19. April 2024

Mark Lawrence: Prinz der Dunkelheit (Prince of Thorns)

Prinz der Dunkelheit Deutsche Taschenbuchausgabe
Prinz der Dunkelheit
Deutsche Taschenbuchausgabe

Sag uns kurz, wie du heißt. Jorg. Eigentlich Kronprinz Jorg von Ankrath, aber das war einmal.
Du siehst jung aus. Wie alt bist du, fünfzehn?
Knapp daneben. Mit fünfzehn werde ich König sein!
Du bist die meistgehasste Person im ganzen Land. Warum?
Nun ja, wenn man mit einer Horde Gesetzloser ganze Dörfer niederbrennt, löst das Unmut aus. Aber was würdest du tun, wenn die Königin, also deine Mutter, und dein Bruder vor deinen Augen getötet werden? Dieser Hass ist erst der Vorgeschmack auf meine Rache – denn die wird tödlich sein!

Das Buch ist im August 2011 erstmalig in englischer Sprache unter dem Titel Prince of Thorns erschienen. Schon kurz darauf folgte die deutsche Übersetzung mit dem Titel Prinz der Dunkelheit. Übersetzt wurde es von Andreas Brandhorst (Die Stadt, u. a.). Es ist der erste Band des Dreiteilers The Broken Empire.
Die englische Ausgabe, erstmalig erschienen bei Harper Collins, hat 373 Seiten und ist in 49 Kapitel unterteilt. Es gibt keinen Prolog und keinen Epilog.  Die deutsche Ausgabe umfasst 380 Seiten. Außerdem enthalten beide Bücher eine Landkarte der beschriebenen Welt, wobei ich leider sagen muss, dass einige der im Buch erwähnten Orte dort gar nicht eingezeichnet sind. Die Karte des Nachfolgebandes King of Thorns (dt. König der Dunkelheit) ist dahingehend besser, verrät aber auch mehr über den Hintergrund der Geschichte.
Die deutsche Ausgabe gibt es bislang nur broschiert. Die englische Ausgabe als Hardcover und als Taschenbuch. Das Buch wurde bereits in 19 Sprachen übersetzt und ist ein internationaler Bestseller.

Titel: Prinz der Dunkelheit (Prince of Thorns) Autor: Mark Lawrence Verlag: Heyne (ACE) Reihe: The Fallen Empire, #1 Seitenzahl: 381 (384) Alter: 18+ Erste Aufl.: 09. Mai 2011 (02.08.2011) Ausgaben: Hardcover (ENG), E-Book, Taschenbuch, Hörbuch (ENG) ISBN/ASIN: 978-0441020324 (ENG HC), 978-3453528253 (Dt. TB) Sonstiges: Landkarte

The trilogy is aimed at adults, I would never describe it as YA. I don’t know if you would like it or not. I guess that would depend on the reasons why you prefer YA.

Mark Lawrence über seine Broken-Empire-Trilogie

Zum Inhalt des Buches

Es handelt sich um den ersten Teil einer Trilogie, weshalb die Handlung mit der letzten Seite nicht gänzlich abgeschlossen ist. Allerdings gibt es keine großen Cliffhänger (wie z. B. bei J. R. R. Martin üblich), d. h. die Handlung im Buch ist schon weitgehend „rund“ und abgeschlossen.

Die Kurzbeschreibung bei Amazon gibt einen Einblick in die Handlung des Buches, das man nicht zur „üblichen Fantasy“ zählen kann:

Darum geht es in diesem Buch. Die Hauptperson der Handlung ist Prinz Jorg von Ancrath, Thronfolger des Königreichs Ancrath, der als Kind mit ansehen musste, wie seine Mutter und der jüngere Bruder von feindlichen Soldaten brutal getötet wurden. Es herrscht Krieg im ehemaligen Kaiserreich, wo einhundert Fürsten darum kämpfen, es zu beherrschen und zu vereinen. Obwohl Jorg nur 13 Jahre ist, ist er nicht wie alle anderen Jungen. Nach dem Tod von Mutter und Bruder hofft er vergeblich darauf, dass Rache geübt wird – also verlässt er seinen Vater und nimmt die Sache selbst in die Hand. Es gelingt ihm eine Bande Gesetzloser als Gefährten zu gewinnen. Sie nennen sich eine „Bruderschaft“ und sie gehen über Leichen. Jorg, angetrieben von seinem Hass auf die Mörder seiner Familie, ist auf dem Weg zu seiner Rache jedes Mittel recht.

Meine Meinung zum Buch

Prince of Thorns Englischer Hardcover (Erstausgabe) von 2011
Prince of Thorns
Englischer Hardcover (Erstausgabe) von 2011

Wenn man die Inhaltsbeschreibung des Buches so liest, dann kommt einem vielleicht zuerst folgender Gedanke: Ein 13-jähriger, der eine Mörderbande anführt, Dörfer niederbrennt und tötet, dass ist doch wohl (auch für Fantasy) ziemlich unglaubwürdig, schließlich ist er noch ein Kind. Kinder tun so etwas nicht. Kein Kind kann so brutal und psychisch stark genug sein das zu tun. Zudem, warum sollten erwachsene Mörder und Banditen einem schwachen Kind folgen?

Die Bedenken sind sicher nachvollziehbar, allerdings ist Jorg von Ancrath, der Prinz der Dornen, kein ganz gewöhnlicher Junge. Er ist als Thronfolger sehr gebildet und überaus intelligent, geradezu brilliant. Er kann gut mit Waffen umgehen und ist sehr geschickt. Zugleich von einem großen Hass beseelt und es gibt nur wenig, das ihm Angst macht. Durch seine geistige Überlegenheit, die Hintergrundgeschichte und seine Bereitschaft über Leichen zu gehen, um sein Ziel zu erreichen, wird sein Handeln und die Geschichte wieder glaubwürdig. Jorg kommt nicht als schwacher Charakter beim Leser an, sondern als einer, dem die Menschen (mehr oder weniger) gerne folgen. Lawrence schafft das auch wirklich glaubwürdig zu vermitteln. Jorg von Ancrath ist eine geradezu faszinierende Figur, die den Leser von der ersten Seite an in den Bann zieht.

Ein Zitat von Jorg (englische Originalausgabe), wie man den Teufelskreis des Hasses/der Vergeltung durchbricht:

„You know how to break the cycle of hatred?“ I asked.
„Love,“ said Gomst, all quiet-like.
„The way to break the cycle is to kill every single one of the bastards that fucked you over,“ I said. „Every last one of them. Kill them all. Kill their mothers, kill their brothers, kill their children, kill their dog.“

Jorg von Ankrath in Mark Lawrence: Prince of Thorns

Demnach hat man keine Rache mehr zu befürchten, wenn man seine Gegner restlos umbringt. Zwar ist es nicht die typische Handlungsweise, jedoch für Jorg absolut logisch. Eine Maxime nach der er leben kann.

Mark Lawrences Schreibstil ist fantastisch. Die Beschreibungen sind nicht platt, die Aussagen der Charaktere gut durchdacht und stimmig. Bisweilen kann man seinen Schreibstil sogar als „poetisch“ beschreiben.

Hate will keep you alive where love fails.

Prince Jorg of Ancrath

Die Art und Weise, wie er seine Charaktere sprechen und handeln lässt, zeugt von einem wohldurchdachten Exposé. Jedes Kapitel ist für sich spannend und hat eine klare Linie.

Zu Jorg von Ancrath kann man abschließend sagen, dass er zwar dem Leser als Teufel erscheinen mag, weil sein Handeln von Gewalt geprägt ist. Jedoch steckt weitaus mehr dahinter. Man lernt die Gründe für sein Tun kennen und verstehen, wenn man (so schreibt Mark Lawrence selbst) ein wenig „zwischen den Zeilen liest“ und sich versucht in seine Lage zu versetzen. Mir hat diese Umsetzung sehr gut gefallen.
Im Buch wird öfter erwähnt, dass Jorg von Ancrath Sokrates und Plato gelesen hat, sowie einige andere der großen Philosophen. Hierdurch schafft der Autor eine Verknüpfung zu unserer realen Welt. Es gibt auch keine neuen Götter. Im der Geschichte herrscht das Christentum vor und auch Jesus wird öfter erwähnt. Das mag zunächst verwirren, weil man glaubt die Geschichte spielt in einer Fantasywelt. Das tut sie trotzdem.

Mein Fazit

5 von 5 Sternen
5 von 5 Sternen

Mit der Handlung des Buches muss man zurecht kommen. Entweder man bricht das Buch nach einigen Seiten ab, weil es einem zu blutig oder abstrus wird, oder man ist fasziniert. Es sei gesagt, dass es sich bei dem Buch nicht um eine Blood-and-Gore-Szenerie handelt, wo es meist darum geht auf alles einzuschlagen und möglichst viel Blut über alle Seiten zu vergießen, also Gewalt der einzige Inhalt der Geschichte ist. Der Prinz der Dunkelheit ist ein Werk mit tiefgründigeren Ansätzen, die einem bisweilen auch zum Nachdenken anregen. Einfach nur lesenswert.

Mark Lawrence Debütroman gehört jetzt schon zu den Großen des Genre, die sich angenehm von der Masse abheben. Es ist eines der besten Büchern, die ich seit langem gelesen habe. Meine absolute Kaufempfehlung. Ich habe das englische Original gelesen. Wer einigermaßen Englisch kann, sollte sich (wie immer) das englische Original zulegen. Zur deutschen Übersetzung kann ich noch keine Aussage machen.

War, my friends, is a thing of beauty. Those as says otherwise are losing.

Prince Jorg of Ancrath

Jay

Covergalerie

4 Gedanken zu “Mark Lawrence: Prinz der Dunkelheit (Prince of Thorns)

  1. Hallo, ich hab das Buch noch nicht gelesen aber es hört sich super an. Allerdings wollte ich gerne ein Kommentar abgeben zu diesem Absatz:
    „Wenn man die Inhaltsbeschreibung des Buches so liest, dann kommt einem vielleicht zuerst folgender Gedanke: Ein 13-jähriger, der eine Mörderbande anführt, Dörfer niederbrennt und tötet, dass ist doch wohl (auch für Fantasy) ziemlich unglaubwürdig, schließlich ist er noch ein Kind. Kinder tun so etwas nicht. Kein Kind kann so brutal und psychisch stark genug sein das zu tun.“
    Das ist natürlich ein toller Gedanke das Kinder sowas nicht tun können aber leider falsch. Ich bin mir sicher das wird große Protest-schreie ernten aber: Kinder sind dazu fähig! Es wäre natürlich sehr schön wenn wir alle als kleine Engel auf die Welt kommen würden aber Fakt ist das Moral und Mitgefühl zu sehr großen teilen anerzogen ist. Natürlich gibt es wenige Aussnahmen von kleinen die sehr früh mitgefühl entwickeln aber jeder der mit Kindern arbeitet oder lebt z.B. Mütter wissen das Kinder: Tieren schmerzen zufügen, andere Kinder verletzten und erschreckend ehrlich sind. Wenn ein Kind dir sagt das es dich hasst dann stimmt das, in diesem moment zumindest, auch. Wir „Großen“ erklären den Kindern das Gewalt anderen wehtut. Verstehen tun es die kleinen wenn sie selber schmerzen erlebt haben. Das heißt aber nicht das sie dann direkt Mitgefühl haben und es lassen.
    Das passt jetzt sicher nicht hierher ich wollte es dennoch erwähnen da nicht nur das Umfeld sonder besonders! in jungen Jahren die Eltern dafür verantwortlich sind Moralvorstellungen weiter zu geben, zu erklären und zu vermitteln.

    1. Huhu Kawajashi,

      vielen Dank für deinen Beitrag. Ich gebe dir recht, was deine Einschätzung der kindlichen Psyche betrifft. Jorg von Angrath ist jedoch ein Extremfall, der sich nicht mit normalen Maßstäben messen lässt. Ich habe ja auch geschrieben „vielleicht“. Ich würde mich über deine Meinung freuen, wenn du das Buch gelesen hast und wünsche die viel Spaß dabei. Es ist wirklich sehr gut. 🙂

      Viele Grüße
      Jay

      1. Hallo Jay,

        keine Sorge, es hört sich spannend an und ich werde es mir auf alle Fälle demnächst kaufen 🙂
        Den Extremfall kann ich natürlich weder bestätigen noch verneinen da ich das Buch ja noch nicht gelesen habe.
        Auch wenn du „Vielleicht“ geschrieben hast, in den moment haben einfach meine Arlamglocken geläutet das vielleicht „unbedarfte“ Eltern / zukünftige Eltern das lesen und denken sie müssten keine Wert-/Moralvorstellungen vermitteln. Deswegen musste ich das einfach kommentieren *Hüstel*.
        Sobald ich das Buch gelesen habe melde ich mich sofort 😉

        Liebe Grüße
        Kawajashi

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