Die Vorfreude war riesig, als ich gestern (es ist ja inzwischen schon wieder nach 24 Uhr) am Messegelände ExCeL in den Londoner Royal Docks ankam. Nach einer halbstündigen Fahrt mit der Dockland Light Railway (DLR) vom Londoner Tower bis zur Station Prince Regent stand meinem LONCON-Besuch eigentlich nichts mehr im Wege, dachte ich. Was mir dann doch im Wege stand waren die geschätzt 1.200 LONCON-Besucher in der Schlange vor mir, die etwa 250 Meter lang war. OK, dachte ich mir, bis zum Beginn der Signierstunde von Patrick Rothfuss (Der Name des Windes) hast du ja noch eine gute Stunde. Das sollte eigentlich klappen. Die Schlange bewegte sich relativ zügig und ich war happy, als ich nach 60 Minuten tatsächlich ganz vorne war und meinte, mich endlich anmelden zu können. Ich bog um die Ecke… da war eine Treppe… und ein Stockwerk tiefer war da wieder eine 100 Meter lange Schlange.
Naja, dachte ich mir, wir sind schließlich in England und Warteschlangen haben hier eine tausendjährige Tradition.
Patrick Rothfuss signierte ganze 90 Minuten lang und es verblieb eine Restzeit von 20 Minuten, als ich mit platten Füßen endlich meinen Hallenpass samt Con-Broschüre und Programm bekam und mich in Patrick’s Warteschlange einreihte… Geduld… Geduld…
Schließlich hat sich das Warten aber doch gelohnt. Patrick Rothfuss ist supernett und nimmt sich für jeden Fan genug Zeit, um mit ihm oder ihe ein paar Worte zu wechseln und über seine Bücher zu sprechen. Für die ganz Ausdauernden gab es zum Schluss sogar noch Fotos mit ihm.
Im Anschluss bummelte ich dann durch eine Halle mit allerlei Verkaufsständen für antiquarische und neue Bücher, T-Shirts, Poster, Autogrammkarten und was einem fantasybegeisterten Leser und Sammler sonst noch so alles gefallen könnte. Außerdem besichtigte ich eine recht große Galerie, in der eine ganze Reihe Maler und Buchillustratoren ihre Werke ausstellten und teilweise zum Verkauf anboten. Am teuersten waren Gemälde für 13,000 Pfund, die ich leider gerade nicht in der Tasche hatte.
Während eines warmen Mittagessens (Chicken Tikka Masala) arbeitete ich mich dann schrittweise durchs Programmbüchlein und machte mich daraufhin auch gleich auf den Weg zu meiner erster Podiumsdiskussion. Im Saal war vorher bereits eine andere Veranstaltung die gerade endete und als mir beim Verlassen George R. R. Martin entgegenkam, wusste ich auch, warum der Saal so gerammelt voll war. George ist relativ klein und hatte seine Mütze nicht auf, weshalb man ihn leicht übersehen konnte.
Meine erste Podiumsdiskussion, ich gönnte mir einen Platz in der ersten Reihe, ging über das Thema Pseudonyme. Warum schreiben Autoren unter anderen Namen und wie werden diese gewählt. Oft stecken Marketinggründe dahinter oder einfach auch der Wunsch zu sehen, ob Leser die Bücher kaufen, weil sie gut sind oder weil ein bekannter Name vorne drauf steht. Mit von der Partie, und das freute mich ganz besonders, war Robin Hobb alias Megan Lindholm alias Margaret Astrid Lindholm Ogden. Sie war die allererste Autorin, von der ich seinerzeit ein echter Fan wurde, nachdem ich Der Adept des Assassinen von ihr gelesen habe. Sie nach 20 Jahren mal persönlich zu treffen war für mich ein echtes Highlight. Sie hat dazu beigetragen, meine Liebe zur Fantasyliteratur zu entdecken.
Leider war kaum Zeit für eine Unterhaltung, aber die werde ich sicher in den nächsten Tagen noch nachholen.
Auch die anderen Veranstaltungen, die ich an diesem Tag besuchte, waren Podiumsdiskussionen. Eine war zu dem Thema, wie Tolkien das Fantasygenre beeinflusst hat und dass sich Autoren ihm nachwievor verpflichtet fühlen, das Genre weiter zu gestalten bzw. wie dies geschehen könnte. Eine weitere Veranstaltung drehte sich um die Großstadt London und worin der große Reiz liegt, dass sie immer wieder von verschiedensten Autoren als Schauplatz ihrer Werke hergenommen wird (Charlie Higson, Ben Aaronovitch, J. K. Rowling, Charles Dickens,…).
Zum Abschluss des Tages besuchte ich dann noch eine Veranstaltung, in der es um deutsche Fantasy und SF ging. Man muss wissen, dass sich der Weltkongress zu 90 % um die englischsprachige Fantasy- und SF-Literatur dreht und die Werke „ausländischer“ Autoren dabei oft zu kurz kommen. Diese letzte Veranstaltung zur deutschen SF-Szene war zudem überaus amüsant, weil die Moderatoren (einer kam in Lederhosen) einen sehr unterhaltsamen Überblick brachten. Von Perry Rhodan über Raumpatrouille ORION bis hin zu deutschen Steampunk und regionalen/nationalen Conventions war alles vertreten.
Nach diesem ereignisreichen aber anstrengenden Tag, verließ ich den LONCON um 21 Uhr und war froh gegen 23 Uhr wieder im Hotel zu sein. Jetzt ist es gleich 1.30 Uhr, aber dieser Bericht vom ersten LONCON-Tag ist fertig und ich hoffe, er hat Euch gefallen. Ich freue mich über Kommentare udn wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. Ich bin jetzt nur noch
Bis bald.