26. April 2024

Amerika, Amerika… ist wunderbar

In Amerika kann man alt werden, ohne erwachsen werden zu müssen.

Thomas Gottschalk
Amerika, Amerika.
Jay direkt vor dem Weißen Haus in Washington DC.

Diesen Beitrag schreibe ich euch aus dem beschaulichen Örtchen Fuquay-Varina, südlich von Raleigh, der Hauptstaat des US-Bundesstaats North Carolina. Nachdem ich in den Jahren 1994 und 1996 jeweils für sechs Wochen in Amerika in den den Südstaaten zu Gast war, bin ich nun abermals hier auf Tour.

Noch vor einem Jahr hätte ich nicht geglaubt, dass ich dieses Jahr hier sein würde, aber der Reihe nach.

Nachdem mit dem neuen Schuljahr 2022/23 auch die Schule wechselte, um näher an der Familie zu sein, kam die Schulleitung recht schnell auf mich zu, um mich für diese Reise zu gewinnen. Unsere Schule unterhält schon seit einigen Jahren eine Partnerschaft mit einer Middle School in Raleigh (North Carolina). Alle zwei Jahre findet zwischen den beiden Schulen ein Schüleraustausch über zwei bis drei Wochen statt. Natürlich werden dafür auch zwei Lehrkräfte als Begleitpersonen benötigt und da komme ich ins Spiel. Es war schnell klar, dass ich als Englischlehrer an der Fahrt teilnehmen werde. Warum sollte ich mir diese Gelegenheit auch entgehen lassen? Mit mir unterwegs sind eine weitere Englischlehrerin aus der Schule und 17 Schülerinnen und Schüler (des Englischen mehr oder weniger mächtig).

Eigentlich sollten wir bereits am 26. März 2023 fliegen, aber der Streik am Münchner Flughafen an jenem Sonntag (übrigens der einzige Flughafen in Deutschland, der an dem Sonntag bestreikt wurde) machte uns einen Strich durch die Rechnung.

Besuch im Capitol, wo Senat und Repräsentantenhaus die Gesetze diskutieren und beschließen.

Wir konnten erfolgreich umbuchen und dann am 29. März endlich fliegen. Zuerst nach Washington DC und von dort weiter nach Raleigh. Nach einigen Verzögerungen bei der Einreise, sind wir schließlich wohlbehalten am Zielort angekommen.

Am Washington Monument bei Sonnenuntergang. Wegen eines Amoklaufs an einer Grundschule wenige Tage zuvor, sind die Fahnen alle auf Halbmast.

Was wir sofort genießen konnten, war das wesentlich wärmere Klima. Während es in Deutschland um diese Zeit zum Teil noch winterlich kalt ist, haben wir hier schon sommerliche Temperaturen von um die 30° Celsius. Nur wenige Tage in der Sonne und wir haben schon etwas an Farbe gewonnen.

Neben dem Besuch unserer Partnerschule, stehen auch eine Vielzahl von Aktivitäten auf dem Programm. Unsere Schüler sind bei Gastfamilien, also Schülerinnen und Schüler unserer Partnerschule, untergebracht. Sie unternehmen zusammen mit ihren Familien verschiedene Aktivitäten und sogar Inlandsreisen. Im Gegenzug sind die amerikanischen Schülerinnen und Schüler während ihres Gegenbesuchs in Deutschland bei deutschen Gastfamilien untergebracht.

Manche der Familien planten mit ihren Gästen einen Ausflug nach Washington DC übers Wochenende. Meine Kollegin und ich waren da natürlich auch glleich mit dabei. Wir wollten unbedingt all die imposanten Gebäude sehen, die wir vorher nur aus den Nachrichten kannten.

Das Second World War Monument mit seinen zahlreichen Wasserspielen und im Hintergrund das beleuchtete Washington Monument

Auf dem Programm standen, neben den Museen die großen Sehenswürdigkeiten, wie das Kapitol, das Washington Monument, das Lincoln Monument und natürlich auch das Weiße Haus. Die Bilder hier im Beitrag sind alle während unseres Besuchs in Washington DC entstanden.

Beim Weißen Haus hatten wir besonderes Glück, denn rein zufällig fand an diesem speziellen Samstag die „White House Garden Tour“ statt. Dieses Event gibt es nur zweimal im Jahr und man hat dabei die Gelegenheit durch den Garten direkt zum Weißen Haus zu laufen und es von außen in unmittelbarer Nähe zu sehen. Das Bild ganz oben links im Beitrag ist so entstanden.

Der oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten von Amerika (Supreme Court) ist ein gigantisches Bauwerk, das an einen klassischen römischen Tempel erinnert.

Wenn man so durch Washington läuft, dann fallen einem unweigerlich die zahlreichen Prachtbauten und Monumente auf. Alle aus Marmor oder leuchtend hellem Sandstein gebaut bestimmen sie das Straßenbild der amerikanischen Hauptstadt.

Die zahlreichen Säulen und eingearbeiteten Figuren und Statuen erinnern dabei sehr an den Baustil der alten Römer. Dekadent, protzig und in jedem Fall beeindruckend geben sich die staatlichen Gebäude für die Betrachter. Ich bin fest überzeugt, in Deutschland würde eine derartig aufwändige Bauweise für einige Kritik sorgen. In Washington DC gehört es einfach zum Stadtbild, die eigene Nation auf diese Weise zu feiern.

Während der drei Tage unseres Ausflugs nach Washington DC konnten wir vieles entdecken und bestaunen.

Bei der Rückreise machte eine kleine Gruppe von uns noch an George Washingtons Landsitz Mount Vernon halt. Dort konnten wir schließlich auch von einem dunklen Kapitel der amerikanischen Geschichte lesen, das Amerika als Nation allzu gerne ausblendet.

George Washingtons Landsitz Mount Vernon ist auch geschichtlich ein lohnenswertes Ziel für Touristen.

Dennoch sollten sich die Vereinigten Staaten ihrer Vergangenheit stellen und Themen, wie die Sklaverei noch besser aufarbeiten, als bisher geschehen. Nicht weniger als 317 Sklaven (Männer, Frauen und Kinder) arbeiteten für den ersten Präsidenten der Vereinigten Staaten im Jahr 1799, dem Jahr seines Todes. Sie hielten nicht nur seine Landgüter (er hatte mehrere davon) am Laufen, sondern sorgten zudem auch noch für ein beträchtliches finanzielles Einkommen.

Das Grabmal von George Washington auf seinem Landsitz Mount Vernon ist eine Pilgerstätte für Amerikaner.

Einem deutschen Politiker würde man dafür bei uns sicherlich keine Denkmäler setzen und um seine Person einen regelrechten Personenkult veranstalten. Auch wenn George Washington seine Sklaven wohl nicht alltzu schlecht behandelt haben soll, so waren es dennoch gezwungene Arbeitskräfte.

Und dann wären da noch die Millionen toten und gewaltsam vertriebenen Indianer, deren Land man sich angeeignet hat. Apropos Indianer. In Washington gibt es einige wirklich sehenswerte Museen, darunter das „National Museum of the American Indian“. Es ist nicht nur architektonisch ein wirkliches Schmuckstück.

Amerika unternimmt hier tatsächlich den Versuch seine Vergangenheit stärker zu hinterfragen und die begangenen Gräueltaten als Nation zu verarbeiten. Zieht man jedoch die Größe des Landes in Betracht, dann ist hier in meinen Augen wesentlich mehr notwendig, als ein relativ überschaubares Museum in der Hauptstadt.

Das National Museum of the American Indian besticht durch eine wirklich außergewöhnliche Architektur, die sehr gut zur Thematik der Ausstellungsstücke passt.

Wer das Museum durchstreift, der Eintritt ist kostenlos, wird dort interessante Informationen über das Leben der amerikanischen Ureinwohner finden und wie sie immer wieder für ihre Rechte kämpften… und verloren. Nicht gut gelöst fand ich, dass die Ausstellungsräume vor allem in den oberen Stockwerken zu finden waren und die unteren eher für Shops verwendet wurden.

Der Blick von ganz oben auf den Eingangsbereich mit Bühne im Museum of the American Indian.

Super gestaltet fand ich jedoch den Eingangsbereich mit einer kleinen, kreisförmigen Bühne und Sitzplätzen. Besucher wurden angehalten an indianischen Tänzen teilzunehmen. Als ich dort war, hatten die Cherokee Indianer gerade eine interessante Ausstellung laufen.

Ein Mitglied der Cherokee-Gemeinschaft erzählte auf der Bühne Geschichten und über das Leben der Ureinwohner in Amerika heute.

So, das war mein erster Bericht von unserer Schulfahrt in die USA. Freue mich über eure Kommentare dazu und demnächst wird es wohl noch eine Fortsetzung geben. Ich muss jetzt erst mal sie Sommersonne genießen.

Jay

2 Gedanken zu “Amerika, Amerika… ist wunderbar

  1. Danke für den interessanten Bericht! Das Museum sieht toll aus, werde gleich mal googeln wer der Architekt war. Zum Thema Amerika, Indianer und Verhältnis Mensch – Natur ist sehr empfehlenswert „Geflochtenes Süssgrass“ von Robin Wall Kimmerer. Liebe Grüße!

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