18. April 2024

Sie haben es verdient – Bücher auf meiner Re-Read-Liste

Hat jemand einen besseren Ausdruck für Re-Read parat? Für mich beschreibt diese englische Wortschöpfung eines der schönsten Dinge, die ein Bücherfreund tun kann. Bücher „wieder lesen“. Ihr alle kennt das sicher. Es gibt einfach Bücher und Reihen, die einem so unglaublich gut gefallen, dass man sie immer wieder lesen könnte. Manche meiner Bekannten lesen ihre Lieblingsbücher im Schnitt so einmal pro Jahr. Dazu gehören zum Beispiel solche großartigen Klassiker wie Der Herr der Ringe oder die Harry-Potter-Reihe. Sie faszinieren und fesseln ihre Fans dermaßen, dass diese ihnen nie überdrüssig werden.

J. R. R. Tolkien: Der Herr der Ringe, Jubiläumsausgabe – 50 Jahre deutsche Übersetzung, HC, Hobbit Presse, 2019

„Aber wäre das nicht reine Zeitverschwendung?“ wird vielleicht jemand fragen. Warum ein Buch nochmal lesen, dessen Ausgang man eigentlich schon kennt, wenn es doch soooo viele andere Bücher auf unserem SuB* gibt und der eh manchmal größer ist, als man ihn jemals in diesem Leben bewältigen könnte… (ich bräuchte für meinen rechnerisch etwa 25 Jahre)
Die Antworten sind schnell gegeben: Wir lieben unsere Helden und manchmal tut es uns weh, wenn wir uns am Ende eines Buches oder einer Reihe von ihnen verabschieden müssen. Jeder Re-Read bedeutet für mich ein Wiedersehen mit alten, lieb gewonnenen Bekannten. Auch entdecke ich bei einem Re-Read immer wieder neue Details, die mir vorher vielleicht entgangen sind. Ich sehe die Protagonisten, ihre Aussagen und Handlungen manchmal mit ganz anderen  Augen, wenn ich weiß, wie sich die Geschichte einige Seiten später entwickeln wird. Gerade die epischen Werke, wie Der Herr der Ringe, weist so viele unterschiedliche Facetten auf, dass man mit jedem erneuten Lesen neue Eindrücke bekommen und Details finden kann. Zumindest mir geht es so.

Tad Williams: Der Drachenbeinthron (c) Verlag Klett-Cotta
Tad Williams: Der Drachenbeinthron
(c) Verlag Klett-Cotta

Manche Bücher lese ich auch, weil es schon Jahrzehnte her ist, dass ich sie gelesen habe. Ich weiß, dass sie mir sehr gut gefallen haben, aber ich kann mich kaum an nähere Einzelheiten der Handlung erinnern. Ein Mehrteiler, den ich vor ziemlich genau 20 Jahren gelesen habe, ist Das Geheimnis der großen Schwerter von Tad Williams. Der erste Band der Reihe ist Der Drachenbeinthron und sollte jedem Fan guter Fantasy ein Begriff sein. Im Gegensatz zu damals werde ich den Vierteiler jedoch in englischer Sprache lesen und das ist ein weiterer Grund für einen Re-Read. Ich möchte meine Lieblingsbücher im Original lesen, so wie sie der Autor geschrieben hat. Einfach, weil ich es inzwischen kann und ich keine Übersetzung mehr benötige.

Dass sich der eigene Buchgeschmack auch ändern kann, merkt man dann, wenn einem ein Buch nicht mehr so gut gefällt, wie vor Jahren noch. Je mehr man liest, umso größer werden die eigenen Ansprüche an ein gutes Buch. Andererseits könnte einen auf einmal ein Buch begeistern, dass man vor Jahren noch schlechter bewertet hat. Vielleicht ist man für bestimmte Bücher einfach noch nicht reif genug, um die Intentionen des Autors und sein Buch zu verstehen. Bei Klassikern ist dies hin und wieder der Fall, weil der Schreibstil sich oft von dem der moderneren Literatur unterscheidet. Auch aus diesem Grund empfiehlt sich hin und wieder ein Re-Read, um dem Autor und seinem Buch eine zweite Chance zu geben.

Wie ist das bei euch? Was sind eure Lieblingsbücher und wie oft habt ihr sie gelesen? Gebt ihr einem Buch eine zweite Chance und welche Autoren/Bücher haben euch bei einem Re-Read positiv oder negativ überrascht? Ich freue mich über eure Kommentare.

Jay

*SuB = Stapel ungelesener Bücher

Ein Gedanke zu “Sie haben es verdient – Bücher auf meiner Re-Read-Liste

  1. Das Wiederlesen ist aus meiner Sicht absolut keine Zeitverschwendung. Bei einem Krimi, in dem es nur um die Auflösung des Mordes geht, ist ein Wiederlesen sicher kein großer Neugewinn, doch manche Bücher werden schon mit der Intention geschrieben, viele Kleinigkeiten zu einem großen Ganzen zusammenlaufen zu lassen. Wie es zum Beispiel in Harry Potter meisterhaft gelungen ist. Diese ‚Wie-Spannung‘ lässt einen stets auf Neue Gänsehaut bekommen. Man taucht in die Geschichten ab und kann sich vom Klang der Zeilen mittragen lassen, wie von einem Lieblingslied.
    Daneben gibt es bei mir aber auch Bücher, die ich gerne mal wieder lesen würde, mich aber nicht traue, weil sie ein ganz bestimmtes Gefühl in mir zurückließen. Da ist dann die Angst, dass ich sie, wenn ich sie Jahre später wieder lese, mit anderen Augen sehen könnte und vielleicht geht dann etwas von ihrem Zauber verloren. Keine Ahnung, wie ich es beschreiben soll …
    Auf jeden Fall gibt es glaube ich, auch für einen Autor kein schöneres Kompliment, als sein Buch wiederzulesen, denn es heißt irgendwo, er hat etwas Besonderes geschaffen und einen Eindruck hinterlassen, der von Dauer war. Er hat mit seinen Worten die Seele berührt.
    Es gibt wenige Bücher die das können, aber die, die das vermögen sind es in jedem Fall wert wieder und wieder und wieder gelesen zu werden.

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