Es gibt keinen Satan und keinen Dämon. Die Hölle ist das, was wir Menschen auf Erden einander antun.
Daniel Wolf – Das Salz der Erde
In einer kalten Winternacht flieht der Leibeigene de Fleury mit seinen beiden kleinen Söhnen vor dem grausamen Guteherren aus dem Heimatdorf, um in der nahen Stadt Varennes Zuflucht zu suchen. Der Vater will für sich und seine Kinder ein besseres Leben und kommt dort bei einem bekannten Kaufmann unter, der ihn als Knecht einstellt und ihm nach Jahr und Tag zur Freiheit verhilft. Durch harte Arbeit gelingt es de Fleury schließlich selbst Kaufmann in Varennes zu werden…
Einige Jahre vergehen und sein sein inzwischen erwachsener Sohn Michel kehrt aus Italien zurück, wo er bei einem angesehenen Kaufmann in der Lehre war, um zusammen mit seinem Bruder Jean das Geschäft seines inzwischen verstorbenen Vaters in Varennes weiterzuführen. Doch die Stadt hat sich verändert und ihre Bürger leiden unter der Herrschaft des selbstherrlichen neuen Bischofs und eines grausamen Ritters, die das Volk mit Steuern und Abgaben auspressen, Michel und sein Bruder müssen schon bald feststellen, dass sie als Kaufleute viele Hürden überwinden müssen und müssen bald selbst um ihr Leben kämpfen, denn in Varennes wird der Ruf nach Freiheit und Selbstbestimmung laut…
Titel: Das Salz der Erde Autor: Daniel Wolf Verlag: Goldmann Reihe: De Fleury, #1 Seitenzahl: 1152 Genre: Historischer Roman Alter: 18+ Erste Aufl.: 10. Juni 2013 Ausgaben: Taschenbuch, E-Book, Hörbuch ISBN: 978-3442479474 (TB) Sonstiges: Glossar
Zum Buch
Daniel Wolf ist ein Pseudonym des Autors Christoph Lode. Das Salz der Erde ist sein erster Roman, den er unter diesem Namen schrieb und ein wahrhaft großes Werk mit gut 1150 Seiten. Das E-Book kommt mit gut 870 Seiten aus (natürlich ungekürzt).
Unterteilt ist das Buch in mehrere größere Kapitel, die mit lateinischen Namen und Daten (Zeiträumen) überschrieben sind und dem Leser die zeitliche Einordnung der Geschehnisse ermöglichen. Insgesamt beschreibt der Roman eine Zeit von etwa 33 Jahren. Die Geschichte der Flucht und die Kindheit der Hauptperson Michel de Fleury ist in den Prolog verpackt. Das erste richtige Kapitel beginnt mit seiner Lehre als junger Mann in Mailand. Zusätzlich gibt es noch Anmerkungen zum geschichtlichen Hintergrund des Buches mit Erläuterungen des Autors, sowie ein umfassendes Glossar, in dem dem Leser viele verwendete Begriffe jener Zeit erklärt werden. Beschrieben werden die Ereignisse aus der Perspektive des allwissenden Erzählers und verschiedenen Blickwinkeln.
Meine Meinung
Ich lese hin und wieder gerne auch einen historischen Roman, weil ich es liebe gedanklich in das mittelalterliche Leben einzutauchen. Voraussetzung für ein großes Lesevergnügen sind für mich insbesondere eine glaubhafte Handlung und gut gezeichnete Charaktere. Das Salz der Erde kann davon jede Menge bieten. Auch wenn die Stadt Varennes in Lothringen, wie er selbst zugibt, vom Autor frei erfunden wurde, so haben die beschriebenen Ereignisse natürlich einen wahren geschichtlichen Hintergrund („deutscher Thronstreit“ zwischen dem Stauferkönig Philipp von Schwaben und dem Welfen Otto von Braunschweig) und wurden vom Autor sehr gut recherchiert.
Hinzu kommt, dass man auch sehr viel über Sitten und Gebräuche der damaligen Zeit erfährt, die vom Autor gekonnt mit der Geschichte verwoben werden. Wer sich also für die Geschichte des Hochmittelalters interessiert kann bei der Lektüre des Buchs durchaus einiges lernen. Die handlung ist abwechslungsreich und spannend und spiegelt allzu oft die schwierigen Verhältnisse der einfachen Bürger in der damaligen Zeit wieder, die nicht selten unter dem Joch der Herrschenden zu leiden hatten. Daniel Wolf schreckt dabei auch nicht davor zurück Hauptpersonen zu opfern, um der Tragik zu unterstreichen. Somit findet man sich auch immer wieder in einem Wechselbad der Gefühle, denn ging es den „Helden“ gerade noch gut, stehen sie wenige Seiten später plötzlich vor den Trümmern ihrer einstmaligen Erfolge. Meist liegt die Ursache in der Willkür und Eigensucht der Gegenspieler, die nicht gerade dazu beiträgt sie beim Leser zu Symathieträgern zu machen. Dadurch wird der Roman über die vielen Seiten nicht langweilig und man kann mit Fug und Recht behaupten, dass man für seine Kupfer- und Silberstücke ein lesenswertes und inhaltsreiches Stück Schriftwerk erlangt, das einen viele Stunden zu fesseln vermag.
Gut fand ich v. a. auch die Weiterentwicklung der Charaktere über die beschriebenen Jahre hinweg, die ebenfalls glaubhaft und nachvollziehbar ist. Ihre Stärken und Schwächen geben der Geschichte die notwendige Würze und verhelfen ihr auch zu überraschenden Wendungen. Mich hat Daniel Wolfs Roman Das Salz der Erde überzeugen können. Ich denke ansprechender kann man Geschichte kaum vermitteln.
Fazit
Ein spannender und vor allem gut recherchierter historischer Roman, der das Mittelalter im Kopf des Lesers lebendig werden lässt. Gut gezeichnete sympatische und unsympathische Charaktere und eine Vielzahl toller Ideen machen Das Salz der Erde mit recht zu einem herausragenden Roman des Genres. Kaufempfehlung.
Im November soll ein weiterer Band unter dem Titel Das Licht der Welt erscheinen, der die Geschichte in Varennes weitererzählt.