29. März 2024

Ursula Poznanski: Die Verratenen (Rezension)

Vertraue niemandem.

Ursula Poznanski: Die Verratenen
Ursula Poznanski: Die Verratenen Hardcover Loewe Verlag (2012)
Ursula Poznanski: Die Verratenen, Hardcover, Loewe Verlag (2012)

Die Welt in der Zukunft. Ein ruhiges und angenehmes Leben ist nur in den Sphären möglich, den riesigen Kuppeln, welche die neuen Städte der Menschen von der unwirtlichen und gefährlichen Außenwelt abschirmen und ihre Bewohner vor den aggressiven Clans außerhalb beschützen.
Sie gehören zu den besten Studenten der Akademie und haben Priviliegien in der beengten Welt ihrer Sphäre. Bei den Mitstudenten sind sie geachtet und beliebt und ihnen steht eine glänzende Zukunft bevor, bis zu jenem Tag, der ihr angenehmes Leben überraschend auf den Kopf stellt und sie zu Feinden der Sphären abstempelt. Ständig auf der Fluch vor den Häschern der Sphären müssen sie plötzlich in der kargen, verwaisten Außenwelt um ihr Überleben kämpfen. Auf sich allein gestellt suchen sie verzweifelt nach Erklärungen für ihren tiefen Fall, doch sie können sich nicht einmal mehr gegenseitig vertrauen. Sie sind die Verratenen.

Titel: Die Verratenen Autor: Ursula Poznanski Verlag: Loewe Reihe: Die Verratenen, #1 Seitenzahl: 464 Genre: Jugendbuch, Dystopie Alter: 14-17 Erste Aufl.: 09. Oktober 2012 Ausgaben: Hardcover, Taschenbuch, E-Book, Hörbuch ISBN: 978-3785575468 (HC), 978-3785579206 (TB)

Über das Buch und die Autorin

Ursula Poznanski wurde am 30. Oktober 1968 in Wien geboren und studierte dort an der Universität  über mehrere Jahre verschiedene Fächer, bis sie sich schließlich hauptberuflich dem Schreiben von Kinderbüchern widmete. So richtig bekannt wurde sie 2010 mit ihrem fantastischen Jugendthriller Erebos, der auch mehrere Preise gewann und unbestritten zu ihren besten Büchern gehört. Ursula Poznanski lebt mit ihrer Familie im Süden von Wien.
Mit Die Verratenen wagt sich Ursula Poznanski erstmalig an eine dystopische Trilogie. Das erste Buch, Die Verratenen, erschien 2012 als Hardcover beim Loewe Verlag und ist in 33 Kapitel mit insgesamt 461 Seiten unterteilt. Seit März 2014 ist auch eine günstigere, broschierte Ausgabe erhältlich. Zudem gibt es Die Verratenen als ebook und Audiobook. Das zweite Buch trägt den Titel Die Verschworenen, das dritte den Titel Die Vernichteten.

Meine Meinung

Ich habe von der Autorin bereits Erebos und Saeculum gelesen, zwei Bücher, die mich wirklich von der ersten bis zur letzten Seite fesseln konnten. An Schlaf war damals nicht zu denken. Entsprechend groß waren meine Erwartungen bei Die Verratenen, zumal ich Dystopien sehr gerne lese. Auch die Aussagen anderer Leser klangen vielversprechend, also ran an den Speck.

Leider muss ich sagen, dass ich von diesem ersten Band des Dreiteilers insgesamt ein wenig enttäuscht war, aber der Reihe nach. Gut fand ich zunächst den Einstieg in die neue Welt. Frau Poznanski hat ein großes Talent, wenn es um die Beschreibung des Rahmens ihrer Geschichten geht (world building). Seite für Seite führt sie den Leser in eine glaubwürdige dystopische Welt ein, baut sie Schritt für Schritt auf und legt dabei auch großen Wert auf kleinere Details (bis hin zur Namensgebung der Personen). Gut fand ich auch, dass die Handlung im deutschen Sprachraum spielt, weil der persönliche Bezug hier einfach größer ist. Die wichtigsten Charaktere werden eingeführt, wobei man insbesondere Ria gut kennenlernt, aus deren Perspektive die Geschichte geschrieben ist. Leider kommen die anderen Hauptcharaktere anfangs etwas kurz, aber ich hoffe auf etwas mehr Tiefe im weitern Verlauf der Handlung.

Frau Poznanski versteht es mit ihrem schnörkellosen Schreibstil die Geschichte voranzutreiben. Schon nach 50 Seiten steckt man als Leser mittendrin in der Verschwörung und Rias verzweifelten Versuchen einen Ausweg zu finden. Von da an geht es Schlag auf Schlag und die „Heldentruppe“ muss sich auf ihrer späteren Flucht immer wieder neuen Herausforderungen stellen. Die nahezu heile Welt, die die Autorin von Beginn an aufbaute, bekommt im späteren Verlauf immer mehr Risse und wirft nicht nur bei Ria und ihren Gefährten immer wieder Fragen und Zweifel auf. Eigentlich sollte das Spannung aufbauen, aber irgendwie konnte mich das Buch nicht immer so fesseln, wie es hätte sein sollen und wie ich es erwartet hätte. Vielleicht lag es auch daran, dass ich mit den Hauptcharakteren nicht so richtig warm wurde. Die Geschichte kam deshalb irgendwie nicht so recht von der Stelle. Vieles drehte sich zu sehr um Rias Gedanken und auch die Dialoge waren nicht sonderlich tiefgreifend. Eventuell hätte ein Perspektivenwechsel zu den anderen Charakteren hier mehr Spannung bewirken können. Aus Rias eingeschränkter Sicht waren mir ihre Gefährten, trotz der gemeinsamen Gegner und den vielen Härten, oft zu ichbezogen und verhielten sich nicht immer der bedrohlichen Situation angemessen. Allzu selten gab es ein Zusammenspiel in der Gruppe, wie man es hätte erwarten können. Gut, vielleicht war das beabsichtigt und ein stärkeres Gruppenbewusstsein entwickelt sich in Band 2.

Auf den letzten 100 Seiten plätscherte die Geschichte dann mehr oder weniger dahin. Zwar werden zum Schluss hin manche Dinge geklärt und auch neue Fragen aufgeworfen, aber das konnte leider nicht über etwas flachen Spannungsbogen der vorherigen Seiten hinweg helfen. Zudem wirkten einzelne Ereigisse auf mich wie Lückenfüller, um die Spannung hoch zu halten, allerdings mit nur wenig Relevanz für die weitere Handlung. Schade irgendwie.

3.5 von 5 Sternen "Ein Buch mit sehr guten Ideen, das leider nicht in allen Punkten überzeugen konnte."
3.5 von 5 Sternen
„Ein Buch mit sehr guten Ideen, das leider nicht in allen Punkten überzeugen konnte.“

Mein Fazit

Ich sehe Die Verratenen als guten Auftakt für den Dreiteiler, vielleicht als gute Hinführung zu den anderen beiden Bänden. Gutes Worldbuilding und interessante Ideen für die Handlung machen das Buch grundsätzlich lesenswert. Der Spannungsaufbau wirkte aber bisweilen etwas künstlich nach dem Motto „Jetzt müsste mal wieder etwas passieren…“. Die Geschichte kam vor allem zum Schluss hin kaum von der Stelle und zog sich etwas in die Länge. Leider fehlt es auch den meisten Hauptcharakteren in meinen Augen zu sehr an Tiefe und ich konnte zu ihnen auch kaum einen Draht finden, zumal manche ihrer Handlungen nicht immer ganz nachvollziehbar waren.
Ich hoffe nun, dass Die Verschworenen (Band 2) es schaffen wird mich mehr zu fesseln, was ich eigentlich von der Autorin gewohnt bin.

Jay

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