei Peter Gross für die freundliche Überlassung eines Rezensionsexemplars seines Buches und wünsche ihm und seiner Partnerin auf seinem Weg weiterhin alles Gute und viele lebenswerte Augenblicke.
Jay






