Wir hatten ein Monster erschaffen. Ein kleines süßes Babymonster…
Erin Jade Lange: Firewall (Seite 124)
Du hast es satt, immer nur das Opfer zu sein?
Sehnst dich nach ein bisschen Gerechtigkeit?
Die Freunde von Springer sind auch deine Freunde!
Sie wollen Gerechtigkeit – es den Leuten heimzahlen, die ihren Mitschüler durch schlimme Mobbingattacken auf dem Gewissen haben. Und gleichzeitig die Cyber-Stasi, die seitdem sämtliche Onlineaktivitäten an der Schule aufs Strengste überwacht, austricksen. Dabei soll Eli ihnen helfen.
Eli selbst ist zwar klar, dass das gefährlich werden könnte, aber die Verlockung, seine Hackerfähigkeiten zu testen, ist einfach zu groß. Doch was als Spiel beginnt, gerät nach und nach außer Kontrolle, und Eli erfährt, was passiert, wenn man Gerechtigkeit mit Rache verwechselt. (Klappentext)
Titel: Firewall (The Chaos of Now) Autor: Erin Jade Lange Verlag: Magellan Seitenzahl: 352 Genre: Jugendbuch Alter: 13 – 16 Erste Aufl.: 21. Januar 2020 Ausgaben: Taschenbuch (broschiert) ISBN: 978-3734850455 (TB)
Über die Autorin
Tagsüber berichtet Erin Jade Lange über Fakten, nachts schreibt sie Romane: Sie nutzt ihre journalistische Erfahrung, um aktuelle Themen und ihren Einfluss auf Teenager erzählerisch aufzuarbeiten. Ihr erster Roman mit dem Titel Butter erschien bereits 2012 und erzählt von einem jugendlichen Außenseiter und einem ungewöhnlichen Suizidversuch. Nach Halbe Helden erscheint nun Firewall als zweites Buch bei Magellan. Erin Jade Lange wuchs als Einzelkind am Rande des Mississippi im Norden des US-Bundesstaats Illinois auf und lebt heute mit ihrem Mann in Arizona.
Meine Meinung
2015 habe ich Erin Jade Langes Buch Halbe Helden gelesen und war davon recht angetan. Umso mehr freute es mich, dass jetzt wieder ein Buch von ihr beim Magellan Verlag erschienen ist. Glaubt man dem Klappentext, dann verspricht Firewall ein spannendes Jugendbuch zu sein, der sich mit einem immer aktuellen Thema beschäftigt, das Kinder und Jugendliche gleichermaßen bewegt – dem (Cyber-) Mobbing. Zudem beschäftigt mich dieses Thema immer wieder beruflich.
Der Schauplatz der Handlung ist eine High School irgendwo im US-Bundesstaat Iowa. Eli, die Hauptperson der Geschichte, ist ein normaler 16-jähriger mit ganz alterstypischen Problemen, mit denen er im Alltag zu kämpfen hat. Mädchen, Schulprobleme (besonders im Fach Spanisch) und Freunde, von denen er leider recht wenige hat, obwohl Eli in der Schule kein Außenseiter ist. Seine große Leidenschaft ist das Programmieren an seinem Computer und das Hacken von Internetseiten, wobei er hin und wieder auch die Grenzen der Legalität überschreitet. Doch Eli ist richtig gut in diesen Dingen und träumt von einer Karriere bei Apple, Facebook & Co. in Silikon Valley, dem Standort vieler weltweit führender IT-Unternehmen. Als er eines Tages die beiden Mitschüler Seth und „Mouse“ kennenlernt, die seine Leidenschaft ebenfalls teilen, ändert sich sein Leben innerhalb weniger Wochen dramatisch. Zu dritt gründen sie nämlich die (illegale) Website „Freunde von Springer“, was an der Schule für einige Turbulenzen sorgt, denn Jordan Springer hat sich nach ständigem Mobbing durch Mitschülerinnen und Mitschüler im Jahr zuvor auf grausame Weise das Leben genommen. Schon bald gerät „Freunde von Springer“ schrecklich aus dem Ruder.
Wir hatten ein Monster erschaffen. Ein kleines süßes Babymonster – weitgehend harmlos, aber trotzdem ein Monster. Und das Problem mit Babymonstern ist, dass sie irgendwann Zähne bekommen und jede Menge Wut im Bauch, bis sie zu gefährlich sind, um sie unter Kontrolle zu halten. (…) Aber wie jede gute Monstermutter liebte ich es trotzdem.
Elin in Erin Jade Lange: Firewall (Seite 124)
Was Firewall so spannend macht ist die Schilderung der Mechanismen, die hinter Mobbing stecken, und deren Auswirkungen auf die Opfer. Einfache Gängeleien werden oft schnell zu bitterem Ernst, wenn immer mehr Mitmenschen daran teilnehmen und sich die Opfer schließlich nicht mehr zu helfen wissen. Doch auch die Mobber leiden im Buch seelischen Schaden, als sich das „Babymonster“ verselbständigt, es nicht mehr kontrolliert werden kann und jedes Mittel zur Schadensbegrenzung wirkungslos bleibt. Die Autorin macht in Firewall deutlich, dass eine eindeutige Einteilung in Täter und Opfer beim Mobbing nicht möglich ist, da auch Täter durch eigenes Tun zu Opfern werden können. Hochspannend.
Mit der Zeit wird außerdem klar, dass Eli, Seth und Mouse mit ihrer Website „Freunde von Springer“ ganz unterschiedliche Ziele verfolgen, was nicht wenig zum Showdown am Ende beiträgt. Ich will hier aber nichts weiter verraten, um die Spannung zu erhalten.
Mir haben in Firewall noch einige Sachen sehr gut gefallen. Zum einen erschafft Erin Jade Lange eine übersichtliche, aber gut ausgearbeitete Gruppe von Protagonisten und Antagonisten, in die man sich als Jugendlicher sicher schnell hineinversetzen kann, da sie mit ganz alterstypischen Problemen zu kämpfen haben. Sie wirken nicht „künstlich“ erschaffen, sondern natürlich und real. Eli hat Probleme im Elternhaus, da nun die „Neue“ seines Vaters mit bei ihnen wohnt. Er hat sich außerdem in die hübsche Isabel verguckt, die recht gut Spanisch beherrscht, was wiederum sein Problemfach in der Schule ist. Elis soziale Probleme und Beziehungen, auch hervorgerufen durch sein Computer-Hobby, sind wichtige Nebenschauplätze der Handlung und komplettieren das Bild eines nicht ganz typischen Jugendlichen. Mir hat das gut gefallen. Aber auch Seth und „Mouse“, Elis neue Freunde, haben mit sich und ihren eigenen dunklen Geheimnissen zu kämpfen. Insbesondere zum Ende des Buches wird das für den Leser offensichtlich.
Langes Schreibstil ist kurzweilig und mitunter auch recht witzig. Die Spannungskurve steigt jedoch erst im letzten Viertel des Buches so richtig an, als die Handlung plötzlich eine unerwartete Wendung nimmt und schließlich mit großen Schritten auf den Höhepunkt zusteuert. In der ersten Hälfte des Buches passiert zwar auch schon einiges (Babymonster wachsen langsam), allerdings geht es erst in der zweiten Hälfte so richtig los. Meist geht es um Elis Probleme in der Schule und um seine Beziehung zu Isabel. Letztere darf natürlich in einem Jugendbuch ab 14 nicht fehlen. Es wäre jedoch schön gewesen, hätte die Autorin schon früher etwas mehr Gas gegeben.
Mein Fazit
Insgesamt hat mir Firewall von Erin Jade Lange sehr gut gefallen, da es gerade wegen des heiklen Themas Mobbing zum Nachdenken anregt und die schrecklichen Folgen aufzeigt, wenn die Opfer schließlich keinen anderen Ausweg mehr sehen und sich selbst aufgeben. Vor allem vor diesem Hintergrund wird Langes Roman auch in weiter Zukunft noch aktuell bleiben. Ich denke Firewall ist auch deswegen als Schullektüre gut geeignet. Lesenswert!
An dieser Stelle einen herzlichen Dank an den Magellan Verlag für die freundliche Übersendung eines Rezensionsexemplars von Firewall.