28. März 2024

Phantasmen von Kai Meyer

Kai Meyer: Phantasmen (2014) Hardcoverausgabe

Die Welt hat sich verändert. Achtzehn Monate ist es her, als die ersten Geister Verstorbener erschienen und mit ihrem diffusen Licht die Welt um sich erleuchteten. Mit jedem Toten sind es seither mehr geworden und auch die Geister der Vergangenheit kehren nach und nach zurück. Viele Millionen sind es inzwischen und ihr Leuchten macht in den großen Städten selbst die Nacht zum Tage. Die Menschen haben sich inzwischen an die Erscheinungen gewöhnt, die immateriell und still am Ort ihres Todes verharren und mit ausdruckslosen Mienen dem Lauf der Sonne folgen. Ausdrucks- und teilnahmslos.

Rain fährt mit ihrer Schwester Emma durch die Wüste von Tabernas im spanischen Andalusien, um die Geister ihrer Eltern zu sehen, die dort bei einem Flugzeugabsturz vor drei Jahren ums Leben kamen. Doch während die Geschwister von den Eltern Abschied nehmen, verziehen sich die Gesichter aller Geister plötzlich zu einem grauenhaften, bösartigen Lächeln. Ein Lächeln, dass Menschen in ihrer Nähe tötet…

Titel: Phantasmen Autor: Kai Meyer Verlag: Carlsen Seitenzahl: 400 Genre: Mystery Alter: 14-17 Erste Aufl.: 14. März 2014 Ausgaben: Hardcover, Taschenbuch, Hörbuch ISBN: 978-3551582928 (HC)

Zum Buch Phantasmen

Phantasmen ist ein eigenständiger Roman des Erfolgsautors Kai Meyer, der am 14. März 2014 beim Carlsen Verlag erschien. Die Hardcover-Ausgabe hat 398 Seiten und ist in 53 mehr oder weniger lange Kapitel unterteilt, wodurch sich das Buch gut „auf Raten“ lesen lässt. Ich fand das Design des Schutzumschlags sehr ansprechend. Die mystisch anmutenden Gesichter erinnern mich ein wenig an den Schutzumschlag von Neal Shustermans UnSouled.
Die Hardcover-Ausgabe hat eine sehr gute Qualität, wie man es von den großen deutschen Verlagen gewohnt ist.

Meine Meinung zu Phantasmen

Ich muss gestehen, dass ich vorher noch keine Bücher von Kai Meyer gelesen habe und gerade deshalb war ich mehr als gespannt auf diesen neuen Roman von ihm. Der Klappentext sprach mich sehr an, ebenso der schöne Schutzumschlag. Kai Meyer hat mir zudem das Buch auf der Leipziger Buchmesse signiert.

Kai Meyer: Phantasmen Signiert auf der Titelseite

Leider muss ich sagen, dass mich das Buch enttäuscht hat. Die Idee mit den Geistern und auch ihr böses, tödliches Lächeln hat mir sehr gefallen, jedoch fand ich die schriftstellerische Umsetzung in einigen Punkten nicht gelungen. Woran mag das liegen? Ich kann’s schwer beschreiben. Zunächst tat ich mir schwer eine Beziehung zu den Hauptcharakteren Rain, Emma und Tyler aufzubauen. Was mit ihnen geschieht (oder auch nicht geschieht) war mir über weite Teile der Handlung herzlich egal.

Zwar hat Kai Meyer beide Mädchen mit einer glaubwürdigen Hintergrundgeschichte ausgestattet, aber das allein konnte mich nicht für die Geschwister erwärmen. Eventuell lag es auch daran, dass alles aus der Perspektive von Rain erzählt wird, die natürlich sehr eingeschränkt ist.

Die Handlung des Buchs war durchaus abwechslungsreich, aber die Ereignisse konnten mich oft nicht fesseln. Ich war öfter versucht einfach ein paar Seiten querzulesen, bis endlich wieder etwas Interessantes passiert. Ich tat es nicht, jedoch ist allein die Versuchung für mich ein Zeichen von unnötigen Längen.

Die ganze Geschichte ist für mich auch zu wenig emotional. Die drei Protagonisten schlagen sich zwar durch die Gegend und trotzen allerlei Gefahren, allerdings läuft das alles so ziemlich ohne echte Emotionen ab. In meinen Augen hatte die Geschichte dadurch viel zu wenig Tiefgang. Die Beziehungen der Charaktere untereinander waren zwar immer wieder angedeutet, jedoch insgesamt mit zu wenig Gehalt und wurde von mir als Leser irgendwie auch als total irrelevant empfunden. So, als würde man drei Mäuse in einem Labyrinth voller Fallen beobachten, nur um zu sehen, ob sie den Ausgang erreichen. Der Tod eines Protagonisten hätte bei mir nur ein Schulterzucken hervorgerufen. Manche Dinge fand ich zudem ein bisschen unglaubwürdig beziehungsweise zu sehr konstruiert.

Spoiler

– Rain hatte in Afrika einmal ein sehr schlimmes Erlebnis mit Löwen, bei dem ihr Begleiter zu Tode kam. Ihre Angst vor Löwen ist daher nachvollziehbar. Alles klar. Dass sie dann aber Mitten in New York gleich auf ein ganzes Rudel Löwen trifft (die Tiere waren aus einem Zoo entkommen) und sich dabei natürlich ihren Ängsten stellen muss, fand ich zu sehr konstruiert.
– Rains kleine Schwester Emma (17 Jahre) erschießt in völliger Dunkelheit einen Mann mit einer Pistole, obwohl sie sonst nie mit Waffen zu tun hatte.
– Und selbstverständlich retten die drei Protagonisten durch ihr Tun die ganze Welt, die seit mehreren Jahren versucht sich gegen Abermillionen von Geisterwesen zu behaupten.

Die schaurigen Passagen sind v. a. die, bei denen die Geister plötzlich böse zu lächeln beginnen. Im weiteren Verlauf der Handlung geschieht das immer wieder, allerdings stumpft man als Leser mit der Zeit ab. Das gruselige Lächeln der Geister nimmt immer mehr die Rolle einer mehr oder weniger berechenbaren Zeitbombe ein. Dadurch verliert es leider mit der Zeit seine Wirkung als spannungserschaffendes Element. Die Charaktere haben das Lächeln nicht zu fürchten, wenn sie sich nur beeilen.

Unerwartete Wendungen gab es nicht allzu häufig. Die Geschichte war oft zu vorhersehbar. Das allein ist für mich eigentlich nicht so schlimm, solange die Atmosphäre im Roman stimmt. Leider hat mir die oft gänzlich gefehlt bzw. sie konnte mich nur selten für das Buch einnehmen. Phantasmen ist also kein Buch, dass ich in einer Nacht durchlesen konnte und wollte. Vielmehr musste ich bisweilen auch tagsüber dagegen ankämpfen, nicht beim Lesen einzuschlafen…

Mein Fazit

2 von 5 Sternen "Leider in einigen Punkten nicht überzeugend."
2.5 von 5 Sternen
„Leider in einigen Punkten nicht überzeugend.“

Das Buch hat eigentlich eine interessante Handlung und der Autor hatte viele gute Ideen, die mich jedoch nicht hinreichend in die Geschichte ziehen konnten. Die Charaktrere wirkten auf mich farblos, ihre Beziehungen untereinander hatten zu wenig Substanz. Das Buch konnte mich atmosphärisch einfach nicht fesseln und einige Längen zwangen mich des öfteren dazu eine kurze Pause einzulegen. Leider war Phantasmen deshalb nicht allzu überzeugend. Dennoch werde ich wohl noch andere Romane von Kai Meyer lesen in der Hoffnung, dass mich seine anderen Werke mehr begeistern können.

Jay

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