23. April 2024

Das Flüstern der Nacht von Peter V. Brett

Peter V. Brett: Das Flüstern der Nacht, Dt. broschierte Ausgabe (2010), Heyne Verlag

Die Sonne geht unter für die Menschheit und die Nacht gehört nun fressgierigen Dämonen, die bei Sonnenuntergang aus der Erde kommen. Sie machen Jagd auf die schwindende Bevölkerung, die sich hinter uralten und fast vergessenen Schutzrunen der Macht verstecken, denn nur diese können die Dämonen in Schach halten. Doch die Legenden erzählen von einem Erlöser, einen General – manche sagen auch einem Propheten – der einst die gesamte Menschheit gegen die Dämonen vereinte und sie besiegte. Diese Zeiten, wenn sie jemals existierten, sind lange vergangen. Die Dämonen sind zurückgekehrt und die Rückkehr des Erlösers ist nur ein Mythos… oder doch nicht?

Aus der Wüste im Süden reitet Ahmann Jardir, der die kriegerischen Wüstenstämme der Stadt Krasia in eine tödliche Armee gegen die Dämonen vereint hat. Er nennt sich selbst Shar’Dama Ka, der Erlöser, und trägt uralte Waffen – einen Speer und eine Krone – die seinem Titel Glaubwürdigkeit verleihen. Jardir hat geschworen dem Pfad das ersten Erlösers zu folgen und ist nach Norden gekommen, um die verstreuten Städte des grünen Nordlands in einem Krieg gegen die Dämonen zu vereinen – ob die wollen oder nicht.
Aber die Nordländer haben ihren eigenen Erlöser. Sein Name war Arlen, aber jetzt kennen ihn alle als den tätowierten Mann, eine dunkle, furchteinflößende Person deren Haut mit solch mächtigen Schutzrunen tätowiert ist, dass sie im Kampf jedem Dämonen ebenbürtig ist. Der tätowierte Mann streitet ab der Erlöser zu sein, doch sein Handeln sagt mehr als Worte. Er lehrt Frauen und Männer ihre Furcht zu überwinden und sich gegen Kreaturen zu behaupten, die sie seit Jahrhunderten verfolgt und gequält haben.
Einst waren der Shar’Dama Ka und der tätowierte Mann Freunde und Waffenbrüder. Jetzt sind sie erbitterte Gegner. Zwischen beiden gefangen ist Renna, eine junge Frau am Ende ihrer Kraft; Leesha, eine stolze und schöne Heilerin, deren Geschick Schutzrunen zu zeichnen sogar die das tätowierten Mannes übertrifft; und Rojer, ein wandernder Geiger dessen unheimliche Musik sogar die Dämonen besänftigen kann – oder sie in solche Raserei versetzt, dass sie sich gegenseitig töten.
Während nun alte Loyalitäten geprüft und neue geschmiedet werden, bemerken sie alle nicht das Auftauchen einer neuen Art von Dämonen, noch intelligenter und tödlicher, als jede andere zuvor. (Quelle: Übersetzung Klappentext)

Titel: Das Flüstern der Nacht (The Desert Spear) Autor: Peter V. Brett Verlag: Heyne (Del Rey, Orbit) Reihe: Dämonenzyklus, #2 Seitenzahl: 1008 (672) Genre: Dark Fantasy Alter: 16+ Erste Aufl.: 09. August 2010 (13.04.2010) Ausgaben: Hardcover (ENG), Taschenbuch, E-Book, Hörbuch (ENG) ISBN: 978-0345503817 (ENG HC), 978-3453526112 (TB) Sonstiges: Karten, Glossar, u. v. m. Vorgängerband: Das Lied der Dunkelheit (The Painted Man/The Warded Man) Folgeband: Die Flammen der Dämmerung (The Daylight War)

Zum Buch Das Flüstern der Nacht

Das Flüstern der Nacht erschien im August 2010 in den deutschen Buchhandlungen und ist die unmittelbare Fortsetzung von Peter V. Bretts erfolgreichem Roman Das Lied der Dunkelheit (The Painted Man).

Peter V. Brett: Das Flüstern der Nacht, Übersichtskarte auf dem Cover (Innenseite) der broschierten Ausgabe

Die deutsche Ausgabe ist nicht als Hardcover erhältlich, sondern nur broschiert und als eBook. Es ist in vier große Abschnitte mit insgesamt 33 Kapiteln unterteilt und hat stolze 1006 Seiten. Die englische Hardcoverausgabe ist mit nur knapp 580 Seiten ein ganzes Stück dünner. Die Kapiteleinteilung ist die gleiche. Ins Deutsche übersetzt wurde der Roman von Ingrid Herrmann-Nytko.

Auch das deutsche Cover unterscheidet sich von dem der englischen Ausgabe und passt vom Design zum ersten und dritten band der Reihe. Im Gegensatz zur englischen Hardcoverausgabe enthält die deutsche Ausgabe eine Übersichtskarte des Welt Thesa auf der Innenseite des Covers.

Meine Meinung zu Das Flüstern der Nacht

Der zweite Teil des Dämonenzyklus schließt direkt an die Handlung des ersten Bandes (Das Lied der Dunkelheit) an, und zeichnet sich durch einen häufigen Perspektivenwechsel und einige Zeitsprünge aus. Peter V. Brett springt in der Handlung sehr oft zwischen dem aktuellen Geschehen und der Vergangenheit hin und her, was mir persönlich sehr gut gefällt, weil man als Leser sehr viel über die Vorgeschichte der Hauptcharaktere erfährt. Der Fokus der Geschichte liegt dabei zunächst auf den Ereignissen in der Wüstenstadt Fort Krasia. Insbesondere die Geschichte vom Aufstieg Jardiers zum Shar’Dama Ka (dem „Erlöser“) fand ich sehr interessant, weil man ganz nebenbei viel über die Sitten und Gebräuche des Wüstenvolks erfährt. Mit sehr viel Liebe zum Detail beschreibt Peter V. Brett die Hintergründe und Denkweise der Krasianer, ihrem uralten und traditionellen Kampf gegen die Dämonen zu Ehren ihres Gottes Everam, sowie das harte Leben der Kinder und Jugendlichen und die unerbittliche Auslese in jungen Jahren während ihrer Ausbildung zu Kämpfern. Denn nur wer im Kampf Mut und Stärke beweist kann auch Ehre gewinnen. Schwäche und Feigheit bedeuten einen schnellen Tod oder – für Krasianer noch viel schlimmer – die gesellschaftliche Ächtung.
Durch die regelmäßigen Rückblicke bekommt der Leser ein umfassendes Bild und lernt so die Handlungsweisen der Hauptcharaktere in der Gegenwart besser zu verstehen. Die Kämpfe sind hart und blutig, wie es in einem Kampf gegen Dämonen und menschliche Gegner zu erwarten ist. In vielen kleinen Details lässt der Autor die Geschichte in seiner Welt lebendig und glaubhaft werden und fesselt den Leser von der ersten bis zur letzten Seite.

Peter V. Brett: The Desert Spear (Das Flüstern der Nacht), Engl. Hardcoverausgabe

Ein weiterer Schwerpunkt der weiteren Handlung liegt auf den Ereignissen um Arlen Bales (Strohballen) [wie ich diese bescheuerte Übersetzung der englischen Namen hasse, ich kann’s kaum in Worte fassen].
Nach einem fantastischen ersten Band greift Peter V. Brett auch die Ereignisse im Norden des Reiches Thesa wieder auf und man erfährt einiges mehr über die Charaktere Renna, Leesha, Rojer und Arlen, ihre Beweggründe, Ängste und Charakterzüge. Es ist gerade diese große Liebe zum Detail und Bretts Können sie in Worte zu fassen, die mich begeistert. Es macht einfach Spaß zu lesen. Klar, dass es bei einem Buch mit so vielen Seiten auch mal zu Längen kommt, allerdings empfand ich sie nie als sonderlich störend.

Im späteren Verlauf der Geschichte prallen schließlich die beiden Kulturen, Krasianer und Nordländer, aufeinander. Während Letztere vor allem Kämpfen um zu Überleben und ihre Familien zu schützen, ist es für die Krasianer eine religiöse Pflicht Dämonen zu töten und ehrenvoll im Kampf zu sterben. Wer nicht bereit ist sich zu opfern ist in ihren Augen schwach und muss zum Kampf gezwungen werden. Dass diese kulturellen Unterschiede natürlich zu Problemen führen ist unausweichlich.

Darin besteht der Unterschied zwischen uns. Deine Leute leben, um zu kämpfen, während meine kämpfen um zu leben.

Leesha zu Jardir in Peter V. Brett: Das Flüstern der Nacht, Seite 861
Peter V. Brett: The Desert Spear (Das Flüstern der Nacht), Signatur auf der Titelseite des englischen Hardcovers

Da jedoch die kulturellen Hintergründe beider Völker bekannt sind, fällt es einem als Leser nicht schwer die Handlungsweisen und zum Teil sehr radikalen Einstellungen nachzuvollziehen.
Das Flüstern der Nacht liest sich sehr spannend und flüssig und vermochte mich durchweg zu fesseln. Insbesondere im letzten Viertel des Buches steigt die Spannung nochmals an und macht es dem Leser schwer das Buch wegzulegen.

Einen großen persönlichen Kritikpunkt habe ich jedoch, was die deutsche Übersetzung betrifft. Ich finde diese zwanghafte Eindeutschung von Eigennamen einfach nur schrecklich. Der Name Arlen Strohballen (Arlen Bales) passt in meinen Augen einfach nicht zu einem mysteriösen, Dämonen bezwingenden Charakter. Über die Übersetzung von Renna Tanner in Renna Gerber kann man sicher noch hinwegsehen, aber manchmal geht durch die allzu wörtliche Übersetzung der Namen zu viel vom Flair des Namens verloren und man sollte sie daher einfach im Original beibehalten, zumal Anglizismen in der deutschen Sprache nicht selten. Kein Mensch redet von Harald Töpfer und dem Stein der Weisen oder vom Fledermausmann und dem Witzbold  (Batman und Joker), weil es einfach nur schlecht klingt.

Fazit

4,5 von 5 Sternen "Eine überzeugende Fortsetzung."
4,5 von 5 Sternen
„Eine überzeugende Fortsetzung.“

Das Flüstern der Nacht ist eine würdige Fortsetzung des ersten Bandes Das Lied der Dunkelheit, welche die Geschichte weiterspinnt und durch viele detaillierte Hintergründe die Fantasywelt Thesa noch lebendiger werden lassen. Insbesondere die kulturellen Gepflogenheiten der Krasianer fand ich sehr interessant.

Die Handlung ist abwechslungsreich und spannend und hält auch einige Überraschungen für den Leser bereit. Die Charaktere sind gut ausgearbeitet (mit Hintergrundgeschichte) und glaubwürdig. Peter V. Brett konnte mich auch diesmal überzeugen. Ich habe das Buch im englischen Original gelesen, was ich nur empfehlen kann. Einen halben Stern Abzug gebe ich lediglich für die unsägliche Übersetzung mancher Namen in der deutschen Ausgabe.

Jay

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