3. Dezember 2024

Marc Elsberg: Blackout – Morgen ist es zu spät

Marc Elsberg: Blackout Taschenbuchausgabe Blanvalet Verlag (2013)
Marc Elsberg: Blackout
Taschenbuchausgabe
Blanvalet Verlag (2013)

Mitten im Februar. Innerhalb weniger Stunden brechen in ganz Europa die Stromnetze zusammen und können nicht wieder hochgefahren werden. Die Lichter gehen aus, sämtliche Industriezweige liegen am Boden und schon bald bricht das Chaos aus. Die Menschen sind verzweifelt und es beginnt ein unerbittlicher Kampf um Wärme, Lebensmittel, Wasser und Treibstoff. Piero Manzano, ein italienischer Informatiker und ehemaliger Hacker vermutet einen Hackerangriff auf das Stromnetz und versucht erfolglos die italienischen Behörden zu warnen. Verzweifelt wendet er sich schließlich an Europol in Den Haag und man schenkt ihm Beachtung. Doch die bestens organisierten Gegner Europas haben Manzano bereits im Visier und versuchen mit zweifelhaften E-Mails den Verdacht der Polizei auf ihn zu lenken. Manzano bleibt nur die Flucht. Um seine Unschuld zu beweisen muss er die Angreifer Europas selbst zur Strecke bringen. Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit und um Millionen Menschenleben…

Titel: Blackout – Morgen ist es zu spät Autor: Marc Elsberg Verlag: Blanvalet Seitenzahl: 800 Genre: Roman Alter: 16+ Erste Aufl.: 19. März 2012 Ausgaben: Hardcover, Taschenbuch, E-Book, Hörbuch ISBN: 978-3764504458 (HC), 978-3442380299 (TB)

Über das Buch und den Autor

Marc Elsberg, sein eigentlicher Name lautet Marcus Rafelsberger, wurde 1967 in Wien geboren. Er schrieb bereits einige andere Romane, die aber weniger erfolgreich waren. Mit Blackout, einem Thriller über den Zusammenbruch des europäischen Stromnetzes, gelang ihm jedoch der Durchbruch, was ihm zu einem höheren Bekanntheitsgrad verhalf. Der Roman war mehrere Wochen auf der Spiegel-Bestsellerliste zu finden. Mit seinem neuen Roman ZERO setzt er derzeit seine Erfolgsgeschichte fort.
Blackout ist, ebenso wie ZERO, in mehrere Abschnitte gegliedert. Jeder dieser Abschnitte beschreibt die Ereignisse eines Tages, beginnend mit dem Ausfall der Stromnetze. Insgesamt erstreckt sich die Handlung über 23 Tage. Das Buch ist mit 800 Seiten kein Leichtgewicht. Es ist als Hardcover, Taschenbuch, Audiobook und ebook erhältlich und erschien erstmalig im März 2013 beim Blanvalet Verlag.

Meine Meinung

Nachdem ich neulich bereits ZERO gelesen habe, musste ich Blackout auch gleich hinterher schieben. Ich muss gestehen, dass ich große Erwartungen an das Buch hatte. Ich mag diese Art von Büchern sehr, in denen Menschen ohne die allgegenwärtigen technischen Errungenschaften unserer Zivilisation zurecht kommen müssen. Der Ausfall des kompletten europäischen Stromnetzes klang daher ziemlich interessant und ich wollte wissen, was Marc Elsberg daraus macht. Im Großen und Ganzen wurde ich nicht enttäuscht.
Der Autor steigt direkt und ohne große Vorgeschichte in die Handlung ein, beschreibt dann aus verschiedensten Perspektiven die Ereignisse und stellt schon auf den ersten paar Dutzend Seiten eine ganze Reihe Personen vor. Meiner Meinung nach zu viele. Ich muss gestehen, dass es mir anfangs sehr schwer fiel den Überblick zu bewahren, wer nun mit wem in welcher Beziehung steht und welche Rolle die Person in der Handlung spielt. Hinzu kamen noch eine ganze Reihe politische Gremien und Institutionen auf europäischer Ebene, die erwähnt wurden. Das Problem ist, dass man beim ersten Lesen noch nicht weiß welche Namen und Orte für den weiteren Verlauf der Handlung wirklich wichtig sind, also versucht man sich irgendwie alles zu merken. Dieses Vorgehen des Autors ist mir auch schon bei ZERO aufgefallen, aber dort gab es zumindest ein Personenregister.
Wenn man jedoch erst mal in der Handlung drin ist, dann kennt man die relevanten Namen und man muss nicht mehr sonderlich überlegen. Die Handlung war insgesamt ganz interesant, jedoch in der ersten Hälfte des Buches ein wenig zäh, d. h. es passiert zwar etwas, aber es konnte mich nicht dauerhaft fesseln, sodass ich öfter Pausen einlegte. Etwa ab der Buchmitte ging es dann mit Manzanos Flucht vor Europol rasanter zu, weshalb ich Blackout schließlich auch recht zügig weggelesen habe. Die erste Hälfte hätte man also meiner Meinung nach etwas straffen können.
Wenn es zwischendurch mal richtig spannend wurde, dann kamen öfter gleich Perspekktivenwechsel in neuen Absätzen. Das hat mich beim Lesen ein bisschen heruntergezogen, weil ich in dem Moment eigentlich wissen wollte, wie es nun weiter geht. Marc Elsberg hat da selbst einen Teil der Dynamik verschenkt, die das Buch für mich zu einem echten Pageturner gemacht hätte, zumal die Unterbrechung des Handlungsstranges nie allzu lang war und der Wechsel in meinen Augen nicht immer notwendig.
Manches war für mich zudem wenig glaubwürdig:

Spoiler
Die Terroristen haben den Anschlag auf Europas Stromnetz über viele Jahre hinweg bis ins allerletzte Detail geplant und machen dann einen solch kapitalen Fehler, dass ihr „Projekt“ deshalb unweigerlich den Bach runter geht. Marc Elsberg schreibt zwar, dass Profis aus Überheblichkeit schwere Fehler machen, allerdings grenzte dieser in meinen Augen schon an Dummheit. Mehr will ich hier nicht dazu preisgeben.

Wenn europaweit der Strom ausfällt, dann ist schwer nachvollziehbar, warum das Internet und auch Telefonverbindungen zum Teil weiterhin funktionieren sollten. Marc Elsberg schreibt zwar im Nachwort, dass er dies ebenso sieht, aber dadurch wird es natürlich nicht glaubhafter. Manches Zugeständnis war wohl notwendig, um die Handlung am Laufen zu halten.
Was war gut in Blackout? Der Autor hat sehr genau recherchiert und schließlich ein mögliches Szenario beschrieben, das insgesamt glaubhaft ist (von den oben angesprochenen Punkten abgesehen). Man erkennt wie sehr unsere Gesellschaft vom Strom abhängig ist und welche unglaublichen Folgen ein Totalausfall hätte. Elsberg geht dabei auf die verschiedensten Bereiche ein, von der Lebensmittelproduktion über die medizinische Versorgung und nicht funktionierende Benzinpumpen in Zapfsäulen bis hin zum Ausfall der Reaktorkühlung in den AKWs.
Er beschreibt das Leid und die Verzweiflung der Menschen, die vielen Entbehrungen und ihre Hilflosigkeit. Ebenso geht er auf die weiteren zukünftigen Folgen eines mehr als 2-wöchigen Stromausfalls für die europäische Wirtschaft ein. Man erkennt sehr gut, dass sich Marc Elsberg im Vorfeld sehr intensiv mit der Thematik beschäftigt hat, was natürlich für Blackout spricht.
Die Hauptcharaktere haben mir allesamt recht gut gefallen. Manchmal hätte ich mir noch etwas mehr Tiefe gewünscht und die eine oder andere Situation hätte man emotionaler sicher noch besser ausschmücken können. Allerdings wäre dann das Buch noch dicker geworden und ich fand die Seitenzahl von 800 schon absolut ausreichend. Wie bereits gesagt: Man hätte bestimmt an der einen oder anderen Stelle noch straffen können, um der Handlung noch mehr Dynamik zu verleihen.

Mein Fazit

3.5 von 5 Sternen "Glaubhaft und spannend geschrieben, doch mit kleinen Schwächen."
3.5 von 5 Sternen
„Glaubhaft und spannend geschrieben, doch mit kleinen Schwächen.“

Blackout beschreibt in weiten Teilen glaubwürdig, was der Klappentext verspricht. Vor allem in der ersten Hälfte hätte ich mir aber einen etwas zügigeren Fortgang der Handlung gewünscht, was dann jedoch in der zweiten Hälfte umgesetzt wurde. Wegen  mir hätte das Buch hier ruhig 100 Seiten kürzer sein können. Es war dann jedoch ab der Hälfte besser und gewann deutlich an Spannung, wenn auch manche Dinge nicht ganz glaubhaft waren (Fehler der „Profis“), aber darüber konnte ich hinwegsehen. Insgesamt ein gutes Buch und eine Leseempfehlung für alle Thriller-Freunde gibt es von mir auch.

Beachtet auch meine Rezension zu Marc Elsbergs ZERO hier im Blog.

Jay

2 Gedanken zu “Marc Elsberg: Blackout – Morgen ist es zu spät

  1. Dicke Bücher können inhaltlich schwer werden. Blackout könnte doppelt so dick sein (1600 statt 800 Seiten) und ich würde keine Seite bereuen. Die Geschichte, die gut recherchiert und durchaus vorstellbar ist, zieht und hält einen im Bann. Sie zeigt die Gefahren unserer technischen Abhängigkeit auf und wie schnell wir in eine Zeit zurückversetzt werden, die wir mit unseren modernen Mitteln nicht mehr zu bewältigen vermögen. Menschliche Abgründe und die Auflösung jeglichen zivilisatorischen Zusammenhalts fesseln einen bis zum Schluss.
    Trotzdem ist es kein grauer Endzeitroman, sondern eine Geschichte, in die man sich einfühlen kann und von der man sich von der ersten Minute einsaugen lässt.

    Unbedingt lesen.

    1. Hallo Stefan,
      du hast recht. Manche Bücher, wenn sie gut und vor allem auch glaubwürdig geschrieben sind, können ruhig vom Umfang noch größer sein. Ich persönlich mag dicke Bücher, in denen man in die Handlung eintauchen kann. Die Gefahr ist jedoch immer, dass der Autor die Spannung über die ganze Zeit aufrecht einigermaßen erhalten kann und sich nicht in Belanglosigkeiten verliert. Gut funktioniert das mit verschiedenen interessanten Handlungssträngen, die abwechseln.
      Danke für deinen Beitrag.

      Jay

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